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Veröffentlicht am 14.02.2024

Der Überlebenswille einer tapferen jungen Frau - nach einer wahren Begebenheit

Am Himmel drei Sterne
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Mit diesem Buch wurde die beeindruckende Lebensgeschichte einer tapferen jungen Frau verfasst, die bei der Aushebung Anfang 1945 mit ihrer kränklichen Schwester und vielen anderen aus Siebenbürgen zur ...

Mit diesem Buch wurde die beeindruckende Lebensgeschichte einer tapferen jungen Frau verfasst, die bei der Aushebung Anfang 1945 mit ihrer kränklichen Schwester und vielen anderen aus Siebenbürgen zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt wurde als Wiedergutmachung für das, was die Deutschen den Russen angetan haben.

In diesem Roman wird sie Selma Benning genannt und aus der Unbeschwertheit ihrer Jugend und der gerade beginnenden Romanze wird ein Weg des Schreckens und der Grausamkeit. Immer um die Gesundheit ihrer Schwester Irma besorgt, kümmert sich Selma trotz aller Nöte, Umstände und Gefahren liebevoll um die Sicherheit und den Schutz von Irma. Tapferkeit, Mut und Selbstbewusstsein trotz vieler Rückschläge, Erpressungen, Lebensgefahr und Härte zeichnen das Bild einer Frau, die hinter die Fassaden der Befehlshaber blickt, die an die Menschlichkeit und Moral appelliert, auch wenn der Erfolg weit entfernt scheint und sie oft verzweifeln lässt.

Auf den Titel des Buches wird in der Handlung näher eingegangen und für mich ein tolles Symbol für all das, was Menschen in dieser düsteren Zeit erleben mussten.

Ich mochte den Schreibstil, der trotz aller rauen Umstände auch gefühlvoll war, wo man trotz aller unmenschlichen Behandlungen Hoffnung und Überlebenswillen verspürt.

Auch wenn gewisse Abläufe etwas abgeändert wurden, so ist dies ein eindringlicher, nachdenklich stimmender Roman, der nicht einfach nur eine spannende historische Ära abhandelt, sondern wo innere Werte mit äußeren Rahmenbedingungen kollidieren und zeigen, dass es immer wieder Menschen gab, die dem System und der Verlogenheit von Machenschaften trotzten, auch wenn ihr Leben dabei auf dem Spiel stand.

„Der Krieg hat vieles kaputt gemacht, aber die eigentliche Zerstörung fand in den Herzen der Menschen statt“ ist nur eine von vielen bedeutenden Aussagen, die das ganze Ausmaß von Hass, Rache und Zerstörung zusammenfasst.

Genau diese Geschichten helfen uns, aufzuarbeiten, zu verstehen, nie zu vergessen und so schrecklich und grausam diese Epoche auch ist, diese Menschen mit all ihrem Lebenswillen, ihrer Tapferkeit zu ehren und in Erinnerung zu behalten. Das hat die Autorin auf ergreifende, wundervolle Weise geschafft und bei mir ein Gefühlschaos ausgelöst, bei dem ich mich so intensiv in Selma versetzen konnte, ihre Tränen, Ängste, Verzweiflung und den unbändigen Willen spüren konnte, aus dieser Hölle wieder nach Hause kommen zu können.

Absolute Leseempfehlung und ein wichtiges Buch gegen das Vergessen, ebenso wie viele Personen, die auf ihre Weise dazu beigetragen haben, Wiedergutmachung zu üben und alles riskiert haben.

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Veröffentlicht am 13.02.2024

Das Wechselspiel der Farben - ein Leben voller Veränderungen - bezaubernder Debütroman

Die Farben des Sees
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Genauso wechselhaft wie die Farben des Sees sind auch die Emotionen und Gefühle von Matilda, die die beendete Beziehung zu ihrem Freund Max verkraften muss und zusammen mit ihrer Schwester das Häuschen ...

Genauso wechselhaft wie die Farben des Sees sind auch die Emotionen und Gefühle von Matilda, die die beendete Beziehung zu ihrem Freund Max verkraften muss und zusammen mit ihrer Schwester das Häuschen ihrer Oma Enni am Bodensee geerbt hat.

