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Veröffentlicht am 16.05.2024

Witzig-spritziger Nordsee-Krimi

FriesLandOpfer (Nordseekrimi)
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Nele Bruun entführt mich direkt an die Nordsee, in die 5000-Seelen-Gemeinde Wyk auf Föhr. Und nicht nur mich verschlägt es hierhin, auch Fabiu Covaci, der von München auf diese Nordseeinsel versetzt wurde, ...

Nele Bruun entführt mich direkt an die Nordsee, in die 5000-Seelen-Gemeinde Wyk auf Föhr. Und nicht nur mich verschlägt es hierhin, auch Fabiu Covaci, der von München auf diese Nordseeinsel versetzt wurde, verstärkt ab sofort das Team um den Kriminalhauptkommissar Carsten Wolf. Wolfs Partnerin Manu fällt nach einem schweren Unfall für längere Zeit aus, sie versucht in einer Rehaklinik wieder auf die Beine zu kommen. Fabiu und Wolf könnten unterschiedlicher nicht sein – ob sie sich zusammenraufen können? Als der Barbesitzer Harald Königsberger tot am Strand gefunden wird, müssen sie – der stets korrekte Fabiu und der Wolf, wie Manu ihn gerne ruft - wohl oder übel zusammenarbeiten.

Das Mordopfer wurde mit siebzehn Messerstichen aus dem Leben befördert, außerdem fehlt ihm ein sehr männliches Teil. Und nicht genug damit, auch wird ein Mädchen vermisst, von dem nach wie vor jede Spur fehlt. Hängen die beiden Fälle zusammen? Die Ermittlungen gestalten sich äußerst schwierig, denn ein Motiv ist nicht erkennbar. Königsberger scheint keine Feinde gehabt zu haben, er war beliebt und großzügig. Hat sein Geschäftspartner Brink etwas damit zu tun?

Neben den Ermittlungen um das vermisste Mädchen und den toten Barbesitzer sind es die privaten oder halb-privaten Momente zwischen Fabiu und Wolf, die den spannenden Krimi noch ein Stück weit lesenswerter machen. Ihre Dialoge, in die sich gelegentlich auch Manu einklinkt, sind geradezu köstlich. Sie sprühen vor Witz und sprödem Charme, sind unterhaltsam und lockern die schwierige und zuweilen auch ganz schön ermüdende Observierung ungemein auf. Sie arbeiten auf Hochdruck und sind auch so manche Nacht im Einsatz. Die Zeit drängt, das Mädchen muss möglichst lebend gefunden werden und auch im Fall Königsberger kommen sie nicht recht voran. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit nähern sich die beiden Männer an und auch wenn Fabiu zunächst als befristeter Ersatz für Manu vorgesehen ist, so könnte es durchaus sein, dass er – der mit seiner Familie von der Isar an die Nordsee gezogen ist – auf Föhr Wurzeln schlägt. Zu wünschen wäre es ihm, denn gerne würde ich mehr von diesem so erfrischenden Ermittlerduo lesen.

„Frieslandopfer“ ist ein in jeder Hinsicht erfrischender Nordseekrimi mit zuweilen bärbeißigen, aber doch liebenswerten Charakteren und viel Küstenflair.

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Veröffentlicht am 15.05.2024

Vielschichtiger, sehr lesenswerter Krimi

Das Haus der Lügen
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Kürzlich habe ich von Trude Teige ihre beiden Bücher „Als Großmutter im Regen tanzte“ und gleich anschließend „Und Großvater atmete in den Wellen“ gelesen. Ach, was sage ich – verschlungen habe ich diese ...

Kürzlich habe ich von Trude Teige ihre beiden Bücher „Als Großmutter im Regen tanzte“ und gleich anschließend „Und Großvater atmete in den Wellen“ gelesen. Ach, was sage ich – verschlungen habe ich diese wundervollen, so berührenden Bücher. Die Autorin schreibt so einnehmend, so ansprechend, an ihr werde ich nie mehr vorübergehen. Und so bin ich auf „Das Haus der Lügen“ aufmerksam geworden und habe diesen Norwegen-Krimi angefangen nicht mehr weglegen können.

