Profilbild von Nisnis

Nisnis

Lesejury Profi
offline

Nisnis ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nisnis über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.11.2016

Der abscheuliche Drang des Täters – 4. Teil der Reihe um DCI Kathryn Dance

Wahllos
0

Ein Konzert in einem beliebten Nachtclub endet für die Besucher in einem Albtraum, als ein Feueralarm ausgelöst wird. Der Notausgang ist blockiert – es kommt zu einer Massenpanik, bei der zahlreiche Menschen ...

Ein Konzert in einem beliebten Nachtclub endet für die Besucher in einem Albtraum, als ein Feueralarm ausgelöst wird. Der Notausgang ist blockiert – es kommt zu einer Massenpanik, bei der zahlreiche Menschen sterben. Kathryn Dance ermittelt und stößt auf Beweise, die infrage stellen, dass es sich bei den Geschehnissen um ein tragisches Unglück handelte. Ein psychopathischer Täter hat offenbar die Angst der Konzertbesucher ausgenutzt, um seine perversen Bedürfnisse zu befriedigen. Dance muss alles daransetzen, ihn unschädlich zu machen, denn sie ist sicher, dass er wieder zuschlagen wird …

Der Autor:

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat der von seinen Fans und den Kritikern gleichermaßen geliebte Jeffrey Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht.

Reflektionen:

Wahllos ist der 4. Teil der Reihe um DCI Kathryn Dance. Die sympathische Kinesik- und Körpersprache Expertin ermittelt sozusagen als Menschenleserin beim CBI – California Bureau of Investigation in Monterey. Die Einblicke, die der Autor dem Leser durch die Figur Kathryn Dace in Kinesik- und Körpersprache gewährt, sind äußerst interessant und lehrreich.

In diesem Thriller gelingt es DCI Kathryn Dane zunächst nicht, einen Verdächtigen richtig einzuschätzen und muss eine vorübergehende Versetzung als Konsequenz für ihre Fehleinschätzung hinnehmen und das Belächeln direkter Kollegen ertragen. So gerät sie an einen Tatort, an dem viele Menschen auf Grund einer Massenpanik zum Opfer wurden.

Jeffery Deaver hat in diesem Thriller einen Täter erschaffen, der mit der Angst der Menschen spielt. Er ist intelligent, er weiß was Menschen in bestimmten Situationen glauben, ganz dem was sie sehen zum Trotz, spielt mit ihren Wahrnehmungen und Empfindungen und benutzt ihre Angst als kaltblütige Waffe gegen sie.

Es ist unglaublich erschreckend, wie dieser Täter mit den Wahrnehmungen seiner Opfer spielt. Wie vorausschauend er agiert und wie kaltblütig er seine Verbrechen plant. Jeffery Deaver beschreibt die Szenarien so authentisch und so glaubhaft, dass es mir einige Überlegungen abverlangte, die meinen eigenen Alltag betreffen. Die Figur des Täters strotzt vor absurder Tiefgründigkeit, kreiert Beklemmung und versetzt dem Thriller eine düstere Stimmung.

Die Handlung dieses Thrillers ist wieder einmal großartig in Szene gesetzt und Deaver schnürt erneut ein Paket verschiedener Kriminalfälle, an denen die charakterstarken Ermittler zeitgleich arbeiten. Man kann diese Handlungsstränge gut auseinanderhalten, doch ein bisschen mehr Konzentration verlangt der Autor dem Leser schon ab, denn es geht durchaus komplex zu.

Wie stets in seinen Romanen fließt auch immer etwas sehr persönliches aus den Leb

Veröffentlicht am 16.11.2016

Alles Licht genommen - Band 2 der Kim Stone Reihe

Evil Games – Wer ist ohne Schuld?
0

Ruth, Opfer einer brutalen Vergewaltigung, ist entsetzt, dass ihr Peiniger Allan Harris schon vorzeitig aus der Haft entlassen wird. Ruth befindet sich bei Dr. Alexandra Thorne in psychologischer Behandlung, ...

Ruth, Opfer einer brutalen Vergewaltigung, ist entsetzt, dass ihr Peiniger Allan Harris schon vorzeitig aus der Haft entlassen wird. Ruth befindet sich bei Dr. Alexandra Thorne in psychologischer Behandlung, doch die überwältigenden Gefühle des Hasses rauben ihr trotz der inzwischen vergangenen zwölf Jahre immer noch den Verstand.

In Ruths Leben ist alles dunkel und sie glaubt, dass Allan Harris ihr das Licht des Lebens gestohlen hat.

Als Detective Kim Stone die Leiche von Allan Harris betrachtet, ist sie sich sicher dass es sich um einen Racheakt handelt. Kurz danach wird Ruth bereits verhaftet und sie gesteht den Mord an Harris. Doch DI Kim Stone bezweifelt Ruths Geständnis, denn sie glaubt dass Ruth von der Psychotherapeutin manipuliert wurde.

Ein spannendes, psychologisches Spiel beginnt.

Die Autorin:

Angela Marsons ist im Black Country, einer von Bergbau und Industrie geprägten Region Englands, geboren und aufgewachsen. Mit ihrer Partnerin lebt sie auch heute noch dort. Sie arbeitete lange Jahre in der Sicherheitsbranche, schreibt seit ihrer Jugend und veröffentliche mehrere erfolgreiche Kurzgeschichten. Mit »Silent Scream« legte Angela Marsons ihr beeindruckendes Krimidebüt vor, "Evil Games" ist der zweite Band dieser Krimireihe. (Quelle: Piper Verlag)

Reflektionen:

Angela Marsons Debüt Silent Scream – Wer ist ohne Schuld? habe ich mit Begeisterung gelesen. Deshalb war ich besonders auf den zweiten Teil der Reihe um Detectiv Kim Stone gespannt.

Angela Marsons bleibt ihrem Stil treu und besticht auch in diesem Kriminalroman durch charakterstarke Figuren und einen spannenden psychologischen Aufbau, der die Handlung geschickt durchwebt. Ihre Sprache ist glasklar und ihr Ausdruck angenehm kompromisslos. Schon der Einstieg in die Geschichte geht leicht von der Hand, bevor man sich völlig in der Geschichte verliert. Evil Games ist ein Buch, das mich durch ein hohes Tempo unwahrscheinlich stark dazu aufforderte zügig zu lesen, um in der Story voranzukommen.

Mit der Hauptfigur Kim ist Angela Marsons ein wahrlich interessanter Charakter gelungen. Kim ist überzeugter Single und sie liebt es an ihrer BSA Goldstar von 1954 zu schrauben. Um den Kopf frei zu bekommen, rast sie durch die Region Black Country und fordert dadurch leichtfertig, aber für sie begründet, ihr Schicksal heraus. Außenstehende mögen ihr Verhalten rätselhaft empfinden, doch wenn man erst weiß, welch beklemmendes Schicksal sie gezeichnet hat, dann bleibt man sehr berührt zurück.

Kim ist eigensinnig und tut nur selten das, was man von ihr erwarten würde. Ihre Ermittlerarbeit ist brillant, risikofreudig und ohne jegliche Angst selbst zugrunde zu gehen. Im Laufe der Geschichte von Evil Games stößt sie jedoch tatsächlich an ihre persönlichen Grenzen und sie muss sich auf ein psychologisches Spiel einlassen, um zu gewinnen.

Angela Marsons findet das richtige Maß den Leser durch eine interessante Handlung zu faszinieren und durch einen weiten Spannungsbogen mit einem perfekten, psychologischen Spiel zu fesseln.

Die Idee zum Buch ist erschreckend, denn wenn das was hier passiert möglich wäre, dann sollten wir auf der Hut sein.

Die Perspektive der glaubhaften Polizeiarbeit wechselt sich mit der Perspektive aus Sicht der Psychologin Dr. Alexandra Thorne ab, die dem Leser tiefe Einblicke in die kranke Seele der Ärztin erlaubt. Hier hat Angela Marsons eine wahrlich gruselige Idee umgesetzt, die zugleich äußerst beängstigend und bedrückend wirkt. Mehrere Verbrechen durchziehen die Handlung, die wiederum die Leben von zahlreichen, feingezeichnete Figuren berühren.

Ein wahrer Lesegenuss.

Fazit und Bewertung:

Erneut überzeugt Angela Marsons mit einem hoch spannenden Kriminalroman. Er ist definitiv ein Pageturner, den ich wirklich sehr gern empfehle.

Veröffentlicht am 14.11.2016

Schweigen gegen Schweigen

Die Toten, die dich suchen
0

In dem Keller einer leerstehenden Immobilie wird die Leiche des kolumbianischen Geschäftsmannes Angelo Jaramillo aufgefunden, der bereits zwei Wochen zuvor aus seinem Hotelzimmer verschwunden war. Jaramillo ...

In dem Keller einer leerstehenden Immobilie wird die Leiche des kolumbianischen Geschäftsmannes Angelo Jaramillo aufgefunden, der bereits zwei Wochen zuvor aus seinem Hotelzimmer verschwunden war. Jaramillo ist gefesselt, er liegt auf einer rot-weiß gepunkteten Fleece Decke und ist im Angesicht einer unerreichbaren Wasserflasche auf grauenvolle Weise elendig verdurstet.

Die neue Leiterin der Vermisstenfahndung des KK 62 in Köln, Judith Krieger, übernimmt ihren ersten Fall, nachdem sie nach einem Sabbatjahr aus Kolumbien zurückgekehrt ist. Doch sie trifft auf ein ungeformtes und scheinbar desinteressiertes Team, dass ihr den Einstieg zurück in den Polizeidienst sehr erschwert.

Als Judith Krieger auf eine weitere Vermisste aufmerksam wird, ist sie gezwungen sich ihrer eigenen Vergangenheit zu stellen, die sie noch lange nicht verarbeitet hat. Und sie ahnt nicht, dass ein dramatisches Verbrechen ihre Ermittlerfähigkeit auf eine harte Probe stellt.

Die Autorin:

Gisa Klönne, geboren 1964, ist die Autorin von mittlerweile sechs erfolgreichen Kriminalromanen um die Kommissarin Judith Krieger. Daneben legte die unter anderem mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnete Autorin mit »Das Lied der Stare nach dem Frost« und »Die Wahrscheinlichkeit des Glücks« aber auch zwei Familienromane vor. Gisa Klönnes Romane sind Bestseller und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Sie lebt als freie Schriftstellerin in Köln. (Quelle: Pendo Verlag)

Reflektionen:

Bisher habe ich noch kein Buch der Autorin gelesen, aber mit ihrem Kriminalroman „Die Toten, die dich suchen“ hat sie mich so sehr überzeugt, dass ich als begeisterte Leserin garantiert bald ein weiteres Buch ihrer Reihe um Judith Krieger lesen werde.

Gisa Klönnes Schreibstil ist wie auf meinen Geschmack zugeschrieben. Er ist federleicht und doch würzig. Sie legt Schwerpunkte auf interessante Charakterzeichnungen, inklusive der der Nebenfiguren, und sie bietet eine komplexe und spannende Handlung, die dennoch süffig wie ein lieblicher Rotwein zu genießen ist.

Die Handlung erzählt nicht nur von brutalen Verbrechen und dessen authentischen Aufklärungen, sondern auch von aktuellen politischen Fragen, die in diesem Kriminalroman schwerpunktmäßig das drogenüberschwemmte und mafiöse Kolumbien betreffen, für die Gisa Klönne genauestens und aufwendig recherchiert haben muss. Sie vermischt geschickt politisches Zeitgeschehen mit der kolumbianischen Geschichte, die sich immer wieder um das Kartell des inzwischen verstorbenen Pablo Escobars dreht und so wird dieser Kriminalroman letztendlich auch zu einem dramatischen Gesellschaftsroman, der den Leser emotional berührt und auch schockt.

Die Toten, die dich suchen ist bereits der sechste Teil der Reihe um Kriminalhauptkommissarin Judith Krieger. Zunächst hatte ich deshalb Bedenken, denn oft fehlen dem Leser wichtige Informationen aus den vorherigen Teilen, aber meine Bedenken lösten sich vollständig in Luft auf, sodass ich diesen Kriminalroman sehr gut als „stand alone“ empfehlen kann.
Psychologisch gut aufgebaut begleiten vor allem die interessant gezeichneten Figuren die hoch spannende Handlung. Selbst Nebenfiguren gewinnen an Bedeutung ohne die Story zu überladen.

Besonders gut gefallen hat mir die Hauptprotagonistin Judith Krieger, die als brillante und taffe Ermittlerin agiert. Äußerlich merkt man ihr nicht an, dass ihr Seelenleben wellenförmig und turbulent verläuft und ihre neue berufliche Position einem Schleudersitz ins Aus gleicht. Doch durch ihre gesunde, soziale und fachliche Kompetenz vermittelt sie äußerlich einen gefestigten und soliden Eindruck, auch wenn sie innerlich alles andere als ausgeglichen ist und die Untiefen sowie die Toten und Geister ihrer Vergangenheit längst aus ihrem Leben gedrängt haben wollte. Die Persönlichkeit mit all ihren Facetten hat Gisa Klönne auf eine sehr interessante Weise dargestellt, denn sie gönnt dem Leser keine extra dafür geschaffenen Kapitel, sondern sie vermischt sie inmitten des Vorankommens der spannenden Geschichte.

