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Veröffentlicht am 05.04.2017

Irrlichter der Angst

Das Scherbenhaus
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Carla Brendel hat Angst. Jeder Gang zum Briefkasten kostet sie unglaubliche Überwindung. Was mit einem harmlosen und charmanten Kontakt über Facebook begann, entwickelte sich zu einem grausamen und nervenaufreibenden ...

Carla Brendel hat Angst. Jeder Gang zum Briefkasten kostet sie unglaubliche Überwindung. Was mit einem harmlosen und charmanten Kontakt über Facebook begann, entwickelte sich zu einem grausamen und nervenaufreibenden Stalking, gegenüber Carla. Sie erhält Detailaufnahmen menschlicher, blutbesudelter Haut, per Post. Als langsam etwas Ruhe eingekehrt und weitere Briefe des Stalkers ausbleiben, wähnt sich Carla in Sicherheit und versucht zu ihrem normalen Leben zurückzufinden. Doch der Schein trügt.

Als Carla einen Anruf von ihrer Halbschwester Ellen erhält, die unbedingt vor Ort in Berlin mit ihr reden will, verlässt Carla ihre beschauliche Heimat und ihr Bauernhaus. Doch in Berlin angekommen, kann sie nur sehr kurz mit Ellen sprechen, die andeutet, dass sie ein Geheimnis über jemanden herausgefunden hat, der sie allein dafür töten würde. Kurz darauf verschwindet Ellen spurlos und wird kurze Zeit später tot aufgefunden.

Carla bleibt zunächst in Berlin und zieht in Carlas preisgekrönte Immobilie Save Heaven ein, die Ellen ihr vererbt hat und die mit modernster Technik eine sichere Zuflucht vor dem Stalker darstellt. Zunächst freundlich in der Hausgemeinschaft aufgenommen, findet Carla bald heraus, dass mit den Bewohnern des Hauses etwas nicht stimmt, aber sie ist dennoch entschlossen, die Wahrheit über Ellens Tod herauszufinden. Sie ahnt jedoch nicht, welch tödlicher Gefahr sie sich damit aussetzt.

Die Autorin:

Susanne Kliem wurde am Niederrhein geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Berlin. Sie ist gelernte Buchhändlerin und arbeitete u. a. als Pressereferentin für Fernsehserien von ARD und ZDF sowie für das größte deutsche Theaterfestival »Theater der Welt«. Seit 2009 hat sie bereits zahlreiche Krimis geschrieben. Nach dem Thriller Die Beschützerin (2014) erschien von ihr – ebenfalls bei carl’s books – der hochgelobte Kriminalroman Trügerische Nähe (2015), zu dem eine Verfilmung bereits in Vorbereitung ist.

Reflektionen:

Dem Erscheinen des Psychothrillers Das Scherbenhaus habe ich monatelang entgegengefiedert, denn mit dem Kriminalroman Trügerische Nähe hatte mich Susanne Kliem bereits überzeugt.

Bereits nach den ersten Sätzen befand ich mich in einem Zustand literarischen Hochgenusses und wurde mit einer klangvoll melodischen Sprache direkt in die düstere Stimmung der Geschichte gesogen.

Susanne Kliems Sprache und Ausdruck ist sehr klar und auf Details rechts und links der Geschichte gerichtet, die die Intensität der düsteren, geheimnisvollen und beängstigenden Stimmung noch mal um ein Vielfaches verstärkt. Man liest von Carla, der Hauptfigur, und man spürt ihre Beklemmungen und Ängste, während diese gestalkt wird. Trotz der detailreichen Sprache schreibt Susanne Kliem schnörkellos und konzentriert sich dabei stets auf das Vorankommen der intelligenten Handlungs- und Figurenentwicklung. Auf diesem Wege dringt man tief in die Abgründe der menschlichen Psychen ein, mit denen die fein gezeichneten Figuren ausgestattet sind.

