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Madamebiscuit15

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2024

Erschütternd, aber extrem gut

Geordnete Verhältnisse
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Puh, diese Rezension fällt mir schwer, weil ich das Gefühl habe, das Gelesene nicht angemessen in Worte fassen zu können. Dieses Buch ist perfide, im besten und brutalsten Sinne. Es hat mir den Schlaf ...

Puh, diese Rezension fällt mir schwer, weil ich das Gefühl habe, das Gelesene nicht angemessen in Worte fassen zu können. Dieses Buch ist perfide, im besten und brutalsten Sinne. Es hat mir den Schlaf geraubt. Erst, weil ich es nicht weglegen konnte, es unbedingt fertiglesen musste und dann, weil an Schlaf nicht mehr zu denken war.

Lana Lux erzählt von der Freundschaft zwischen Philipp und Faina, abwechselnd aus seiner und ihrer Warte heraus. Dabei schafft sie es problemlos, dass ich anfänglich für beide unheimliches Mitgefühl und Verständnis empfunden habe. Philipp lebt mit seiner alleinerziehenden, alkoholkranken und gewalttätigen Mutter zusammen und lernt Faina in der Grundschule kennen. Sie kommt zu diesem Zeitpunkt mit ihrer streng konservativen Familie aus der Ukraine nach Deutschland. Die beiden werden beste Freunde, haben später auch eine Art Beziehung miteinander, bevor es zu einem Bruch kommt.
Als sie drei Jahre später ihre Freundschaft wiederaufleben lassen, wird das gesamte Ausmaß dieser toxischen Beziehung deutlich.

Dieses Buch veranschaulicht beängstigend gut, wie Abhängigkeit und Macht ineinandergreifen. Wie manipulativ und skrupellos Menschen vorgehen, um ihren Partnerin nicht zu verlieren. Wobei es hier definitiv nicht mehr um eine gesunde Beziehung oder Liebe geht, sondern um Besitz und Dominanz.

Dabei schreibt die Autorin schonungslos und direkt, was die Eindringlichkeit der Handlung intensiviert und mich Philipp und Faina unheimlich nahekommen lässt. Es kostet Nerven, diese Geschichte auszuhalten, auch an der Täterseite so unmittelbar teil zu haben. Gerade weil diese „Beziehungstaten“ so oder so ähnlich real passieren und Alltag sind.

Lana Lux ist für mich eine großartige Autorin, deren Geschichten mich jedes Mal bis ins Mark erschüttern. Sie lenkt unser Augenmerk auf Brennpunktthemen innerhalb unserer Gesellschaft, die immer noch zu häufig blinde Flecken sind.

Insofern spreche ich eine definitive Leseempfehlung aus, wenn Ihr Euch den Themen gewachsen fühlt.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Herrlich skurrile Komödie

Die Brontës gingen zu Woolworths
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Von Rachel Ferguson hatte ich bisher noch nichts gehört oder gelesen. Der Verlag legte mit den Brontes hier ihren zweiten Roman neu auf. Erstmals erschienen ist er bereits 1931 und in dieser Zeit spielt ...

