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Veröffentlicht am 21.05.2024

Lautes Schweigen

Gute Ratschläge
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Eliza Peabody schreibt mit viel Herzblut und noch mehr guten Ratschlägen an ihre Nachbarin Joan, die ihren Mann und die Kinder verlassen hat. Dass sie niemals Antworten bekommt, stört sie nicht sehr. Das ...

Eliza Peabody schreibt mit viel Herzblut und noch mehr guten Ratschlägen an ihre Nachbarin Joan, die ihren Mann und die Kinder verlassen hat. Dass sie niemals Antworten bekommt, stört sie nicht sehr. Das Buch spielt in den 1990er Jahren. Eliza ist zu diesem Zeitpunkt 51 Jahre. Das erklärt einige der Vorkommnisse im Buch, das Leben der Frauen zu diesem Zeitpunkt und der Zeit, in der Eliza jung und frisch verheiratet war. Und es wirft ein ganz anderes Licht auf das Ende des Buches.

In ihren Briefen erzählt Eliza über die Ereignisse in der Straße und in der Stadt, geht dann auch mal in Erinnerungen über und schneidet eine Menge unterschiedlicher Themen an. Sie berichtet auch von Barry, der in dem Hospiz liegt, in dem sie ehrenamtlich Geschirr in die Spülmaschine ein- und ausräumt. Verwirrend wird es, als ihr Mann mit Joans Mann zusammenzieht, obwohl keiner von beiden homosexuelle Neigungen hat. So langsam dämmert dem Leser dann, dass es hier nicht so sorglos und fröhlich weitergehen kann und wird.

Jane Gardam hat einen einzigartigen Schreibstil und sie versteht es meisterhaft, den Leser einzulullen, in Sicherheit zu wiegen, auf falsche Fährten zu locken und ihm dann völlig ohne Vorwarnung den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Denn genau dann, wenn man Eliza und ihre schrullige, etwas nervige Angewohnheit doch ins Herz geschlossen hat, stellt sich heraus, dass nichts so ist, wie es scheint. Aus mildem Wohlwollen und dem Belächeln wird Fassungslosigkeit, Betroffenheit und Sprachlosigkeit. Die Puzzlesteine fallen wie von selbst an die richtigen Stellen. Das Bild wird scharf und klar und völlig anders, als man zunächst dachte.

Dieses Buch ist keine leichte Kost. Es ist auch keine seichte Unterhaltung. Es ist eine Anklage der Art und Weise, wie in alten Zeiten mit Frauen umgegangen wurde und eine Anerkennung der Frauen jener Zeit, eine Erinnerung daran, wie viel sich doch fast unmerklich verändert und zum Glück verbessert hat. Daher lässt Jane Gardam ihre Protagonistin Eliza endlos über alles und jeden reden, um über eine Sache nicht reden zu müssen. Das ist unbeschreiblich bewegend.

Gabriele Blum verleiht Eliza mit ihrer Stimme, in der so viel Melancholie schwingt, Leben. Es ist, als würde tatsächlich Eliza sprechen. Kein Wunder also, dass es lange nachhallt und einen einfach nicht loslässt. Von mir vier Sterne.

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Veröffentlicht am 21.05.2024

In der Falle

Mord stand nicht im Drehbuch
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Anthony Horowitz hat kein Interesse an weiterer Zusammenarbeit mit Privatdetektiv Daniel Hawthorne. Seine Arbeit an seinem Theaterstück gibt ihm den idealen Vorwand. Doch dann wird die Kritikerin, die ...

Anthony Horowitz hat kein Interesse an weiterer Zusammenarbeit mit Privatdetektiv Daniel Hawthorne. Seine Arbeit an seinem Theaterstück gibt ihm den idealen Vorwand. Doch dann wird die Kritikerin, die das Stück vernichtend besprochen hat, ermordet. Die Tatwaffe ist eindeutig Horowitz zuzuordnen und zu allem Übel sind auch noch seine Fingerabdrücke auf ihr. Horowitz wird bald klar, dass nur einer ihm helfen kann: Hawthorne! Doch dieser lehnt seine Hilfe so rigoros ab, wie er ein weiteres Buch mit ihm.

Für mich ist es der erste Fall der Reihe, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass mir Vorwissen fehlt. Die Charaktere sind herrlich überspitzt gezeichnet und erfüllen so einige Krimi-Klischees. Horowitz macht sich eindeutig darüber lustig und führt so einigen Autoren ihre Überheblichkeit gekonnt vor Augen, indem er sich selbst in seinem Buch zur Zielscheibe macht. Die Mischung aus versnobtem englischem Landadel alter Zeiten, Sherlock-Holmes-Manier und der aktuellen Gegenwart ist köstlich zu lesen und sehr unterhaltsam. Dazu kommt eine moderate Spannung, die das Ganze noch zusätzlich würzt. Die Auflösung ist etwas überraschend, aber dennoch stimmig und logisch.