Rätselhaft, geheimnisvoll und oftmals düster erscheinen die Charaktere, denn es lässt sich zunächst nicht erkennen, wer hier wem übel mitspielt. Alle Figuren scheinen etwas zu verbergen und so ist man als Leser sehr motiviert, selbst die Wahrheit zu ergründen. Dieser Wunsch treibt den Leser zügig durch die Seiten, denn man lechzt der Auflösung zahlreicher, möglicher Querverbindungen entgegen.

Neben der interessanten Charakterzeichnung der Figuren und der wohlgeformten Handlung in düsterer Stimmung, zeichnet Susanne Kliem auch ein authentisches Bild einer hochtechnologierten Immobilie der Zukunft. Architektonisch luxuriös und technisch mit modernster Finesse ausgestattet, wird das Save Heaven glaubwürdig zu einem Hochsicherheitstrakt, in dem die Bewohner des Hauses wie in einem gut inszenierten Kammerspiel auftreten.

Das Scherbenhaus ist ein glanzvolles Werk, dass die Wechselbeziehungen von Mensch zu Mensch und ihre gefährlichen Abhängigkeiten voneinander darstellt. Auf der einen Seite handeln Figuren ohne jede Rücksichtnahme, um zu profitieren oder um sich zu profilieren und andere, bedürftige, labile Charaktere, die sich nichts sehnlicher wünschen als Lob, Liebe und Anerkennung, werden zum missbräuchlich manipulierten Werkzeug und Spielball der Stärkeren. Das Spiel um Kontrolle und Macht und die maßvoll inszenierte Dramaturgie sind das gelungenen Ergebnis eines guten Spannungsaufbaus.

In diesem Wechselspiel dominieren Dialoge, die knackig, kraftvoll und wortgewandt die Handlung harmonisch abrunden. Erfrischend sind auch die Beschreibungen von Schauplätzen. Innerhalb des Save Heaven kann man sich durch die guten Beschreibungen der Hausausstattung und der Wohnungen fast mit geschlossenen Augen durch die Geschichte bewegen.

Die Spannung agiert auf einem recht hohen Niveau, bis der vermeintliche Täter gefunden ist und die Seiten dennoch lange nicht ausgelesen sind. Man vermutet weitere Wendungen und Überraschungen, denn man will kaum wahrhaben, dass der Täter tatsächlich schon ermittelt ist, doch sie bleiben leider enttäuschenderweise aus. Dafür aber wird eine detaillierte Auflösung geboten, die ausgeklügelt und nachvollziehbar alle vormals merkwürdigen Verhaltensweisen der geheimnisvollen Bewohner des Save Heaven erläutert.

Fazit und Bewertung:

Das Scherbenhaus ist ein spannender Psychothriller, der tiefe Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seelen erlaubt und der gefährliche Wechselbeziehungen durch menschliche Abhängigkeiten dramaturgisch zeichnet. Literarisch ein Genuss, der die zu frühe Ermittlung des Täters wieder wettmacht.

Veröffentlicht am 30.03.2017

In tiefer Verachtung – Ein Thriller-Debüt mit einem Touch Agenten-Spannung und interessanten Charakterzeichnungen

Nach dem Schmerz
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DDR 1989: Die 7jährige Hannah Gold wird auf grausamse Weise, vor den Augen ihres Vaters, in der russischen Botschaft gefoltert und gequält, um Informationen aus dem Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums ...

DDR 1989: Die 7jährige Hannah Gold wird auf grausamse Weise, vor den Augen ihres Vaters, in der russischen Botschaft gefoltert und gequält, um Informationen aus dem Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums herauszupressen, doch er schweigt. Nach dem man Hannah schwer verletzt freigelassen hat, hat sie ihren Vater nicht mehr gesehen und ihr seelischer Schutzmechanismus lässt sie keinerlei Schmerzen mehr empfinden.

