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Veröffentlicht am 06.06.2023

die wilden 60er und der Drang nach Freiheit - unterhaltsamer 3.Teil der Gutsherrin-Saga

Der Freiheit entgegen (Die Gutsherrin-Saga 3)
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Dies ist schon der 3.Teil der Gutsherrin-Saga, in dem wir im Vergleich zu den vorangegangenen mehr über Dora Twardys Stieftochter Clara erfahren. Der Krieg ist vorbei und die 60er Jahre sind angebrochen. ...

Dies ist schon der 3.Teil der Gutsherrin-Saga, in dem wir im Vergleich zu den vorangegangenen mehr über Dora Twardys Stieftochter Clara erfahren. Der Krieg ist vorbei und die 60er Jahre sind angebrochen. Für viele Motivation, sich frei und unabhängig zu fühlen.

Das spürt man auch bei den Entscheidungen, die sowohl Clara als auch ihre Freundinnen Sanni und Maria treffen.Angeheizt von Claras Freund Freddy zieht es sie nach Hamburg, in der Meinung, dort eher den Traum als Fotografin verwirklichen zu können.

Während der Zeit von Marilyn Monroe, Westside Story, Twistdance, der Antibabypille, den Beatles, und dem Besuch von John F.Kennedy begleiten wir sie auf ihrem Weg zur erhofften Freiheit, die so ganz anders verläuft als sie es sich vorgestellt hat.

Immer noch herrscht das Denken vor, dass Frauen heiraten, Kinder bekommen und sich um den Haushalt kümmern, deshalb ist es nicht so einfach, beruflich vorwärts zu kommen, was auch Clara ziemlich schnell feststellen muss.

Die drei Frauen könnten gar nicht unterschiedlicher sein und jede hat mit den momentanen Umständen zu kämpfen. Die Entwicklung der drei ist interessant und überraschend, obwohl für mich die Geschwister Maria und Dino aus Italien die stärksten Rollen eingenommen haben. Beide haben das Restaurant ihres Onkels Bella Napoli in Hamburg übernommen und sind so charakterstark, so liebenswert und haben Clara und Sanni so viel Unterstützung gegeben, trotzdem es für sie auch alles andere als leicht ist, gerade auch mit der sprachlichen Barriere. Ihr Akzent hat die Geschichte richtig aufgelockert und unterhaltsam gemacht und besonders Marias steigendes Selbstbewusstsein hat mir so gefallen.

Dagegen fand ich das teils sehr egoistische Verhalten von Clara und Sanni nicht immer nachvollziehbar, vieles hat mich verwundert, besonders die Naivität und auch, dass gerade Clara trotz ihrer jungen Jahre einfach so nach Hamburg gehen und dortbleiben durfte, obwohl sie noch gar nicht volljährig war und die Eltern das einfach so unterstützt haben. Einerseits wollen sie schon so erwachsen sein, doch ihr Handeln ist teilweise noch sehr kindisch, egoistisch und leichtgläubig. Dadurch fiel es mir ziemlich schwer, mit Clara richtig warm zu werden. Ebenso auch Freddy, ein Möchtegern und Überflieger, der denkt, er kann durchs Leben schweben, muss mit keinen Konsequenzen rechnen und keine Verantwortung übernehmen.

Claras Stiefmutter Dora nimmt in diesem Teil leider nur eine Randfigur ein, was aber der Entwicklung und der vorangeschrittenen Jahre geschuldet ist. Dennoch fand ich es gut, dass zumindest durch den Auschwitz-Prozess der Krieg hier auch noch eine wesentliche Rolle gespielt hat und dieser auch durch Claras Kinderfreund Leo als Staatsanwalt als für mich spannendstes Element in diesem Buch interessant eingebaut wurde. Seine sanfte, liebevolle und zugleich auch emotionale Art waren etwas ganz Besonderes, ebenso sein Geschenk mit dem Kompass.

Insgesamt hat mir die Geschichte gut gefallen, sie war gut recherchiert, es entstand eine gute Mischung aus wahren Begebenheiten und Fiktion, die gut miteinander verwoben wurden. Dennoch fehlte mir dieser bislang so gewohnte Spannungsbogen, es ist eine Ansammlung von Ereignissen, während den Charakteren allerdings die gewohnte Tiefe und Nähe ausblieb.

