Profilbild von Narr

Narr

Lesejury Star
online

Narr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Narr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2024

Solide Unterhaltung mit offenem Ende, aber leider mit vielen Durchhängern

Gameshow – Das Versprechen von Glück
0

Nachdem mich Band 1 mit dem treffenden Titel Der Preis der Gier schon sehr an The Hunger Games und Divergent erinnert hatte, überraschten mich die hier deutlich sparsamer eingesetzten Ähnlichkeiten in ...

Nachdem mich Band 1 mit dem treffenden Titel Der Preis der Gier schon sehr an The Hunger Games und Divergent erinnert hatte, überraschten mich die hier deutlich sparsamer eingesetzten Ähnlichkeiten in diesem zweiten und letzten Band nicht mehr. Stattdessen störte ich mich diesmal stärker an den voyeuristischen Gewaltbeschreibungen – so sehr, dass ich ganze Passagen mit Beschreibungen einzelner Games beim Lesen übersprungen habe. Aber ich greife vor.

Die Handlung setzt genau da ein, wo sie im ersten Band endete. Sowohl wir Lesende als auch die Romanfiguren wissen jetzt mehr über die unsichtbaren Machtstrukturen der Gesellschaft von New London als je zuvor. Unsere Held*innen sind wütend, verängstigt und klammern sich an jede Hoffnung. Das ist die Stimmung, mit der wir in die nächsten Runden menschenverachtender Games starten.

Es gibt neue und alte Figuren, die uns mehr oder weniger am Herzen liegen, neue Entwicklungen, die jahrzehntealte Pläne über den Haufen werfen und Entdeckungen, die unsere Heldin Cass an sich selbst zweifeln lassen. Diese Rahmenhandlung mag ich gern: sie ist spannend, es geht um menschliche Abgründe und unmenschliche Entscheidungen. Es werden politische Szenarien diskutiert und die Story regt dadurch stellenweise wirklich zum Nachdenken an.

Allerdings finde ich es schade – wenn auch nachvollziehbar -, dass diese Rahmenhandlung immer wieder durchbrochen wird mit den Games selbst. Ich kann nicht sagen, ob mir eine Version besser gefallen hätte in der nicht solch ein Fokus auf die Hetzjagden und tödlichen Labyrinthe gelegt wird. Alles, was ich mit Bestimmtheit behaupten kann, ist: die Beschreibungen sind mir viel zu voyeuristisch.

Ich sehe die Notwendigkeit, im ersten Band die Grausamkeit der Gameshow und allem, was damit verbunden ist, durch detailreiche Beschreibungen zu verdeutlichen und auch in dieser Fortsetzung ab und zu daran zu erinnern. Aber wir sind in Gameshow 2 nicht mehr an dem Punkt, an dem uns Lesenden die Situation von Grund auf begreiflich gemacht werden müsste. Wir wissen, was los ist. Jetzt geht es darum, wie wir aus dieser Situation herauskommen können. Dafür ist nicht mehr nötig, über mehrere Seiten einzelne Blutspritzer und achtloses Gemetzel zu beschreiben, Live-Kommentare der Moderatoren auszuführen und sich insgesamt an der Vorlage der Hunger Games zu bedienen, was diesen Aspekt betrifft.

Solche Abschnitte habe ich ab etwa der Hälfte des Romans übersprungen, weil mich eben mehr interessiert hat, wie die Rebellion vonstatten gehen und wie das Ende aussehen würde. Vor allem deshalb bin ich froh, dass mit dem inzwischen für dieses Genre typischen Schema gebrochen wurde und man sich gegen eine Trilogie entschieden hat. Die Vorstellung, die Geschichte auf noch einen Band mehr zu strecken, gefällt mir gar nicht.

Fazit
Bei all diesen negativen Punkten muss ich aber doch sagen, dass mich Gameshow 2 – Das Versprechen von Glück größtenteils gut unterhalten hat. Und obwohl das Ende für meinen Geschmack zu offen ist, rundet es die Geschichte gut ab. Eine Entwicklung mit Val und Cass hat mir sehr gut gefallen und viel Potenzial für weitere Wendungen dieser Art offenbart, die aber leider nur begrenzt eingetreten sind. Insgesamt ist Gameshow 2 für mich ein solider Abschluss mit einigen (überflüssigen) Durchhängern und ich bin gespannt darauf, was die Autorin noch so schreiben wird.