Hannah hat dieses Erlebnis nie überwunden und wird Tag und Nacht immer wieder von schrecklichen Träumen heimgesucht. Hannah nagt an den Fragen: „Warum hat ihr Vater nicht geredet. Hätte er die Folterqualen beenden können“?

Heute, 25 Jahre später, ist Hannah eine gefeierte Cellistin und sie begeistert und berührt ein Millionenpublikum mit ihrer Musik. Sie lebt zurückgezogen, denn es ist ihr nicht möglich, Vertrauen zu Mitmenschen zu fassen und niemand kommt nah an sie heran.

Eines Abends gibt Hannah ein Konzert und entdeckt ihren Vater im Publikum. Sie lässt sich zögernd auf ein Treffen mit ihm ein. Das Gespräch verläuft alles andere als harmonisch und nach dem sich die beiden trennen steigt der Vater in eine Limousine, die kurz darauf explodiert.

Der Autor:

Lucas Grimm ist das Pseudonym eines erfolgreichen Drehbuchautors, der sein Leben jahrelang als Musiker, Schauspieler, Filmemacher und Entrepreneur gefristet hat. Nach einem Schicksalsschlag ist er mehrere Monate durch Amerika, Indien, Tansania und Israel gereist und hat begonnen zu schreiben. Der Thriller „Nach dem Schmerz“ ist sein erster Roman. (Quelle: Piper Verlag)
Reflektionen:

Lucas Grimm ist mit dem Thriller Nach dem Schmerz ein spannendes und temporeiches Debüt gelungen. Die ersten Seiten brillierten sprachlich und gewährten einen angenehmen Einstieg in die Geschichte, sodass man hätte annehmen können, hier handelt es sich bestimmt nicht um ein Debüt. Doch im Verlauf der Geschichte veränderte sich dieses Lesegefühl. Lucas Grimm konnte weder sprachlich noch vom Aufbau der Handlung her das erste augenscheinlich hohe Niveau halten.

Hannahs Geschichte berührt. Es stellen sich einem die Nackenhärchen hoch, wenn man liest das ein siebenjähriges Kind unter großer Qual gefoltert wird. Die Folterszenen werden stets nur angerissen, sodass dem Leser blutdurchtränkte Szenarien erspart bleiben, doch die Gewissheit, dass der Vater das Mädchen vermutlich hätte erlösen können, versetzt den Leser fast in rasende Wut. Sehr lange bleibt das Schweigen des Vaters im Dunkeln, sodass eine düstere Atmosphäre unheilvoll und geheimnisvoll durch die Seiten begleitet.

Mit Hannah Gold ist Lucas Grimm eine außergewöhnliche Figur gelungen. Die Charakterzüge der jungen Frau sind durch das grausame Schicksal glaubhaft dargestellt. Auch die Liebe der Cellistin zur Musik, kann man förmlich spüren.

Die Tatsache, dass Hannah keinerlei Schmerzen empfinden kann, habe ich als Leser akzeptiert, doch es folgen im Laufe der Geschichte actionreiche Darstellungen, die mir doch zu überspitzt, zu unrealistisch und in diesem Zusammenhang zu blutig waren. Die Zeichnung dieser Actionszenen nehmen im Verhältnis zu anderen Kapiteln enorm viel Raum ein, den ich lieber mit etwas mehr Handlung befüllt gesehen hätte.

David Berkoff, Reporter der Woche, recherchiert seit Jahren zu dem Fall Walter Gold, der 1995 für tot erklärt worden war. Dieser war im Besitz der sogenannten Rosenholz-Dateien, ein Überbleibsel Stasi-Akten, die heute nicht nur den KGB interessieren. Man vermutet, dass Hannah die Dateien besitzt oder etwas über sie weiß und so wird sie verfolgt und gejagt. Davids Beschützerinstinkt ist geweckt und so kämpfen von nun an beide gegen dunkle Machenschaften und begeben sich in höchste Lebensgefahr.

Die Figur des David Berkoff ist angeschlagen. Er kann Drogen- und Alkoholkonsum kaum wiederstehen, doch trotz dieser Lebenseinstellung, die von einem persönlichen Schicksal gezeichnet wurde, entpuppt er sich als verlässlicher und berechnender Gegenspieler der Bösen.

Die Charakterzeichnungen gehen Lucas Grimm scheinbar leicht von der Hand, denn als Leser ist man von ihnen gefesselt und liest interessiert. Auch das Zusammenspiel der Figuren und die geschickt inszenierten Querverbindungen der Protagonisten lassen die Spannung immer wieder auf ein hohes Niveau ansteigen, doch leider sackt die Spannung auch immer mal wieder ab.

Als Leser glaube ich zu erkennen, dass der Autor einige Szenen analog wie ein Drehbuch schreibt, sodass das die Harmonie der Handlung etwas unausgewogen und unruhig wirken lässt.

Trotz kleinerer Schwächen, war ich wirklich spannend unterhalten und ich genoss den flüssigen Schreibstil dieser wohlgeformten Handlung, die außergewöhnlich und erfrischend anders daherkommt. Dieses Debüt empfehle ich gern und ich würde jederzeit wieder zu einem Buch des Autors greifen.

Fazit und Bewertung:

Nach dem Schmerz ist die Geschichte einer jungen Frau, die nach grausamen Folterungen in ihrer Kindheit keinen Schmerz mehr empfinden kann. Es ist ein Thriller mit einem Touch Agentenspannung, der durch eine interessante Charakterzeichnung an die Seiten fesselt. Kleinere Schwächen dieses Debüt beeinträchtigen das Lesevergnügen nur geringfügig, sodass ich diesen Thriller gern empfehle.

Veröffentlicht am 29.03.2017

Qualvolle Schreie verstummt – Ein Meisterwerk an Querverbindungen

Der Psychologe
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Buenos Aires: Paula Vanussi bittet den Psychologen Pablo Rouviot um Hilfe. Paulas Bruder Javier, der seit seiner Kindheit unter einer schweren Persönlichkeitsstörung leidet, soll für den Mord an seinem ...

Buenos Aires: Paula Vanussi bittet den Psychologen Pablo Rouviot um Hilfe. Paulas Bruder Javier, der seit seiner Kindheit unter einer schweren Persönlichkeitsstörung leidet, soll für den Mord an seinem Vater, einem erfolgreichen Geschäftsmann, verantwortlich sein. Paula bittet Pablo, die Schuldunfähigkeit auf Grund der frühkindlichen psychischen Störungen in einem Gutachten festzustellen und zu bescheinigen.

Pablo will sich einen Überblick verschaffen, bevor er Paulas Auftrag annimmt, doch schon bald entdeckt er Hinweise, die auf dunkle und verworrene Machenschaften deuten, während Javier in der Psychiatrie wehrlos und zunächst nicht ansprechbar vor sich hindämmert.

Nur durch seine besonders kompetente Psychoanalyse und der besonderen Fähigkeit Worten zu lauschen, gelingt es Pablo Querverbindungen aufzudecken, doch er ahnt nicht, in welch brenzlige Situationen er sich hineinbegibt.

Der Autor:

Gabriel Rolón, geboren 1961 in Buenos Aires, studierte Psychologie und avancierte in kürzester Zeit zum bekanntesten Analytiker Argentiniens. Seine Bücher »Auf der Couch« und »Trauer, Panik, Leidenschaft«, Erzählungen über wahre Fälle aus der Praxis, waren in Argentinien Bestseller.

Reflektionen:

Das der Autor Gabriel Rolón ein praktizierender Psychologe ist, der die Psychoanalyse nicht nur beherrscht, sondern auch absolut durchschaut hat, spürt man als Leser auf dankbare Weise bei jedem einzelnen Satz.

Gabriel Rolón hat eine Handlung gezeichnet der zahlreiche Querverbindungen entspringen. Die Ausgangslage der Geschichte dreht sich zunächst um die mögliche Schuldunfähigkeit Javiers, dem der Mord an dem Vater angelastet wird. Die Hauptfigur, Pablo Rouviot, tastet sich zunächst langsam und umsichtig an Javiers familiäres Umfeld heran, bevor er den Auftrag Paulas annimmt. Pablo stellt schnell fest, dass die verworrenen Familienverhältnisse mit Mysteriösem und Verschwiegenem aufwarten, das er entschlüsseln muss, bevor er Javier helfen könnte.

Pablo wendet die psychologische Fallanalyse an und er lauscht auf jedes gesprochene Wort bei seinen Recherchen, denn er weiß, dass mit jedem Wort eine Bedeutung und Deutung einhergeht, die im Kontext zu bewerten ist. Von da an verschwimmen die Übergänge der fachlichen Kompetenzen zwischen Autor und Hauptfigur. Gabriel Rolón ist ein angesehener Psychologe in Argentinien und er gewährt dem Leser einen sehr tiefen Einblick in die Anwendung der psychologischen Patientenanalyse und er unterstreicht damit die Authentizität der Geschichte, ohne sie mit fachlichen Ausdrücken zu überschwemmen.

Entsprechend der fachlichen Kompetenz Gabriel Rolóns sind die Charaktere der Figuren äußerst fein, intensiv und lebendig gezeichnet. Diese Zeichnungen wecken beim Leser den Wunsch, zügig in der Geschichte voranzukommen, denn schon früh offenbaren sich zahlreiche, spannende Querverbindungen der Figuren, die es zu entschlüsseln gilt, die jedoch auch eine gewisse Konzentration erfordern. Der Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen und angenehmerweise verzichtet Gabriel Rolón auf erschlagende medizinische Fachausdrücke.

Genüsslich kann man sich den Wendungen und Überraschungen hingeben und das Zusammenspiel der Figuren genießen, in dessen bedrückendes Seelenleben man tief hineinblickt und das so die Spannungskurve regelmäßig hochschnellen lässt und dennoch hat mir etwas gefehlt, dass ich nicht richtig definieren kann. Ob es der andauernde analytische Blick Pablos war oder ob einfach noch ein frischer Wind in der Geschichte fehlte? Ich war zwar definitiv sehr spannend und äußerst interessant unterhalten, aber ich war auch froh, als die letzte Seite gelesen war.

Fazit und Bewertung:

Der Psychologe ist ein anspruchsvoller Kriminalroman, der durch zahlreiche Querverbindungen der Figuren meisterlich besticht. Da Autor und Hauptfigur Psychologen sind, ist der Einblick in die angewandte Psychoanalyse eine glaubwürdige, spannende und bereichernde Essenz für den Leser, die unglaublich fesselt.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Qualvoller Schmerz – Der 2. Fall für Sicherheitschef Tom Winter

Korrosion
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Die in fast ärmlichen Verhältnissen lebende Bernadette Berger wird brutal erschlagen in ihrer Wohnung aufgefunden. Schon lange pflegte sie keinen regelmäßigen Kontakt mehr zu ihren drei Kindern und lebte ...

Die in fast ärmlichen Verhältnissen lebende Bernadette Berger wird brutal erschlagen in ihrer Wohnung aufgefunden. Schon lange pflegte sie keinen regelmäßigen Kontakt mehr zu ihren drei Kindern und lebte sehr einsam und zurückgezogen.

Die Polizei schließt eilige Schlüsse und verdächtigt einen Sudanesen, der sich auf der Flucht befindet.

Tom Winter, Sicherheitschef einer kleinen, schweizer Privatbank, soll Bernadettes Kinder aufspüren, denn die alte Dame hinterlässt ein millionenschweres Erbe. Allerdings ist die Testamentseröffnung an eine Bedingung geknüpft. Bernadettes zweiter Ehemann, ein Bäcker, soll von einem der Kinder ermordet worden sein. Nur wenn das längst verjährte Verbrechen aufgeklärt ist, darf das Testament vollstreckt werden.

Tom Winters Nachforschungen, im Auftrag der Bank, führen ihn um die halbe Welt. Noch ahnt er nicht, dass er dabei auf Verbrechen stößt, die von schrecklichen Misshandlungen zeugen. Winter gerät in einen gefährlichen Strudel, der ihn sein eigenes Leben kosten könnte.

Der Autor:

Peter Beck studierte Psychologie, Wirtschaft und Philosophie, promovierte in Psychologie und machte einen MBA in Manchester. Er trägt im Judo den schwarzen Gürtel, war in der Geschäftsleitung eines Großunternehmens und in mehreren Aufsichtsräten. Heute leitet er seine eigene Firma und ist Thrillerautor. (Quelle: emons Verlag)

Reflektionen:

Bereits im vergangenen Jahr hat mich Autor Peter Beck mit seinem Debüt-Thriller Söldner des Geldes begeistert. Ich war mir sicher, dass er mich mit seinem neuen Thriller Korrosion erneut spannend, anspruchsvoll und actiongeladen unterhalten würde. Meine Erwartungen hat Peter Beck jedoch bei weitem noch einmal übertroffen und so kann ich diesen Thriller nur jedem sehr ans Herz legen.

Dieser Thriller beginnt mit einem fatalen Lawinenunglück, das Tom Winter, Sicherheitschef einer schweizer Privatbank nur knapp überlebt. Seine Verletzungen sind glimpflich, doch innerhalb dieser Handlung kämpft er dauerhaft tapfer gegen eine sehr schmerzhafte Handfraktur und wird immer wieder in die Erinnerung getrieben, von einer Lawine verschüttet worden zu sein. Diese Umstände unterstreichen die Authentizität der Figur Tom Winter, der tatsächlich unfassbar cool, sympathisch und attraktiv sowie redegewandt und kompetent ist.

Die Geschichte um die in Einsamkeit gelebte Bernadette Berger löst zunächst eine bedrückende Stimmung aus. Und als ein sudanesischer Flüchtling des Verbrechens an ihr beschuldigt wird, löst das auch gemischte Gefühle bezüglich des allgemeinen Schubladendenkens über Flüchtlinge in mir aus, obwohl Peter Beck dies thematisch nicht dramatisiert.

Peter Beck erzählt seinen Thriller in zwei Perspektiven. Zum einen jagt man als Leser mit Tom Winter durch die Welt, um Nachforschungen über Bernadettes Kinder zu betreiben und eine zweite Perspektive begleitet Tijo, dessen Frau und Kinder nicht mehr am Leben sind, der sein Dorf in den südsudanesischen Nuba Bergen verlässt und Europa als einziges Ziel vor Augen hat. Dieser Erzählstrang ist in Kapiteln deutlich kürzer, aber er berührt, bleibt sehr geheimnisvoll und spannend bis zu Letzt, sodass nicht klar ist, warum die Geschichte dieser gefährlichen und dramatischen Flucht
vom Sudan aus über Libyen, Tunesien, Marokko, über die Enklaven Ceuta und Melilla nach Spanien und bis in die Schweiz, überhaupt erzählt wird.

Winters Nachforschungen sind gefährlich und hoch spannend erzählt. Sie führen ihn nach Deutschland, Großbritannien und bis auf die Azoren.Mehrere Verbrechen begleiten die actiongeladene und facettenreiche Story und immer wieder kommt es für Winter zu brenzligen Situationen, die er zu meistern hat. Seine Recherchen konfrontieren ihn mit einer Familiengeschichte, die von einem erschütternden Missbrauch geprägt ist, aber auch das Organisierte Verbrechen macht vor Winter nicht Halt und plötzlich findet er sich bei seinen Ermittlungen im Drogenmilieu wieder.

Peter Beck hat die Figuren mit ausdrucksstarken und interessanten Charakteren ausgestattet. Einige Protagonisten sorgen für Überraschungen. Er verwebt diese intelligent in der Geschichte und kreiert dadurch geschickte Wendungen, die die Interessen der drei in ihren Charakteren völlig unterschiedlichen Geschwistern hervorhebt. Rache und Gier spielen eine Rolle und erst sehr spät erkennt der Leser, wer hier wem übel und bösartig mitspielt.

Peter Becks Schreibstil ist anspruchsvoll und dennoch angenehm flüssig. Allein der Schreibstil und der Ausdruck sorgen für ein rasantes Vorankommen in der Geschichte und sie lassen den Leser bereits auf den ersten Seiten in diesem sehr gut geschriebenen Thriller ankommen, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Hoffentlich kann ich genug Geduld aufbringen, bis Peter Beck seine Leser mit einem dritten Fall für Tom Winter beschenkt.

Fazit und Bewertung:

Korrosion ist ein sehr rasanter und hoch spannender Thriller, der mit einer vielschichtigen Handlung jeden Thriller-Liebhaber begeistern wird. Rache und Gier spielen eine Rolle und erst sehr spät erkennt der Leser, wer hier wem übel und bösartig mitspielt.

Ausdrückliche Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 16.03.2017

Rücksichtsloses Spiel mächtiger Player - Hochspannung garantiert. Ein Thriller-Debüt über grausame Machenschaften in Nahost und das skrupelloses Verschweigen.

Wer die Hunde weckt
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Hongkong: In rasanter Fahrt durchbricht das Fahrzeug der CIA-Agentin Sandra Brown die Kaimauer, bevor es in das Hafenbecken stürzt. Sandra Brown stirb, doch Journalist David Jakubowicz kann sich unbemerkt ...

Hongkong: In rasanter Fahrt durchbricht das Fahrzeug der CIA-Agentin Sandra Brown die Kaimauer, bevor es in das Hafenbecken stürzt. Sandra Brown stirb, doch Journalist David Jakubowicz kann sich unbemerkt und schwer verletzt von dem Anschlagsort retten.

Afghanistan: Der deutsche Kommandant Robert Westphal, Befehlshaber der deutschen ISAF-Truppe, gibt den Befehl: “F-15 – hot, und wenige Augenblicke später detonieren die Sprengkörper in dem Konvoi der Taliban, am Fluss des Taloqan. Er war mit sich im Reinen und er war entschlossen, als er den Befehl aussprach, doch dann sieht er plötzlich kleine Füße und kleine Hände auf der Leinwand.

Bevor die Welt reagieren kann, verschwindet Westphal spurlos. Die Geheimdienste und Regierungen versuchen das Geschehen am Taloqan Fluss zu vertuschen. David Jakubowicz und seine junge Kollegin Emma Bricks begeben sich auf die Jagd nach den Verantwortlichen und ihre Recherchen bringen sie bald in höchste Lebensgefahr.

Der Autor:

Achim Zons studierte Jura, Politik, Geschichte und Philosophie und arbeitete viele Jahre in verantwortlichen Positionen in der "Süddeutschen Zeitung". Er schreibt Drehbücher für Fernsehspiele und Krimis und lebt in München.

Reflektionen:

Die getötete Geheimagentin hatte den Auslandskorrespondenten David um Hilfe gebeten, denn sie war im Besitz von Informationen, über eine skrupellose, politische Aktion. Als David klar wird, dass es sich um einen Anschlag handelt, flieht er unbemerkt aus Hongkong und kehrt zurück nach Deutschland.