Vom Schreibstil fand ich es flüssig, unterhaltsam, doch so richtig Fahrt aufgenommen hat es nicht und zog sich daher durch einige Passagen.

Dennoch kann ich die Geschichte empfehlen, zeigt sie doch, dass Freiheit so verschieden sein kann, für die einen bedeutet es Unabhängigkeit, erwachsen werden, aus Fehlern lernen, niemals seine Träume aufgeben und eingestehen, dass nicht alles, was nach Freiheit aussieht, auch wirklich Freiheit ist.

Andererseits empfand ich die Einbindung des Auschwitz-Prozesses gut gewählt, weil hier die andere Art von Freiheit einbezogen wird, wenn all die Verbrecher, die sich die Freiheit nahmen, über das Leben anderer zu entscheiden und ihnen auf die schlimmste Art Leid zufügten nun selber erfahren mussten, dass sie dafür zur Verantwortung gezogen werden und von ihrer selbstgerechten Art auf den Boden der Tatsachen geholt wurden.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Mitreißende, packende und emotionale Geschichte über das Warschauer Ghetto

Das Medaillon
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Die Frage auf der Rückseite des Buches hat mich sehr nachdenklich gemacht: Wie weit würdest du gehen, um die zu schützen, die du liebst? Da mich interessiert hat, was es mit diesem Medaillon und der Entscheidung ...

Die Frage auf der Rückseite des Buches hat mich sehr nachdenklich gemacht: Wie weit würdest du gehen, um die zu schützen, die du liebst? Da mich interessiert hat, was es mit diesem Medaillon und der Entscheidung auf sich hat, wollte ich das Buch unbedingt lesen und ich habe es nicht bereut.
Es ist ein Buch, dass extrem unter die Haut geht, das einen innerlich zerreißt und das auch gleich mehrmals.

Ich habe schon einige Bücher über diese dunkle Zeit deutscher Geschichte gelesen, und doch habe ich das Gefühl gehabt, dass die Autorin mich mit ihrem flüssigen, angenehmen und doch ungeschönten Schreibstil direkt in die Zeit mitnimmt.
Zu erfahren, wie Anfang 1939 das Warschauer Ghetto erbaut wurde, wie all die Gräuel an Juden begangen wurden auf die schlimmste, grausamste und entwürdigendste Art hat mich schockiert, sprachlos gemacht und gleichzeitig frustriert. Immer und immer wieder kam die Frage auf: Warum sind Menschen so grausam?

Dieses Buch erzählt auf berührende Art die Geschichte des sehr sympathischen, tapferen Ehepaars Rosa und Itzhak Dunovich, die so glücklich über die Geburt ihrer Tochter Ania sind und alles daransetzen, ihre Familie zu schützen. Immer wieder spürt man diese Zerrissenheit – Pflicht oder Herz, ohne zu wissen, ob es überhaupt gut ausgeht, egal für was man sich entscheidet.
Parallel dazu erlebt man die Geschichte von Sophie Kumiega, einer Engländerin, die aufgrund ihrer Heirat mit einem Polen auch in Warschau gelandet ist und heimlich für den Untergrund arbeitet, bis irgendwann beide Geschichten ineinanderfließen.

Anfangs habe ich noch überlegt, wie beides zueinander passt, aber nach und nach ergibt sich ein Gesamtbild und das hat mich wirklich mitgerissen. Was beide Seiten erleben müssen, all die Kompromisse, die sie eingehen müssen, die ständige Angst verraten zu werden, von Menschen, denen man eigentlich vertraut, hat mich zutiefst berührt, aber auch der Ideenreichtum, aus der größten Not dennoch etwas für andere zu tun, obwohl es den eigenen Tod bedeutet.

Besonders schön fand ich dabei, wie sie auf ihre ganz eigene Art das Gespräch mit Gott gesucht haben, ihn immer wieder um Hilfe, um Beistand, um gute Entscheidungen gebeten haben und dabei biblische Beispiele wie z.B. die Israeliten am roten Meer, ohne sichtbaren Ausweg und doch im vollen Vertrauen auf Gott, als Motivation und Stärkung genutzt haben.

