„Der Gärtner von Wimbledon“ ist die bittersüße Geschichte einer unerfüllten Liebe über Klassenschranken hinweg. Emotional und berührend, voller Gefühl, aber nie kitschig, sondern zurückhaltend formuliert. Und mit der gleichen Zurückhaltung werden auch die Klassengegensätze beschrieben, wobei die Andeutungen mehr als ausreichend sind, um sich eine eigene Vorstellung zu dem „Upstairs / Downstairs“ Leben in und um Blake Hall zu bilden. Eine kleine, feine Lektüre für zwischedurch.
Allerdings hege ich leise Zweifel daran, dass diese Geschichte einer unerfüllten Liebe tatsächlich von einer Engländerin geschrieben wurde, denn es gibt weder eine veröffentlichte bzw. geplante englische Originalausgabe noch englischsprachige Informationen zur Autorin, was mir doch einigermaßen seltsam erscheint. Sei’s drum…
Rose und Henry lernen sich 1938 auf dem Landsitz Blake Hall kennen, wo Henrys Vater nach dem Tod seiner Frau eine Stelle als Gärtner angenommen hat. Sie freunden sich an, auch wenn das von Rose‘ Familie nicht gerne gesehen wird, denn in der englischen Klassengesellschaft hat jeder seinen vorgegebene Platz in der Hierarchie. Doch die Standesunterschiede können nicht verhindern, dass zwischen den beiden eine zarte Freundschaft aufblüht. Das verbindende Element ist Rose‘ Leidenschaft für Tennis, ihr großer Traum, in Wimbledon ein Turnier zu gewinnen. Dafür trainiert sie täglich und wird von Henry unterstützt, der nicht nur den Trainingsplatz von Blake Hall tiptop in Ordnung hält, sondern auch als Balljunge fungiert und sogar als Trainingspartner in die Bresche springt, wenn sonst niemand verfügbar ist. Sie verlieben sich, träumen von einer gemeinsamen Zukunft, aber Henry ist sich der Konsequenzen durchaus bewusst, die es nach sich ziehen könnte, sollte Rose‘ Familie je von seinen Gefühlen erfahren. Sein Vater könnte seine Stelle verlieren und sie müssten Blake Hall verlassen.
Doch es ist der Zweite Weltkrieg, der das Leben auf dem Landsitz tiefgreifend verändert. Der Tennisplatz wird zum Kartoffelacker und Rose muss ihre Träume begraben, distanziert sich von Henry und verkehrt nunmehr nur noch mit ihresgleichen. Henry hingegen kümmert sich bis zu seiner Einberufung um die Pferde, doch an seinen Gefühlen für Rose ändert sich nichts. Als der Krieg vorbei ist, hat er keinen Ort mehr, zu dem er zurückkehren könnte und nimmt die Stelle als Gärtner in Wimbledon an. Ob es wohl zu einem Wiedersehen mit Rose kommen wird?