Profilbild von Minijane

Minijane

Lesejury Star
offline

Minijane ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Minijane über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2023

Schonungslos

Roxy
0


Isaac ist ein ganz normaler Teenager. Um ihn müssen sich die Eltern keine Sorgen machen. Er hat gute Noten, viele Freunde und ist ein ehrgeiziger und talentierter Sportler. Seine kleine Schwester Ivy ...


Isaac ist ein ganz normaler Teenager. Um ihn müssen sich die Eltern keine Sorgen machen. Er hat gute Noten, viele Freunde und ist ein ehrgeiziger und talentierter Sportler. Seine kleine Schwester Ivy dagegen ist schon eher das Sorgenkind ihrer Eltern, und auch Isaac hat immer das Gefühl seine Schwester beschützen zu müssen. Gerade hat sie einen zwielichtigen Freund, der sie zu Parties mitnimmt an denen ganz offensichtlich Drogen konsumiert werden. Vielleicht dealt er sogar selber.

Eigentlich ist Ivy ein intelligentes Mädchen, aber ihre ADS Störung verhindert es, dass sie sich länger konzentrieren kann, und so hat sie in der Schule immer schlechtere Noten und wird zunehmend zur Außenseiterin.


„Roxy“ ist ein Buch, dass den Weg in die Abhängigkeit von Drogen beschreibt und die Folgen des Missbrauchs. Dabei schlagen die amerikanischen Autoren Neal und Jarrod Shusterman einen sehr ungewöhnlichen Weg ein, denn sie personifizieren die Drogen, mit denen ihre jungen Protagonisten in Kontakt treten.

Nach einen schmerzhaften Zusammenstoß von Isaac mit Craig, dem widerlichen Freund ihrer Schwester, schwillt Isaac‘s Knöchel so stark an, dass er sein nächstes furchtbar wichtiges Fußballspiel wohl knicken kann, wenn ihm nichts einfällt. Durch diesen Unfall begegnet er erstmalig Roxy. Roxy ist eine synthetische Droge, ein tückisches Schmerzmittel, dass in die Abhängigkeit führen kann. Roxy tröstet, lindert die Schmerzen und bald möchte man sie nicht mehr missen.

Roxy ( Oxycodon) ist Teil eines Familienclans, dem Clan der Schmerzmittel zu dem auch Cousin Phineas( Morphium) und Familienoberhaupt Hiro( Heroin) gehören. Im Wettstreit mit Addison ( Adderall), der dem Familienclan der Aufputschmittel angehört, versucht sie mehr Bedeutung in der Familie zu erlangen. Beide Antagonisten wollen ihre Zielpersonen den ganzen Weg, bis zu ihrem Ende begleiten, ohne diese an höherrangige Familienmitglieder zu verlieren.

Zu den Drogen gibt es in der Innenklappe des Buches einen „Familienstammbaum“ zu dem auch noch eine 3. Familie gehört, die der Halluzinogene, die 3 Cousinen Molly ( MDMA), Lucy (LSD) und Mary Jane ( Marihuana).

Isaac‘s kleine Schwester beschließt mit ihrem Verliererfreund Craig endgültig zu brechen und auf ihren Schulpsychologen zu hören und mit dem Medikament Adderall ihre Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Das klappt besser als erwartet und ihre Noten werden immer besser. Wenn man die Dosis erhöht kann man sogar noch intensiver lernen. Ivy ist zuversichtlich, dass sie ihren Abschluss schaffen wird. Addison bestärkt sie auf dem richtigen Weg zu sein.


Das Buch ist spannend aber auch beängstigend und geht sehr drastische Wege mit seinen Protagonisten. Es ist zwar ein Jugendbuch ( ab 14) , sollte aber vielleicht zumindest in Begleitung Erwachsener gelesen werden. Es bietet jedenfalls eine Menge Gesprächsgrundlagen, könnte sensible Leser*innen aber auch verstören.

Mir hat es gut gefallen und ich bin beeindruckt von der Umsetzung dieser sehr ungewöhnlichen Buchidee.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2023

Bittersweet

Der Gärtner von Wimbledon
0

Dieser Roman ist eine Geschichte in einer Geschichte.



Der Gärtner der berühmten Rasenplätze von Wimbledon feiert Jubiläum. Ein halbes Jahrhundert hat er diese verantwortungsvolle Aufgabe jetzt inne, ...

Dieser Roman ist eine Geschichte in einer Geschichte.



Der Gärtner der berühmten Rasenplätze von Wimbledon feiert Jubiläum. Ein halbes Jahrhundert hat er diese verantwortungsvolle Aufgabe jetzt inne, und so erhält die junge Journalistin Cara den Auftrag, den Jubilar zu interviewen.

