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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2024

Ein Rachethriller, der meinen Geschmack leider nicht getroffen hat

Yoko
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Yoko hat einige Jahre als Metzgerin an der Seite ihres Vaters gearbeitet. Nach dessen Tod hat sie die Räumlichkeiten jedoch zur Glückskeksmanufaktur umgestaltet. Mit ihrem kleinen Unternehmen beliefert ...

Yoko hat einige Jahre als Metzgerin an der Seite ihres Vaters gearbeitet. Nach dessen Tod hat sie die Räumlichkeiten jedoch zur Glückskeksmanufaktur umgestaltet. Mit ihrem kleinen Unternehmen beliefert sie diverse chinesische Restaurants. Dabei trifft sie eines Tages am Hintereingang eines Restaurants auf zwei Männer, die einen Hund bis zum Tod quälen. Yoko mischt sich ein und wird selbst zum Opfer. Danach fühlt sie sich tagelang ohnmächtig, bis ein neuer Gedanke in ihr heranreift: Sie will die Männer ausfindig machen und sich rächen. Bald macht sie sich noch mehr Feinde, die vor absolut nichts zurückschrecken.

Gleich zu Beginn des Thrillers wurde ich Zeugin von grausamen Szenen, nach denen Yokos Leben in Scherben liegt. Kurze Sätze und ein schnörkelloser Stil brachten mich schnell mitten ins Geschehen, das mit hohem Tempo voranschreitet. Ich erfuhr mehr über Yokos Aufwachsen bei ihrem inzwischen verstorbenen Vater, wo eine schockierende Enthüllung lauert, und ihrer Beziehung zu Maren, die ihr Bestes gibt, um Yoko beizustehen. Bevor ich mich versah zog Yoko bereits los in der festen Absicht, einen Mord zu begehen.

Ich hatte leider von Beginn an Probleme damit, mich auf die Geschichte einzulassen. Es gibt wenig Rahmenhandlung, man erfährt das Nötigst über Yoko, bevor sich die Handlung auf den Rachefeldzug fokussiert. Dabei fand ich es erstaunlich, dass Yoko so leicht an Informationen gelangen kann. Außerdem fand ich es einfach zu weit hergeholt, dass eine schwer traumatisierte Glückskeksbäckerin plötzlich zur gnadenlosen Rächerin wird, die der chinesischen Mafia die Stirn bietet. Prinzipiell mag ich temporeiche Thriller, die Nervenkitzel bieten, dieser hat meinen Geschmack leider nicht getroffen.

Veröffentlicht am 28.07.2024

Eine Auszeit an der Algarve

Haus aus Wind
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Ihr erster richtiger Urlaub seit Jahren führt Johanna an die Algarve, wo sie sich ein Surfbrett mietet und sich unerfahren in die Wellen wirft. Promp wird sie von der Surflehrerin Luz herausgefischt, die ...

Ihr erster richtiger Urlaub seit Jahren führt Johanna an die Algarve, wo sie sich ein Surfbrett mietet und sich unerfahren in die Wellen wirft. Promp wird sie von der Surflehrerin Luz herausgefischt, die sie von ersten Moment an fasziniert und zu deren Stunden sie sich anmeldet. Nach den zwei geplanten Wochen merkt Johanna, dass sie noch nicht zurück kann in ihr bisheriges Leben - das Leben, in dem sie sich von ihrer langjährigen Partnerin getrennt hat, in dem sie seit ihrer Kindheit als Synchronsprecherin erfolgreich ist und in dem ihre Eltern ihr nur wenig Liebe entgegen bringen. Stattdessen zieht sie aus dem Hotel in das Surfacmp von Luz' Schwester. Während ihre Surfskills besser werden, tobt in ihr weiterhin ein emotionaler Sturm und sie muss sich der Frage stellen, wer sie sein und welches Leben sie führen will.

Der Beginn des Romans warf mich als Leserin gleich mitten hinein ins Geschehen - genauer gesagt in die Wellen, denen sich Johanna unerfahren gestellt hat und aus denen sie von Luz gerettet werden muss. Aus dem Dialog und dem Kontext konnte ich allmählich ableiten, warum sich Johanna an der Algarve befindet und was sie in Deutschland zurückgelassen hat. Es ist alles ein wenig durcheinander, was ihren aufgewühlten Zustand gut wiederspiegelt. Ich kann nur empfehlen, sich darauf einzulassen und höchstens den Klappentext, nicht aber die Zusammenfassung auf der Innenseite des Buchumschlags zu lesen, die vieles vorwegnimmt.

Johanna ist seit ihrer Kindheit diszipliniertes Arbeiten gewöhnt. Zur Freude ihrer Eltern, die wenig Zeit für ihr Kind hatten, war mit dem Beginn von Johannas Karriere als Synchronsprecherin ihre Freizeit gänzlich ausgefüllt. Ein anderes Leben hat sie nicht kennengelernt. Ähnliches gilt im Hinblick auf ihre Erfahrung mit Beziehungen, denn sie war jahrelang mit Rosa zusammen und kennt nichts anders. Ein inneres Rasen hat ihr aber gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann. An der Algarve lässt sie sich von ihren Gefühlen treiben und alte, unverarbeitete Erinnerungen an die Oberfläche spülen.

Johanna ist und bleibt das Zentrum des Romans, und ich war gespannt, welchen Weg sie für sich finden wird. Auf der Reise entdeckt sie neue Seiten an sich und stürzt sich in sexuelle Abenteuer. Ich muss aber sagen, dass mir ihre Wehleidigkeit zwischendurch auch mal zu viel und das ganze zu sehr zur Nabelschau wurde. Gut gefallen haben mir die Surf-Vibes, die der Roman durchgängig ausstrahlt. Dabei werden nicht nur die schönen Seiten gezeigt - mit Luz' Geschichte, die nach ihrem Outing ihre Profikarriere beenden musste, wird auch das kritische Thema von Homosexualität im Profisport gelungen beleuchtet. Insgesamt ist "Haus aus Wind" ein queerer, atmosphärischer Surferinnen-Roman, in welchem man Johanna auf einer Reise zu sich selbst begleitet und den ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 27.07.2024

Wer ist der Tote aus dem Kanal?

Tote klagen an
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Cassie Raven arbeitet als Sektionsassistentin im Institut für Rechtsmedizin in Camden. Früher hatte sie oft das Gefühl, dass die Toten zu ihr sprechen und ihr einen Hinweis auf die Todesursache geben. ...

Cassie Raven arbeitet als Sektionsassistentin im Institut für Rechtsmedizin in Camden. Früher hatte sie oft das Gefühl, dass die Toten zu ihr sprechen und ihr einen Hinweis auf die Todesursache geben. Doch diese Fähigkeit scheint sie verloren zu haben. Oder war die Erklärung schon immer bloß ihre gute Beobachtungsgabe? Der Gedanke einer Kündigung erscheint ihr zunehmend verlockend. Doch dann findet sie selbst einen Toten im Kanal neben ihrem Hausboot. Niemand scheint ihn zu vermissen und alles deutet auf einen Betrunkenen hin, der ins Wasser gefallen ist. DS Flyte, die den Fall möglichst schnell zu den Akten soll, zögert jedoch, denn ihr kommt der Mann bekannt vor. Schließlich hat Cassie einen Verdacht - doch um diesen zu bestätigen, müsste eine Untersuchung durchgeführt werden, die nicht vorgesehen ist.

"Tote klagen an" ist der dritte Fall für Cassie Raven und Phyllida Flyte. Nachdem die Enthüllungen des vorherigen Bandes eine hohe persönliche Bedeutung für Cassie hatten, muss diese sich daran gewöhnen, dass ihr Vater in ihr Leben getreten ist. Das fällt ihr jedoch schwer und sie steckt insgesamt in einer persönlichen Krise, in welcher sie sich auch damit beschäftigt, ob ihr Beruf noch der richtige ist. Im Leben von DS Flyte hat sich ebenfalls einiges geändert, denn sie wurde in die Major Crime Unit, die Abteilung für Schwerverbrechen, versetzt. Dort wartet sie bislang vergeblich darauf, eine Mordermittlung leiten zu dürfen, und muss sich mit dem Gehabe ihrer ausschließlich männlichen Kollegen auseinandersetzen. Privat versucht sie, den Verlust ihres Babys vor einigen Jahren besser zu verarbeiten und plant eine Namenszeremonie, um Poppy in ihre Gemeinde aufnehmen zu lassen.

Sowohl beruflich als auch privat ist also einiges los bei den beiden Protagonistinnen und der Tote aus dem Kanal scheint zunächst keine größere Rolle zu spielen. Doch beiden Frauen lässt der Fall aus unterschiedlichen Gründen keine Ruhe und schließlich gibt es erste Hinweise, dass mehr dahinter steckt als gedacht. Ich fand es spannend, die beiden bei ihren Nachforschungen zu begleiten, bei denen sie eine Beharrlichkeit an den Tag legen und sich dem Wunsch anderer, den Fall möglichst schnell zu den Akten zu legen, auf ihre Weise widersetzen. Dabei erhielt ich wieder interessante Einblicke in die verschiedenen Untersuchungen, die möglich sind, um einem Toten seine Geheimnisse zu entlocken, während gleichzeitig klassische Ermittlungsarbeit läuft. Zum Ende hin wird es richtig brenzlig für die beiden Frauen und ich konnte bis zum Schluss mitfiebern.

Insgesamt bietet "Tote klagen an" eine gute Mischung aus spannenden Ermittlungen, interessanten Einblicken in die Rechtsmedizin und emotionalen Einblicken in das Privatleben der beiden Protagonistinnen. Mir hat dieser dritte Band wieder richtig gut gefallen!

Veröffentlicht am 07.07.2024

Der Pirat, die Bienenzüchterin und die verschwundenen Mädchen

In den Farben des Dunkels
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Patch ist dreizehn Jahre alt und lebt in einem kleinen Städchen in den St. Francois Mountains in Missouri. Seinen Spitznamen verdankt er der Tatsache, dass er nur ein Auge hat und das andere mit einer ...

Patch ist dreizehn Jahre alt und lebt in einem kleinen Städchen in den St. Francois Mountains in Missouri. Seinen Spitznamen verdankt er der Tatsache, dass er nur ein Auge hat und das andere mit einer Augenklappe verdeckt, zu der ein ganzes Piratenoutfit gehört. Von Hänseleien lässt er sich nicht beeindrucken. Seine beste Freundin ist die gleichaltrige Saint, die bei ihrer Großmutter lebt und deren großen Hobby das Bienenzüchten ist. Eines Tages hört er auf dem Weg zur Schule einen Schrei aus dem Wald und überrascht einen Mann in Skimütze dabei, wie er Patchs Schwarm Misty angreift. Diese kann entkommen und die Polizei alarmieren, doch Patch ist daraufhin spurlos verschwunden. Nach Monaten der erfolglosen Suche haben fast alle die Hoffnung aufgegeben - außer Saint, die nicht glauben kann, dass Patch tot ist. Dank ihrer Hartnäckigkeit kommt es zu einem Wunder - doch danach ist dennoch nichts mehr wie zuvor.

Die ersten beiden Romane von Chris Whitaker haben mir ausgesprochen gut gefallen, weshalb auch dieses Buch für mich ein Must Read war. Von der ersten Seite an wurde ich in diese fesselnde Geschichte hineingezogen. Die Frage, was mit Patch geschehen ist, steht schnell im Raum und ich begleitete Saint bei ihrer Suche nach der Wahrheit. Gleichzeitig erhielt ich Einblicke, welche Auswirkungen sein Verschwinden und die Vermutung, dass ein Serienmörder in der Gegend sein Unwesen treibt, auf die verschiedenen Charaktere hat. Nach nicht einmal hundert Seiten kommt es zum ersten Showdown voller Überraschungen, dessen Konsequenzen sich schwer abschätzen ließen.