Immer wieder tauchen blasse Erinnerungen an Oma Enni auf, ebenso wie wenige Erlebnisse an die Kindheit dort zusammen mit ihrer Schwester, Erinnerungen die wie Dias vor Matildas Augen vorüberziehen.

Frustriert, einsam, ratlos, wie gefangen in einer leeren Hülle und ohne zu wissen, wie es weitergeht, macht sie sich auf die Suche nach Antworten und Erklärungen und versucht die Ungewissheit der Zukunft und die trüben Gedanken auszublenden.

Ein kleines Medaillon zusammen mit einem Bild und einem unbekannten Namen verändert plötzlich alles und stellt sie vor die Frage, was Liebe eigentlich genau bedeutet? Wer oder was spielt dabei eine Rolle?

Dieses Buch trägt eine gewisse Melancholie und in fast schon poetischer Form erfährt man mehr über Matildas Zerrissenheit zwischen Erinnerungen von Vergangenem und der Suche nach dem, was noch kommen mag.

Die innere Unruhe treibt sie immer wieder an den See, um Antworten zu finden, mit der zeitgleichen Sehnsucht nach Wärme, Liebe und Geborgenheit.

Jedes Kapitel beginnt mit der Beschreibung des Sees in beeindruckender Weise, die sofort Bilder im Kopf entstehen lässt und sämtliche Sinne anregt. Das Buch ist anders als erwartet, sanft, feinsinnig und doch gleichzeitig so unendlich traurig und emotionsgeladen. Gerade diese zauberhaften manchmal vielleicht auch etwas nüchtern wirkenden Wechsel machen das Buch so authentisch, zeigen eine verzweifelte Frau und ihre Sehnsucht nach Liebe mit einem regelrechten inneren Farbspektakel.

Mit dem eindrucksvollen Cover erlebt man eine schöne Geschichte über die Verarbeitung von Verlusten, dem Loslassen und Ankommen und der Suche nach sich selbst und der Bedeutung von Liebe in jeglicher Form.

So verschieden die Farben eines Sees sind, so steckt auch das Leben voller Veränderungen, in denen wir die Wahl haben, uns für die eine oder andere Richtung zu entscheiden.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Liegt das Glück wirklich in den Sternen? Schicksalsroman mit Gänsehautfeeling

Was die Sterne dir schenken
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Die beiden Schwestern Lexi und Amelia haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Als Amelia eines Tages am Strand gefunden wird und reanimiert werden ...

Die beiden Schwestern Lexi und Amelia haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Als Amelia eines Tages am Strand gefunden wird und reanimiert werden muss, lässt Lexi in New York alles stehen und liegen, um nach Somerset zu fliegen und ihrer Schwester beizustehen. Doch dort angekommen, scheint ihre Schwester einige schwerwiegende Veränderungen durchgemacht zu haben, was bei der Diagnose passieren kann. Ihr Gedächtnis entwickelt falsche Erinnerungen für Dinge, die eigentlich nie passiert sind. Detailliert schildert sie ihren Ehemann und dessen Hund, gemeinsame Erlebnisse und kann ihn sogar zeichnen. Allerdings gibt es ihn gar nicht.
Lexi und ihre Mutter sollen auf Anraten der Ärzte und zur besseren Genesung diese Erinnerung wachhalten und so tun, als wenn es echt wäre. Während sie im Cottage ihrer Schwester wohnt, trifft sie eines Tages einen Mann am Strand, der auf die Beschreibung genau passt – aber er heißt nicht Sam, sondern Nick und ist ihrer Schwester noch nie begegnet…

Die Geschichte klingt im ersten Moment kurios und verrückt, ist aber durch das, was Amelia geschehen ist, psychologisch wirklich möglich - Gedächtnislücken werden aufgefüllt mit für echt empfundenen Erlebnissen und die Autorin hat das genial in die Geschichte eingebaut.

Die Zerrissenheit von Lexi, die ihre Schwester über alles liebt und auch alles für sie tun würde, um sie wieder gesund und glücklich zu machen ist sehr emotional beschrieben. Ich konnte so nachvollziehen, welche Achterbahnfahrt der Gefühle sowohl die Mama als auch Lexi durchmachen, zumal sie auch den Verlust des Vaters verkraften mussten.