Sie fragt ihn, wie es dazu kam, dass er sich für diesen ungewöhnlichen Job beworben hat und der Gärtner Henry Evans antwortet mit einer Geschichte.

In der Folge erfährt der Leser von einem bewegten Leben und einer berührenden Liebesgeschichte.

Henry zieht im England der 30erJahre mit seinem Vater nach Blake Hall, einem großen, parkähnlichen Anwesen ( Ich musste immer an Downton Abbey denken), wo sein Vater eine Anstellung als Gärtner bekommen hatte. Die Tochter der Familie Blake, Rose fasziniert Henry. Sie hat sich vorgenommen einmal eine berühmte Tennisspielerin zu werden und natürlich auch in Wimbledon zu spielen. Es entwickelt sich eine geheime Romanze zwischen dem Mädchen aus der Oberschicht und dem Jungen aus einfachen Verhältnissen. Der Krieg bringt die beiden auseinander und Henry hofft durch seine neue Stelle als Gärtner von Wimbledon auf ein Wiedersehen mit Rose.



Das Buch ist ein absolutes Wohlfühlbuch, ganz zart und sehr berührend geschrieben ohne ins Kitschige abzudriften.

Ich mochte es sehr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2023

Hochaktuelle Gesellschaftskritik

Zwischen Welten
0

„Zwischen Welten „von Juli Zeh und Simon Urban befasst sich mit der aktuelle Streitkultur, in der andere Meinungen nur schwerlich akzeptiert werden. Vielmehr werden Andersdenkende gerne beschimpft und ...

„Zwischen Welten „von Juli Zeh und Simon Urban befasst sich mit der aktuelle Streitkultur, in der andere Meinungen nur schwerlich akzeptiert werden. Vielmehr werden Andersdenkende gerne beschimpft und diffamiert. Man wirft ihnen sofort etwas vor, wie etwa Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Fortschrittsverweigerung u.s.w.. Sehr schön ist das ja in der Politik zu beobachten, aber auch zunehmend in der Gesellschaft.

Unsere beiden Protagonist*innen kennen sich aus Studientagen, wo sie zusammen in einer WG in Münster gewohnt haben. Theresa ist irgendwann über Nacht einfach aus Stefan‘s Leben verschwunden, da ihr Vater verstorben war und ihre Mutter sich außerstande sah den eigenen Bauernhof in Brandenburg weiterzuführen. Sie hat dann entschieden selbst Bäuerin zu werden und hat es geschafft den Familienhof zum Ökobetrieb umzustrukturieren. Stefan dagegen ist nach dem Studium Journalist geworden und hat Karriere in einem renommierten Wochenblatt in Hamburg gemacht. Ihre Lebenswelten unterscheiden sich heute also sehr. Während Stefan sich von seinem Großstadtschreibtisch zu allen Themen unserer Zeit eine Meinung bildet, kämpft Theresa auf dem Land ganz konkret gegen die ganze Bürokratie, die der Landwirtschaft das Leben schwer macht. Einerseits versucht sie alles richtig zu machen, ihren Hof mit biologischer Landwirtschaft in die Zukunft zu führen, andererseits werden ihr von der Politik immer wieder Auflagen gemacht, die ihre Existenz gefährden.

Jetzt wo sie sich zufällig wiedergetroffen haben, versuchen Theresa und Stefan, die alte Freundschaft wieder aufleben zu lassen, tauschen ihre Kontaktdaten und beginnen einen regen Austausch per e-Mail und What’s App. Das ganze Buch ist ein „Briefroman“ allerdings mit den modernen Medien e-Mail, What‘s App und ab und an SMS. Das macht es auch zuweilen etwas anstrengend und ist sicher nichts für jedermann.

Beide Figuren waren mir nicht wirklich sympathisch. Stefan ist ein Besserwisser, der sich für total weltoffen und reflektiert hält und eigentlich jedem politischen Trend hinterherläuft. Und Theresa wirkt auch irgendwie etwas stereotyp. Sie kämpft tagtäglich in ihrem Betrieb mit den Folgen des Klimawandels, z.b den trockenen Böden oder den vielen bürokratischen Hürden, die den Landwirten das Leben wirklich schwer machen.

Auch wenn sie sich heftig streiten, auch vor Beleidigungen des anderen nicht zurückschrecken, finden sie doch immer wieder zum Gespräch zurück. Die Themen sind vielfältig und aktuell. Es geht um Rassismus, die Frauenrollen, das Gendern aber auch um den Krieg in der Ukraine, Fremdenfeindlichkeit im Osten, Corona und die AFD, um nur ein paar Themen zu nennen. Die Auswirkungen der modernen Medien auf die Gesellschaft, die Hetze im Netz und die Cancel Culture bekommt Stefan dann auch hautnah in seinem Zeitungsbetrieb zu spüren.


Auch wenn man weder Theresa noch Stefan zu 100% mag, kann man der einen oder anderen Position durchaus zustimmen. Juli Zeh und Simon Urban haben einen Gesellschaftsroman geschrieben, der sehr aktuell ist und den Finger immer genau in die Wunden des Systems stößt. Man wird nach der Lektüre schon nachdenklich, und die Lektüre gibt einem mit Sicherheit eine Menge Denkanstöße mit auf den Weg.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.11.2023

Zwischen Liebe und Hass

Ambivalenz
0

Claude umgarnt die unerfahrene Dominique, die sein Werben für Liebe hält. Als er ihr sogar Chanel No5 schenkt, schmilzt sie dahin und stimmt seinem Heiratsantrag zu. Sie ahnt nichts von Claude‘s inneren ...

Claude umgarnt die unerfahrene Dominique, die sein Werben für Liebe hält. Als er ihr sogar Chanel No5 schenkt, schmilzt sie dahin und stimmt seinem Heiratsantrag zu. Sie ahnt nichts von Claude‘s inneren Abgründen.
Claude möchte dringend ein Kind, doch als seine Tochter Epicène geboren ist, hasst er sie. Das Mädchen, hübsch und klug wächst heran und durchschaut den Vater schnell. Zum Glück kann Epicène sich der Liebe ihrer Mutter sicher sein.
Kurz und knapp und trotzdem sprachgewaltig erzählt die Autorin ein Familiendrama, dass sich immer mehr zuspitzt und mit einer überraschenden Wendung aufwartet.
Ich mochte das Hörbuch wirklich gerne. Allerdings fand ich das Kennenlernen von Claude und Dominique schon etwas merkwürdig.

Der trockene Schreibstil von Amelie Nothomb hat mir gut gefallen, und ich werde sicher noch zu weiteren ihrer Bücher greifen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2023

Mord im Theatermilieu

Experte in Sachen Mord
0

Josephine Tey ist Theater- und Romanautorin. Ihr sehr erfolgreiches Theaterstück „Richard von Bordeaux“ wird schon seit einer gefühlten Ewigkeit in London aufgeführt und hat Josephine berühmt gemacht. ...

Josephine Tey ist Theater- und Romanautorin. Ihr sehr erfolgreiches Theaterstück „Richard von Bordeaux“ wird schon seit einer gefühlten Ewigkeit in London aufgeführt und hat Josephine berühmt gemacht. Nun reist sie wieder einmal aus ihrer schottischen Heimat Inverness mit dem Zug nach London und lernt während ihrer Fahrt die reizende junge Elspeth kennen, die ein großer Fan ist und nach Ankunft des Zuges ermordet aufgefunden wird. Josephine‘s guter Freund und Detective Inspector Archie Penrose ermittelt in dem Mordfall, der, so wird ihm schnell klar, eng mit der Theaterwelt London‘s in Zusammenhang gebracht werden kann. Auch die Schrecken des zurückliegenden Krieges werden immer wieder thematisiert.

Genau wie ich es mir gewünscht hatte, ist der Krimi „very british“. Die Autorin nimmt sich viel Zeit eine authentische Atmosphäre zu schaffen. Wir befinden uns in der Zeit zwischen den Weltkriegen, die Zeit, in der auch die Krimis von Agatha Christie spielen. ( Und A. Christie Vibes spürt man beim Lesen auf jeden Fall.) Es ist ein Cosy Crime, es geht nicht allzu blutrünstig zu und der Krimiplot ist auch nicht extrem spannend. Wenn man aber gerne in diese Theaterwelt und das England der 30erJahre etwas tiefer eintauchen möchte, macht das Buch wirklich Spaß. Es ist der 1. Band einer Reihe, und interessanterweise erfährt man im Nachwort, dass es Josephine Tey wirklich gegeben hat.

Gerade zu Beginn des Buches musste ich mich schon sehr konzentrieren, um alle Details mitzubekommen, und an den sehr ruhigen Schreibstil musste ich mich erst einmal gewöhnen. Als ich dann aber in die Geschichte eingetaucht bin, habe ich es sehr gemocht. Das Schöne an einer Reihe ist ja, dass es mit den Protagonisten, der selbstbewussten, freundlichen Josephine und dem ein klein wenig in sie verliebten Archie ein Wiedersehen geben kann, wenn man das möchte. Weitere Bände der Reihe sind nämlich auf Deutsch schon erschienen.

Fazit: netter 1. Band einer Cosy Crime Reihe im Agatha Christie Stil, sehr gemütlich und atmosphärisch erzählt mit Theaterflair und ohne Riesenspannung. Wunderbar für zwischendurch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere