Cover-Bild Rückwärtswalzer
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 07.03.2019
  • ISBN: 9783462051421
Vea Kaiser

Rückwärtswalzer

oder Die Manen der Familie Prischinger
Der neue große Roman der SPIEGEL-Bestseller-Autorin.

Voller Verve, Witz und Herzenswärme erzählt Vea Kaiser von einer Familie aus dem niederösterreichischen Waldviertel, von drei Schwestern, die ein Geheimnis wahren, von Bärenforschern, die die Zeit anhalten möchten, und von den Seelen der Verstorbenen, die uns begleiten, ob wir wollen oder nicht.

Als Onkel Willi stirbt, stehen der Drittel-Life-Crisis geplagte Lorenz und seine drei Tanten vor einer Herausforderung. Willi wollte immer in seinem Geburtsland Montenegro begraben werden. Doch da für eine regelkonforme Überführung der Leiche das Geld fehlt, begibt man sich kurzerhand auf eine illegale Fahrt im Panda von Wien Liesing bis zum Balkan. Auf der 1029 Kilometer langen Reise finden die abenteuerlichen Geschichten der Familie Prischinger auf kunstvolle Weise zueinander.

Mirl, die älteste der Schwestern, muss nach dem Krieg schon früh Verantwortung übernehmen und will nur weg aus dem elterlichen Gasthof, weg vom Land. Doch weder die Stadt noch ihre Ehe entwickeln sich so, wie sie es sich erträumte. Wetti interessiert sich bereits als Kind mehr für Tiere als für Menschen. Als Putzfrau im Naturhistorischen Museum kennt sie die Präparate der Sammlungen bald besser als jeder Kurator, und als alleinerziehende Mutter einer dunkelhäutigen Tochter schockiert sie die Wiener Gesellschaft. Und Hedi, die Jüngste im Bunde, lernt Willi zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben kennen, an dem sie mit selbigem fast schon abgeschlossen hat. Denn die drei Schwestern haben in jungen Jahren einen schweren Verlust erlitten. Und sie alle geben sich die Schuld daran.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2021

Es ist dies ein überaus unterhaltsamer Roman, der heitere Lesestunden garantiert.

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Lorenz ist Schauspieler und schon seit längerem ohne Engagement. Er fühlt sich am Tiefpunkt seines Lebens angekommen als ihm seine Freundin Stephi beichtet, dass sie ihn schon länger mit Flo betrügt. Ohne ...

Lorenz ist Schauspieler und schon seit längerem ohne Engagement. Er fühlt sich am Tiefpunkt seines Lebens angekommen als ihm seine Freundin Stephi beichtet, dass sie ihn schon länger mit Flo betrügt. Ohne Geld muss er seine Wohnung untervermieten und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich vorübergehend bei Tante Hedi und Onkel Willi einzuquartieren. In der Familie Prischinger wird niemand zurückgelassen.
Die Familie Prischinger besteht aus 3 Tanten und seinem Vater. Es gab auch noch Nenerl, doch der ist schon lange tot. Onkel Willi stammt aus Montenegro und will auch dort beerdigt werden. Dafür hat er gespart, doch als er unerwartet stirbt, ist von dem Geld nichts mehr da. Nun muss Lorenz handeln. Um seinen letzten Wunsch zu erfüllen, hat er keine andere Wahl: er muss mit seinen drei Tanten und dem toten Onkel nach Montenegro. Im roten Panda machen sie sich also auf die Reise. Es beginnt eine Fahrt mit 3 älteren Damen und einem Toten von Wien nach Montenegro, nicht ganz ohne Komplikationen.

Meine persönlichen Eindrücke
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Von der ersten Seite an habe ich mich wohlgefühlt. Es ist eine österreichische Familiengeschichte, die in mehreren Zeitebenen amüsant erzählt wird. Während Lorenz eine schwere Lebensphase durchlebt und seine Familie ihn schützend auffängt, erfahre ich mehr aus dem Leben der Geschwister Prischinger. Ich begleite sie ein Stück weg in ihrer Familiengeschichte. Von jedem Familienmitglied sind Erzählungen eingebaut, die erfrischend und abwechslungsreich geschrieben sind. Bis zum Schluss bleibt die Handlung spannend und witzig. Das Buch überrascht am Ende, es kommt alles ein bisschen anders, als man es erwartet.

