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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2019

Typisch Lafer!

Johanns Küche
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Ein gutes Drittel des Buches besteht rein aus Informationen über Küchenutensilien, Lebensmitteln, Kräutern und Gewürzen. Wie viel davon für den Kochfan neu und wichtig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. ...

Ein gutes Drittel des Buches besteht rein aus Informationen über Küchenutensilien, Lebensmitteln, Kräutern und Gewürzen. Wie viel davon für den Kochfan neu und wichtig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde den Teil zu groß geraten. So viel Theorie muss nicht sein und hätte in einem dickeren Buch eher den passenden Platz.

In der Auflistung der Zutaten fehlt prinzipiell die Wassermenge. Die taucht im Text dann auf. Gut, man hat den Wasserhahn in der Küche, aber ich persönlich bevorzuge es, wenn wirklich alle Zutaten, auch das Wasser, untereinander ordentlich gelistet sind und ich alles vorrichten kann, ohne im Text Überraschungen zu finden oder suchen zu müssen.

Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind gut gemacht, aber eben irgendwie typisch Lafer: Fast, als würde er Selbstgespräche führen und einfach immer in der Annahme, der Leser weiß so viel, wie er selbst. Also meiner Meinung nach nichts für Anfänger!

Die Gerichte selbst sind mir dann doch zu abgehoben für „einfach und gut kochen“. Sie sind noch immer typisch Lafer, noch immer weit weg von schnell und einfach. Das ist per se nicht schlecht, aber eben nicht das, was ich mir versprochen hatte. Selbst die Fotos sind für meinen Geschmack kühl und gestylt. Das schafft in meinen Augen Distanz und das stößt mir ein bisschen auf.

Insgesamt ein tolles Buch, besonders für Lafer-Fans. Aber es hält eben nicht, was es verspricht. Es ist voll mit tollen Gerichten, aber in meinen Augen einfach nicht „alltagstauglich“. Deshalb von mir drei Sterne.

Veröffentlicht am 02.08.2019

Vom Hashtag zum Buch

Kunstgeschichte als Brotbelag
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Dieses Büchlein lässt mich zwiegespalten zurück. Das hat weniger mit der tragischen Geschichte der Herausgeberin zu tun, als mit dem Werk selbst. Die Idee ist nicht schlechter, als die inzwischen täglich ...

Dieses Büchlein lässt mich zwiegespalten zurück. Das hat weniger mit der tragischen Geschichte der Herausgeberin zu tun, als mit dem Werk selbst. Die Idee ist nicht schlechter, als die inzwischen täglich neu aus dem Boden sprießenden Challenges. Aber so manches Ergebnis treibt doch seltsame Blüten.

Finde ich es witzig, oder finde ich es schlimm, dass mit Lebensmitteln „gespielt“ wird? Ehrlich gesagt, kann ich mich noch nicht mal hier entscheiden. Manche der Brote sind sehr schön gelungen und man möchte hineinbeißen. Andere sind tatsächlich in mehrerlei Hinsicht ungenießbar. Denke ich an die wunderbaren Obst- und Gemüseschnitzereien auf so manchem Buffet, dann sage ich mir, auch „Bilder“ kann man essen und sind keine „Sünde“. Insofern wäre ich vielleicht positiver gestimmt, wenn alle Brote wirklich essbar wären. So im Stile der wunderbaren Schnittchen, die manche Frauen und Männer für die Kids oder auch für Partys zaubern können. Nur eben noch eine Stufe kunstvoller.

Die Ideen hinter den Bildern finde ich allerdings wirklich gut. Da haben sich (die meisten) Leute echt Gedanken gemacht. Aber eine Scheibe Brot mit Nägeln darin finde ich dann doch komplett und im wahrsten Sinne des Wortes geschmacklos.

Mich stört auch, dass die „Künstler“ der Brote erst im Anhang aufgelistet werden. Besser hätte ich gefunden, das stünde gleich neben dem Bild. Vielleicht sogar mit ein wenig mehr Info.

Was nun also? Nett war das Büchlein, das einen Querschnitt aus den Bildern besteht, die durch die Instagram-Idee entstanden sind. Aber ob ich es mir noch mal ansehen werde? Vermutlich eher nicht. Deshalb gebe ich drei Sterne.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Zu oberflächlich, nichts geht in die Tiefe

Blackwood – Briefe an mich
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Von Wien nach Irland verschlägt es Gesine, weil ihre Mutter gestorben ist. Hier soll sie bei Verwandten leben. Sie findet alle und alles ein wenig seltsam, denn hier glauben die Leute noch an Mysterien, ...