In der Münchner Zeitungsredaktion weiß man inzwischen von dem Anschlag auf den Konvoi der Taliban. Die Chefetage, allen voran die taffe Chefredakteurin Helen Christensen, will alles daransetzten, die Schlagzeile überhaupt, für die finanziell angeschlagene Redaktion, zu produzieren. Sie entsenden den Afghanen Mahmood, in das Gebiet der Taliban und lösen damit eine Lawine von zahlreichen, politisch brenzligen Verstrickungen aus, die für manchen lebensgefährlich wird.

Zeitgleich versuchen Geheimdienste und Regierungen die Geschehnisse vom Taloqan Fluss zu vertuschen und sie gehen dabei so weit, dass sie den Tod von Menschen gleichgültig in Kauf nehmen, um nicht einschätzbare Vorteile zu erreichen.

Wer die Hunde weckt ist das Debüt Achim Zons und es hat mich restlos überzeugt. Thematisch lese ich sehr viel über Nahost und dessen Konflikte, interessiere mich für die Kultur und die Geschichte dieser Länder und ich verfolge aufmerksam das politische Geschehen dort, um zu begreifen und zu verstehen, sodass mich dieser Thriller sehr ansprach.



Wir alle haben längst über Anschläge in Nahost gelesen, bei denen Menschen als Kollateralschäden deklariert ihr Leben lassen mussten und deshalb ist dieser Thriller, so unglaublich authentisch. Bis in kleinste Details ausführlich recherchiert ist er fast ein Zeugnis der Wirklichkeit und thematisch bedauerlicherweise immer noch brandaktuell. Achim Zons vermittelt zudem ein gesundes Gespür, wie skrupellos politische Mächte agieren und wie ein Medienunternehmen mit allen Mitteln aus den roten Zahlen herauskommen will.

Die Handlung zeichnet glaubhaft, wie deutsche- oder amerikanische Soldaten in Afghanistan, Politiker, Sicherheitsbehörden und Geheimdienste handeln, und wie Journalismus in Krisengebieten funktioniert. Sie lässt zudem authentisch erahnen, was wir Normalbürger von derartig brisanten politischen Aktionen erfahren dürfen oder was man uns bewusst und um jeden Preis aus taktischrn Gründen verschweigt.

In angenehmer, klarer und schnörkelloser Sprache erzählt Achim Zons seine fiktive aber glaubhafte Geschichte, die er meisterhaft mit literarischer Dramaturgie ausstattet und die für kontinuierliche Hochspannung und ein hohes Lesetempo verantwortlich sind.

Mühelos lässt Achim Zons den Leser tief in die Seelen der ausführlich- und intensiv gezeichneten Figuren blicken, ob gut oder böse. Die Lebensläufe der Figuren sind interessant entwickelt und sie alle gewähren einen Blick in eine emotionale Tiefgründigkeit der Figuren, die durch innere Konflikte oder durch jeweils persönliche Nebenschauplätze geprägt, lebendig und authentisch erscheinen.

Interessant und abwechslungsreich gestaltete Dialoge, erfrischen die gefährlich knisternde und düster geschwängerte Grundstimmung, sodass sich ein Leser kaum von den auf hochwertigem Papier gedruckten Seiten, lösen kann.

Perfekt getimt, wechseln die Perspektiven und dadurch die vielschichtigen Sichtweisen der Figuren auf die Geschehnisse, die so ermöglichen, beide Seiten intensiv kennenzulernen. Wer die Hunde weckt, kann ich mir sehr gut als spannende und actiongeladene Verfilmung vorstellen.

Fazit und Bewertung:

Wer die Hunde weckt ist ein gelungenes, anspruchsvolles Thriller-Debüt, das Hochspannung garantiert. Autor Achim Zons widmet sich thematisch dem immer wieder brandaktuellen Thema von Anschlägen in Nahost, bei deren Ausführung Menschenleben als Kollateralschäden scheinbar leichtfertig hingenommen werden und skrupellose, politische Mächte strategisch vertuschen.

Ich empfehle diesen Thriller ausdrücklich gern, doch mal sollte sich ein Stück weit für das genannte Kernthema interessieren.