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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2021

Die Suche nach dem Tatmotiv steht im Mittelpunkt

Der Fall Collini - Filmausgabe
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Caspar Leiner ist ein junger Anwalt und hat sich, wie viele andere auch, in die Liste für den Notdienst der Strafverteidigervereinigung eintragen lassen. Es erreicht ihn der Anruft des Amtsgereicht Tiergarten, ...

Caspar Leiner ist ein junger Anwalt und hat sich, wie viele andere auch, in die Liste für den Notdienst der Strafverteidigervereinigung eintragen lassen. Es erreicht ihn der Anruft des Amtsgereicht Tiergarten, dass es einen Beschuldigten ohne Verteidiger gibt und dass gegen ihn Haftbefehl wegen Mordes beantragt wird. Fabrizio Collini hat Hans Meyer durch 4 Schüsse in den Kopf getötet und danach mit seinen Schuhabsätzen so auf das Gesicht getreten, dass vom Kopf nicht mehr viel übrig ist. Kurz nach der Tat hat er sich persönlich der Polizei gestellt. Trotz genauester Untersuchungen gelingt es nicht das Tatmotiv herauszufinden. Der Angeklagte selbst schweigt dazu. Was kann ihn zu diesem brutalen Mord bewogen haben? Nirgends scheint das Motiv zu liegen. Es braucht den berühmten Zufall und Leiner findet eine Spur.

Meine persönlichen Eindrücke
Das Buch ist gut geschrieben. Die Sprache ist klar, deutlich und ohne viele Ausschmückungen. Der Roman wirkt sehr verständlich für jedermann und ist von Beginn an spannend. Er bleibt es auch ohne Schwachstellen bis zum Ende. Die Hauptfiguren sind treffend charakterisiert und die Verbindungen untereinander gut ausgearbeitet. Die kleinen Liebesabstecher nehmen der Romanhandlung etwas von ihrer Härte und geben dem Ganzen eine gefühlvolle Note. Der Fall entwickelt sich zum Ende hin unerwartet. Ich will gar nicht aufhören mit dem Lesen.

Fazit

Mit dem Roman „Der Fall Collini“ hat Ferdinand von Schirach das Thema von Recht und Gerechtigkeit aufgeworfen. Die Frage nach dem Tatmotiv ist unumgänglich, wenn es gilt ein schweres Verbrechen aufzuklären. Ein Mord muss bestraft werden, aber wenn man die Beweggründe, die dazu geführt haben und auch die Informationen über das Leben des Ermordeten kennt, der selbst Schuld auf sich geladen hat, so regt dies zum Nachdenken an. Von Schirachs Kunst ist es hier, die Handlung systematisch, ordentlich und präzise darzustellen und die Suche nach dem Tatmotiv in den Mittelpunkt des Romans zu stellen.

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Veröffentlicht am 14.04.2021

Ein exzellenter literarischer Krimi, der durch einen außergewöhnlichen Schreibstil und einer hohen sprachlichen Qualität besticht

Bogners Abgang
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Andreas Bogner ist Künstler und lebt in Innsbruck. Von seiner Persönlichkeit eingenommen, ringt er um Inspiration und Anerkennung. Für seine Mitmenschen kann er kaum ernstzunehmende Gefühle empfinden. ...

Andreas Bogner ist Künstler und lebt in Innsbruck. Von seiner Persönlichkeit eingenommen, ringt er um Inspiration und Anerkennung. Für seine Mitmenschen kann er kaum ernstzunehmende Gefühle empfinden.
Nicole ist Studentin an der Uni Innsbruck und kommt aus Vorarlberg. In der Tiroler Hauptstadt kann sie nicht richtig Fuß fassen und flüchtet des Öfteren nach Hause zu ihrer Mutter.
Am 6. April 2018 kommt es nachts bei sehr schlechten Sichtverhältnissen zu einem Verkehrsunfall, bei dem ein dunkel gekleideter Mann verletzt wird.
Bogner und Nicole kennen sich nicht. Ein tragisches Ereignis, an dem beide unabhängig voneinander beteiligt sind, wird sie für immer verbinden. Die Reaktion darauf kann unterschiedlicher nicht sein.
Meine persönlichen Eindrücke
Für mich ist Bogners Abgang ein spannendes Buch – und ich finde es sehr gut. Die Definition „literarischer Krimi“ trifft es ganz gut. Es ist kein Krimi, kein Thriller aber eben auch kein Roman. Vielmehr ist es ein Mix aus all diesen drei Genres.
Zwei parallel verlaufenden Geschichten, die perfekt aufeinander abgestimmt sind.
Der ständige Wechsel der Perspektiven erzeugt eine gute Stimmung und baut die Spannung äußerst geschickt auf. Dabei hilft auch die klare Struktur, die es mir ermöglicht dem Kriminalfall gut zu folgen.
Das Buch bietet einige Höhepunkte. Dazu zählt die Beschreibung des Bognerschen Psychogramm mit der abgefahrenen künstlerischen Performance zu Nahtoderfahrungen, die literarisch sehr beeindruckend dargestellt ist.
Fazit
„Bogners Abgang“ von Hans Platzgumer ist ein exzellenter literarischer Krimi, der durch einen außergewöhnlichen Schreibstil und einer hohen sprachlichen Qualität besticht. Auf knapp 140 Seiten gelingt eine vollkommene Abhandlung eines Kriminalfalles, die klar strukturiert und sprachlich fantastisch umgesetzt ist.
Was gut ist, ist gut und muss gesagt werden!
Es ist definitiv nicht mein letztes Buch von Hans Platzgumer.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Ein Dorf namens Brinkebüll

