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Veröffentlicht am 21.03.2024

Eine Familie in Deutschland zwischen 1914 und 1945

Für immer, dein August (Mühlbach-Saga 2)
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Bei „Für Immer, dein August“ handelt es sich um die Fortsetzung der Geschichte der Urgroßeltern und Großeltern der Autorin. Der zweite Teil steht dem ersten „In Liebe, deine Lina“ in nichts nach und konnte ...

Bei „Für Immer, dein August“ handelt es sich um die Fortsetzung der Geschichte der Urgroßeltern und Großeltern der Autorin. Der zweite Teil steht dem ersten „In Liebe, deine Lina“ in nichts nach und konnte mich genauso begeistert. Ich empfehle, den ersten Teil zuerst zu lesen, um sich auf das Wiedersehen mit vielen Bekannten zu freuen.
Der Roman beginnt 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. August ist zu der Zeit mit anderen Musikanten auf einer Tournee durch England und gerät in Kriegsgefangenschaft. Die Gefangenschaft nutzt er, um Englisch zu lernen, indem er Tom Sawyer liest und die deutsche und englische Ausgabe Satz für Satz vergleicht. Was für eine fabelhafte Idee! Er freut sich immer besonders auf die Briefe von Lotte, seiner Kindheitsfreundin. Lotte lebt mit ihrer Familie in Bremen und ist in Mühlbach nur selten zu Besuch, es ist die alte Heimat ihrer Eltern. Lotte liebt ihr Leben In Bremen, sie genießt die häufigen Besuche im Theater und in der Oper und hat viele Freunde und Freundinnen. Doch dann kommt alles anders, und Lotte zieht zu August nach Mühlbach.
In Mühlbach bleibt sie für die meisten das „Bankert“, die Dorfbewohner haben nicht vergessen, dass sie unehelich geboren wurde. Auch August wird von vielen schief angesehen, da er nicht im Krieg gekämpft hat. Nichtsdestotrotz finden Lotte und Albert im Dorf viele Freunde, von denen einige jüdischer Abstammung sind. Entsetzt müssen sie die Machtergreifung der Nazis und deren gewaltsames Vorgehen gegen Juden miterleben. Doch es gibt ein Projekt, dass die Mühlbacher zusammenschweißt, sie bauen zusammen eine Kirche. Die Einweihung der neuen Kirchenglocken wird groß gefeiert.
Als der zweite Weltkrieg ausbricht, läuten die Glocken immer dann, wenn wieder ein Mühlbacher gefallen ist. Lotte und August leben in ständiger Angst um ihren Sohn Walter, der bei der Marine ist. Tochter Martha muss fern der Heimat den Reichsarbeitsdienst absolvieren.
In dem Roman erfahren wir sehr viel über das Leben deutscher Familien in und zwischen den Weltkriegen, das Leben in einem kleinen Dorf in der Pfalz und das in der Großstadt Bremen. Lottes Herz hängt an Bremen, sie vermisst ihre Eltern und Geschwister. Die Nazis treiben ihr Unwesen in ganz Deutschland und haben auch in Mühlbach glühende Anhänger. In einigen kurzen Kapiteln erfahren wir, was mit Lottes Bremer und Mühlbacher jüdischen FreundInnen passiert ist, die deportiert wurden.
Ich mag den flüssigen und emotionalen Schreibstil der Autorin sehr und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Protagonist
Innen sind sympathisch und authentisch, eine Familie, die man einfach gernhaben muss. Von mir eine große Leseempfehlung für Leser*Innen von historischen Romanen und allen, die sich für die deutsche Geschichte in und zwischen den Weltkriegen interessieren.

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Veröffentlicht am 17.03.2024

Drei starke Frauen rund um die Frauenkirche in Dresden

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
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Da ich bereits Die Freundinnen vom Strandbad der Autorin mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich mich sehr auf ihr neues Buch gefreut.
Der Roman spielt in Dresden auf zwei Zeitebenen. Die Protagonistinnen ...

Da ich bereits Die Freundinnen vom Strandbad der Autorin mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich mich sehr auf ihr neues Buch gefreut.
Der Roman spielt in Dresden auf zwei Zeitebenen. Die Protagonistinnen sind Lotte, Marlene und Hanna.
1947: Die 24jährige Lotte lebt mit ihrer Tante Viktoria im zerstörten Dresden. Ihre Tante hat sie bei sich aufgenommen, nachdem Lottes Eltern gestorben sind. Vor dem Krieg besaßen ihr Mann und sie das mondäne Hotel Elbflorenz. Um ihre Tante und sich selbst durchzubringen, arbeitet Lotte als Bauhilfsarbeiterin, im Volksmund Trümmerweib. Das Enttrümmern ist Schwerstarbeit, umso mehr genießt Lotte die kurzen Pausen mit ihren Kolleginnen Susi, Kerstin, Gudrun und Carola. Eines Tages sieht sie einen Mann, der über die Brüstung der Augustusbrücke in die Elbe springen will. Sie schafft es, ihn vom Selbstmord abzubringen und nimmt ihn mit nach Hause. Erst einige Zeit später erfährt sie, dass er Jakob Sternlieb heißt und Jude ist. Jakob hat das KZ überlebt, seine Frau Marietta hat es nicht geschafft. Jakob bekommt eine Arbeit auf der Baustelle, auf der auch Lotte und ihre Freundinnen arbeiten.
Während Jakob Marietta nicht vergessen kann, beherrscht Leo Lottes Gedanken und ihr Herz. Leo war ihre erste große Liebe und wie Jakob jüdischer Abstammung. Seit Kriegsbeginn hatte Lotte ihn nicht mehr gesehen.
1993: Hannah hat soeben ihr Architekturstudium abgeschlossen und arbeitet am Wiederaufbau der Frauenkirche, die bei einem Bombenangriff vollständig zerstört wurde. Sie ist in Malte Schumann verliebt, den Stardirigenten der Semperoper und fällt aus allen Wolken, als sie aus einem Zeitungsartikel erfährt, dass er verheiratet ist. Am Tag, an dem sie von Maltes Ehefrau erfährt, lernt sie Harry, einen jungen Engländer, kennen. Harrys Vater war einer der britischen Flieger, die am 13. Februar 1945 Dresden bombardiert haben. Als ausgebildeter Steinmetz möchte er im Zuge von Versöhnung und Wiedergutmachung beim Wiederaufbau der Frauenkirche mitarbeiten und die Arbeit der Steinmetze unterstützen.
Hannahs Mutter Marlene kandidiert als Bürgermeisterin, sie hat Hannah sehr früh bekommen und allein aufgezogen. Seit Jahren hat sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter Lotte, gegen die sie schwere Vorwürfe erhebt.
Was für ein wunderbarer, packender und emotionaler Roman! Von Lottes Erlebnissen war ich zu Tränen gerührt. Eine Frau, der ihre große Liebe zweimal wieder genommen wurde, und die daran fast zerbrochen ist. Ich habe sehr viel über Dresden, die Frauenkirche und den Wiederaufbau nach der Wende erfahren, aber auch über den unmittelbar nach dem Krieg in der DDR herrschenden Antisemitismus. Jakobs Geschichte basiert auf wahren Erlebnissen von Juden in der DDR, die in Folge einer antisemitischen Hetzkampagne aus der DDR fliehen mussten. In dem Roman kommen auch historische Persönlichkeiten vor, wie Torsten Remus, Hannahs Kollege, der am Wiederaufbau der Frauenkirche gearbeitet hat.
Ich empfehle den Roman allen, die gern historische Romane lesen, die in der ehemaligen DDR spielen und ganz besonders denjenigen, die Dresden kennen und lieben, da sie bestimmt viel Neues erfahren, aber auch einiges wiedererkennen werden.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Der Jahrhundertwinter 1946/47 in Köln

Trümmermädchen
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Nach Sturmmädchen und Findelmädchen habe ich jetzt auch das dritte (bzw. für mich das dritte, für die Autorin das erste) Buch von Lilly Bernstein gelesen. Es hat mich genauso begeistert wie die anderen ...

Nach Sturmmädchen und Findelmädchen habe ich jetzt auch das dritte (bzw. für mich das dritte, für die Autorin das erste) Buch von Lilly Bernstein gelesen. Es hat mich genauso begeistert wie die anderen beiden Bücher.
Köln, 1941: Marie ist mit Bäckermeister Matthias sehr glücklich verheiratet. Als Matthias an die Front muss, betreibt sie die Bäckerei allein mit Hilfe ihrer Tochter Anna. Während eines Bombenangriffs bringt Marie im Bunker ihren Sohn Karl zur Welt.
Anna verliebt sich in Joseph, der der Bäckerei als polnischer Kriegsgefangener zugeteilt wurde. Aufgrund einer böswilligen Verleumdung verliert Marie die Bäckerei und muss schauen, wie sie sich und ihre beiden Kinder durchbringt. Sie bekommt eine Stelle in einer Bäckerei, in der sie ausgebeutet wird und bis zum Umfallen schuften muss. Der Bäckermeister stellt ihr und Anna nach, bis es im Mehlraum zum Übergriff kommt.
Anna schließt sich einer Gruppe von Kindern an, die Kohle von vorbeifahrenden Zügen stehlen und auf dem Schwarzmarkt gegen Lebensmittel und Dinge, die sie zum Leben brauchen, eintauschen. Der kleine Karl ist mit seinen vier Jahren auch mit Feuereifer dabei. Helga ist eins der Kinder, mit denen Anna zusammenarbeitet, sie ist die Protagonistin im Buch „Findelmädchen“.
Lilly Bernstein hat mich ins Nachkriegs-Köln versetzt, sie hat den Jahrhundertwinter 1946/47 authentisch dargestellt, Medikamente wie Penicillin waren unbezahlbar, weswegen viele Menschen an der weißen Pest bzw. Tuberkulose gestorben sind.
Ich habe mit den frierenden und hungernden Menschen gelitten und gehofft, dass Marie die Bäckerei wiederbekommt und Matthias vom Krieg heimkehrt. Ein fesselnder und emotionaler historischer Roman, der mich an manchen Stellen zu Tränen gerührt hat und den ich sehr gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Revolutionäre, Frauenrechtlerinnen und die Semperoper im Mai 1849

Das Opernhaus: Rot das Feuer
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Es handelt sich um den zweiten Band der Semperoper-Trilogie von Anne Stern. Bereits den ersten Teil habe ich mit großem Interesse gelesen, der zweite Band steht dem ersten in nichts nach.
Dresden, 1849: ...

Es handelt sich um den zweiten Band der Semperoper-Trilogie von Anne Stern. Bereits den ersten Teil habe ich mit großem Interesse gelesen, der zweite Band steht dem ersten in nichts nach.
Dresden, 1849: Elise Spielmann ist seit acht Jahren mit dem Hofkompositeur und Journalisten Adam Jacobi verheiratet. Es ist eine lieblose Ehe, sie harmonisieren nur bei den gemeinsamen Auftritten. Netty, die als Dreijährige von den Jacobis adoptiert wurde und mittlerweile acht Jahre alt ist, entwickelt sich prächtig. Sie ist durchgehend in Bewegung und hat das Tanzen im Blut, was nicht verwunderlich ist, da ihre leibliche Mutter Balletttänzerin war.
Christian, Elises große, nicht standesgemäße Liebe, ist in der Semperoper zum zweiten Theatermaler aufgestiegen. Er ist nach wie vor in Elise verliebt. Seine Freizeit verbringt er mit anderen Männern, die einen Aufstand gegen den König planen, ihr Ziel ist, Friedrich August II. von Sachsen zu stürzen und eine sächsische Republik zu etablieren.
Anne Stern gelingt es meisterhaft, historische mit fiktiven Ereignissen zu verbinden. Kapellmeister Richard Wagner und Gottfried Semper, der Erbauer des Königlichen Hoftheaters, sind beide Revolutionäre. Elises Schwester Barbara engagiert sich für die Rechte der Frauen und besucht eine Versammlung, auf der die bekannte Frauenrechtlerin Louise Otto Mitstreiterinnen für ihren Kampf um mehr Rechte für Frauen sucht.
Zwischen den Kapiteln sind Briefe abgedruckt, unter anderem zwei Briefe von Louise Otto an den Schriftsteller August Peters und ein Brief der Königin Maria Anna Leopoldine von Sachsen an eine befreundete Gräfin, in denen diese ihre Meinungen zur Mairevolution kundtun.
Fiktive, aber nicht minder interessante Charaktere, sind Elises Mutter Amalie und Christians Schwester Ernestine. Letztere engagiert sich ebenfalls im Kampf für die Rechte der Frauen und wird dabei von ihrer Freundin, der Wahrsagerin Clementine Fuchs unterstützt, die wir bereits im Prolog kennenlernen.
Anne Stern hat einen unvergleichlich schönen, poetischen Schreibstil. Sie hat mich nach Dresden ins Jahr 1849 versetzt, wo ich in der Semperoper der Musik von Figaros Hochzeit und der Zauberflöte gelauscht habe. Von ganzem Herzen habe ich gehofft, dass Elises und Christians Liebe doch noch eine Chance bekommt. Ich habe sehr viel über den Kampf der Frauenrechtlerinnen erfahren und noch mehr über die Hintergründe und den Ablauf der Mairevolution. Ich fiebere jetzt schon Band 3 entgegen. Ich spreche eine große Leseempfehlung für historisch interessierte Leser*Innen aus und alle, die genauso gern wie ich Anne Sterns Bücher lesen.