Uve Teschner ist der ideale Sprecher für Horowitz und schafft es, dessen Verzweiflung und Verlorenheit wunderbar verbal in der Sprachmelodie zu transportieren. Seine Abneigung gegen Hawthorne ist hör- und spürbar und dennoch lässt er den Privatdetektiv geradezu glänzen. Dieser Humor ist einzigartig und gefällt mir sehr gut. Insgesamt ist dies keine hochgeistige Lektüre, aber großartige leichte Unterhaltung. Und die braucht man zwischendurch ja auch! Mir hat es gefallen und ich gebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 21.05.2024

Schatzsuche in der Eifel

Mord im Antiquitätenladen
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Siggi Malich liebt sein geruhsames Leben zwischen Antiquitätenladen und Angeln. Doch mit der Ruhe ist es vorbei, als er nach Hause kommt, der Laden aufgebrochen ist und ein Toter ihn aus einem Sessel heraus ...

Siggi Malich liebt sein geruhsames Leben zwischen Antiquitätenladen und Angeln. Doch mit der Ruhe ist es vorbei, als er nach Hause kommt, der Laden aufgebrochen ist und ein Toter ihn aus einem Sessel heraus anstarrt. Als die Polizei endlich eintrifft, ist die Leiche verschwunden. Der doppelte Gunnar glaubt Siggi kein Wort und droht ihm mit Strafen wegen groben Unfugs. Siggi bleibt nichts anderes übrig, als auf eigene Faust zu ermitteln. Zusammen mit seinen Freunden und seiner neuen Putzhilfe Doro macht er sich auf Spurensuche und die hat es in sich!

Hier hat man beim Lesen sofort den Waldi vor Augen und das ist einfach super! Die Ereignisse sind ebenso absurd, wie logisch. Man merkt zwar, dass Waldi nicht geübt im Schreiben ist, aber seinen Charme hat das Buch dennoch, denn Geschichten erzählen kann er super gut! Die Geradlinigkeit, ohne endlos viele Seitenstränge, gefällt mir ausgesprochen gut.

Die überraschend auf der Bildfläche erschienene Doro trägt zur Unterhaltung nicht unwesentlich bei und die Aktionen der Freunde machen einfach Spaß. Ein gemütlicher Antiquitätenhändler mit Eifel-Humor ist endlich mal ein erfrischender Hobbyermittler, der sich vom Einheitsbrei abhebt. Auch wenn die eine oder andere Stelle etwas ungeschliffen ist und ein paar Dinge dem Leser schon früh klar sind, die Freunde aber länger dafür brauchen, kommt keine Langeweile auf. Spannung ist vielleicht das falsche Wort, aber kurzweilig und unterhaltsam trifft es auf alle Fälle.

Ein klein wenig Wissen über Antiquitäten kommt im Krimi zum Tragen. Das stört nicht, denn es passt und ist wohl dosiert. Die Figuren sind durchweg Unikate und sehr liebe- und humorvoll gezeichnet. Nein, es ist keine hochgeistige Literatur, aber sehr gelungene Unterhaltung. So gut, dass man sich ein Wiedersehen mit Siggi, Doro, Anton, Lola und sogar Gunnar wünscht. Vier Sterne für den glorreichen Start.

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Veröffentlicht am 15.05.2024

Ida hat mein Herz gestohlen

Windstärke 17
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Hals über Kopf macht sich Ida mit dem alten Hartschalenkoffer ihrer Mutter auf den Weg. Wohin genau, weiß sie selbst nicht. Sie will nur weg, weg von dem Schmerz, vor dem Alleinsein, vor der Trauer. Eigentlich ...

Hals über Kopf macht sich Ida mit dem alten Hartschalenkoffer ihrer Mutter auf den Weg. Wohin genau, weiß sie selbst nicht. Sie will nur weg, weg von dem Schmerz, vor dem Alleinsein, vor der Trauer. Eigentlich wollte sie zu ihrer Schwester Tilda, doch dann landet sie doch auf Rügen und da als Bedienung in der Kneipe Robbe. Der Kneipenbesitzer Knut und seine Frau Marianne nehmen Ida sogar bei sich zu Hause auf. Hier trifft sie auf Leif, der wie sie seine Wunden leckt. Als es gerade aussieht, als würde Ida endlich festen Boden unter die Füße bekommen, trifft sie der nächste Tiefschlag.

