Potenzial wurde nicht ganz genutzt
KlytämnestraCostanza Casatis Nacherzählung des Troja-Mythos nimmt eine sehr interessante Perspektive ein. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der titelgebenden Protagonistin Klytemnästra - Schwester der schönen ...
Costanza Casatis Nacherzählung des Troja-Mythos nimmt eine sehr interessante Perspektive ein. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der titelgebenden Protagonistin Klytemnästra - Schwester der schönen Helena - die gegen ihren Willen den grausamen Agamemnon heiratet muss und daraufhin Rache schwört. Klytemnästra ist nicht unbedingt eine sympathische, dafür aber eine starke Protagonistin, die sich in einer männerdominierten Welt nicht unterkriegen lässt.
Die erste Hälfte des Buches hat mir sehr gut gefallen. Ich mochte die Beziehungen der Geschwister zueinander und das Wissen über das alte Griechenland, das nebenbei vermittelt wurde. Leider habe ich jedoch ab der Mitte des Buches etwas das Interesse an der Handlung verloren. Nach Klytemnästras Hochzeit mit Agamemnon gibt es einen Zeitsprung von 15 Jahren, der mich ziemlich aus der Handlung gerissen hat. Viele Ereignisse, die für die Dynamik der Charaktere wichtig gewesen wären, werden entsprechend ausgespart. Gerade diese kritische Phase wäre wichtig gewesen, um Klytämnestra und die Beziehung zu ihren Kindern besser zu verstehen. Auch die Handlungsstränge von Klytemnästras Geschwistern verliefen im zweiten Teil ziemlich ins Nichts. Erst auf den letzten 100 Seiten hat mich die Handlung wieder richtig mitreißen können. Entsprechend gab es für mich im Buch sowohl Höhen als auch Tiefen, wobei ich das Buch insgesamt sehr interessant fand.
Alles in allem eine interessante Idee, deren Potenzial nicht ausgeschöpft wurde.