Der Autorin gelingt es mühelos den Leser zu fesseln und hoch spannend zu unterhalten. Emotional hat dieser Kriminalroman ebenso einiges zu bieten, denn Lebensläufe der Figuren und die Verbrechen die Geschehen besitzen ein volles Maß an explosivem Zündstoff, der von der Gegenwart immer wieder bis in die Vergangenheit springt.

Wo andere bereits enden, schreibst Gisa Klönne weiter und so lese ich gefesselt über den gelungenen Showdown hinaus weiter, bis das harmonisch gezeichnete Ende Auflösungen bietet.

Fazit und Bewertung:

Die Toten, die dich suchen ist ein fesselnder Kriminalroman, der das politische Zeitgeschehen in Kolumbien beleuchtet. Interessant gezeichnete Charaktere und eine spannende Handlung versprechen eine fesselnde Leseunterhaltung.

Veröffentlicht am 13.11.2016

Der Strom der Toten - Spannend, aber anders als von Lars Kepler erwartet

Playground – Leben oder Sterben
0

Der Strom der Toten

Leutnant Jasmin-Pascal Andersson wird während eines Spezialauftrags im Norden des Kosovo so schwer verletzt, dass ihr Herz vierzig Sekunden lang stehen bleibt und sie reanimiert werden ...

Der Strom der Toten

Leutnant Jasmin-Pascal Andersson wird während eines Spezialauftrags im Norden des Kosovo so schwer verletzt, dass ihr Herz vierzig Sekunden lang stehen bleibt und sie reanimiert werden muss. Sie erholt sich zwar körperlich, doch sie leidet seit dem unter Halluzinationen, sodass Ärzte ein posttraumatisches Stresssyndrom diagnostizieren.

Zurück in Stockholm scheidet sie aus dem Militärdienst aus und nimmt einen Job als Sekretärin im Verteidigungsministerium an, um Stabilität zurück in ihr Leben zubringen. Wenig später bringt sie ihren Sohn Dante zur Welt. Es scheint als hätte sie das Kriegstrauma überwunden, doch ihre Träume und Gedanken drehen sich weiter um die chinesische Hafenstadt, die sie während ihres Herzstillstandes gesehen und erlebt haben will.

Als sie mit ihrer Mutter und Dante im Auto einen schweren Autounfall hat und ihr Herz erneut stehen bleibt, befindet sie sich plötzlich erneut in der Hafenstadt. Als sie beobachtet, wie ein Menschenstrom auf die Schiffe zugeht, ahnt sie noch nicht, dass ihr Schicksal in dieser Stadt der Toten auf eine sehr harte Probe gestellt werden wird.

Der Autor:

Lars Kepler ist das Pseudonym von Alexandra Coelho Ahndoril und Alexander Ahndoril. Ihre höchst erfolgreiche Krimiserie um Joona Linna wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und hat in vielen Ländern die Bestsellerlisten gestürmt. Das Ehepaar lebt mit seinen drei Töchtern in Stockholm.

Reflektionen:

Lars Keplers erfolgreiche Kriminalromane um Joona Linna haben mich seinerzeit sehr begeistert und meine Erwartung an Playground war, einen ebenso guten Kriminalroman zu lesen. Doch Lars Kepler überrascht, denn Playground ist zwar spannend wie ein Krimi, aber weit entfernt von einem Kriminalroman.

Der Roman Playground wird in zwei Ebenen erzählt. Die eine Ebene ist die des realen Lebens der Jasmin Pascal-Andersson, die sich durch zwei Reanimationen zurück ins Leben kämpft. Sie wird als psychotisch behandelt und sogar eingesperrt. Die Rekonvaleszenz dauert fünf Jahre und der Vater ihres Sohnes Dante will ihr sogar das Sorgerecht streitig machen. Als sie dann einen schweren Autounfall hat und ihr Herz erneut stillsteht, springt die Geschichte in die zweite Ebene, die fiktive Hauptebene.

Jasmin findet sich in einer chinesischen Hafenstadt wieder, in der es weder Sonnenlicht, noch Mond noch Sterne gibt und wo Sekunden zu Stunden werden. Im realen Leben sind es Sekunden, in denen ein Notarzt um ein Leben kämpft, während man in der Hafenstadt ein Leben lebt und darauf hofft, wiederkehren zu dürfen.

Die Hafenstadt liegt zwischen Leben und Sterben.

Jasmin wird erfolgreich reanimiert, erwacht und weiß nun, dass sie nicht psychotisch ist. Während ihre Mutter bei dem Unfall stirbt, ist Dante schwer verletzt. Es gibt Komplikationen und nur eine Operation, bei der die Ärzte sein Herz zum Stillstand bringen müssen, kann Dante retten. Jasmin hat panische Angst, dass der fünfjährige Dante allein in der kriminellen und gefährlichen Hafenstadt ankommt und um das zu verhindern lässt sie sich durch eine Injektion zurück in die Stadt der Toten katapultieren.

Lars Keplers Roman spielt hauptsächlich in der fiktiven Welt. Das sollte dem Leser bewusst sein, wenn er sich für Playground entscheidet. Dieser Roman ist mit seinen vorherigen Büchern nicht zu vergleichen und doch konnte er mich mit dieser ungewöhnlichen Story fesseln.

Neben den interessant gezeichneten Hauptfiguren, die in ihren Charaktereigenschaften eine angenehme Tiefe aufweisen, scheint das Hauptaugenmerk nicht auf den Protagonisten zu liegen, sondern auf der Entwicklung der komplexen, aber sehr flüssig lesbaren Geschichte an sich. Innerhalb der Kapitel springt die Geschichte zwischen der realen und fiktiven Welt hin und her, das muss man mögen.

Besonders gelungen ist die Figur der Jasmin, die durch ihre Herzstillstände Einblicke in eine fiktive Welt erlangt. Dadurch dass sie ihren Sohn in der Hafenstadt der Toten nicht allein ankommen lassen will, nimmt sie wirklich Dramatisches auf sich. Doch bevor Jasmin begreift, dass es diese Welt tatsächlich gibt plagen sie Selbstzweifel, Ängste und Alpträume. Sie vertraut sich nicht mehr selbst und hat Angst nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Fantasie unterscheiden zu können, und sie hat die Vorahnung einer Katastrophe. Jasmins persönliche Konflikte sind sehr eindringlich und nachvollziehbar beschrieben und so erreichen sie den Leser auf eine hoch emotionale Weise.

Wer nun denkt es fließe hier kein Blut der täuscht sich, denn in dieser unrealen Welt wird mit allen Mitteln und auf brutalste Weise gekämpft. Verrat, Macht, altertümliche Traditionen und Vetternschaft erschweren den Kampf um das Überleben, denn es gibt für alle nur ein Ziel:

Die Wiederkehr.

Lars Kepler bringt diese ideenreiche und außergewöhnliche Geschichte mit Tempo voran und baut so eine anspruchsvolle und fesselnde Spannungskurve auf. Ab und zu empfand ich jedoch einen Spannungsabriss. Immer dann wenn sich der Autor in Details verliert, die nach meinem Geschmack durch ein Weniger ein Mehr gewesen wären. Playground endet letztendlich in einem blutigen Showdown, der vieles auflöst, dem Leser jedoch auch Raum für eigene Wahrheiten lässt.

Fazit und Bewertung:

Wer sich gern auf eine dramatische und abenteuerliche Geschichte in einer fiktiven Welt einlässt, dem sind spannende Lesestunden garantiert. Doch jedem Lars Kepler Fan sollte bewusst sein, dass dieser Roman mit keinem seiner vorherigen Bücher vergleichbar ist. Mich persönlich hat dieser Umstand tatsächlich etwas enttäuscht.

Veröffentlicht am 09.11.2016

Wirklichkeit und Traum & Vernunft und Wahnsinn

Die Vermissten
0

Das grünschwarze Wasser leuchtet geheimnisvoll in der untergehenden Sommersonne. Der Abend könnte nicht schöner sein, als Greta, Alex und Tochter Smilla mit dem Boot zur kleinen Insel in der Mitte des ...

