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Veröffentlicht am 20.01.2019

Eine Geschichte, die sich langsam entfaltet

Der Verrat
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Seit zwanzig Jahren lebt Pia von Manthey mit ihrem Mann Thomas auf dem Weingut Graven. Sie arbeitet dort als Restauratorin, während Thomas als Weinbauer den Familienbetrieb führt. Ihr geordnetes Leben ...

Seit zwanzig Jahren lebt Pia von Manthey mit ihrem Mann Thomas auf dem Weingut Graven. Sie arbeitet dort als Restauratorin, während Thomas als Weinbauer den Familienbetrieb führt. Ihr geordnetes Leben gerät völlig durcheinander, als Thomas einen Herzinfarkt erleidet und im Krankenhaus das Bewusstsein verliert. Ausgerechnet Pias Schwester Nane hat ihn im Prälatengarten gefunden. Nane, die Mörderin, die nach zwanzig Jahren gerade auf Bewährung freigelassen wurde. Während Birgit, die dritte Schwester, sich um Nane kümmert, macht Pia energisch klar, dass sich Nane von ihr und ihrer Familie fernhalten soll. Doch Nane will Thomas unbedingt sprechen und etwas klären, das sie seit Jahren nicht loslässt. Warum wehrt sich Pia so strikt gegen jeglichen Kontakt? Wie kann es für Graven weitergehen, wenn Thomas im Krankenhaus liegt? Und gibt es wirklich offene Fragen im Hinblick auf die Nacht vor zwanzig Jahren, in denen Nane zur Mörderin wurde?

Das Buch beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem in einer Sommernacht im Jahr 1998 ein vom Weingut Graven kommendes Auto in die Tiefe stürzt. Danach springt das Buch in die Gegenwart und der Leser lernt die Schwestern Pia, Nane und Birgit kennen. Die drei sind sehr verschieden: Pia führt ein gehobenes Leben an der Seite ihres wohlhabenden Manns, während Birgit das Kunst- und Antiquitätengeschäft der Eltern über die Runden bringt und Nane nach zwanzig Jahren frisch aus dem Gefängnis entlassen wurde.

Schnell wird deutlich, dass zwischen Pia und Nane eine tiefe Kluft besteht. Nane sieht Pia als Konkurrentin, gegen die sie schon seit ihrer Kindheit rebelliert. Und Pia kann kaum glauben, dass Nane wirklich die Frechheit besitzt, auf dem Weingut aufzutauchen – vielleicht hat die Thomas nicht gerettet, indem sie den Notarzt gerufen hat, sondern ihn mit ihrem Auftauchen überhaupt erst zu Tode erschreckt? In der Nähe der Angehörigen ihres Opfers hat sie wirklich nichts zu suchen!

Langsam erhält der Leser erste Hinweise darauf, was vor zwanzig Jahren passiert ist und wen Nane umgebracht hat. Hier wird der Leser häppchenweise mit Informationen versorgt. Rückblenden ins Jahr 1998, die ähnlich viel Raum einnehmen wie die Handlung in der Gegenwart, nehmen den Leser mit in eine Zeit, in der das Verhältnis der drei Schwestern noch ein anderes war. Hier erfährt man viel darüber, welche Pläne sie damals hatten und wie sie darauf reagiert haben, dass manches anders kam als gedacht. Dabei holt die Geschichte weit aus und erzählt beispielsweise von Nanes Trennung von ihrem ersten Mann und Birgits verhängnisvoller Liebschaft.

Das Buch baut psychologische Spannung auf durch das schwierige Verhältnis der drei Schwestern, bei dem man sich fragt, was wirklich alles dahinter steckt. Aber auch andere Charaktere rücken zeitweise in den Fokus: Welche Rolle spielt Thomas? Wie weit wird Margot gehen, die seit ihrer Kindheit auf dem Weingut lebt und mit Pias Entscheidungen nicht einverstanden ist? Wird Pias Tochter in die Fußstapfen ihres Vaters treten? Und welche Informationen wird Thomas‘ Enkelin Sonja zusammentragen beim Versuch, ein Buch über ihren Vater zu schreiben?