Diese großartige Kombination zwischen historischen Ereignissen und einer fiktiven Erzählung, die genauso hätte passiert sein können und absolut authentisch klar hat mich sehr begeistert. Auch die Bezugnahme auf Dr.Janusz Korczak, einem polnischen Kinderarzt und Kinderbuchautor, fand ich sehr berührend und hat mich dazu bewogen, die beiden Kinderbücher „König Hänschen“, auf die auch in der Geschichte Bezug genommen wird, zu kaufen. Was für eine Leistung und perfekt in die Handlung integriert.

Gegen Ende hatte ich etwas Schwierigkeiten mit Sophies Reaktionen. Ich konnte es ein stückweit nachvollziehen, allerdings habe ich mich doch etwas über ihr Verhalten gewundert, das so völlig untypisch für sie war. Auch der Schluss ist anders als erwartet, aber genau das macht besondere Geschichten aus, weil nichts vorhersehbar ist, so viele Wendungen und Entwicklungen eingebaut sind, dass man gar nicht anders kann, als die Geschichte zu verschlingen und noch lange wirken zu lassen.
Einen ganz besonderen Satz gab es, den ich mir fest eingeprägt habe. „Die Angst ist ein unschöner Feind. Lass sie einen Fuß in die Tür kriegen, und sie wird dein Leben kontrollieren.“


Fazit: Ein emotionsgeladenes Buch, fesselnd, ereignisreich, es begegnet einen mit voller Wucht, als wenn die Erde bebt und zurück nur Asche und Erinnerungen bleiben. Es nimmt einen direkt mit ins Geschehen und lässt einen jede einzelne Sekunde miterleben, leiden, hoffen, trauern, kämpfen und weinen. Und gleichzeitig ist es noch so viel mehr, weil es Vergangenes wieder aufleben lässt, um zu warnen, zu lernen und nie zu vergessen, einfach weil wir es all den Opfern schuldig sind.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Zwischen Fake und Wirklichkeit, echten und gespielten Gefühlen - emotional packend und mitreißend

This is Our Time
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Ich durfte das Buch vorablesen und ich bin immer noch sprachlos. Man kann gar nicht in Worte fassen, was dieses Buch mit einem macht.

Natürlich gibt es diese typischen Badboy und Girl-next-door Bücher, ...

Ich durfte das Buch vorablesen und ich bin immer noch sprachlos. Man kann gar nicht in Worte fassen, was dieses Buch mit einem macht.

Natürlich gibt es diese typischen Badboy und Girl-next-door Bücher, wo die Entwicklung ziemlich offensichtlich ist, aber nicht so hier. Die gesamte Story ist so gefühlvoll, schön entwickelt und packend.

Mit Ferne erlebt man ein junges Mädchen, die als Praktikantin von einem eigenen Drehbuch träumt. Als sie unerwartet die Hauptrolle spielen soll, steht das gesamte Set Kopf. Ungeübt, ohne Vorkenntnisse in eine Rolle zu schlüpfen, die ihr alles abverlangt, dem Stress, der Erwartungshaltung des Regisseurs und des Teams ausgesetzt zu sein und eine Rolle spielen zu müssen, die nur Show ist, stellt sie vor große Herausforderungen. Zwischen Realität und Schauspiel zu unterscheiden, dabei echte Gefühle zu ignorieren bringt sie an ihr Limit.
Doch je mehr sie in ihrer Rolle aufgeht, desto mehr schaut sie hinter die Fassade des Showbusiness und entdeckt so manches, was sie überrumpelt und vor so manche schwere Entscheidung stellt.

Mit Rio hat man den Protagonisten, den man eigentlich äußerlich als versnobten, großspurigen Macho deklarieren würde, der von sich extrem überzeugt ist und dies auch gerne zeigt. Ein Badboy wie er im Buche steht, dem die Fans zu Füßen liegen. Bis- ja, bis Ferne kommt und das ganze Set auf den Kopf stellt genau wie Rios bisherige Welt.

Und was man hinter der Fassade entdeckt, ist einfach unglaublich gut, fesselnd und mitreißend umschrieben.
Da ist nichts überzogen, nichts zu schnell, zu oberflächlich oder voraussehbar - es passt einfach perfekt, um die Glamourwelt von beiden Seiten zu entdecken, tiefgründig, zu Tränen rührend mit Umschreibungen, die mich wirklich getoucht haben. Ich habe wirklich sämtliche Emotionen durchlebt und möchte das Buch immer und immer wieder fühlen, nochmal lesen und ganz fest umarmen.