Mittagsstunde
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Brinkebüll ist ein kleines Dorf in Nordfriesland. Dort lehrt Lehrer Steensen in der Dorfschule alle Kinder in einer Klasse, Dorfpastor Ahlsens predigt in der Kirche mit wenig Erfolg und Dora Koppmann führt ...

Brinkebüll ist ein kleines Dorf in Nordfriesland. Dort lehrt Lehrer Steensen in der Dorfschule alle Kinder in einer Klasse, Dorfpastor Ahlsens predigt in der Kirche mit wenig Erfolg und Dora Koppmann führt ihr Lebensmittelgeschäft ohne Selbstbedienung. Und dann gibt es dort den einzigen Gasthof, den Sönke Feddersen mit Frau Ella in 3. Generation führt. Die Menschen dort sind eigen, es gibt viel Ungesagtes und Kinder lernen schnell, was man wissen darf und was nicht.

So wächst Ingwer Feddersen bei seinen Großeltern auf, die er liebevoll Vadder und Mudder nennt, weil seine eigene Mutter nicht für ihn da sein kann.
Ingwer ist ein intelligenter, ruhiger Junge. Er verlässt Brinkebüll um zu studieren und schafft es zur Promotion um anschließend an der Uni Kiel zu unterrichten. Mit 47 Jahren nimmt er sich ein Sabbatjahr um seine Großeltern zu pflegen. Damit kehren viele Erinnerungen an Brinkebüll und dessen Einwohner zurück.

Meine persönlichen Eindrücke
Schon die ersten Seiten dieses Romans erinnern mich an Lenzens Roman „Deutschstunde“. Dörte Hansen beschreibt ein Leben und einen Menschtyp, die ich bereits aus diesem Roman kenne. Mit einem feinen Unterschied: sie verwendet dafür eine weichere, aber nicht weniger treffsichere, Sprache. Sie führt mehr aus, erklärt Sachverhalte und gibt Einblick in den Alltag.

Sie erzählt das Funktionieren einer Dorfgemeinschaft, wie ein altes Spiel, bei dem die Regeln nie geändert wurden.
Die Rückblicke in die Vergangenheit, die sich mit der Gegenwart des Romans abwechseln, binden die Geschichte eines alten Dorfes ein, das sich für die Zukunft wappnen und jahrhundertalte Traditionen abstreifen muss.

Fazit
Dörte Hansen erzählt in ihrem Buch „Mittagsstunde“ über das Jetzt und das Damals. Ihr Buch ist ein netter Roman. Die vielen plattdeutschen Textstellen und die humorvollen Anekdoten schaffen eine abwechslungsreiche und unterhaltende Lektüre.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Mein liebster Ort ist die Erinnerung, so lautet der erste Satz. Und es sind Erinnerungen an ihr Leben.

Vom Aufstehen
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Es handelt sich bei diesem Buch um einen Erzählband, in dem Helga Schubert 29 persönliche Geschichten gebündelt hat. Sie schreibt über persönliche Eindrücke zu Episoden aus ihrem Leben. Das sind abschließende ...