Auf beiden Zeitschienen nähert man sich schließlich der verhängnisvollen Nacht, die alles verändert hat. Mir war das Tempo des Buches dabei zu ruhig. Das Offenlegen der einzelnen Puzzlestücke zog sich in die Länge und die Nebenhandlungen nehmen viel Raum ein und zögern die Auflösung hinaus. Schließlich offenbart sich ein komplexes Gefüge aus Verstrickungen, Fehlentscheidungen und Geheimnissen. Dabei war es für mich in Ordnung, dass mir kein einziger Charakter wirklich sympathisch wurde, denn die Geschichte lebt davon, dass niemand perfekt ist und sich anders hätte verhalten können. Wer Geschichten mag, die sich langsam entfalten und in denen stückweise neue Erkenntnisse gewonnen werden, für den ist diese Mischung aus Krimi und Familiendrama sicherlich interessant!

Veröffentlicht am 20.01.2019

Bringt ins Nachdenken über die Möglichkeiten grenzenloser Überwachung

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Was wäre passiert, wenn die Digitalisierung schon deutlich früher stattgefunden hätte? In „NSA“ zeichnet Andreas Eschbach das Bild einer NS-Zeit, in der die Kommunikation bereits mithilfe von Komputern ...

Was wäre passiert, wenn die Digitalisierung schon deutlich früher stattgefunden hätte? In „NSA“ zeichnet Andreas Eschbach das Bild einer NS-Zeit, in der die Kommunikation bereits mithilfe von Komputern und tragbaren Telephonen funktioniert. Helene arbeitet in Weimar beim Nationalen Sicherheits-Amt als Programmstrickerin – so was ist reine Frauensache. Von den Analysen bekommt sie Anweisungen und erstellt Programme, um beispielsweise untergetauchte Juden anhand der durchschnittlich pro Haushalt gekauften Kalorienmenge zu finden. Dabei tut sie alles, damit ihr eigenes Geheimnis nicht auffliegt. Der Analyst Eugen Lettke nutzt die zugänglichen Informationen, um seine perversen Neigungen und Rachegelüste zu befriedigen. Der Roman zeichnet ein erschreckendes Bild, was mit nahtloser Überwachung möglich ist und zu welch fatalen Entwicklungen diese im Dritten Reich hätten führen können. Bei diesem Gedankenspiel wurde mir kein Charakter wirklich sympathisch und nach einer Weile begann die Geschichte, sich in die Länge zu ziehen. Zum Ende hin geht es schließlich ganz schnell. Der Autor führt sein Szenario konsequent zu Ende und gibt dem Leser Stoff zum Nachdenken über die Möglichkeiten und Gefahren der grenzenlosen Vernetzung und Überwachung.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Schönes Jugendbuch für gemütliche Leseabende

Wolkenschloss
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In „Wolkenschloss“ von Kerstin Gier macht die siebzehnjährige Fanny ein Jahrespraktikum in einem noblen, aber in die Jahre gekommenen Hotel in den Bergen. Nach dem normalen Trubel der ersten Wochen geht ...

In „Wolkenschloss“ von Kerstin Gier macht die siebzehnjährige Fanny ein Jahrespraktikum in einem noblen, aber in die Jahre gekommenen Hotel in den Bergen. Nach dem normalen Trubel der ersten Wochen geht es in den Weihnachtsferien hoch her. Zahlreiche illustre Gäste reisen für den Silvesterball an und halten das Personal mit Sonderwünschen auf Trab. Dabei versucht Fanny, dem fiesen neunjährigen Don nicht auf den Leim zu gehen, den Zicken von der Hotelfachschule aus dem Weg zu gehen, die unter Liebeskummer leidende Amy aufzuheitern und herauszufinden, warum Tristan gerne die Fassade entlangklettert. Gemeinsam mit Ben, dem Lebenspraktikanten, dessen Vater einer der Hotelbesitzer ist, versucht sie herauszufinden, was eigentlich vor sich geht. Das Buch eignet sich perfekt zum Wegträumen in die verschneiten Berge und bietet eine süße, wenn auch nicht allzu ereignisreiche Story. Ich habe es genossen, Fanny zu begleiten, die sich durch die Höhen und Tiefen des Hotelalltages kämpft. Zum Ende hin wird es doch noch spannend und die Charaktere müssen beweisen, was in ihnen steckt. Ein schönes Jugendbuch für gemütliche Leseabende.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Ein magisches Abenteuer

Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)
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In „Der Welten-Express“ von Anca Sturm kehrt Flinn Nachtigall immer wieder zu dem Bahnhof zurück, an dem zwei Jahre zuvor ihr Bruder Jonte verschwunden ist. Er war die einzige Person, bei der sie das Gefühl ...

In „Der Welten-Express“ von Anca Sturm kehrt Flinn Nachtigall immer wieder zu dem Bahnhof zurück, an dem zwei Jahre zuvor ihr Bruder Jonte verschwunden ist. Er war die einzige Person, bei der sie das Gefühl hatte, verstanden zu werden. Eines Abends hält plötzlich ein merkwürdiger Zug am Bahnhof an, und Flinn steigt ein. Schnell muss sie feststellen, dass es sich um einen magischen Zug handelt, in dem Jugendliche ausgebildet werden, die eines Tages zu Helden werden. Doch sie hat kein Ticket! Als blinder Passagier räumt man ihr zwei Wochen an Bord ein, bevor man sie wieder zu Hause absetzt. Zwei Wochen, in denen sie die Chance hat, etwas über Jontes Verbleib herauszufinden. Dabei kommt sie jedoch nur langsam voran, da sie die Personen, die etwas wissen könnten, nicht einfach fragt. Stattdessen sucht sie bevorzugt zur Schlafenszeit nach Hinweisen und wird dabei ständig erwischt. Zum Glück findet sie bald Freunde, die ihr zur Seite stehen. Bei diesen hätte ich mir aber noch mehr Tiefe gewünscht, denn so viel erfährt man leider nicht darüber, was in ihnen vorgeht. Das Verhalten der Erwachsenen an Bord fand ich schließlich auch für ein Kinderbuch oft unglaubwürdig. So gelingt es dem Buch zwar, eine magische Atmosphäre zu schaffen, in die ich gerne eintauchte, die Umsetzung konnte mich jedoch nicht richtig fesseln.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Absolut lesenswert!

Loyalitäten
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In „Loyalitäten“ von Delphine de Vigan bemerkt die Lehrerin Hélène, dass der zwölfjährige Théo sich merkwürdig verhält ein gefährliches Geheimnis zu haben scheint. Doch es gibt keine stichhaltigen Beweise, ...

In „Loyalitäten“ von Delphine de Vigan bemerkt die Lehrerin Hélène, dass der zwölfjährige Théo sich merkwürdig verhält ein gefährliches Geheimnis zu haben scheint. Doch es gibt keine stichhaltigen Beweise, dass etwas nicht stimmen sollte. Er ist ein stilles Scheidungskind, das immer eine Woche abwechselnd bei seiner Mutter und seinem Vater verbringt. Doch auch wenn Hélène niemand glauben mag, sie hat recht. Etwas ist ganz und gar nicht in Ordnung. Durch den häufigen Perspektivenwechsel kommt nicht nur Théos Umfeld, sondern auch er selbst zu Wort. Als Leser wird man so Zeuge einer Abwärtsspirale und hofft mit, dass jemand erkennt, was passiert. Der Buchtitel spiegelt gelungen wieder, worum es im Kern geht, denn das Verhalten der Beteiligten wird stark von ihrer Loyalität gegenüber bestimmten Personen beeinflusst. Die Autorin schreibt schnörkellos und mit einer emotionalen Wucht, die mich eiskalt erwischte und bis zur letzten Seite fesselte. Die Geschichte stimmt nachdenklich in Bezug auf all die unsichtbaren Verbindungen, die Menschen zueinander aufbauen und die inneren Konflikte, die daraus entstehen und sich in vielfältiger Weise äußern können. Absolut lesenswert!