Veröffentlicht am 13.11.2024

Gilmore Girls als Weihnachtsromanze - cozy, schlagfertig und ohne großes Drama!

Lovelight Farms – Lichterglanz
0

Neugierig wurde ich auf Lovelight Farms durch das bekannte best-friends-to-lovers-Motiv, das laut Klappentext in den Gilmore Girls–Charme einer nordamerikanischen Kleinstadt eingewebt zu sein schien. Diese ...

Neugierig wurde ich auf Lovelight Farms durch das bekannte best-friends-to-lovers-Motiv, das laut Klappentext in den Gilmore Girls–Charme einer nordamerikanischen Kleinstadt eingewebt zu sein schien. Diese Erwartungen wurden erfüllt, um es kurz zu fassen.

Ich habe das Buch an einem Nachmittag durchgelesen und es richtig genossen, mich in diese Wohlfühlatmosphäre fallen zu lassen – und das, obwohl diese Weihnachtsgeschichte nicht wirklich in den Mai zu passen scheint! Lovelight Farms – Lichterglanz schafft es ganz großartig, die winterlich romantische Stimmung rüberzubringen, ohne dass ich einen Tannenbaum oder Plätzchen dafür gebraucht hätte. Es fühlte sich tatsächlich ein bisschen an wie Gilmore Girls, Virgin River oder Heartland – ein richtiger Wohlfühlroman trotz aller Vorhersehbarkeit der Handlung.

Neben dem Wettbewerb der Influencerin gibt es noch weitere Dinge, die auf der Weihnachtsbaumfarm passieren, und der Übeltäter kann von Lesenden schneller enttarnt werden als die Romanfiguren es schaffen. Es geht hier aber auch nicht um die Suche nach dem Täter oder andere tiefere thematische Abgründe. Stattdessen ist dies eine seichte Geschichte, mit der ich super abschalten konnte und mich über die leicht schrulligen Details der Kleinstadt amüsieren konnte. Hier wird das sprichwörtliche Rad nicht neu erfunden und ich glaube auch nicht, dass Lovelight Farms besonders weit oben auf meiner Jahresbestenliste landen wird. Allerdings ist es auch nicht schlecht genug, um weit unten zu landen.

Es gibt nichts, was mich extrem begeistert hätte, aber gleichzeitig gibt es auch nicht viele Elemente, die mich in anderen Büchern gestört haben. Es gibt außerdem keine Themen, die eine Triggerwarnung gebraucht und die Wohlfühlatmosphäre gestört hätten: keine Gewaltszenen, keine sexistischen Arschlöcher – um es ganz direkt zu sagen -, kein Machtmissbrauch oder ähnliches. Das ist auf dem aktuellen Markt dieses Genres aus meiner Perspektive eher eine Seltenheit und deshalb positiv hervorzuheben.

Besonders gut hat mir die realistisch erscheinende Umsetzung des oben erwähnten (best-) friends-to-lovers Tropes gefallen. Ich habe lange keine Version dieser Geschichte gelesen, die mir so gut gefallen hat. Natürlich gibt es auch hier Unsicherheiten, insbesondere in Bezug auf Grenzen, die überschritten werden müssen, und die Frage, wie es nach dem Zeitraum der vorgespielten Beziehung weitergehen würde. Beim Lesen fühlte sich diese (Fake-) Beziehung allerdings genauso natürlich und ungezwungen an, wie es die beiden Protagonist*innen scheinbar empfunden haben. Die Puzzleteilchen sind einfach an den richtigen Platz gefallen.

Fazit
Das fasst vielleicht den ganzen Roman gut zusammen: anfänglich werden die einzelnen Puzzleteile vorgestellt, man erkennt schnell, wohin die Reise gehen soll, und ohne allzu großes Drama (aber mit jeder Menge Charme und simpler Freude am einfachen Kleinstadtleben) oder das Gefühl, dass alles zu gewollt und erzwungen erscheint, finden diese Puzzleteile ihren Zielort. Lovelight Farms – Lichterglanz ist unaufgeregt, gemütlich und charmant. Band 2 wartet übrigens inzwischen in meinem Regal auf mich …

Und jetzt habe ich Lust, mal wieder eine Folge Gilmore Girls zu schauen! 🙂

Veröffentlicht am 13.11.2024

Hut ab, so sehr hat mich lange kein Ende mehr überrascht!