Es handelt sich bei diesem Buch um einen Erzählband, in dem Helga Schubert 29 persönliche Geschichten gebündelt hat. Sie schreibt über persönliche Eindrücke zu Episoden aus ihrem Leben. Das sind abschließende Geschichten, in einem Band gesammelt. Sie sind sehr unterschiedlich. Einige sind nur 2 – 3 Seiten lang, andere wiederum umfassen mehr als 10. In einigen erzählt sie von ihrer Kindheit, in anderen schildert sie ihr Leben in der DDR als Schriftstellerin. Manchmal durfte sie ins Ausland reisen, andere Mal wieder nicht. Von ihren Büchern gibt es welche, die nur in der BRD erschienen sind und in der DDR nicht. Denn dafür hatte sie die Erlaubnis nicht bekommen. Es ist ein bunter, ruhiger Mix.

Meine persönlichen Eindrücke

Die erste Erzählung ist sehr schön. Sie erzählt von ihrer Großmutter und ihren Sommerferien. Dann wird es aber schwieriger. Damit ich zurechtkomme, muss ich nach jeder Erzählung eine Pause machen. Ich muss sie einzeln lesen und immer wieder unterbrechen. Das ist kein Roman. Die einzelnen Kapitel müssen sich nicht zu einem Ganzen fügen.

Die einzelnen Geschichten sind so unterschiedlich, dass ich mich schwer tue, sie in einen Zusammenhang zu bringen.

Sie ist eine leise Schriftstellerin, so jedenfalls empfinde ich während ich ihre Erzählungen lese. Sie beschreibt ein Leben, wie sie es gelebt hat und wie es war und blickt zurück ohne Häme, Hass oder Abrechnung.

Fazit

Es ist ein gutes und sehr persönliches Buch. In 29 Erzählungen schreibt sie über ganz private Erinnerungen. Mit diesem Erzählband hat sie 2020 den Ingeborg–Bachmann-Preis gewonnen. Ohne dieser Auszeichnung wäre dem Erzählband wahrscheinlich nicht diese große Aufmerksamkeit zuteilgeworden.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Es ist dies ein überaus unterhaltsamer Roman, der heitere Lesestunden garantiert.

Rückwärtswalzer
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Lorenz ist Schauspieler und schon seit längerem ohne Engagement. Er fühlt sich am Tiefpunkt seines Lebens angekommen als ihm seine Freundin Stephi beichtet, dass sie ihn schon länger mit Flo betrügt. Ohne ...

Lorenz ist Schauspieler und schon seit längerem ohne Engagement. Er fühlt sich am Tiefpunkt seines Lebens angekommen als ihm seine Freundin Stephi beichtet, dass sie ihn schon länger mit Flo betrügt. Ohne Geld muss er seine Wohnung untervermieten und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich vorübergehend bei Tante Hedi und Onkel Willi einzuquartieren. In der Familie Prischinger wird niemand zurückgelassen.
Die Familie Prischinger besteht aus 3 Tanten und seinem Vater. Es gab auch noch Nenerl, doch der ist schon lange tot. Onkel Willi stammt aus Montenegro und will auch dort beerdigt werden. Dafür hat er gespart, doch als er unerwartet stirbt, ist von dem Geld nichts mehr da. Nun muss Lorenz handeln. Um seinen letzten Wunsch zu erfüllen, hat er keine andere Wahl: er muss mit seinen drei Tanten und dem toten Onkel nach Montenegro. Im roten Panda machen sie sich also auf die Reise. Es beginnt eine Fahrt mit 3 älteren Damen und einem Toten von Wien nach Montenegro, nicht ganz ohne Komplikationen.

Meine persönlichen Eindrücke
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Von der ersten Seite an habe ich mich wohlgefühlt. Es ist eine österreichische Familiengeschichte, die in mehreren Zeitebenen amüsant erzählt wird. Während Lorenz eine schwere Lebensphase durchlebt und seine Familie ihn schützend auffängt, erfahre ich mehr aus dem Leben der Geschwister Prischinger. Ich begleite sie ein Stück weg in ihrer Familiengeschichte. Von jedem Familienmitglied sind Erzählungen eingebaut, die erfrischend und abwechslungsreich geschrieben sind. Bis zum Schluss bleibt die Handlung spannend und witzig. Das Buch überrascht am Ende, es kommt alles ein bisschen anders, als man es erwartet.

Fazit
Das Buch ist ein österreichisches Schmankerl. Es ist lustig, humorvoll und mit köstlichen Wiener Dialekteinlagen geschrieben. Jede Romanfigur kann man auf ihre Art gern haben und die drei Schwestern geben ein fideles Trio ab. Es ist dies ein überaus unterhaltsamer Roman, der heitere Lesestunden garantiert.

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