Fazit
Das Buch ist ein österreichisches Schmankerl. Es ist lustig, humorvoll und mit köstlichen Wiener Dialekteinlagen geschrieben. Jede Romanfigur kann man auf ihre Art gern haben und die drei Schwestern geben ein fideles Trio ab. Es ist dies ein überaus unterhaltsamer Roman, der heitere Lesestunden garantiert.

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Veröffentlicht am 18.12.2020

Ein Roadtrip der besonderen Art

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Nach dem Tod von Onkel Willi steht die verbliebene Familie Prischinger vor einem kleinen Problem. Der letzte Wunsch des Verstorbenen ist, die letzte Ruhestätte in seinem Heimatland Montenegro zu finden. ...

Nach dem Tod von Onkel Willi steht die verbliebene Familie Prischinger vor einem kleinen Problem. Der letzte Wunsch des Verstorbenen ist, die letzte Ruhestätte in seinem Heimatland Montenegro zu finden. Dafür hatte er auch einen Beerdigungsgroschen angespart. Leider wurde das Geld kurzfristig anders angelegt, so dass seine Lebensgefährtin Hedi und ihre immer präsenten Schwestern einen anderen Weg wählen, seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen. Onkel Willi wird per Auto von Wien nach Montenegro transportiert und da die drei Damen zwar einen Führerschein besitzen, aber nicht selbst fahren, wird als Fahrer der Neffe Lorenz auserwählt. Lorenz lebt gerade sowieso bei seinen Tanten, da er seine Wohnung aus finanzieller Not untervermieten musste. Und so beginnt ein Roadtrip der etwas ungewöhnlicheren Art.


Dies ist die vordergründige Handlung des Romans. Im Hintergrund spielt sich noch eine ganz andere Geschichte ab, die Vea Kaiser in verschiedenen Rückblicken zusammenführt und so am Ende klar wird, warum sich alles so entwickelte, wie es es ist. Dieser Buch erzählt eine mit feinem Wortwitz gesponnene Geschichte einer nicht alltäglichen Leichenüberführung und eine komplizierte Familiengeschichte mit einem traurigen Geheimnis. Das für mich Besondere ist die wunderschöne Art Vea Kaisers, mit Worten zu spielen und die Geschichte zu erzählen. Für mich war es ein Lesegenuss!

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Wiener Schmäh vom Feinsten

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Als deutscher Tourist in Wien kriegt man wenig vom viel gelobten Schmäh mit, dazu sind die Wiener zu höflich. Man kriegt es höchstens mal in einem Café mit, wenn man sich im Kurzen, Langen, Braunen oder ...