Dieses Buch knüpft an den Vorgänger nicht direkt, sondern einige Jahre später an. Während Tilda ihrem Herzen gefolgt ist und inzwischen auch Mutter von Zwillingen ist, ist Ida bei ihrer alkoholranken Mutter geblieben. Nach deren Tod ist sie verlorener denn je. So ist die Geschichte, die sie erzählt, zugleich sehr traurig, aber doch unendlich mutmachend. Es ist wunderbar, wie schnell ich mich an die jetzt ältere Ida gewöhnt hatte und wie gut das Kind, das ich im Vorgängerbuch 22 Bahnen kennenlernte, noch in ihr zu erkennen ist. Auch Tilda ist älter geworden, ganz klar. Ihr Part ist diesmal kleiner, aber nicht weniger gewichtig. Obwohl alle Charaktere sich in Zwischenzeit weiterentwickelt haben und älter geworden sind, erkennt man sie doch gleich wieder und freut sich, alte Bekannte zu treffen.

Der Stil und die Sprache, die Caroline Wahl ihrer Protagonistin gibt, sind wunderbar. Beide zeigen klar und unmissverständlich, wie sich Tilda fühlt, was sie emotional durchmacht und wie sie in allem doch immer noch einen Funken Humor aufleuchten lassen kann. Man fühlt mit ihr, findet sich auch immer mal wieder selbst ein stückweit in ihr und möchte ihr so gerne beistehen. Auch Knut und Marianne muss man einfach ins Herz schließen. Selbst bei den nur kurz erwähnten Randfiguren entwickelt man Emotionen. Das ist wunderbar und schaffen die wenigsten Autoren! Nein, dies ist kein Wohlfühlbuch. Das will es auch gar nicht sein. Aber es macht tatsächlich sehr glücklich.


Maximiliane Häcke hat das Buch genau so eingelesen, wie ich mir das gewünscht hätte, wäre ich gefragt worden. Obwohl ich es schon gelesen hatte, habe ich beim Hörbuch wieder jedes einzelne Wort geliebt und genossen! Die Wirkung nutzt sich nicht ab. Ein Buch, das man mehrfach lesen und hören kann, ohne dass es an Faszination verliert. Ich bin definitiv rundum begeistert. Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 15.05.2024

Ganz und gar nicht Bullerbü

Das Baumhaus
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Henrik und Nora fahren mit ihrem Sohn Fynn nach Schweden. Dort haben sie ein eigenes Ferienhaus. Henrik war schon als Kind öfter hier und nach und nach kommen Erinnerungen hoch. Als dann Fynn verschwindet, ...

Henrik und Nora fahren mit ihrem Sohn Fynn nach Schweden. Dort haben sie ein eigenes Ferienhaus. Henrik war schon als Kind öfter hier und nach und nach kommen Erinnerungen hoch. Als dann Fynn verschwindet, kämpfen Henrik und Nora mit ihren geheimen Dämonen und Schuldgefühlen. Die Ermittlerin Rosa Lundqvist verfolgt bereits einige Spuren und dabei spielen ein altes Kinderskelett und ein verfallenes Baumhaus keine geringe Rolle.

Während alle an Bullerbü denken, erleben der Kinderbuchautor Henrik und seine Frau Nora in Västernorrland eher das Gegenteil. Durch die vier unterschiedlichen Erzählperspektiven erlebt man die Story noch intensiver und man spürt quasi körperlich, wie alles auf einen Punkt zusteuert. Herrlich, wie gut es Vera Buck gelingt, Zweifel zu säen und damit Misstrauen gegenüber den Figuren, besonders einer, zu erzeugen. So wird man ins Geschehen mit hineingezogen und emotional heftig gefordert. Nichts ist sicher oder klar, alles ist möglich und die Wendungen sind atemberaubend. Durch die Geheimnisse ist die Spannung durchwegs hoch. Herauszufinden, was Wahrheit und was Lüge ist, fällt nicht leicht und trotz aller Vorsicht erwischt einen die tatsächliche Lösung eiskalt.

Sehr viele einzelne Komponenten und damit Ideen werden hier raffiniert verwoben und zu einem Psychothriller geschneidert, der seinesgleichen sucht. Allerdings muss man hier Nerven mitbringen und darf sich nicht wundern, wenn Themen angesprochen und ausgeführt werden, die eindeutig triggern. Auch ohne Massen an Blut steckt die Story voller Grausamkeit, menschlichem Versagen, Wahnsinn und Schrecken.

Für das Hörbuch wurden fünf sehr gute Sprecher eingesetzt. Leider kann ich nicht alle Stimmen sofort auseinanderhalten und so brauche ich doch immer ein wenig, um einzuordnen, wer aktuell erzählt. Doch das stört den Genuss nur marginal, sodass ich dennoch fünf Sterne vergeben kann.

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