Von Wien nach Irland verschlägt es Gesine, weil ihre Mutter gestorben ist. Hier soll sie bei Verwandten leben. Sie findet alle und alles ein wenig seltsam, denn hier glauben die Leute noch an Mysterien, die für Gesine nur Märchen sind. Doch dann erhält sie Post. Und zwar von sich selbst, von ihrem erwachsenen Ich. Und noch dazu tauchen diese Briefe in einem alten Schreibtisch auf …

Zugegeben, ich hatte mir mehr und häufigeren Briefwechsel erwartet. Die Briefe sind jedoch eigentlich nur Beiwerk und spielen erst rückwirkend betrachtet überhaupt eine Rolle. Oder anders gesagt – ihre eigentliche Bedeutung kommt erst am Ende heraus. Das allein ist schon ein bisschen schade, aber dann ist die Story, die Gesine, genannt Ge, zu erzählen hat, ein bisschen arg fad. Die üblichen Eifersüchteleien zwischen Teenagern, erste Verliebtheit, Trauer um die Mutter – das ist nicht so rübergekommen, wie es machbar wäre. Auch fehlt mir der irische Zauber. Davon wird zu wenig erzählt. Und wenn, dann nur auf eine ironische Weise.

So wirklich ans Herz gewachsen ist mir niemand. Die interessanten Figuren kommen zu kurz und Gee selbst ist trotz ihrer Lage nicht einer jener Teenies, die man einfach mögen muss. So ein klein bisschen nervig ist sie für mich schon gewesen. Klar, kein Grund, dass ihr neues Umfeld negativ eingestellt sein sollte. Das war mir auch ein bisschen zu krass. Statt sich zu freuen und anzuerkennen, dass eine Österreicherin in Irland mit der Sprache klarkommt, wird sie gehänselt, weil sie aus dem „Schnitzelland“ kommt. Dass sie nicht alle Bräuche kennt, wird ihr auch negativ ausgelegt – keiner erklärt ihr rechtzeitig irgendetwas.

Ge ist ein Tollpatsch, Ge bringt überall neue Ideen ein, Ge bekommt die Hauptrolle, Ge löst das Rätsel um Arians Mom – hm. Alles gar nicht so übel, aber dann doch drüber, obwohl nur angeschnitten und nichts, wirklich gar nichts vertieft wird.

Die Auflösung des Ganzen ist schon gelungen und geht auch unter die Haut. Dennoch gefällt mir der Weg dahin nicht so gut, dass ich das Buch lobpreisen möchte. Milena Karas hat es sehr gut eingelesen und klingt wirklich blutjung. Spaß gemacht haben auch die Radio Blackwood Einlagen und die Musik. Dennoch finde ich mich vom Klappentext in die Irre geleitet und bleibe ein wenig „leer“ zurück. Drei Sterne. Mehr geht nicht.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Poetische Sprache, aber die Message fehlt mir

Ein Himmel voller Sterne
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Durch seine erfolgreiche Comic-Reihe um Jim Oregon kann sich Merlin mit seiner Frau Prune und Kater Pantoffel ein Häuschen auf dem Land leisten. Da stört es auch wenig, dass es nicht den ganzen Tag warmes ...

Durch seine erfolgreiche Comic-Reihe um Jim Oregon kann sich Merlin mit seiner Frau Prune und Kater Pantoffel ein Häuschen auf dem Land leisten. Da stört es auch wenig, dass es nicht den ganzen Tag warmes Wasser gibt und der Klempner sie immer wieder vertröstet. Doch dann stirbt Merlins Freund Laurent, der die Vorlage für Wild Oregon ist. Sein letzter Wunsch stellt Merlin vor ein großes Problem. Laurent möchte, dass sich Jim Oregon endlich verliebt und nicht wie er selbst alles verbockt. Erst als der 94-jährige Albert im zweiten Frühling schwebt, versteht Merlin, was wahre Liebe wirklich ist …

Es fällt mir sehr schwer, dieses Buch gerecht zu bewerten. Die Sprache ist, wie ich das von Marie-Sabine Roger aus „Die Küche ist zum Tanzen da“ kenne, einfach bezaubernd. Aber mit der Story an sich kann ich wenig anfangen. Merlin ist mir zu unbeweglich, zu steif und eingefahren. Das passt weder zu seinem Job, noch zu all dem, was er so von sich, Prune und allen anderen erzählt.

Der Tod geht immer an die Nieren und loslassen ist schwer. Das kommt auch ganz gut rüber. Aber was Merlin so sehr davon abhält, Laurents Comic-Pedant die Liebe finden zu lassen, glücklich zu werden und dennoch er selbst zu bleiben, verstehe ich nicht.

Die kleinen Einschübe, die quasi die Comiczeichnungen ersetzen, finde ich teils ein bisschen zu viel. Mir lebt Merlin zu sehr in einer Blase, in die er niemanden hineinlässt und zu der nur ganz selten andere ein klein wenig Kontakt bekommen.

