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Madamebiscuit15

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Drei Frauen auf der Suche nach ihrem Glück

Die Halbwertszeit von Glück
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Drei Frauen, drei Geschichten, die alle miteinander in Verbindung stehen. Ein Roman, der über gut 40 Jahre und in verschiedenen Ländern spielt. Was alle Frauen gemeinsam haben, ist, dass ihnen das Glück ...

Drei Frauen, drei Geschichten, die alle miteinander in Verbindung stehen. Ein Roman, der über gut 40 Jahre und in verschiedenen Ländern spielt. Was alle Frauen gemeinsam haben, ist, dass ihnen das Glück abhandengekommen ist.

Mylène lebt in Paris und wird bald heiraten. Doch dann erreicht sie ein Brief, der ihr komplettes Leben in Frage stellt.
1987 lebt Johanna in der DDR, zurückgezogen im Wald, als das Auftauchen einer jungen Frau sie zwingt, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen.
Und Holly, in Los Angeles, fühlt sich 2003 schuldig am Tod ihrer Arbeitskollegin.

Der Roman liest sich flüssig und leicht. Die Autorin hat einen bildhaften und angenehmen Schreibstil, dem ich gerne gefolgt bin. Sie beschreibt die Frauen auf sympathische und menschliche Weise. Dabei war mir Johanna und ihr Schicksal am greifbarsten. Ihre Geschichte konnte ich sehr gut nachempfinden. Mylène und Holly wirkten in einigen ihrer Entscheidungen und Verhaltensweisen doch sehr naiv auf mich. Phasenweise erinnerte mich der Plot hier fast an einen New Adult Roman.

Prinzipiell war die Handlung für mich relativ vorhersehbar, was aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch tat. Nur die Verbindung zwischen Holly und Mylène war für mich lange nicht durchschaubar. Alle drei Frauen stehen an einem Wendepunkt und sind auf der Suche.

„Glück mag vergehen, und lässt sich nicht festhalten, aber es ist kein Einzelgänger. Wenn ein Glück geht, kommt ein neues – nicht sofort vielleicht, aber irgendwann.“ S. 408

Ob sie es am Ende alle finden, müsst Ihr selbst erlesen. Abschließend kann ich sagen, dass ich das Buch gerne gelesen habe und es für mich schöne Lesestunden waren.
Nicht unerwähnt möchte ich den gelungenen Bezug zwischen Cover und Inhalt lassen, so etwas nimmt mich immer sehr für ein Buch ein.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Kluge, erschütternde und lesenswerte Kurzgeschichten

Nachbarn
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Es ist ein Band mit Kurzgeschichten, wobei die Autorin bereits mit 22 Jahren verstorbenen ist. Zu Lebzeiten veröffentlichte sie nur vier dieser Storys, in einer Zeit, in der das für eine PoC nicht selbstverständlich ...

Es ist ein Band mit Kurzgeschichten, wobei die Autorin bereits mit 22 Jahren verstorbenen ist. Zu Lebzeiten veröffentlichte sie nur vier dieser Storys, in einer Zeit, in der das für eine PoC nicht selbstverständlich war. Denn ihr Tod liegt bereits fast 60 Jahre zurück, zu einer Zeit in der die Rassentrennung in USA immer noch zur Tagesordnung gehörte.

Nicht alle ihrer Geschichten befassen sich dabei vordergründig mit diesem Thema, wie „Vor der Dämmerung“, in der es um einen Restaurantbesuch junger Aktivist*innen geht. Aber im Kontext ist die Hautfarbe ihrer Figuren immer präsent. Die Autorin schreibt über Alltagssituationen:                
Ein Arztbesuch mit den Kindern,
ein Schüleraustausch in die Schweiz,
das erste Semester an der Universität,
oder über völlig überarbeitete, alleinerziehende Mütter und ihre Kinder

Dabei ist ihr Schreibstil klar und unaufgeregt. Durch ihre lakonische Schilderung der Situationen hält sie der Gesellschaft einen Spiegel vor und benötigt keine wörtliche Anklage um auf die herrschenden Missstände aufmerksam zu machen.

Viele der Geschichten haben mich sehr betroffen gemacht. Es ist beschämend, wie wir Menschen miteinander umgingen und es, leider, immer noch tun. Ein, zwei ließen mich geschockt zurück und wirklich keine einzige war dabei, mit der ich gar nichts anfangen konnte.