Von Rachel Ferguson hatte ich bisher noch nichts gehört oder gelesen. Der Verlag legte mit den Brontes hier ihren zweiten Roman neu auf. Erstmals erschienen ist er bereits 1931 und in dieser Zeit spielt auch die Handlung der Geschichte.
Die drei Carne Schwestern und ihre Mutter leben in London und gehören der Mittelschicht an. Sie sind eine lebenslustige Truppe, die die Hauslehrerin an den Rand der Verzweiflung bringt. Denn die Frauen pflegen fiktive Freundschaften mit Personen aus der Oberschicht, unter anderem auch zu Richter Toddington. Als sie ihn und seine Frau eines Tages tatsächlich kennenlernen, kennt die Verwirrung keine Grenzen mehr.
Tatsächlich war ich mir zu Beginn auch nicht immer sicher, welche Menschen und Geschichten jetzt in der Realität spielen und welche nur fiktiv sind. Zum Glück klärt sich das dann aber auf und dem Lesevergnügen hat es nicht geschadet. Das liegt vor allem an der herrlich sarkastischen Sprache, die Rachel Ferguson an den Tag legt und auch ihren Figuren gönnt.
„Jetzt wollen wir uns Cocktails genehmigen, denn es kommt nicht oft vor, dass ich so klug bin und es dauert im Allgemeinen auch nicht lange, nicht wahr, Herbert?“ S.214
Die Damen sind herrlich exzentrisch und wunderbar modern in ihrem Denken und Handeln. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Roman fast 100 Jahre alt ist. Die beiden großen Töchter verdienen als Theaterschauspielerin und Journalistin ihr eigenes Geld und nehmen ihr Leben in die Hand. Natürlich spiegelt der Roman auch in vielen Situationen die damalige Zeit wieder, aber auf so eine skurrile und witzige Art, dass ich meist mit einem großen Schmunzeln gelesen habe.
Es ist ein kluger, feinsinniger Roman, der mich immer wieder an klassische Romane dieser Zeit denken ließ und doch ganz anders ist.
Ich empfehle ihn gerne allen, die Lust auf eine pointierte und intelligente Gesellschaftskomödie aus dem vorherigen Jahrhundert haben.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Eine Geschichte über Elefanten und Mutterliebe

Die Spuren meiner Mutter
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„Die Hoffnung ist ein Luftballon, immer nur einen Atemzug davon entfernt zu platzen.“ S. 395
Mein zweites Buch der Autorin und wieder hat sie mich mitgenommen in eine andere Welt. Sie kann unheimlich bewegende ...

„Die Hoffnung ist ein Luftballon, immer nur einen Atemzug davon entfernt zu platzen.“ S. 395
Mein zweites Buch der Autorin und wieder hat sie mich mitgenommen in eine andere Welt. Sie kann unheimlich bewegende und spannende Geschichten erzählen, die dabei noch richtig gut recherchiert sind. Das mag ich sehr bei ihr.
Dieses Mal geht es um die dreizehnjährige Jenna, die versucht ihre Mutter wiederzufinden, die vor 10 Jahren, nach einem tragischen Vorfall spurlos verschwand. Hilfe holt sie sich dabei von Privatdetektiv Virgil, ein erfolgloser, gegen seine Dämonen und Alkohol kämpfender, Privatdetektiv und dem Medium Serenity. Diese hat vor Jahren ihre Fähigkeit verloren und lügt somit ihren Kund:innen seitdem etwas vor. Jenna selbst ist absolut stur und unerschrocken, gleichzeitig unheimlich liebenswert.
Die Geschichte selbst wird abwechselnd aus einer der drei Perspektiven erzählt, womit es mir leichtfiel, mich in die Charaktere hineinzuversetzen. Zusätzlich werden immer wieder die Tagebucheinträge von Jennas Mutter Alice eingestreut, womit wir Lesenden erfahren, was vor ihrem Verschwinden wirklich passiert ist. Die Handlung entwickelt sich mit jedem Perspektivwechsel weiter und es werden immer mehr Zusammenhänge klar. Dabei baute sich für mich ein unerwarteter Spannungsbogen auf, so dass ich das Buch nur noch schwer aus der Hand legen konnte. Es gab immer wieder Wendungen mit denen ich nicht gerechnet hatte und so war ich fleißig am Vermutungen anstellen und musste gegen Ende feststellen, dass ich mit diesem Ergebnis nicht gerechnet hätte.
Froh war ich, dass der Roman nicht zu übersinnlich wurde, da hatte ich zu Beginn etwas Sorge.
Ein besonderer Gewinn für mich waren die Tagebuch-Kapitel, da es hier vor allem auch um die Erkenntnisse der Elefantenforscherin Alice ging. Jodi Picoult bringt uns dabei diese faszinierenden Tiere auf eine so berührende Weise nahe, dass ich mich mit einem großen Gefühl der Demut gegenüber den Elefanten zurückließ.
Jodi Picoult ist hier ein packender Roman gelungen, der das Thema Mutterliebe gekonnt in die Handlung mit einflicht und mir tolle Lesestunden beschert hat.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Packende Romance-Fantasy mit großartigen Drachen

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Nun ist es also auch mir passiert. Ich habe „Fourth Wing“ gelesen. Ach, was heißt gelesen?! Ich habe es verschlungen. Als ich es in die Hand nahm und nur einmal kurz die ersten paar Seiten anlesen wollte, ...