Eine Nachbarin beobachtet eine Gestalt im gegenüberliegenden Garten, sie wird später noch befragt werden. Auch wird die Journalistin Kajsa Coren aus der Notaufnahme angerufen, sie möchte doch bitte kommen und ein paar Anziehsachen mitnehmen, es geht um Anik. Die beiden Frauen kennen sich seit Studienzeiten und nun, in ihrer großen Not, hat sich Anik an Kajsa erinnert. Seit einem halben Jahr wohnt Anik wieder in ihrem Elternhaus, nachdem sie fünf Jahre in England war. Sie wohnt alleine und als es bei ihr klingelt, macht sie nichtsahnend einem Typen - mit einer Skimaske verkleidet - auf. Dieser zückt ein Messer, drängt sie aufs Bett, vergewaltigt sie und zwingt sie anschließend, sich in der Badewanne zu waschen. Anik ist nicht die einzige, der das passiert. Weitere, ähnlich gelagerte Fälle, folgen.

Die Kriminalbeamtin Beth Ross ermittelt mit ihrem Kollegen Tom Lohne, geleitet werden die Ermittlungen von Karsten Kjølas, dem Lebensgefährten von Kajsa. Gleichzeitig untersuchen sie einen Fund mit menschlichen Überresten, die seit geschätzt zwanzig bis dreißig Jahren unentdeckt an einem Steilhang gelegen haben.

Nach und nach werden die Nachbarn von Anik näher betrachtet. Keiner will etwas gesehen haben, auch die oben erwähnte Nachbarin, die den ganzen Tag neugierig am Fenster hängt, kann oder will nicht weiterhelfen. Jeder scheint sich in Lügen zu verstricken, auch ist vom Münchhausen-Syndrom die Rede. Und was hat es mit diesem Knochenfund auf sich? Auch lese ich von jemandem, dessen Gedanken mir schier das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Trude Teige hat mich ab Seite eins gefesselt. Was sie mir hier auftischt, ist so gar nicht durchschaubar. Ihren Charakteren nehme ich ihr Handeln sofort ab, wenngleich mir die meisten davon nicht gerade sympathisch sind. Mehr noch – ich möchte denen nicht begegnen, keinen davon in meiner Nachbarschaft wissen. Warum lügt man? Um sich oder andere zu schützen? Um zu verdrängen Oder warum sonst? Diese Fragen drängen sich zwischendurch auf.

Die Autorin zeigt auch hier, in ihrem vielschichtig angelegten Krimi, großes Talent, eine Geschichte mit überraschenden Wendungen zu entwickeln und weiter auszuführen, dass man als Leser gar nicht anders kann, als der Tätersuche gebannt zu folgen. „Das Haus der Lügen“, der neueste Krimi von Trude Teige, hat mich verblüfft, beeindruckt, begeistert und mitgerissen. Natürlich werde ich ihre schon erschienenen Krimis lesen, ich freu mich schon drauf.

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Veröffentlicht am 15.05.2024

Vom gepflegten Scheitern und mehr…

Das Gegenteil von Erfolg
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„Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, es ist ein Teil davon.“ Scheitern wir nicht alle? Immer wieder? Und machen weiter – irgendwie?

Lorrie Hope ist guter Dinge. Familie, Job, Freunde – es scheint ...

„Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, es ist ein Teil davon.“ Scheitern wir nicht alle? Immer wieder? Und machen weiter – irgendwie?

Lorrie Hope ist guter Dinge. Familie, Job, Freunde – es scheint so, als ob sie alles im Griff hätte. Und nun steht ihre Beförderung an, ihr Projekt „Green Cities“, das für mehr Grün in der Stadt sorgen soll, ihr Baby sozusagen, wird an diesem Freitag vorgestellt. Es wird ein Tag, der verrückter nicht sein könnte und mittendrin ist Lorrie.