Literarisch ist diese Entdeckung ein ganz großer Gewinn und der frühe Tod von Diane Oliver ein großer Verlust. Ihre Geschichten sind mutig, ehrlich und ungeschönt. Sie zeigen einmal mehr, dass wir im Inneren alle gleich sind, mit denselben Nöten, Herausforderungen, Wünschen und Träumen, egal wie unsere Hülle aussieht. Aber wie viel schwerer vielen das Leben durch ihre Außenhaut gemacht wird.

Lest diesen Band und entdeckt diese großartige Stimme der Literatur.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Auf der Suche nach Zugehörigkeit

Kantika
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Das Cover finde ich absolut ansprechend. Die maurischen Fliesen lassen mich sofort an Spanien und den Orient denken. Womit ich gedanklich von Beginn an im richtig Setting war.
Inhaltlich begab ich mich ...

Das Cover finde ich absolut ansprechend. Die maurischen Fliesen lassen mich sofort an Spanien und den Orient denken. Womit ich gedanklich von Beginn an im richtig Setting war.
Inhaltlich begab ich mich dabei mit Rebecca auf eine Reise von der Türkei aus über Barcelona und Kuba bis nach New York. Für sie selbst ist es dauerhaft eine Suche nach einem Zuhause und dem Gefühl der Zugehörigkeit. Der Grund dafür ist, wie in so vielen Geschichten, ihr Glaube. Ihre Familie und sie selbst sind Juden.
Elizabeth Graver zeigt in diesem Roman, der nicht nur fiktional, sondern zu Teilen auf den Erinnerungen ihrer Großmutter und anderer Familienmitgliedern beruht, ein weiteres Kapitel der Judenverfolgung auf, das mir bisher nicht bekannt war. Zeitlich umfasst es dabei die erste Hälfte des 20igsten Jahrhunderts.
Rebecca wird als eine sehr starke und bewundernswerte Frau dargestellt. Die es in dieser Zeit nicht nur schafft sich als Witwe um ihre Kinder zu kümmern, sondern zeitweise auch erfolgreich ein kleines Unternehmen führt.
Bis sie zu ihrem zweiten Mann in die USA emigriert, stellt sie dabei auch erzählperspektivisch die Hauptperson dar. Ab dann rücken ihr Sohn David und ihre Stieftochter Luna in den Fokus, was mir gut gefallen hat. Auch hier wird einmal mehr Rebeccas unglaubliche Willensstärke und Durchhaltevermögen sichtbar.
Der Autorin ist ein Generationenroman gelungen, der ehrlich aufzeigt, was Flucht und Vertreibung mit Familien macht und gleichzeitig Verständnis und Bewunderung schafft.
Ein Buch, das ich gerne gelesen habe und definitiv empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Gelungener und tiefgehender Roman über Schwestern und Liebe

Hallo, du Schöne
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Willkommen bei den Padavanos. Eine Familie, in der vor allem die vier Schwestern unzertrennlich erscheinen. Sie wirken wie ein vierblättriges Kleeblatt, jede individuell, aber nur zusammen sind sie wirklich ...

Willkommen bei den Padavanos. Eine Familie, in der vor allem die vier Schwestern unzertrennlich erscheinen. Sie wirken wie ein vierblättriges Kleeblatt, jede individuell, aber nur zusammen sind sie wirklich komplett. In diese Verbindung wird William Waters aufgenommen, als er Julia an der Universität kennenlernt und die beiden ein Paar werden. Dabei erfährt er das erste Mal in seinem Leben, was es heißt zu einer Familie dazuzugehören und angenommen zu werden.
 
Wer jetzt vermutet, dass dieser Familienroman sehr watteweich und kuschelig ist und wir bereits beim Happy End angekommen sind, wird eines Besseren belehrt.
Ann Napolitano hat hier einen gefühlvollen und tiefgehenden Roman über Geschwisterliebe, Familie und Beziehungen geschrieben. Sie zeigt ehrlich auf, dass selbst das stärkste Band zerreißen kann, wenn eine von beiden Parteien sich abwendet.
Die vier Schwestern sind dabei sehr unterschiedlich in ihren Verhaltensweisen und Charakteren, was die Autorin durch die wechselnde Erzählperspektiven noch anschaulicher verdeutlicht. Ihre Eltern sind im Roman schnell nur noch Randfiguren innerhalb der Handlung. Ihr Einfluss auf die Frauen allerdings ist tiefgreifend und durchgehend spürbar. Dass gerade der Vater so einen positiven und prägenden Einfluss auf seine Töchter hat, gefiel mir sehr gut. Denn häufig wird mehr die Mutter-Tochter-Beziehung analysiert.
 