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Schwarzer Humor gekoppelt mit interessanten Informationen zur Menopause

Morden in der Menopause
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Danke für diesen herrlichen Lesespaß! Seit „Achtsam Morden“ habe ich nicht mehr so viel beim Lesen gelacht, ein großes Lesevergnügen!
Liv ist Mutter von drei Teenagern, sie arbeitet halbtags als Küchenplanerin ...

Danke für diesen herrlichen Lesespaß! Seit „Achtsam Morden“ habe ich nicht mehr so viel beim Lesen gelacht, ein großes Lesevergnügen!
Liv ist Mutter von drei Teenagern, sie arbeitet halbtags als Küchenplanerin und wohnt mit Mann und Kindern im schönen Köln. Bereits im Prolog erfahren wir, dass sie allmählich in die Wechseljahre kommt. Aufgrund eines plötzlichen Stimmungstiefs und begleitet von der ersten Hitzewallung, begeht sie ihren ersten Mord.
Jedes Kapitel beginnt mit Informationen über die Menopause: „Das Schlafhormon Progesteron sinkt, das Harmoniehormon Östrogen fällt ab, und als wenn das alles noch nicht schlimm genug wäre, schwindet auch noch das Testosteron – und damit unsere Libido. Großartige Aussichten.“
Nach ihrem ersten Mord macht Liv Bekanntschaft mit Kölns Drogen- und Zuhälterszene, spielend wird sie mit Schwerverbrechern fertig. Natürlich sind die Ereignisse und Begegnungen überspitzt dargestellt, trotzdem sind sie nicht absolut unrealistisch.
Die junge Iza unterstützt Liv bei der Entsorgung einer Leiche. Zum Dank besorgt Liv ihrer Komplizin einen Job bei ihren betagten Schwiegereltern, die so auch von dem Arrangement profitieren. Die Schwiegereltern sind sehr liebenswerte Nebencharaktere, über die ich oft schmunzeln musste.
Die Verbindung zwischen Livs aktueller Arbeits- bzw. Küchenbaustelle und den Morden hat die Autorin sehr kreativ umgesetzt. Bis zum Schluss hielt ich den Handlungsstrang mit Mäusen auf der Baustelle und einer anspruchsvollen Millionärsgattin für eine Nebenhandlung, und habe sehr gelacht und nicht schlecht gestaunt, als die Verbindung aufgedeckt wurde.
Der herrliche schwarze Humor hat mich an die „Achtsam Morden“-Reihe erinnert, diesmal aus der Perspektive einer Frau. Beim Lesen von „Morden in der Menopause“ lief bei mir ständig Kopfkino ab, dieser Roman sollte unbedingt verfilmt werden! Außerdem würde ich mich über eine Fortsetzung sehr freuen, da ich gern erfahren würde, wie es mit Liv, Jörn, Iza, Eva, Marlies und Werner weitergeht. Von mir eine große Leseempfehlung, nicht nur für Frauen in den Wechseljahren!

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