Als Lexi mit Nick eine Idee entwickelt, um die Erinnerungen Amelias lebendig zu halten und ihr Hoffnung zu geben, merkt sie, in welchem Dilemma sie steckt. Ihre eigenen Gefühle zugunsten der ihrer Schwester opfern? Die Wahrheit aussprechen oder zurückstecken und auf die Liebe verzichten?

Ich hab schon mehrere Romane der Autorin gelesen, die für ihren Herzschmerzstil bekannt ist und auch hier erlebt man etliche Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hat und die mir am Ende das Herz zerrissen haben.

Die Charaktere sind so liebevoll und besonders, gerade Nick hat mir unglaublich gut gefallen, der eine Stärke und Selbstlosigkeit zeigt, auch wenn man spüren kann, wie suspekt das alles auch für ihn ist. Auch der grummelige Nachbar Tom ist für mich ein passender Fels in der Brandung und geben der Geschichte noch mehr Tiefe.

Auch wenn es nicht der stärkste Roman ist, finde ich die Idee und Umsetzung dennoch gelungen und da ich es zeitgleich gehört habe, muss ich sagen, dass es als Hörbuch noch intensiver wirkt und die Sprecherin Nora Jokhosha das in einer Art transportiert, die mir so manche Gänsehaut verschafft hat und die Momente und Stimmung super eingefangen hat.

Trotz des ungewohnten und etwas seltsam wirkenden Handlungsverlaufs interessieren mich solche medizinischen Besonderheiten sehr und ich finde es gut, dass auch solche Themen in Büchern ihren Platz finden.

Für mich auf jeden Fall eine lesenswerte Geschichte!

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Veröffentlicht am 09.02.2024

Der Holocaust aus der Sicht eines kleinen Jungen - Aufarbeitung für Alt und Jung

Der Junge im gestreiften Pyjama
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Das Buch hab ich schon so häufig gesehen und es mir dann als Hörbuch angehört, was mich so mitgenommen und gleichzeitig berührt hat, dass ich mir Buch und Film auch gleich gekauft habe.

Was für eine Message ...

Das Buch hab ich schon so häufig gesehen und es mir dann als Hörbuch angehört, was mich so mitgenommen und gleichzeitig berührt hat, dass ich mir Buch und Film auch gleich gekauft habe.

Was für eine Message des Autors, die er selbst so zusammenfasst: „Wenn du dieses Buch zu lesen beginnst, wirst du früher oder später an einem Zaun ankommen. Zäune wie diese existieren überall. Wir hoffen, dass du niemals einem solchen Zaun begegnest.“

Der kleine 9-jährige Junge Bruno muss eines Tages mit seiner Familie das große, geräumige Haus in Berlin verlassen und an einen tristen, grauen Ort umziehen, umgeben von komischen Zäunen und Auswisch genannt. Kein vernünftiger Garten, getrennt von seinen besten Freunden, ständig im Streit mit seiner etwas älteren Schwester, das Dienstmädchen erzählt auch nicht viel und Vater blüht in seiner neuen Rolle ganz auf, während seine Mutter immer unzufriedener wird.

Mit kindlicher Neugier erlebt man diesen arglosen, aber wissbegierigen Jungen, der keine Erklärung dafür hat, was sein Vater eigentlich arbeitet, was diese Zäune bedeuten und warum die Menschen auf der anderen Seite alle einheitlich und ganz traurig aussehen.

Die Welt des Holocausts besonders um das Lager Auschwitz aus der Sicht eines kleinen Jungen zu erleben, mit all seinen Ideen, Ängsten, Vorstellungen und Träumen hat mich wirklich begeistert und zugleich auch sehr nachdenklich gestimmt.

Seine Begegnung mit dem gleichaltrigen Jungen Schmuel, der auf der anderen Seite des Zauns sitzt, hat mir echt das Herz zerrissen. Man spürt, dass Schmuel wesentlich reifer ist und seinen neuen Freund auf der anderen Seite schützen und nicht schockieren möchte.

Es ist so viel mehr als einfach eins der vielen Holocaustbücher, denn was haben all die schrecklichen Erlebnisse mit den Kindern auf beiden Seiten angestellt.