Durch diese Abgeschiedenheit wurde mir Merlin nicht sehr sympathisch. Am meisten mochte ich Onkel Albert, der in seinem hohen Alter der Lebendigste im ganzen Buch ist. Er bemüht sich, mit der Technik mitzuhalten, sprudelt fast über vor Liebe und Leidenschaft, nimmt das Leben an. Da wirkt Merlin entsetzlich alt dagegen und ich habe fast den Verdacht, er ist neidisch. Trotz seiner zauberhaften Frau, die er auch sehr liebt und schätzt, kann er Liebe nicht verstehen. Oder möchte er als einziger eine wunderbare Beziehung haben?

Es ist schwer, wie gesagt. Ich konnte das Buch nur in winzigen Häppchen lesen, wollte es aber auch an keiner Stelle abbrechen. Ganz habe ich nicht verstanden, was es mir sagen möchte oder soll. Deshalb bleibt mir nur, drei Sterne zu vergeben. Ein Kompromiss, weil ich es zwar nicht verstanden habe, aber auch schon viel schlechtere Bücher gelesen habe.

Veröffentlicht am 09.07.2019

Elisa und Marisol

Nächstes Jahr in Havanna
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Elisa hat im Kube der 1950er Jahre gelebt. Castros Regierung bedeutet für sie die Flucht nach Amerika. Ihre Enkelin Marisol soll 2017 die Asche von Elisa nach Kuba bringen und erlebt und erfährt auf ihrem ...

Elisa hat im Kube der 1950er Jahre gelebt. Castros Regierung bedeutet für sie die Flucht nach Amerika. Ihre Enkelin Marisol soll 2017 die Asche von Elisa nach Kuba bringen und erlebt und erfährt auf ihrem Weg so einiges, das ihr bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellt. Wiederholt sich die Geschichte nun in umgekehrter Reihenfolge?

Die Idee gefällt mir schon sehr, nur ist die Umsetzung nicht so gelungen, wie ich mir das gewünscht hätte. Der Stil muss einem liegen. Ich mag die Ich-Perspektive sehr gern, doch hier wird sie bei Elisa und auch Marisol genutzt und noch dazu bei beiden im Präsenz. Das liest sich nicht sehr angenehm. Es wäre gerade bei zwei unterschiedlichen Erzählerinnen sehr schön gewesen, wenn hier auch im Erzählstil ein Unterschied zu finden wäre. Im Grunde nimmt auch der erste Abschnitt ein ordentliches Stück von der Spannung aus dem Buch. Hier hätte eine andere Lösung besser funktioniert.

Insgesamt hat mich das Lesen ein bisschen angestrengt. Die Längen zwischendurch und der gewöhnungsbedürftige Stil in der Gegenwartsform haben mich bis zum Ende recht stark gebremst. Auch kann ich zwar verstehen, dass Elisa ihre Heimat im Exil bis zum Schluss vermisst, aber wenn ich an all die armen Menschen denke, die es nicht so leicht wie sie hatten, die ohne Netz und doppelten Boden fliehen mussten oder das Regime schweigend ertragen, werde ich sogar ein bisschen wütend. Für mich ist und bleibt Elisa trotz allem das verwöhnte Gör und Marisol steckt davon auch ein gutes Stück in den Genen.

Die Wege der beiden Frauen sind auf gewisse Weise schon interessant, dennoch konnten mich beide Figuren weder erreichen, noch wirklich intensiv fesseln. Ein bisschen neugierig war ich, wollte die Geschichte erfahren. Eile hatte das aber nicht. Dass in Kuba freie Meinungsäußerung nicht wirklich existiert, das Leben schwierig ist, das Gefälle von Arm zu Reich sehr groß ist – all das kommt im Buch nur mangelhaft rüber. Mir ist zu westlich gedacht. In unseren Augen ist das dortige Regime natürlich unfassbar schrecklich, auch die Bewegungen dort nicht komplett nachvollziehbar. Doch sollte man immer im Auge behalten, dass man niemals Äpfel mit Birnen vergleichen sollte. Die Entwicklung des Landes ist für mich unzureichend dargestellt und auch ein bisschen einseitig.

Vielleicht bin ich einfach nur die falsche Zielperson für dieses Buch, diese Art Geschichte. Wirklich schlecht fand ich sie auch gar nicht, da möchte ich nicht missverstanden werden. Es ist ein Buch, das ganz sicher beim richtigen Leser Begeisterung auslösen kann, für mich aber eben eine „Sommerlektüre“ war. Schön, sie gelesen zu haben, aber kein Buch, das dauerhaft hängenbleibt. Deshalb gebe ich drei Sterne.