Der Roman erstreckt sich insgesamt über mehrere Jahrzehnte, in denen ich Saint und Patch begleitete. Das Erlebte lässt sie nicht mehr los und hat Auswirkungen auf ihren gesamten Lebensweg. Sie beide widmen sich auf ihre Weise und mit unterschiedlicher Motivation der Suche nach vermissten Mädchen im ganzen Land. Während ich mich in Saint hineinversetzen und ihren Wunsch, weiter zu ermitteln, sehr gut nachvollziehen konnte, habe ich mich mit Patch schwer getan. Er trifft drastische Entscheidungen, die dramatische Folgen haben und für große Emotionen sorgen, doch für meinen Geschmack wurde hier zu dick aufgetragen. Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass der Roman nur deshalb so gut "funktioniert", wurde ich emotional mitgerissen und ging mit den Charakteren durch Höhen und Tiefen. Sehr gerne empfehle ich den Roman an alle weiter, die auf der Suche nach einem intensiven Leseerlebnis sind.

Veröffentlicht am 22.06.2024

Gelungener Abschluss der Bücherdorf-Reihe

Das kleine Bücherdorf: Sommerzauber
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Ann Webster ist die Inhaberin der Secondhandboutique "Vintage & Couture" im schottischen Bücherdorf Swinton-on-Sea. Das besondere an ihren ausgestellten Kleidungsstücken ist, dass sie von Zetteln mit der ...

Ann Webster ist die Inhaberin der Secondhandboutique "Vintage & Couture" im schottischen Bücherdorf Swinton-on-Sea. Das besondere an ihren ausgestellten Kleidungsstücken ist, dass sie von Zetteln mit der Geschichte der früheren Besitzerinnen begleitet werden. Niemand ahnt, dass Ann noch mehr schreibt: Seit Jahren veröffentlicht unter Pseudonym als Selfpublisherin historische Liebesromane. Ihr neuestes Werk hat es gerade auf Platz 1 der E-Book Bestseller geschafft. Als sie von einer Lektorin gefragt wird, ob sie ein Buch bei einem Verlag herausbringen will, ist ihre Aufregung groß. Doch diese verlangt, dass Ann einen Roman rund um das Brautkleid schreibt, das seit Jahren ohne Geschichte im Schaufenster hängt und das eng mit Anns eigenem Schicksal verknüpft ist. Als dann auch noch der Mann auftaucht, der Ann als junger Frau das Herz gebrochen hat, ist das emotionale Chaos bei ihr perfekt.

Ich habe mich sehr gefreut, ein letztes Mal nach Swinton-on-Sea zurückzukehren und endlich das Geheimnis des Brautkleids aus Anns Boutique zu lüften, das schon seit dem ersten Band im Raum steht. In einem kurzen Prolog erfuhr ich, wie Ann in den Besitz dieses Kleides gekommen ist. Doch das ist nur ein einziges Puzzlestück in dessen Geschichte, denn es steckt noch viel mehr dahinter.

Das Tempo der Geschichte ist von Beginn an hoch und die Ereignisse überschlagen sich geradezu. Nachdem Anns neues Buch zum Bestseller wird, ist sie auch in Swinton-on-Sea, in dem E-Books verpöhnt sind, Gesprächsthema und immer mehr Menschen versuchen, das Pseudonym zu lüften, über das ausschließlich Shona Bescheid weiß. Vor einiger Zeit hat sie außerdem herausgefunden, dass der Chef ihrer Tochter Isla derjenige ist, der ihr einst das Herz gebrochen hat, und der jetzt für eine Hoteleröffnung in Swinton ist. Auch über die Beziehung zu Anns Ex-Mann Colin, Islas Vater, erfuhr ich mehr. Und beim Versuch, mehr über die Vergangenheit des Brautkleids herauszufinden, macht Ann endlich Fortschritte.

Gut gefallen hat mir, dass der Handlungsverlauf in vielerlei Hinsicht unvorhersehbar ist. Ich erlebte so manche Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hätte, sei es im Hinblick auf die Liebesgeschichte oder die Geheimnisse des Brautkleids. Am Ende fügt sich alles sehr gelungen zusammen. Auch die anderen Dorfbewohner, die mir in den vorherigen Bänden ans Herz gewachsen sind, haben noch mal einige Auftritte und schöne Neuigkeiten im Gepäck. Insgesamt ist "Das kleine Bücherdorf - Sommerzauber" ein wirklich gelungener Reihenabschluss. Ich verlasse Swinton-on-Sea mit einem lachenden und einem weinenden Auge und kann für die ganze Reihe eine große Leseempfehlung aussprechen.