Als deutscher Tourist in Wien kriegt man wenig vom viel gelobten Schmäh mit, dazu sind die Wiener zu höflich. Man kriegt es höchstens mal in einem Café mit, wenn man sich im Kurzen, Langen, Braunen oder Schwarzen verheddert, dann wird allerhöchstens ganz dezent eine Augenbraue sanft in die Höhe gezogen. Das war’s aber auch schon. Aber wenn man diesen Schmäh genießen will, weshalb soweit verreisen? Ein Spaziergang in die Buchhandlung deines Vertrauens und Vea Kaiser liefert uns den allerfeinsten allerbesten, allerschönsten und allercharmantesten Wiener Schmäh. Die Leseprobe hat mich verzaubert, ich bin auf das Buch gespannt. Das Titelbild ist bewusst verhalten, sozusagen ein Understatement. Aber eine Vea Kaiser braucht keine reißerischen Coverbilder. Ihr Name ist Programm.
Eine Wiener Familie gebildet aus drei Schwestern, ein Ehemann, ein Neffe. Die Töchter der drei Schwestern haben nur kurze Auftritte, ebenso der eine Bruder und der andere Schwager. Sie illustrieren nur, wie sehr die drei Schwestern, die ständig im Streit miteinander liegen, eigentlich zusammenhalten, sich auch wortlos verstehen und im Grunde immer einer Meinung sind. Und dann der Neffe Lorenz Prischinger. Versinkt in Selbstmitleid, kaufsüchtig bis der Gerichtsvollzieher kommt, Schauspieler ohne Engagement, die Serie bei der er hoffte mitzuspielen, wird ohne ihn fortgeführt. Seine Freundin hat ihn verlassen, ist aus Wien fortgezogen, nach Heidelberg, hat einen anderen. Ein Bild des Jammers. Doch als er gebraucht wird, ist er zur Stelle, kutschiert von Wien bis Montenegro die drei Tanten und den Schockgefrorenen Onkel Willi. Denn Onkel Willi ist unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben und die drei Schwestern wollen ihm seinen größten Wunsch erfüllen, in Montenegro beerdigt zu werden. Es beginnt eine aberwitzige Reise quer durch mehrere Länder auf dem Balkan, bis nach Montenegro. Der Trip findet mit einem kleinen Fiat Panda statt. Und bitte lasst jetzt das Kopfkino an: Vorne sitzen Lorenz, als Chauffeur, als Beifahrer der blasse und steife Onkel Willi, im Fond zusammengepfercht die drei Tanten, wohlverpackt in Pelzmäntel. Denn natürlich ist die Klimaanlage auf kalt gestellt, denn es ist Hochsommer und Onkel Willi kann in seinem Zustand keine Wärme vertragen.
Wien ist ja das Herz Österreichs. In diesem Roman aber wird deutlich, Wien ist viel mehr als nur die Hauptstadt der kleinen Alpenrepublik. Es war ja auch das Zentrum der K.u.K. Monarchie, und etwas von den vielen Ländern, die Habsburg ausgemacht haben, lebt in Wien und in seinen Bewohnern fort. Pragmatismus, Liebe, Weltoffenheit, Verständnis für die Nöte und Sorgen anderer, Akzeptanz und Schicksalsergebenheit mit der man widrige Umstände hinnimmt und meistert, all dies kombiniert mit einer fantastischen Eleganz, das macht die Wiener aus. Und Vea Kaiser lässt diese Wiener Mentalität vor unseren Augen entstehen. Die drei Schwestern hatten es nicht leicht im Leben. Früh verloren sie einen Bruder, der andere blieb in der Provinz, während Mirl, Hedi und Wetti nach und nach in Wien eintreffen und auch bleiben. Hedi und ihr Mann Willi werden zum Mittelpunkt der Großfamilie, man kommt täglich zusammen. Der Werdegang der drei Schwestern ist nicht einfach, jede von ihnen hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Mirl hat zwar gut geheiratet, ist aber in ihrer ehe unzufrieden. Wetti ist autistisch veranlagt, aber für die Menschen, die sie liebt, ist sie bereit bis aufs Blut zu kämpfen. Hedi stellt ihre Küche den Schwestern, Nichten und Neffen zur Verfügung, sie und Willi sind der ruhende Pol in diesem Familienstrudel.

Eine Magierin der Sprache, vermag es Vea Kaiser uns zu bezaubern. Zum vom Sofa lachen ist die Szene in der Lorenz mit den drei Tanten und der dementen Frau Sterbeitz zum Großmarkt fährt, um Rabatte auf Großpackungen zu bekommen. Und am Ende kriegt man Appetit auf Käsekreiner Würste. (Oder schwört ihnen auf ewig ab)

Das Buch ist auf mehreren Ebenen aufgebaut. Erstens, die Haupthandlung sozusagen, die Fahrt von Wien nach Montenegro. Dazwischen dann Erinnerungen und Episoden aus der Kindheit und Jugend der Prischinger Frauen, manche humorvoll, gewitzt, andere ernst bis schmerzvoll. Und irgendwann merkt man, auch wenn unterschiedliche Erzählungsstränge da miteinander verwoben werden, es ist ein einziger großartiger Roman, den man nur ungern aus der Hand legt, wenn der Schlusssatz fällt: „Das Leben ging weiter. Und auch diejenigen, die nicht mehr waren, blieben dabei. Solange man auf sie hörte.“

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Leiche im Gepäck

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Gerne empfehle ich diesen Roman zur Lektüre. Die Österreicherin Vea Kaiser ist Spezialistin für skurrile, kluge Geschichten. Nach ihrem Erstling „Blasmusikpop …“ und dem zweiten Roman „Makarionissi“ präsentiert ...