„Das Gegenteil von Erfolg“ beginnt am Tag des gepflegten Scheiterns, in Rückblenden erfahren wir mehr von der jungen Lorrie, haben Einblick in ihre Familie und erfahren auch so einiges von ihrer langjährigen Freundin Alex. Ruben, ihr erster Freund, arbeitet mittlerweile als Anwalt für Glup, dem Sponsor von Green Cities. Soweit, so okay. Wären da nicht Glups anderweitige Machenschaften, welche die Klimaaktivisten auf den Plan rufen. Und nicht genug damit, auch Alex, Lorries beste Freundin, kennt Ruben und seine Ehefrau besser, als sie zugibt. Und - sie arbeitet an einem Dokumentarfilm, dem der Aufhänger fehlt. Also überredet sie Lorrie, den Abend über filmen zu dürfen und dieser Abend, diese Feier, gerät so ganz anders als vorgesehen.

Lorrie ist ein liebenswerter, ein wenig verpeilter Charakter, je nach Situation. Sie stolpert gefühlt von einem Fettnäpfchen ins nächste, windet sich irgendwie wieder heraus (oder auch nicht), ist weitgehend beratungsresistent und doch möchte man sie in den Arm nehmen, sie in eine Richtung schubsen, in der sie sich ein wenig erholen, in der sie ganz tief durchatmen kann. Aber - muss man immer nett, soll man stets sympathisch sein, um vorwärts zu kommen? Die Moral von der Geschicht, das Ende des Buches, gibt dann schon Antwort auf diese Frage.

Die Story lässt sich locker-leicht lesen, auch wenn so manche Passage etwas zu langatmig geraten ist. Anderes hingegen kommt ziemlich schräg, zu überdreht rüber. Ein Buch, das eher nachdenklich denn humorig stimmt, das mich aber schon auch zum Schmunzeln gebracht hat, das - mit einer leicht überreizten Protagonistin – unterhaltsame Lesestunden bietet.

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Veröffentlicht am 12.05.2024

Aus Fremden werden Freunde

Das Licht in den Birken
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Romy Fölck entführt mich auf einen alten Hof, der - umgeben von Wald, inmitten der Lüneburger Heide - Bennos Zuhause ist. Er ist eher ein Einsiedler, kann mehr mit Tieren und Pflanzen denn mit Menschen ...

Romy Fölck entführt mich auf einen alten Hof, der - umgeben von Wald, inmitten der Lüneburger Heide - Bennos Zuhause ist. Er ist eher ein Einsiedler, kann mehr mit Tieren und Pflanzen denn mit Menschen umgehen, sein Lebenshof gibt alten, ausgemusterten Tieren ihr Gnadenbrot. Um den Hof steht es nicht zum Besten, da die laufenden Kosten zu hoch sind und der Schuldenberg immer größer wird. Da ist es ihm ganz recht, dass er eine der zwei leer stehenden Wohnungen an Thea vermieten kann. Ende zwanzig war sie, als sie nach Portugal ausgewandert ist und nun, mit fünfzig, bekommt sie eine ärztliche Diagnose, die sie heimwärts, ins kalte Deutschland, treibt. Wäre noch die junge Juli, die nach dem Tod ihres Opas nach Amsterdam wandert. Eigentlich wollten sie gemeinsam dort hin und nun hat sie sich in Gedenken an ihren geliebten Opa ganz alleine auf dem Weg gemacht. Ihre Wanderung wird jäh gestoppt, als sie durch die Wälder streift, stolpert, nicht mehr weiter kann und auf Bennos Hof eine Bleibe findet.

Romy Fölck hat mich zuletzt mit ihrem Roman „Die Rückkehr der Kraniche“ begeistert und auch hier, mit ihrem neuesten Werk, ist ihr dies gelungen. Nur mal kurz hineinlesen, um „Das Licht in den Birken“ zu erspüren – das war mein Gedanke. Weggelegt habe ich das Buch erst, als ich den letzten Satz der 348 Seiten gelesen habe. Mit Thea und ihren beiden Ziegen Clara und Aurélia bin ich bei dem spröden, zuweilen ganz schön übellaunigen Benno gut angekommen, wollte dann aber schon wissen, wie die beiden Bennos Lebenswerk retten können. Nicht nur die zwei haben im Laufe ihres Lebens so einiges wegstecken müssen, auch Juli, die wegen ihrem verletzten Fuß nicht weiter kann, ist trotz ihrer jungen Jahre nicht ungeschoren davongekommen.

Der Roman, hat mich auf ganzer Linie begeistert. Aus dem ursprünglich anvisierten Stündchen, um ins Buch hineinzufinden, sind etliche mehr geworden, ein Weglegen wäre keine Option gewesen. Romy Fölcks unaufgeregter Erzählstil fesselt ungemein, ihre Charaktere sind lebensnah und gut nachvollziehbar dargestellt mit all ihren Unzulänglichkeiten, sie haben diverse Ecken und Kanten, sie überzeugen, sie sind echt. Drei Fremde, die sich zusammenraufen, die - jeder für sich und auch gemeinsam - einen Neuanfang wagen, die zu Freunden werden. Das angegilbte Tagebuch, das Thea zur Jahrtausendwende begonnen hat, hat sie wiedergefunden und die hierin geschriebenen fünf Worte sind es, die all das ausdrücken, was es im Leben braucht - Mut, Leidenschaft, Hoffnung, Erfüllung, Liebe.

Schon der erste Eindruck - das Cover - fängt die Stimmung um den einsam gelegenen Hof aufs Beste ein, man kann sich die drei ganz und gar unterschiedlichen Menschen, die hier aufeinandertreffen und deren Schicksale sich trotz ihrer Gegensätzlichkeit ähneln, gut vorstellen. Die Geschichte um drei Fremde, die zu Freunden werden, eingebettet in eine Landschaft voll sprödem Charme, ist leise und doch kraftvoll erzählt. Romy Fölck hat mich damit einmal mehr überzeugt. Ein lebenskluger Roman voller Wärme, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Fesselnder Auftaktband

Meeresfriedhof
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„Meeresfriedhof“ ist der Auftaktband der Falck-Saga aus der Feder von dem in Frankreich lebenden Norweger Aslak Nore, „Felsengrund“ und „Schattenfjord“ werden folgen.

Während des Zweiten Weltkrieges ...

„Meeresfriedhof“ ist der Auftaktband der Falck-Saga aus der Feder von dem in Frankreich lebenden Norweger Aslak Nore, „Felsengrund“ und „Schattenfjord“ werden folgen.

Während des Zweiten Weltkrieges befinden sich der Reeder Thor Falck, seine Frau Vera und ihr kleiner Sohn Olav auf dem Hurtigruten-Schiff, das – von einer Mine getroffen – sinkt. Während Thor mit dem Schiff untergeht, werden Vera und Olav gerettet. Fünfundsiebzig Jahre danach geht Vera im Meer schwimmen und kehrt nicht mehr zurück. Ihre Nachkommen wissen um ein Testament, das jedoch unauffindbar ist. Sasha, Olavs Tochter, macht sich auf die Suche danach und stellt sich damit gegen ihren Vater.

Es sind mehrere Erzählstränge und Zeitebenen, in denen der Autor dieser Familiengeschichte nachspürt. Er hat die gut recherchierten geschichtlichen Fakten mit fiktiven Elementen ineinander verwoben, seine Charaktere sind allesamt glaubhaft angelegt, er hat sie mit Leben gefüllt. Gut gefällt mir auch, dass Vera es ist, die durch ihre Aufzeichnungen von diesen vier Tagen auf dem Schiff berichtet. Bei diesem historischen Part habe ich mich ein wenig gefühlt, als ob ich direkt dabei wäre, mit ihnen entlang der Fjorde fahren und so manch bekannter Persönlichkeit begegnen würde. Jahrzehnte später dann ist es Olav, der machtbesessen seine Tochter, die Veras Manuskript findet, ausbremsen will. Auch dieser Handlungsstrang hat es in sich.

Das Buch ist gut zu lesen, spannend wie ein Thriller und geheimnisumwittert mit allem, was eine sehr vermögende, durchaus intrigante und an Dramen nicht gerade armen Familie ausmacht. Der erste Band der Falck-Saga hat mich bestens unterhalten und auch wenn der zweite Band noch auf sich warten lässt, möchte ich schon wissen, wie sich diese Familien-Saga weiterentwickelt.

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