Nun ist es also auch mir passiert. Ich habe „Fourth Wing“ gelesen. Ach, was heißt gelesen?! Ich habe es verschlungen. Als ich es in die Hand nahm und nur einmal kurz die ersten paar Seiten anlesen wollte, hat dieser Fantasy-Roman mich sofort gepackt, in seine Welt gesogen und drei Tage später wieder losgelassen.
Der Inhalt dürfte inzwischen bekannt sein. Violet will/muss Drachenreiterin werden und kämpft dabei nicht nur um ihr Überleben, sondern auch gegen ihre Gefühle.
Tja, was ist es denn nun, was diese Geschichte so besonders macht? Für mich war es unter anderem der absolut packender Schreibstil der Autorin. Bereits die erste Prüfung Violets ließ mich den Atem anhalten und das ist mir im Verlauf noch öfter passiert. Ich mochte es, dass sie schlagfertig ist und durch ihren Verstand ihre Ziele erreicht. Ihre Figur entwickelt sich und war mir von Beginn an sympathisch.
Einen Vergleich zu anderen Fantasy-Romanen kann ich nicht ziehen, da dies nicht mein bevorzugtes Genre ist. Aber für mich ist es eine wirklich tolle Geschichte, die mir absolut Spaß gemacht hat zu lesen. Die Koexistenz mit den Drachen ist eine gelungene Idee und selbstverständlich hätte ich jetzt auch gerne einen.
Ansonsten bleibt mir nur zu sagen, macht Euch selbst ein Bild und wagt das Genre-Experiment. Die Geschichte ist perfekt um dem Alltag und der Realität für einige Stunden zu entfliehen. Einfach den Kopf ausschalten und ans War College reisen.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Frau-Sein und Familie in der heutigen Gesellschaft

Weiße Wolken
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Mich hat die Geschicht sofort in die Welt der drei Protagonist*innen mitgenommen. Es geht um Dieo und Zazie, Töchter einer exzentrischen deutschen Mutter und eines philosophisch-denkenden senegalesischen ...

Mich hat die Geschicht sofort in die Welt der drei Protagonist*innen mitgenommen. Es geht um Dieo und Zazie, Töchter einer exzentrischen deutschen Mutter und eines philosophisch-denkenden senegalesischen Vaters. Die beiden Schwestern verkörpern dabei zwei gegensätzliche Positionen, wie sie sich und ihr Leben innerhalb unserer Gesellschaft sehen.
Dieo, als berufstätige Mutter und Ehefrau, hadert maßgeblich mit den klassischen Rollenerwartungen einer Frau gegenüber.
Ihre jüngere Schwester fokusiert sich auf den Kampf gegen den herrschenden Alltagsrassismus und die damit verbundenen Stereotypen.
Simon, Dieos Ehemann, ist ein sehr sympathischer Charakter und wunderbar emanzipiert. Was nicht heißt, dass es keine Schwierigkeiten innerhalb der Ehe gibt oder Simon den "perfekten Mann" verkörpert. Sondern es ist einfach ein realistisches Beispiel einer modernen Familie.

Die Autorin hat einen anspruchsvollen, aber gut lesbaren Schreibstil und einen treffsicheren Blick auf unsere Gesellschaft, allen voran hier auf das Bildungsbürgertum. Gerade deshalb hat mir der Roman sehr viel Spaß gemacht und mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.

"Ja, Simon, du bist sozusagen intersektioal von sozialisatorisch bedingter Zerbrechlichkeit betroffen." S. 231

Gleichzeitig mochte ich die liebevolle Art, ihre Figuren zu beschreiben. Sie zeigt sie verletztlich und ungeschminkt, skizziert ein ehrliches Familienbild in den verschiedensten Facetten und auch die Liebe zwischen diesen Menschen bleibt immer spürbar.

Es ist eine Geschichte, die mich am Ende mit einem warmen Gefühl für diese große Familie zurücklässt. Sie zeigt, wie stark einen Menschen machen, die uns lieben, wenn wir sie lassen.

Ein Debüt, das ich sehr gerne weiterempfehle.

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