Die Charaktere sind auch so gut getroffen, man kann bei keinem sagen, dass er perfekt ist, besonders gut oder schlecht, bei jedem entdeckt man diese gewissen Feinheiten und Besonderheiten, die sie so authentisch machen und für man sie manchmal liebt und manchmal rütteln möchte.

An Rios Ausdrucksweise musste ich mich etwas gewöhnen, aber je mehr man ihn kennenlernt, desto mehr versteht man seine Art, seine Gefühlswelt und was sie zu dem gemacht hat, was er jetzt ist.

Ein fieser Cliffhanger lässt auf jeden Fall auf weitere spannende Fortsetzung hoffen und ich freu mich riesig darauf.

Fazit: Großartige, mitreißende Geschichte zwischen echten und gespielten Gefühlen, zwischen Fake und Wirklichkeit. Ein fesselnder und emotionaler Schreibstil der einem pausenlose Gänsehaut verpasst, mitten ins Herz geht und es in tausend Splitter zerspringen lässt, während eine Überraschung die andere jagt. Ein ganz starkes Buch, das nicht nur von einer Geschichte für eine neue Netflixserie handeln sollte, sondern selber auf die große Leinwand müsste.

„Das ist das erste Mal seit Langem, dass ich irgendwas fühle, das einfach aus mir kommt. Und ich würde es gern behalten, weißt du?“ (Buchzitat)

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Ein Crashkurs für die High Society - ein Unternehmen mit Herz

Ein Duke wider Willen
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Das Cover springt einem regelrecht in die Augen und sowohl Titel als auch Inhaltsangabe klingen sehr vielversprechend und unterhaltsam.

Die drei Schwestern haben aus der Not eines familiären Skandals ...

Das Cover springt einem regelrecht in die Augen und sowohl Titel als auch Inhaltsangabe klingen sehr vielversprechend und unterhaltsam.

Die drei Schwestern haben aus der Not eines familiären Skandals eine Tugend gemacht, indem sie mit ihrem Unternehmen anderen helfen, in die Gesellschaft aufgenommen zu werden, was ihnen leider verwehrt bleibt. Dementsprechend schwierig ist es auch, einen Mann des Herzens zu finden, aber zumindest die Freude, andere glücklich zu machen bleibt ihnen erhalten.
Mit einer wahren Hingabe erfüllen sie diese Aufgabe und es ist unglaublich, was sie alles für Ideen, Tipps und Strategien aufweisen, um auch Rosis Debüt vorzubereiten, ihr den nötigen Feinschliff zu geben, damit sie eine gute Partie machen kann.
Faszinierend, wie die Geschwister sich die Aufgaben aufteilen. Allerdings hat Diana ziemlich viele Auseinandersetzungen mit dem Herzog, da dieser den ganzen Aufwand und die damit verbundenen Kosten nicht versteht und sie ihm auch immer wieder sein fehlerhaftes Auftreten vorhält. Es ist sehr amüsant, wie sie sich einen Schlagabtausch nach dem anderen liefern, gleichzeitig spürt man aber auch die aufkeimende Annäherung und das Knistern zwischen beiden.


Die Idee fand ich richtig klasse, allerdings fand ich die Entwicklung an manchen Stellen etwas langatmig und leider nehmen die vielen erotischen Gedanken und Situationen einen ziemlich großen Platz in der Geschichte ein, die ich dann übersprungen habe, weil es in diesem Ausmaß einfach nicht meins war.

Die bisherigen Geschichten der Autorin hatte ich nicht so in Erinnerung und auch wenn ich historische Romane mit romantischem Verlauf gern lese, sollte es irgendwie zum Gesamtbild passen und nicht so herausstechend sein. Auch was das private Geheimnis des Herzogs betrifft, so keimte kaum richtig Spannung auf und dadurch plätscherte die Geschichte eher vor sich hin.


Die Handlung umfasste letztendlich die Planungen und durchgeführten Events, die leidenschaftlichen Momente und die Dispute zwischen beiden – das war mir insgesamt etwas zu wenig. Auch weil ich Dianas Art teilweise als ziemlich dominant und zickig empfand, sie hat viel zu schnell geurteilt und sich dadurch oft verrannt, wodurch ein Missverständnis nach dem anderen aufkam. Manche Reaktionen konnte ich deshalb nicht wirklich nachvollziehen.