Auch das Thema Depression beleuchtet Ann Napolitano sehr sensibel und nachvollziehbar, was ich als große Stärke dieses Romans empfunden habe. Sie stellt sowohl die Sicht der betroffenen Person dar, als auch die Auswirkungen für die Menschen im engen Umfeld.

Sprachlich hat mich diese Geschichte sehr für sich eingenommen. Die Autorin schreibt sehr feinfühlig und menschlich über ihre Protagonist*innen. So ist es für mich nicht überraschend, dass mir nicht alle Personen sympathisch waren, ich mit anderen aber sehr mitgefühlt habe. Immer wieder offenbarten sich mir fast poetische oder philosophische Satzperlen, die ich mehrmals gelesen habe.
 
„Es ist interessant, dich neu kennenzulernen, nachdem ich schon so lange Teil deines Lebens bin.“ S. 274
 
Wenn Ihr Lust auf einen unsentimentalen, aber berührenden Familienroman habt, der ehrlich Zerwürfnisse zwischen Menschen beschreibt, aber doch hoffnungsvoll bleibt, dann kann ich ihn Euch wirklich nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Erschütternd, aber extrem gut

Geordnete Verhältnisse
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Puh, diese Rezension fällt mir schwer, weil ich das Gefühl habe, das Gelesene nicht angemessen in Worte fassen zu können. Dieses Buch ist perfide, im besten und brutalsten Sinne. Es hat mir den Schlaf ...

Puh, diese Rezension fällt mir schwer, weil ich das Gefühl habe, das Gelesene nicht angemessen in Worte fassen zu können. Dieses Buch ist perfide, im besten und brutalsten Sinne. Es hat mir den Schlaf geraubt. Erst, weil ich es nicht weglegen konnte, es unbedingt fertiglesen musste und dann, weil an Schlaf nicht mehr zu denken war.

Lana Lux erzählt von der Freundschaft zwischen Philipp und Faina, abwechselnd aus seiner und ihrer Warte heraus. Dabei schafft sie es problemlos, dass ich anfänglich für beide unheimliches Mitgefühl und Verständnis empfunden habe. Philipp lebt mit seiner alleinerziehenden, alkoholkranken und gewalttätigen Mutter zusammen und lernt Faina in der Grundschule kennen. Sie kommt zu diesem Zeitpunkt mit ihrer streng konservativen Familie aus der Ukraine nach Deutschland. Die beiden werden beste Freunde, haben später auch eine Art Beziehung miteinander, bevor es zu einem Bruch kommt.
Als sie drei Jahre später ihre Freundschaft wiederaufleben lassen, wird das gesamte Ausmaß dieser toxischen Beziehung deutlich.

Dieses Buch veranschaulicht beängstigend gut, wie Abhängigkeit und Macht ineinandergreifen. Wie manipulativ und skrupellos Menschen vorgehen, um ihren Partnerin nicht zu verlieren. Wobei es hier definitiv nicht mehr um eine gesunde Beziehung oder Liebe geht, sondern um Besitz und Dominanz.

Dabei schreibt die Autorin schonungslos und direkt, was die Eindringlichkeit der Handlung intensiviert und mich Philipp und Faina unheimlich nahekommen lässt. Es kostet Nerven, diese Geschichte auszuhalten, auch an der Täterseite so unmittelbar teil zu haben. Gerade weil diese „Beziehungstaten“ so oder so ähnlich real passieren und Alltag sind.

Lana Lux ist für mich eine großartige Autorin, deren Geschichten mich jedes Mal bis ins Mark erschüttern. Sie lenkt unser Augenmerk auf Brennpunktthemen innerhalb unserer Gesellschaft, die immer noch zu häufig blinde Flecken sind.

Insofern spreche ich eine definitive Leseempfehlung aus, wenn Ihr Euch den Themen gewachsen fühlt.

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