Gerne empfehle ich diesen Roman zur Lektüre. Die Österreicherin Vea Kaiser ist Spezialistin für skurrile, kluge Geschichten. Nach ihrem Erstling „Blasmusikpop …“ und dem zweiten Roman „Makarionissi“ präsentiert sie nun mit „Rückwärtswalzer“ ihr drittes Werk, und was soll ich sagen, es ist wieder ein gelungenes Werk, ein schwarzhumoriger Familienroman. Sprachlich und stilistisch bewegt sich Kaiser auf hohem Niveau, ich mochte besonders die Austriazismen und man merkt, dass ihr das Studium der Geisteswissenschaften zugute kommt. Wendungen wie „Ist der Patriarch orthodox“ lassen an den Ausspruch „Ist der Papst katholisch“ denken.
Auch inhaltlich kann „Rückwärtswalzer“ überzeugen, obwohl das Element „Roadtrip-mit- Leiche“ in Film und Literatur schon oft strapaziert worden ist, etwa auch im serbischen Film „Frozen Stiff“aus dem Jahr 2002 (Zwei Brüder schmuggeln die Leiche ihres Großvaters im Zug aus Belgrad an den Bestattungsort ). Aber ist nicht Kunst letztendlich Recycling, Sampling. Zitieren ist schliesslich erlaubt, und Kaiser baut Erzählelemente ein, die bewusst an angloamerikanische Schriftsteller- Kollegen denken lassen.

Zum Inhalt:
Die Handlung beginnt zunächst in Wien. Einer der Protagonisten ist Lorenz. Er ist Schauspieler und mit der Miete im Rückstand, es ist fraglich, ob er seine schicke Wohnung in einem angesagten Wiener Bezirk halten können wird, denn seine Freundin weilt im fernen Heidelberg (bei den Piefkes), wo sie an der Universität arbeitet. Abgesehen von der finanziellen Unterstützung fehlt Lorenz auch der emotionale Rückhalt, ohne seine Liebste, Stephi, fühlt er sich wie ein „losgelassener Heliumballon“ ohne Bodenhaftung. Mit der Hoffnung auf ein Mittagessen besucht Lorenz eines Tages Verwandte, die Familie Prischinger, die Tanten Mirl, Hedi und Wetti. Vea Kaisers Roman ist gespickt mit skurrilen Figuren, ganz nebenbei ist es auch ein Buch über Emigration und Immigration, ein Mann, der „Bilanzbuchalter in Bosnien“ war, arbeitet in Österreich als Taxifahrer, vermutlich ist sein Diplom in der neuen Heimat wertlos. Als Lorenz bei der Familie ankommt, holt die bittere Realität ihn in Form von Onkel Willi ein. Dieser stammt aus Montenegro, einer ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik. Seit 40 Jahren lebt Willi „ohne Akzent“ im Alpenstaat und er ist vollständig assimiliert, nur das rollende R verrät seine Herkunft, außerdem ist er ein begeisterter Anhänger des exjugoslawischen Präsidenten (Josip Broz „Marschall“) Tito. Willi, ganz Realist, sagt, dass Lorenz ja an der Schwimmbadkasse jobben könne, was Lorenz jedoch vehement ablehnt. Einmal Künstler, immer Künstler!
Aber auch Willi hat so seine Probleme, er konnte zum Beispiel seine Tochter, eine militante Veganerin, nicht zum Altar führen, und das fuchst ihn ungemein. Die Geschichte der Familie Prischinger wird im Roman bis in die fünfziger Jahre hinein „aufgedröselt“.
Kaisers Roman ist einerseits ein Kommentar zum Zeitgeist und andererseits eine Liebeserklärung an Wien, das vor dem „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland eine blühende Filmindustrie hatte – viele österreichisch – jüdische Künstler, etwa Billy Wilder, fanden eine neue Heimat in den USA, ein neues Betätigungsfeld in Hollywood.
Als Onkel Willi unerwartet stirbt, ist guter Rat teuer – eine Überführung ist teuer, und so macht sich Familie Prischinger sozusagen mit Leiche im Gepäck auf nach Montenegro, um dem Toten seinen letzten Wunsch zu erfüllen, und Lorenz lernt auf der Reise, dass Blut dicker als Wasser ist…

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Veröffentlicht am 25.08.2019

Ein wahres Lesevergnügen

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Im letzten Monat blieben mir nur wenige Stunden zum Lesen – der Alltag hatte mich fest im Griff. Umso schöner war es, die wenigen Stunden mit einem wirklich guten Buch zu verbringen. Ein Buch, in das ich ...