Schade, ich hatte mir doch etwas mehr erhofft, eine Fortsetzung der Reihe wird es für mich deshalb leider nicht geben.

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Veröffentlicht am 30.05.2023

dramatische, bittersüße Fortsetzung der tapferen Frauen von Brightlead

Die Töchter von Gestüt Brightlead – Heimkehr
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Die Fortsetzung der Brightlead-Reihe ist auch wieder gut gelungen. Mit eindrucksvollem Cover, dem man die Zeitepoche ansieht, erleben wir nun das Ehe- und Familienleben von Amelie, dem jungen Wildfang ...

Die Fortsetzung der Brightlead-Reihe ist auch wieder gut gelungen. Mit eindrucksvollem Cover, dem man die Zeitepoche ansieht, erleben wir nun das Ehe- und Familienleben von Amelie, dem jungen Wildfang aus dem ersten Teil. Schon dort hat man sie als sehr eigensinnig, stur und etwas kühl erlebt, was sich auch hier wieder zeigt. Sie stellt ihre ihre blühende Pferdezucht über alles und vernachlässigt viel zu oft ihre Pflichten als Ehefrau und Mutter. Während der 10jährige Sohn Oliver nichtsahnend ist, was der Tod seines Onkels bedeutet, leidet die erwachsene Rosalie unter dem Verhalten ihrer Mutter und ihr Verhältnis zueinander ist mehr als angespannt.

Auch zwischen ihr und ihrer Cousine Isabell gibt es immer wieder Reibereien, da diese die Zuneigung der Gesellschaft genießt und dies durch ihr Auftreten nur zu gern zeigt, das komplette Gegenteil von Rosalie. Bis sich das Blatt wendet und Rosalie auf einer der Gesellschaften ihr Herz verliert, ohne zu wissen, wer dieser geheimnisvolle Fremde ist. Die Begegnung zwischen den beiden war romantisch, Adrian ist sympathisch, allerdings fand ich ihn in vielen Situationen auch schwach und oberflächlich, denn trotz der adeligen Verpflichtungen hätte ich etwas mehr Kampfgeist und Einsatz erwartet. Anfangs wirkte er so entschlossen und charakterstark.


Ich finde es toll, dass Rosalie ihre Geschichte selbst erzählt, dadurch erfährt man viel mehr darüber, was sie empfindet, was sie sich wünscht oder vorstellt, wie sie leidet und wie es in ihr aussieht. Man kann sich gut in ihre Gefühlswelt hineinversetzen, spürt ihre Zerrissenheit und Verzweiflung zwischen Pflichtgefühl und dem, wofür ihr Herz schlägt. Aber auch dem Wunsch, so akzeptiert zu werden, wie sie ist zusammen mit der Hoffnung, dass das Standesdenken endlich aufhört, wo so vieles schon recht modern gehandhabt wird.

Die Kapitel sind schön kurzgehalten, was alles noch etwas kompakter und kurzweiliger macht.

Diesmal fiel es mir etwas schwerer, in die Handlung zu kommen, weil ich vom Verhalten der Mutter ziemlich irritiert war. Sie war so wankelmütig, so gefühlskalt, obwohl ich im ersten Teil so Hoffnung hatte, dass sie einiges gelernt hat und dadurch mehr Verständnis für ihre Tochter hat.

Der Verlauf der Geschichte, die ganzen Gefühlswirrungen, aber auch die romantischen Augenblicke sind lebendig und einfühlsam beschrieben, man fiebert die ganze Zeit mit, wie all die Entscheidungen ausfallen und dennoch habe ich den weiteren Verlauf erahnt. Mit einem fiesen Cliffhanger lässt uns die Autorin dann auf den Abschlussband hoffen, um zu erfahren, ob und wie all die Geheimnisse, Entwicklungen und Dramen aufgeklärt werden.

Eine dramatische, bittersüße Geschichte der Familie Livsey, die einen in das modernere England Anfang der 40er Jahre entführt inklusive Ascott-Pferderennen, Maskenbällen, Autoausflügen und einer Liebe, die nicht sein darf. Kleines Manko sind die etwas gehäuften Rechtschreibfehler, die den Lesefluss dadurch etwas holprig werden ließen. Ansonsten wieder lesenswert und unterhaltsam.

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