Jezebel Files - Wenn der Golem zweimal klingelt
0

Sowohl das Cover als auch der Klappentext von Jezebel Files haben mich sofort an Jennifer Esteps Elemental Assassin-Reihe denken lassen. Nicht wegen des Inhalts oder weil die Bilder sich ähnlich sähen ...

Sowohl das Cover als auch der Klappentext von Jezebel Files haben mich sofort an Jennifer Esteps Elemental Assassin-Reihe denken lassen. Nicht wegen des Inhalts oder weil die Bilder sich ähnlich sähen – das tun sie nämlich überhaupt nicht -, aber die Stimmung, die hier vermittelt wird, und die Beschreibung der Welt aus Magie und Machtspielchen weckten in mir direkt Erinnerungen an Gin Blanco und die Herausforderungen, vor denen sie in ihrer Buchreihe steht.

Nachdem ich Jezebel Files nun innerhalb von 2 Tagen verschlungen habe, bestätigt sich dieser erste Eindruck. Zwar ist unsere Heldin hier Privatdetektivin und stolpert gerade erst in ihre Rolle als Magiebegabte, während Gin sich in Elemental Assassin getreu dem Titel mit Auftragsmord und Elementarmagie befasst, aber beim Lesen hatte ich das Gefühl, als wären diese beiden Geschichten zumindest irgendwie verwandt.

Deborah Wilde und ihre Übersetzerin Julia Schwenk schreiben sehr fantasievoll, und doch extrem realistisch. Die Dialoge erscheinen wie ganz normale Gespräche, die man mit Freunden, Feinden, distanzierten Familienmitgliedern und potenziellen Partnern eben so führt. Nichts ist betont flapsig oder überzogen lyrisch geschrieben. Die beiden treffen genau den goldenen Mittelweg, den ich leider so oft in anderen Büchern vermisse. Daher hat es wirklich Spaß gemacht, die entsprechenden Abschnitte zu lesen.

Auch die eigentliche Handlung – die Suche nach entführten Kindern und Jugendlichen, das überraschende Entdecken der eigenen Magie, die gezwungene Zusammenarbeit von Kindheitsfreunden, die sich inzwischen voneinander entfernt haben, die aufkeimende Leidenschaft – ist spannend erzählt. Ein roter Faden ist immer unterschwellig da und führt die Geschichte an ihr Ziel – auch, wenn sich das am Ende anders dargestellt hat, als ich erwartet hätte. Dieser Cliffhanger? Einfach gemein und hervorragend platziert! Ich möchte wirklich wissen, wie es weitergeht.

Bemerkenswert sind die vielen jüdischen Elemente in Jezebel Files. Zugegeben, dass im Titel ein Golem erwähnt wird, hätte mir ein deutliches Signal sein müssen, und wer sich besser auskennt als ich, bemerkt womöglich den Hinweis auch im Namen Jezebel. Ich habe mir allerdings nichts weiter dabei gedacht und wurde dann doch davon überrascht, wie grundlegend die jüdische Kultur in diesem Jezebel Files mit buchstäblich allem verknüpft ist: Traditionen, Aussprüche, sogar Namen. All das findet Begründungen in der Handlung und war eine nette Abwechslung von sonst so oft christlich angelegten Magiesystemen.

Für mich stellte es kein Problem dar (manche Begriffe musste ich kurz googeln), zumal je nach Perspektive der Person, die gerade spricht, nicht ausschließlich Gutes über das Judentum erzählt wird und es so nicht wie ein Werbetext klingt. Stattdessen wird viel kritisiert. Das hebe ich hervor, weil ich persönlich vielen Büchern mit einer so intensiv integrierten Religion, welcher Art auch immer, oft nicht viel abgewinnen kann. In der aktuellen weltpolitischen Situation ist es außerdem vielleicht relevant für potenzielle Leser*innen, von diesem Aspekt von Jezebel Files vorab zu wissen.

Fazit
Autorin und Übersetzerin haben es geschafft, mich mit der misstrauischen Ash durch eine interessante Welt aus Magie, Politik und Geheimnissen wandern zu lassen. Es hat wirklich Spaß gemacht, der Geschichte zu folgen, die magische Gesellschaft nach und nach zu verstehen und anzufangen, die Figuren zu mögen – nur, damit ich auf der letzten Seite kurz anzweifeln musste, ob ich nicht etwas übersprungen hatte, denn so konnte dieses Buch doch unmöglich enden, oder?! Hut ab, so sehr hat mich lange kein Ende mehr überrascht!

Veröffentlicht am 13.11.2024

Jetzt will ich mehr von Emery Lee lesen!

Café con Lychee
0

Hui, so schnell wie Café con Lychee habe ich lange kein Buch mehr inhaliert! Entweder ist es so geschrieben, dass man nur so durch die Seiten fliegt, oder ich habe die Buchstaben förmlich aufgesogen: Für ...

Hui, so schnell wie Café con Lychee habe ich lange kein Buch mehr inhaliert! Entweder ist es so geschrieben, dass man nur so durch die Seiten fliegt, oder ich habe die Buchstaben förmlich aufgesogen: Für diese gut 350 Seiten habe ich keine vier Stunden gebraucht!

Die Geschichte von Theo und Gabriel kann ich nur von außen beurteilen, aber aus meiner Perspektive ist sie extrem realistisch. Einer out and proud, der andere hadert aus guten Gründen mit seiner Sexualität und lernt erst nach und nach die positiven Seiten davon kennen. Dazu kommen übervorsichtige Eltern mit hohen Erwartungen und ständige Vergleiche zu älteren Geschwistern, Selbstzweifel, Existenzängste, die sich von Eltern auf ihre Kinder übertragen, Ärger mit der entfernten Familie, kulturelle Differenzen zwischen Elternhaus und der Umgebung, in der man lebt, Druck von Vermieter und Arbeitgeber, gesellschaftliche Erwartungen an der Schule, Sorgen über die eigene Körperlichkeit – Emery Lee schafft es, all das zu erzählen und anzudeuten, ohne in erzieherische Maßnahmen zu verfallen.

So oft habe ich bei Jugendbüchern das Gefühl, dass derdie Autorin von oben herab und mit einer ständigen Moral im Hinterkopf pseudo-jugendliche Gedanken in die Köpfe seinerihrer Figuren schreibt, die mit der wirklichen Lebensrealität Jugendlicher heute nichts mehr zu tun haben. Das ist einer der Gründe, weshalb ich inzwischen nur noch wenige Bücher lese, deren Hauptfiguren noch zur Schule gehen. Hier allerdings machen all diese Elemente Theo und Gabi zu vielschichtigen Menschen, die eben mehr als eine Sorge haben können und gleichzeitig Kind und Erwachsener sein müssen. Diese Waage hält Emery Lee ganz hervorragend.

Nach einer kurzen Recherche vermute ich übrigens, dass der
die Autorin selbst zur queeren Community gehört, da auf der Website keine regulären Pronomen verwendet werden. Das erklärt für mich auch das Fingerspitzengefühl, mit dem Café con Lychee geschrieben wurde.

Besonders steht natürlich die aufkeimende Beziehung zwischen Theo und Gabi im Fokus, allerdings wird sie in einem Rahmen erzählt, den ich nicht besser zusammenfassen kann als Emery Lee selbst in einem Instagram-Post: „my romcom about reclaiming your culture that’s been stolen by white people for profit while chasing you out of your own history and space.“ Beide Jungs kämpfen um den Erhalt der Restaurants ihrer jeweiligen Eltern, nachdem ein neues fancy Szene-Café mit einer von verschiedenen Länderküchen inspirierten Speisekarte und kunterbunten Interpretationen ihnen Konkurrenz macht.

Das Thema „Kulturelle Aneignung“ ist Auslöser des Problems, mit dem beide Familien konfrontiert sind, schwebt aber den Rest des Buches eher im Hintergrund als ständige Motivation mit. Lee schwingt also nicht die Moralkeule, macht allerdings unmissverständlich klar, welche Auswirkungen so etwas haben kann.

Ich hatte beim Lesen nie das Gefühl, dass mir eine Botschaft aufgedrängt werden sollte, wie ich es so oft bei (insbesondere deutschen und männlichen) Jugendbuchautor
innen erlebe. Stattdessen habe ich einfach interessiert verfolgen dürfen, wie Gabi über den eigenen Schatten springt und den Mut aufbringt, er selbst zu sein, während Theo sich langsam erlaubt, an sich selbst zu glauben. Es gab ein paar wenige Klischees, die sich aber mehr wie Hommagen anfühlten als wie zwanghaft eingesetzte Schablonen.

So würde der schlechte Fußballspieler viel lieber Ballett tanzen, die Freundin verknallt sich in den schwulen besten Freund, bevor sie von seiner Sexualität weiß, der beste Freund hat eine On-Off-Beziehung mit seiner Freundin, was zu Reibereien zwischen den Freunden führt, Homecoming wird extrem zelebriert und ja, natürlich haben ausgerechnet die asiatischen Eltern hohe Ansprüche an die Noten ihrer Kinder und einen recht autoritären Erziehungsstil. Trotz dieser bekannten Motive wirkt das Gesamtbild von Café con Lychee wirklich stimmig und besonders.

Scheinbar soll es eine Fortsetzung geben, da auf der Webseite des Verlags von Band 1 die Rede ist. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, wie ein zweiter Band aussehen würde und welches Paar möglicherweise im Fokus stehen könnte. Wenn ich mir aber dieses Buch als Maßstab nehme, dann möchte ich wirklich gern mehr von Emery Lee lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2024

Viel Potenzial, leider extrem plump erzählt

Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis
0

Neugierig wurde ich auf Die Prinzessinnen vor allem durch das eindrucksvolle Cover, aber auch das Versprechen von taffen jungen Frauen, die sich erfolgreich gegen ihre männergemachte Welt auflehnen, war ...

Neugierig wurde ich auf Die Prinzessinnen vor allem durch das eindrucksvolle Cover, aber auch das Versprechen von taffen jungen Frauen, die sich erfolgreich gegen ihre männergemachte Welt auflehnen, war genau das, was ich lesen wollte.

Leider habe ich aus fast allen Szenen deutlich herauslesen können, dass dieses Buch eben doch von einem Mann geschrieben wurde. Der Autor scheint teilweise schon verzweifelt versucht zu haben, den berechtigten Zorn von manipulierten und unterschätzten Frauen in betont "männliche", krude Worte zu fassen, und rutscht dabei für mein Empfinden viel zu stark ins Fluchen, Sexualisieren und vor allem einen extrem ungeschickten Schreibstil ab. Wo es Abenteuer und Gedärme in Massen gab, fehlte es überall an emotionalem Tiefgang und Fingerspitzengefühl. Ich brauche bei scharmützelnden Kriegerinnen keine langen inneren Monologe, die auch zu Jane Austen passen würden. Aber etwas mehr als "du hast meine Freundin beleidigt, also schneide ich dir jetzt die Eier ab" hatte ich schon erwartet. Das Ganze verpackt in derbe Sprache, die auf Dauer einfach langweilig wurde - es erinnerte mich stellenweise an die betont einfache Sprache, die in US-amerikanischen Serien gern Jugendlichen aus dem Gang-Mileu angedichtet wird: übertrieben, dumm, brutal, geschmacklos und oft noch dazu beinahe nichtssagend. Soll so nach Vorstellung des Autors das sogenannte female empowerment aussehen?

Gut gefallen haben mir dagegen die in jedem zweiten Kapitel eingestreuten kurzen Rückblicke, die bestimmte Eigenschaften der Prinzessinnen mit Kontext versehen und ihr Verhalten etwas besser verständlich machen, aber auch kurz erwähnte vergangene Abenteuer erzählen. Besonders der letzte Rückblick, in dem endlich das erste Zusammentreffen der fünf ursprünglichen Prinzessinnen beschrieben wird, war ein gelungener Abschluss des Buches und führt die letzten losen Fäden der Geschichte zusammen.

Die Prinzessinnen lag zwischendurch lange unangetastet auf meinem Nachttisch, weil ich einfach nicht mit der Sprache und der Erzählweise warm wurde. Die eigentliche Handlung ist gar nicht so schlecht, nur eben sprachlich absolut nicht nach meinen Geschmack. Das Cover und das Design des Buches passen super zur Geschichte, die Illustratorin Alice Claire Coleman versteht offenbar ihr Handwerk!

Band 2 werde ich nicht lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere