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Veröffentlicht am 12.04.2024

eine tief berührende, emotionale Lebensgeschichte aus dem 2.Weltkrieg

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Trude Teige erzählt in einer mitreißenden Geschichte von den Erlebnissen ihrer Familie zur Zeit des 2.Weltkriegs. Als ich diese Geschichte zu Ende gehört und dann das Nachwort gelesen habe, war ich fasziniert ...

Trude Teige erzählt in einer mitreißenden Geschichte von den Erlebnissen ihrer Familie zur Zeit des 2.Weltkriegs. Als ich diese Geschichte zu Ende gehört und dann das Nachwort gelesen habe, war ich fasziniert und gleichzeitig erschüttert, denn hier zeigt sich wieder einmal, wie sich Ereignisse der Vergangenheit bis in die späteren Generationen auswirken.

Die norwegischen Brüder Konrad und Sverre werden auf dem Weg ihres Handelsschiffs Richtung Australien von einem japanischen U-Boot torpediert und geraten in Gefangenschaft. Obwohl Konrad die Flucht in einem Rettungsboot gelingt, strandet er an der Küste Javas und wird verletzt auf die dortige Krankenstation gebracht, wo er die ebenfalls norwegische Krankenschwester Sigrid kennen- und lieben lernt. Doch die Zweisamkeit endet jäh, als die Japaner sie in getrennte Gefangenenlager bringen, eins für Frauen, eins für Männer. Eine schreckliche, unmenschliche Tortour beginnt, in der die Menschen schon bald den Grausamkeiten, Hitze, Krankheiten, Hunger, Folter und Willkür der Wächter ausgesetzt sind. Die Strafen für kleinste Vergehen verlaufen auf menschenunwürdigste Art und so manches Mal hab ich mit den Tränen gekämpft.

Oft musste ich an den Film Paradise Road denken, der mich damals auch extrem erschüttert hat. Nur der Willensstärke von Sigrid und auch einigen anderen tapferen Frauen ist es zu verdanken, dass sie sich trotz drohender Strafen und Erniedrigung einsetzten, um sich gegenseitig zu helfen, kreativ zu werden und für das Überleben der Gefangenen kämpften. Auch im Männerlager sah es nicht anders aus und so erlebt man abwechselnd aus der Sicht von Konrad und Sigrid, was in den Lagern passiert ist.

Auch wenn die Geschichte überwiegend über die Lagerzeit berichtet, gab es auch so manche schöne Begebenheit, die zeigt, was Zusammenhalt, Mut und Freundschaft ausmacht und wie man auch unter den schlimmsten Zuständen den Glauben und die Hoffnung bewahrt. Immer wieder fließt hier auch der Titel mit ein, was ich absolut passend fand.

Die Wendung am Ende hat mich auch nochmal an meine Grenzen gebracht, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet habe, es aber trotz allem eine insgesamt zufriedenstellende Entwicklung nahm.

Schonungslos wird das Vorgehen der Japaner mit den Gefangenen erzählt, die in nichts dem Verhalten der Nazis nachstanden, die ohne Skrupel und völlig gefühlskalt und brutal gegen Feinde vorgingen, ungeachtet, ob Menschen um Gnade gefleht haben, kleine Kinder, Ältere oder Geschwächte waren.
Dennoch finde ich es wichtig, sich auch mit diesem Teil der dunklen Ära des 2.Weltkrieges zu beschäftigen, unter dem die gesamte Bevölkerung in den verschiedensten Formen leiden mussten. Geschichten gegen das Vergessen und um daraus zu lernen.

Obwohl es der 2.Teil ist, kann man ihn unabhängig vom 1.Teil lesen, wo es um den Großvater Konrad und seine Lebensgeschichte geht.

Es ist ein emotionsgeladenes Buch auf Tatsachen beruhend und die Autorin hat mit ihrem angenehmen, fesselnden und beeindruckenden Schreibstil einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

"es ist nur ein schlichtes Verbot- der Verstoß tödlich

Das Verbot: Thriller
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„Das Vermächtnis der schweigenden Mönche steckt tief in deinem Herzen“ – diese Nachricht auf Latein scheint einen Zusammenhang zwischen Morden an Mönchen im Franziskanerkloster in Zons um 1505 und zwei ...