Das grünschwarze Wasser leuchtet geheimnisvoll in der untergehenden Sommersonne. Der Abend könnte nicht schöner sein, als Greta, Alex und Tochter Smilla mit dem Boot zur kleinen Insel in der Mitte des Sees fahren. Greta bleibt am Ufer, während die anderen beiden neugierig auf Entdeckungstour gehen. Aber sie kommen nicht mehr zurück. Beunruhigt macht sich Greta auf die Suche – doch von Alex und Smilla fehlt jede Spur … In ihrer wachsenden Verzweiflung wendet sie sich an die Polizei. Schnell wird klar, dass Gretas eigene Geschichte ebenso große Rätsel aufwirft wie das Verschwinden ihrer Lieben. Und die Frage: Hat sie etwas damit zu tun?

Die Autorin:

Caroline Eriksson, 1976 geboren, hat Sozialpsychologie studiert und als Personalberaterin gearbeitet. Der Thriller "Die Vermissten" hat ihr den internationalen Durchbruch eingebracht. Er erscheint weltweit in über 25 Ländern und wurde in Schweden zum Überraschungsbestseller des Jahres. Caroline Eriksson lebt mit ihrer Familie in Stockholm. (Quelle: Penguin Verlag)

Reflektionen:

Autorin Caroline Eriksson hat mich mit ihrem Psychothriller „Die Vermissten“ gefesselt und
überzeugt. Die Geschichte dreht sich um Greta und vor allem um das, was sich in deren Gedankenwelt abspielt.

Greta rudert mit Alex und Tochter Smilla zu einer kleinen Insel, inmitten eines einsamen Sees in Schweden. Während Vater und Tochter Piraten spielen, bleibt Greta im Boot sitzen. Es vergeht sehr viel Zeit, bis Greta spürt dass Alex und Smilla nicht zurückkommen werden.

Als Leser nimmt man dann wahr, dass sich Greta in dieser außergewöhnlichen Situation nicht rational verhält. Zunächst bin ich irritiert und unterstelle, dass dieses Verhalten nicht authentisch ist. Ich bekomme plötzlich Zweifel, ob ich diese Geschichte so weiterlesen möchte, denn eine Mutter mit gesundem Menschenverstand würde meiner Auffassung nach anders handeln und reagieren.

Ich lese geduldig weiter und erkenne, dass Gretas Psyche auf sehr wackeligen Beinen steht. Auch gesundheitlich scheint sie sehr angeschlagen zu sein. Irgendwann erkenne ich den wahren Grund für das von mir fehlinterpretierte irrationale Handeln dieser Figur. Von da an klebe ich förmlich an den Seiten, um in der düsteren, monologartigen Geschichte voranzukommen. Ich tauche tief in die Psyche der Figur ein und lass mich von der Spannung treiben.

Nur wenige Figuren spielen in diesem Psychothriller eine tragende Rolle. Besonders interessant fand ich es über eine Figur zu lesen, die in der Story selbst kaum auftaucht. Allein Gretas Gedankenwelt schenkt mir einen Blick auf diesen finsteren Charakter, der dennoch am Ende das Rampenlicht einnimmt.

Wer diesen Psychothriller lesen möchte muss bereit sein, sich auf die ungewöhnliche Psyche der Hauptfigur einzulassen, die zunächst völlig normal erscheint, aber dann Puzzlestein für Puzzlestein in eine andere psychische Ebene wechselt und skurrile, verwirrende Gedanken denkt.

Die Entwicklung der Handlung und die Entwicklung der Figur Greta waren äußerst intelligent in Szene gesetzt. Dadurch agierte die Spannungskurve auf einem hohen Niveau.

Die Geschichte um Greta, Alex und Smilla erschien mir irgendwann vorhersehbar, aber ich wurde durch die geschickten Wendungen der Autorin nur in die Irre geführt und völlig überrascht.

Caroline Eriksson hat mich mit ihrem klaren und flüssigen Stil und ihrem schriftstellerischen Geschick sehr spannend unterhalten. Ihr gelang es mir Details aufzuzeigen ohne sich in Schnörkeln zu verlieren. Durch ihre Sprache und die gewählte Ich-Erzählweise berührt sie den Leser und schreibt über Wut, Hass, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Einsamkeit und Finsternis und damit unterstreicht sie die emotionale Tiefe der Figur Greta und ihrer berührenden Geschichte.

Letztendlich hätte ich gern von noch etwas mehr Action gelesen, um „Die Vermissten“ mit fünf Bewertungssternchen in die Welt zu schicken.

Fazit und Bewertung:

Ich empfehle diesen kurzweiligen und spannenden Psychothriller denjenigen, die sich gern auf die Psyche einer einzigen Figur einlassen möchten.