Rassentrennung, Diskriminierung, Völkermord unter dem Deckmantel falscher Anschuldigungen – wer legt fest, was richtig und falsch ist, welchen Wert eine Person hat. All das erlebt man durch Bruno und seine vielen Fragen, der einfach nicht verstehen kann, warum Menschen grausam behandelt werden und ein blöder Zaun Freunde voneinander trennt.

Die Tränen fingen dann an zu laufen, als ich den Schluss gehört habe – eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe, die aber zeigt, was Fanatismus und Ignoranz anrichten kann.

Ein großartiges Buch was ich wirklich nicht nur Erwachsenen, sondern auch älteren Schülern empfehlen kann, denn wie oft bauen wir Zäune um uns herum, in welcher Gefahr schweben wir auch heute noch, wieder zu trennen und Unterschiede zu machen. Ein Buch, dass in jeden Unterricht gehört – als moralischer Wecker, Wegweiser und Warnschild.

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Veröffentlicht am 08.02.2024

Schöner gelungener Abschluss der berühmten Kinderklinik Reihe

Kinderklinik Weißensee – Geteilte Träume (Die Kinderärztin 4)
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Der zweite Weltkrieg ist vorbei, doch der Krieg hat vieles verändert, nicht nur die Menschen, sondern auch Berlin. Streitigkeiten führen dazu, dass Ost und West geteilt werden, Zwangsenteignungen und Haftstrafen ...

Der zweite Weltkrieg ist vorbei, doch der Krieg hat vieles verändert, nicht nur die Menschen, sondern auch Berlin. Streitigkeiten führen dazu, dass Ost und West geteilt werden, Zwangsenteignungen und Haftstrafen trennen Familien. So auch die Ärztin Marlene, die in einer Nacht und Nebelaktion nach Westberlin flüchten muss und dort von weiteren Schicksalsschlägen getroffen wird.

Währenddessen sind ihre Schwester Emma und deren Tochter Lissi, die als Assistenzärztin in der Kinderklinik Weißensee beginnt, nicht nur mit dem Zerfall des Gebäudes beschäftigt, sondern auch mit den ersten Poliofällen konfrontiert, die immer größere Ausmaße annehmen. Das belastet sie selber, da auch sie von dieser Krankheit gezeichnet ist.
Glücksgefühle, Zweifel, Streitigkeiten und familiäre Problemen wechseln sich ab und im Ärztealltag gibt es so einige Zwischenfälle und Misserfolge.

Gerade die engagierte Lissi, die ihren kleinen Patienten den Klinikaufenthalt mit spannenden Geschichten, Musik und Tiertherapie angenehmer machen möchte, merkt schnell, dass nicht alles so glatt und unkompliziert verläuft, sowohl in Sachen Liebe als auch im gesundheitlichen Bereich, so dass schon bald Hoffnungen und Träume in weite Ferne rücken.

Was für ein schöner Abschluss dieser Kinderkrankenhaus Reihe, der mit vielen Aufs und Abs, Abschieden, schönen und traurigen Momenten, Enttäuschungen und etlichen Überraschungen endet.
Man erlebt Charaktere, die trotz aller Stärke und Souveränität auch Schwächen zeigen, sich selbst im Weg stehen und erst durch viele Unglücke merken, was Familie, Freundschaft und Zusammenhalt ausmacht, selbst wenn Meinungen auseinander gehen. Genau diese Entwicklung macht sie auf ihre unperfekte Art so liebenswert, auch wenn man ab und zu den Kopf schüttelt, weil sie sich so kindisch, trotzig und uneinsichtig verhalten.

Die Mischung zwischen Klinikalltag, der medizinischen Entwicklung und Forschung, der politischen Veränderungen und Trennung zwischen BRD und DDR hat die Autorin klasse in diese wundervolle, gefühlvolle und bewegende Geschichte mit all ihren verschiedenen Persönlichkeiten eingebunden. Irgendwie will man noch gar nicht Abschied nehmen, hat man sich im Laufe der Zeit doch wie ein Teil der Geschichte gefühlt, mit den kleinen Patienten gelacht, geweint, gehofft und gebangt und dabei die großen und kleinen Helden ins Herz geschlossen.

Eine empfehlenswerte Reihe die man eigentlich nicht beenden möchte.

Erlebe Beppo und Paulinchen, Rita und Rolf und natürlich unsere Romanlieblinge Marlene und Emma in dem großen Finale der Kinderklinik Weißensee.

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