„Das Vermächtnis der schweigenden Mönche steckt tief in deinem Herzen“ – diese Nachricht auf Latein scheint einen Zusammenhang zwischen Morden an Mönchen im Franziskanerkloster in Zons um 1505 und zwei weiteren Morden in der Gegenwart zu haben.

Während in beiden Zeitebenen akribisch gesucht wird, um diesen Hinweisen nachzugehen und die Morde aufzuklären, wird man immer tiefer in ein Geheimnis reingezogen, dass mit einem simplen Verbot zu tun hat.

Doch die Art und Weise, wie die Personen ums Leben kamen, immer mehr verdächtige Personen auftauchen zusammen mit einer merkwürdigen Schatulle samt besonderen Schlüssel lassen die Ermittler, sowohl Bastian Mühlenberg vor 500 Jahren als auch Kriminalkommissar Oliver Bergmann und seine Kollegen lange im Dunkeln tappen, während die Zeit davonrast.

Wieder mal schafft es die Autorin, mit steigender Spannung, viel Verwirrung und Psychospielchen den Leser in beiden Handlungssträngen abzuholen, sich in die jeweiligen Zeiten zu versetzen und selbst ein wenig Ermittler zu spielen. Doch was dabei herauskommt, lässt einen sprachlos und schockiert zurück, ist an Perfidität nicht zu überbieten.

Und auch Wolfgang Berger als Sprecher ist eine gelungene Besetzung, um den Zuhörer zu fesseln und mit seiner eindringlichen Stimme passend zu den überwiegend männlichen Personen für steigende Dramatik und Aufregung zu sorgen.

Eine echte Herausforderung sind auch die Zeitenwechsel, die immer dann stattfinden, wenn es besonders spannend wird. Eine Geduldsprobe, die an den Nerven zerrt, aber dafür sorgt, dass man nicht aufhören kann, zu lesen oder zuzuhören.

Ein Katz und Maus Spiel sowohl zwischen Täter und Opfer als auch zwischen Autorin und Lesern.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

berührende Liebesgeschichte und ein Traum von Schokolade

Café Alba
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Ein Traum von Schokolade, eine Geschäftsidee aus der Not geboren und ein Rezept, so lecker, dass man noch heute davon schwärmt…Da lockt nicht nur das einladende Cover, das sofort die Vorfreude auf den ...

Ein Traum von Schokolade, eine Geschäftsidee aus der Not geboren und ein Rezept, so lecker, dass man noch heute davon schwärmt…Da lockt nicht nur das einladende Cover, das sofort die Vorfreude auf den Inhalt der Geschichte steigert!

Als die 16jährige Francesca in Alba im Piemont ihre Arbeit als Hausmädchen anfängt, ahnt sie noch nicht, was in nur kurzer Zeit auf sie zukommen wird. Die Familie Milani führt das erfolgreiche Café Alba, bis es zu einem schweren Schicksalsschlag kommt, der die Familie fast in den Ruin treibt. Während Francesca dem Sohn der Familie, Matteo im Café zur Hand geht und sich zwischen beiden Gefühle entwickelt haben, scheint eine gemeinsame Zukunft als auch die Weiterführung des Cafés fast ausweglos zu sein. Wichtige Lebensmittel sowie Gelder fehlen und jemand hat es auf das Café abgesehen und setzt nun alle Mittel und Hebel in Bewegung, um sich die Übernahme zu sichern. Doch Francesca kämpft um das, was ihr wichtig ist und hat eine folgenreiche Idee…

Diese Geschichte hat wirklich alles, was einen an Italien, die Gemütlichkeit, die Süsse und diesen gewissen Charme erinnert. Francesca ist trotz ihrer jungen Jahre verantwortungsbewusst und zuverlässig, was der Familie Milani trotz des Widerstands der Mutter zugutekommt, die für ihren Sohn schon eine materiell lohnenswerte Partie im Auge hat und sich vehement dagegen sträubt, dass ihr Sohn sich in ein Hausmädchen verliebt. Aber Matteo erkennt in Francesca so viel mehr als nur eine Arbeitskraft, er sieht ihren Humor, ihre Aufrichtigkeit und Hilfsbereitschaft und das was sie trotz aller Rückschläge und Aussichtslosigkeit auf die Beine stellen, ist wirklich großartig.

Die Beschreibungen der Kreationen ziehen einen in die Handlung, man hat das Gefühl, als würde man den Duft einatmen, den Geschmack auf der Zunge spüren und diese gewisse Atmosphäre wahrnehmen.

Man spürt die ganze Zeit diesen Wechsel zwischen Leichtigkeit und Gelassenheit, dann wieder Drama und Melancholie und diesen speziellen Charme, alles irgendwie toll aufeinander abgestimmt. Das Ende hat mit mir gespielt, mich gepackt, mein Herz zerrissen, gleichzeitig aber ein unerwartetes Finale gezaubert, genauso wie das Leben oft spielt- unvorhersehbar, wechselbar aber nie ohne Hoffnungsschimmer.

Deshalb von mir eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Zwei Leichen und ein verschwundenes Mädchen - 3.Teil der raffinierten Schwarzwaldkrimi-Reihe

Die Kräutersammlerin und der zweifache Tod
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Im 3.Teil des Schwarzwaldkrimis um die Zeit 1347 werden sowohl der Mietstallbesitzer Merckel in einer Schweinesuhle als auch eine junge Frau mit ihrem Baby in einer versteckten Waldhütte tot aufgefunden. ...

Im 3.Teil des Schwarzwaldkrimis um die Zeit 1347 werden sowohl der Mietstallbesitzer Merckel in einer Schweinesuhle als auch eine junge Frau mit ihrem Baby in einer versteckten Waldhütte tot aufgefunden. Zu allem Unglück verschwindet auch das Wolfsmädchen Ida, die seit ihrem Auffinden vor langer Zeit bei Johanna und Lukas wohnt. Völlig zusammenhangslos und doch beginnt die Suche nach Aufklärung und dem Verbleib von Ida. Je mehr sie ans Tageslicht bringen, desto mehr Abgründe tun sich auf, ein Netz aus Geheimnissen, Eifersucht und Verrat…

Es hat wieder so viel Spaß gemacht, all den bekannten Persönlichkeiten zu begegnen, die man schon in den vorherigen Bänden begleiten durfte und zu beobachten , wie sie reifer geworden sind, sich zusammenraufen und trotz ärmlicher Verhältnisse das Beste aus ihrer Situation machen.
Besonders für Johanna gab es erfreuliche Nachrichten, was schön und manchmal auch humorvoll in die Handlung mit eingebunden wurde.

Obwohl es Sinn macht, die Bände zusammenhängend zu lesen, kann man diesen Teil aber auch ohne Vorkenntnisse lesen, denn die Autorin nimmt auf einiges Bezug, so hat man dennoch etwas Hintergrundwissen.

Wie man Johanna kennt, so kann sie es neben ihrer Tätigkeit als Heilerin nicht lassen, auch Verantwortung zu übernehmen und zu recherchieren, wenn Unrecht geschieht oder Dinge aufgeklärt werden müssen. Sie hat dieses Gespür und das hilft ihr auch dieses Mal, hinter die Kulissen so mancher Kunden zu schauen, die sie mit ihrem Kräuterwissen behandelt. Das wird zeitweise richtig spannend, denn die Autorin versteht es, ein echtes Verwirrspiel zu entfachen, viele Verdachtsmomente zu erzeugen und so den Leser bis zum Schluss in Atem zu halten.

Zeitweise gehen einem die Geschehnisse wirklich nahe, was gerade zu dieser Zeit an Ungerechtigkeit, Missgunst und Gier geschehen ist, manchmal unter dem Deckmantel der kirchlichen Akzeptanz, zumindest für die männliche Bevölkerung.Aber auch weil die Rolle der Frau festgelegt war und nur wenige Männer sie wirklich liebevoll und respektvoll behandelt haben.