Im letzten Monat blieben mir nur wenige Stunden zum Lesen – der Alltag hatte mich fest im Griff. Umso schöner war es, die wenigen Stunden mit einem wirklich guten Buch zu verbringen. Ein Buch, in das ich mich völlig zurückziehen konnte, weil ich von den literarischen Figuren und ihrem Leben völlig fasziniert war. Nahm ich die Geschichte zur Hand, um darin zu lesen, war es fast so, als würden sie mich persönlich begrüßen, mich in ihrer Runde aufnehmen und an ihren Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen. Nur selten habe ich so eine Faszination beim Lesen verspürt. Wahrscheinlich liegt es an der auf den ersten Blick etwas schrägen Familie Prischinger über die Vea Kaiser in ihrem neuen Werk „Rückwärtswalzer: oder Die Manen der Familie Prischinger“ schreibt. Schräg, weil sie in einer etwas prekären Situation unkonventionell handeln, aber von vorne.

Ein junger Mann, seine drei Tanten und eine Leiche auf dem Beifahrersitz

Die Handlung von „Rückwärtzwalzer“ könnte man als einen durch geknallten Roadtrip dreier in die Jahre gekommenen Frauen nennen, die sich kurzerhand mit ihrem Enkel und einem verstorbenen Familienmitglied auf den Weg nach Montenegro begeben. Ihr lest richtig: einem verstorbenen Familienmitglied. Dieser soll in seiner Heimat begraben werden, denn das war sein letzter Wunsch. Und das eigens dafür angesparte Geld ist irgendwie abhandengekommen. Die Reise – oder die nicht ganz regelkonforme Überführung der Leiche – tritt ein Teil der Familie Prischinger, mit allerhand Proviant, in einem Panda an. Im Gepäck viele schicksalsbehaftete Geschichten, die sie auf ihrer manchmal etwas turbulenten Fahrt mit einander und dem Leser teilen.

Rückwärtswalzer

„Rückwärtswalzer“ – mit dem Titel könnte man die Handlung auch beschreiben. Die einzelnen Episoden aus dem Leben der Protagonisten fügen sich, wie in einem harmonischen Tanz, nach und nach zusammen. Durch äußere Umstände und Erinnerungen, die wachgerufen werden, begeben sich die Charaktere zurück in verschiedene Zeitstränge, um dem Leser vom Erlebten zu berichten. Sie tanzen buchstäblich aus der Vergangenheit in die Gegenwart und entwickeln ein imposantes literarisches Ganzes.

Eine Reise, die alles verändert

Begeistert hat mich vor allen, dass die Geschichte so lebensnah und nachvollziehbar ist. Die literarischen Figuren und ihre Handlungen wirken so real und glaubwürdig. Selbst ein Protagonist, der mir anfangs so unsympathisch erschien, hat sich im Verlauf der Handlung so gewandelt, dass er mir richtig ans Herz gewachsen ist. Ein Charakter hat sich quasi in mein Leserherz gebrannt: der nicht mehr ganz taufrische Mensch auf dem Beifahrersitz. Warum und wie gerade diese tote Person es geschafft hat, erfahrt ihr, wenn ihr „Rückwärtswalzer: oder Die Manen der Familie Prischinger“ von Vea Kaiser lest.

Vea Kaiser durfte ich im Frühjahr auf einer Veranstaltung zu ihrem Buch kennenlernen. Während dieser heiteren Lesung gab es passenderweise viel zum Essen und zu trinken – genau wie es die drei Damen aus der Prischinger Familie lieben. Das Highlight dieser Veranstaltung war jedoch die Autorin selbst. Denn diese plauderte so ausgelassen und sympathisch über ihr neues Buch „Rückwärtswalzer: oder Die Manen der Familie Prischinger“. Meine Gedanken während dieses Events: Wenn diese Autorin genauso schreibt, wie sie hier erzählt, dann muss dieses Buch großartig sein. Ich musste mir danach einfach selbst ein Bild machen. Und ja – dieses Buch ist großartig und der Schreibstil ist so präzise, bildhaft und detailliert, dass man als Leser immer das Gefühl hat mitten in der Handlung zu sein.

Nach den letzten Seiten von „Rückwärtswalzer“ fiel es mir sehr schwer, mich von der Familie Prischinger zu verabschieden. Einziges Trostpflaster war das hoffnungsvolle Ende der Geschichte und ein weiterer Roman von Vea Kaiser in meinem Regal.

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