Dieser Roman ist auch wieder spannungsgeladen, abwechslungsreich und diese gewisse Prise Krimi passt perfekt zu diesem Mittelalterroman, bei dem mir auch das Ende gut gefiel, weil es manches gibt, was heilen muss, was Zeit braucht und mit dem man sich umständehalber arrangieren muss.

Für mich ein unterhaltsamer Lesegenuss und ich kann die Reihe, die aus fiktiven Teilen und Personen mit historisch belegten Elementen zusammengefügt wurde, zusammen mit einigem Wissen an natürlicher Heilkunst sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Zusammenhalt und Menschlichkeit in schweren Zeiten

Fräulein Liebe und das Glück der Bücher
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Die 18-jährige Eva Liebe steht völlig mittellos vor dem Nichts. Alles, was sie liebte, hat sie im Krieg verloren, das Zuhause zerbombt. Sie kämpft sich als Junge verkleidet von Berlin nach Andernach am ...

Die 18-jährige Eva Liebe steht völlig mittellos vor dem Nichts. Alles, was sie liebte, hat sie im Krieg verloren, das Zuhause zerbombt. Sie kämpft sich als Junge verkleidet von Berlin nach Andernach am Rhein durch, um Zuflucht bei ihrem Onkel zu finden. Der ist allerdings auch zur Front berufen und ihre Tante ist äußerst misstrauisch, gerade weil in ihrem Buchladen geheime Treffen für Buchbesprechungen verbotener Bücher stattfinden mit Personen, die dem NS-Regime kritisch gegenüberstehen. Doch Eva lässt sich nicht unterkriegen, bringt sich ein und überrascht ihre Tante mit ihrer schnellen Lernauffassung und ihrem unermüdlichen Einsatz, doch der Krieg bringt auch viel Leid…

Evas Schicksal hat mich wirklich zutiefst bewegt, so viel, was sie in jungen Jahren schon miterleben musste, Versprechen, die sich nicht erfüllen und alles zu verlieren, was man liebt, ist einfach schrecklich.
Auch die Zuversicht, Obdach bei dem Onkel zu finden nach all den Strapazen der Reise dorthin zerplatzt anfangs wie eine Seifenblase, gäbe es da nicht herzensgute Menschen wie Hans oder Lehrer Faßbender.

All die Schrecken und Auswirkungen des Krieges werden anschaulich erzählt, die Armut der Menschen, die Ängste, wenn die Front näher rückt und der Fliegeralarm ausgelöst wird. Alleine mit den kleinen Kindern und dem Buchladen, der auch den Einschränkungen der Nazis unterliegt und regelmäßig kontrolliert wird ist Tante Maria hilflos und überfordert. Mutig und entschlossen reagiert Eva anfangs schüchtern, aber nach und nach motiviert und zuversichtlich auf die Umstände und zeigt, was in ihr steckt. Da erwartet einen so manche Überraschung.

Parallel lernt man auch den kriegsversehrten, sympathischen George kennen, der immer wieder Flashbacks hat und engere Kontakte vermeidet, damit niemand hinter sein Geheimnis kommt. Mit seiner hilfsbereiten, zurückhaltenden Art hat er dennoch mein Herz ebenso wie das von Eva erobert, auch wenn ihre Begegnungen sehr holprig aber absolut passend zu ihnen verlaufen.

Warmherzig, gefühlvoll und emotional wird hier eine Geschichte aus der Endzeit des 2.Weltkriegs erzählt, als der Krieg eigentlich schon als verloren galt. Die Schilderung der Umgebung, die Abläufe im Buchladen und die Kreativität von Eva machen all das lebendig und auch die Entwicklung von Misstrauen zu Zusammenhalt, Vertrauen und Freundschaft ist großartig gelungen und reißt den Leser komplett mitten ins Geschehen.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Reihe und kann dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen, der historische Romane mit Tiefgang liebt.

Ein Buchladen zum Verlieben und eine Stätte für Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Freundschaft ist.

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