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Veröffentlicht am 21.06.2024

Ein Roman, der ans Herz geht

Die Zeit der Kinder
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Kindergärten sind heutzutage etwas alltägliches, und das nicht nur in Deutschland, sondern in vielen weiteren Ländern. Wahrscheinlich haben die meisten von uns einen besucht, dort Freundschaften geschlossen ...

Kindergärten sind heutzutage etwas alltägliches, und das nicht nur in Deutschland, sondern in vielen weiteren Ländern. Wahrscheinlich haben die meisten von uns einen besucht, dort Freundschaften geschlossen und schöne Erinnerungen daran. Doch, wer die Idee hatte, Kindergärten einzurichten, überhaupt eine besondere Bildung für kleine Kinder zu entwickeln, das wissen wahrscheinlich viele nicht. In diesem Roman lernen wir ihn, Friedrich Fröbel, seine Ideen und seine Mitstreiter:innen kennen.

Zur Zeit Fröbels, der 1782 geboren wurde, war Kindheit etwas eher weniger angenehmes. Kinder sollte man weder hören noch sehen, und jedes kleine Fehlverhalten wurde mit Schlägen bestraft. Auch Friedrichs Kindheit war alles andere als schön, zumal er sehr früh seine Mutter verloren hatte. Doch er war auch ein aufgewecktes Kind, das die Natur liebte und vielseitige Interessen hatte. Er vergaß nie, wie unglücklich er als Kind war, und wie sein damaliges Leben hätte schöner sein können. Schließlich hat er seine eigenen Ideen zu Menschenbildung entwickelt, die er zunächst unter anderem in einer von ihm gegründeten Schule anwandte. Leider wollte die Obrigkeit gehorsame Untertanen, keine gebildeten, freiheitlich denkenden, und so hatte er auch immer Probleme mit ihr.

Friedrichs Perspektive, die vor allem rückschauend erzählt wird, ist nicht die einzige des Romans, es gibt noch zwei weitere. Eine davon ist die Luise Levins, die leider auch erleben muss, dass der kindliche Geist unterdrückt wird, so dass wenig Freude übrig bleibt. Sie landet zunächst 1845 als Haushälterin in Fröbels Schule, zwischen den beiden entwickelt sich eine besondere Beziehung.

Marieke wächst in ärmlichsten Verhältnissen in Hamburg auf, und lernt dort die Kinderverwahranstalten in doppelter Weise näher kennen. Als Kind muss ihre Mutter sie während der Arbeitszeit dort unterbringen, zu dieser Zeit werden die Kinder dort im wahrsten Sinne des Wortes nur verwahrt. Später arbeitet Marieke selbst dort, inzwischen werden die Kinder durchgehend mit meist eher weniger sinnvollen Tätigkeiten beschäftigt, auch hier sind körperliche Bestrafungen an der Tagesordnung. Marieke versucht dagegen an zu arbeiten, muss aber schließlich aufgeben. Als sie von Fröbel und seinen Ideen erfährt, macht sie sich auf den Weg zu ihm.

Der Autorin ist ein wunderbarer, ans Herz gehender Roman gelungen, der mir nicht nur den Pädagogen Friedrich Fröbel und dessen Werk näher gebracht hat, ich habe mich auch mit ihm sehr wohlgefühlt. Er ist eine Persönlichkeit, die ich gerne kennen gelernt hätte. Und auch Luise und Marieke mochte ich sofort, und habe mit ihnen mitgefühlt.

Erzählt wird über einen größeren Zeitraum. Man startet mit Fröbel 1788, die Geschichte Luises beginnt 1842, Mariekes 1833. Es gibt dadurch immer einmal wieder Zeitsprünge, da diese in der Regel auch Perspektivewechsel sind, und grundsätzlich mit der Zeit- und Ortsangabe eingeleitet werden, sollte man aber gut folgen können, ich hatte keinerlei Probleme. Interessant ist auch der historische Hintergrund, der vor allem auch das Menschenbild und das soziale Leben jener Zeit betrachtet.

Im Anhang gibt es ein sehr ausführliches Nachwort der Autorin, die darin auch über Fiktion und Fakten schreibt, sowie ein Personenregister, das nähere Angaben zum jeweiligen Charakter macht, und ein Verzeichnis der wichtigsten Quellen. Diesen Anhang sollte man unbedingt auch lesen.

Dieser wunderbare und ans Herz gehende Roman wird bei mir noch lange nachhallen. Ich wünsche ihm viele Leser:innen und empfehle ihn selbstverständlich uneingeschränkt weiter.

Veröffentlicht am 19.06.2024

Hat mich letztlich nicht überzeugen können, 2,5 Sterne

Mord auf dem Königssee
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Auf einem der Touristenschiffe auf dem Königssee will der Schiffsbegleiter gerade mit seinem Flügelhorn das berühmte Echo demonstrieren, als er in seinem Instrumentenkoffer eine abgeschnittene Hand mit ...

Auf einem der Touristenschiffe auf dem Königssee will der Schiffsbegleiter gerade mit seinem Flügelhorn das berühmte Echo demonstrieren, als er in seinem Instrumentenkoffer eine abgeschnittene Hand mit einem sehr auffälligen Ring findet, unmittelbar danach wird ein Boot mit einem toten Priester entdeckt. Am Ende sind es sogar sechs tote Priester, während der Ring spurlos verschwindet.

Der Roman ist bereits der dritte Band der Reihe, für mich war es die erste Begegnung sowohl mit dem Autor als auch mit den Ermittler:innen. Erzählt wird in zwei Zeitebenen, wobei man direkt zu Beginn mitten in einem Hexenprozess des Jahres 1678 landet, der die historische Zeitebene einleitet und zu Fürsterzbischof Maximilian Gandolf und dem Ring führt, der bereits oben erwähnt wurde. Die Storyline in der Vergangenheit macht einige Zeitsprünge, die bis in die 1990er Jahre und letztlich die aktuelle Zeit führen

Die Storyline der Jetztzeit erzählt von den Ermittlungen, die größtenteils durch Simon Perlinger und seine Kollegin Luisa Sedlbauer durchgeführt werden, die bereits in den beiden Vorgängerbänden ermittelt haben. Leider sind mir die beiden nicht nahe gekommen, sie bleiben blass, und auch die, auf mich sehr konstruiert wirkende, Problematik um Simons Liebesleben hat mich nicht berührt, im Gegenteil eher gestört.

Auch die weiteren Charaktere wirkten auf mich blass, oberflächlich und eher schwarz-weiß, ich konnte nahezu keine Gefühle aufbauen. Oft hatte ich auch das Gefühl des Sichlustigmachens über die Charaktere, speziell im historischen Strang, was auf mich eher befremdlich wirkte.

Erzählt wird ansonsten in einem sehr distanzierten Stil, auf mich wirkte es eher wie eine Aufzählung der Ereignisse, dabei aber auch sehr erklärend bis in jede Kleinigkeit, für ganz so dumm sollte man seine Leser:innen auch nicht halten. Insgesamt leider kein Erzählstil, der mich packen kann.

Der Fall wirkte auf mich lange spannend und ich rätselte fleißig mit. Gegen Ende gibt es einige Stellen, die eher von schlechter Recherche zeugen, und die mir fast die Lust raubten, überhaupt zu Ende zu lesen. Die Auflösung ist nicht unlogisch, aber für mich dennoch enttäuschend, ich mag es nicht, wenn etwas noch aus dem Hut gezaubert wird, und ich im Grunde gar keine Chance hatte, das Rätsel selbst zu lösen.

Leider fehlt dem Roman ein ausführliches Nachwort des Autors, danach habe ich schnell gesucht, denn mich interessiert immer, was in historischen Erzählungen Fakten sind und was reine Fiktion ist. Hier treten ja historische Persönlichkeiten bzw. ein tatsächlich existierender Orden auf, und auch manche historischen Ereignisse sind so passiert, z. B. der Hexenprozess. Einiges konnte ich mir zwar ergoogeln, aber es hätte für mich ins Buch gehört. Dafür gibt es aber wenigstens ein Personenverzeichnis und eine Karte.

Leider hat mich der Roman letztlich nicht packen können, obwohl ich den Fall zunächst sehr spannend fand. Der Erzählstil aber und die blassen Charaktere haben bei mir nicht punkten können, auch die Auflösung, obwohl nicht unlogisch, war mir zu sehr aus dem Hut gezaubert. Wer die Reihe bisher mochte, wird aber wahrscheinlich auch diesen Roman gerne lesen.

Veröffentlicht am 19.06.2024

Kindgerecht, aber dennoch Heitz

Die Traumgänger
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Der dreizehnjährige Finn hat eine besondere Gabe, er kann seine Träume so gestalten, wie er es gerne möchte. Eines Tages trifft er im Traum ein Mädchen, das er bestimmt nicht selbst hineingewünscht hat, ...

Der dreizehnjährige Finn hat eine besondere Gabe, er kann seine Träume so gestalten, wie er es gerne möchte. Eines Tages trifft er im Traum ein Mädchen, das er bestimmt nicht selbst hineingewünscht hat, Sanja. Sie bittet ihn um seine Hilfe bei der Suche nach ihren Eltern und kurz darauf treffen sich die beiden außerhalb eines Traumes.

Markus Heitz kannte ich bisher nur als Autor von oft recht gruseligen Romanen aus dem phantastischen Bereich, ein Kinderbuch von ihm zu lesen, war für mich etwas ganz Neues. Tatsächlich kann auch dieses dem Phantastik-Genre zugeordnet werden, doch ist es auch eindeutig ein Roman für Kinder (ab 11 Jahre) und entsprechend „einfach“ geschrieben. Ich als Erwachsene habe es aber auch gerne gelesen.

Der Autor entwickelt neben der normalen Welt, in der Finn wohnt, eine ganz eigene Welt, die Traumwelt Deseo, in die Finn durch Sanja reisen kann. Die ist schön bildhaft dargestellt, so dass das Kopfkino angesprochen wird. Ein Teil davon ist gruseliger als der andere, immerhin gibt es auch Albträume, es bleibt aber natürlich kindgerecht.

„Aufbruch nach Deseo“ ist der erste Band einer Reihe, so dass die Geschichte am Ende des Romans noch nicht auserzählt ist, der Grundstein ist gelegt, und man kann gespannt sein, wie es weitergeht. Für die Zielgruppe sicher eine gute Motivation, auch den nächsten Band lesen zu wollen.

Markus Heitz kann auch Kinderbücher. So wie dieses, phantastisch, ein bisschen gruselig und ziemlich spannend, zudem der erste Band einer Reihe, ein vielversprechender erster Band, der Lust auf die Fortsetzung macht.

Veröffentlicht am 15.06.2024

Wichtiges Thema, lesenswert

Queer & wild & wunderbar
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In diesem schön gestalteten Buch sind, alphabetisch sortiert, 50 Kurzbiografien ganz unterschiedlicher queerer Menschen enthalten. Zu jeder Biografie gibt es eine farbige Porträtzeichnung.

Bereits in ...

In diesem schön gestalteten Buch sind, alphabetisch sortiert, 50 Kurzbiografien ganz unterschiedlicher queerer Menschen enthalten. Zu jeder Biografie gibt es eine farbige Porträtzeichnung.

Bereits in der Antike gab es queere Menschen, auch wenn dieser Begriff noch nicht für sie geprägt war. Zwei von ihnen sind hier enthalten, Alexander der Große und Sappho. Die anderen hier Porträtierten sind uns zeitlich näher, aber längst nicht alle aus diesem und dem letzten Jahrhundert. Manche sind wahrscheinlich jedem bekannt wie Elton John, Freddie Mercury oder Oscar Wilde, andere kannte ich nicht, und bin froh, ihnen hier begegnet zu sein, wie Alan L. Hart, Laxmi Narayan Tripathi oder Simon Nkoli.

Leider sind die einzelnen Biografien wirklich sehr kurz, in der Regel zwei Seiten, jedoch kann sich, wer möchte, dazu anregen lassen, sich auf andere Weise näher mit den entsprechenden Personen auseinanderzusetzen. Ich werde sicher noch ein bisschen googeln und vielleicht die eine oder andere längere Biografie lesen.

Im Anhang findet sich noch weiteres Lesenswerte zum Thema Queersein, das man nicht überblättern sollte.

Wer sich ein bisschen mit queerem Leben auseinandersetzen möchte, wer sich für queere Persönlichkeiten interessiert, wer vielleicht selbst queer ist, findet hier einen schönen Einstieg ins Thema, der auch zeigt, dass es nichts „modernes“ ist, sondern schon immer zum menschlichen Leben gehört hat.

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Veröffentlicht am 10.06.2024

Unterhaltsam

Mayfair House
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London 1905: Mrs King verliert ihre Stellung als Wirtschafterin bei Miss de Vries, wirklich traurig ist sie darüber aber nicht, denn sie hat bereits einen Plan geschmiedet. Während eines Kostümballs in ...

London 1905: Mrs King verliert ihre Stellung als Wirtschafterin bei Miss de Vries, wirklich traurig ist sie darüber aber nicht, denn sie hat bereits einen Plan geschmiedet. Während eines Kostümballs in Miss de Vries Haus soll ein großer Coup steigen.

Es hat mir viel Spaß gemacht, die Vorbereitungen zu Mrs Kings großem Coup zu lesen, zu dem sie sechs weitere Frauen, denen sie auf gewisse Weise verbunden ist, anheuert. Natürlich läuft nicht alles so, wie geplant, aber auch das lässt sich unterhaltsam lesen.

Gut gefallen haben mir auch die Charaktere, einige lernt man nach und nach besser kennen, dabei bringen sie die eine oder andere Überraschung mit. Die Frauen um Mrs King, die mit ihr den Coup planen und ausführen waren mir alle schnell sympathisch, auch wenn die eine oder andere eine Menge kriminelle Energie mitbringt.

Erzählt wird als eine Art Countdown, wobei es auch das eine oder andere Mal zurück geht, um Szenen zu beleuchten, die man zunächst so nicht erwartet hätte. Der Roman endet nicht mit dem geplanten Ende des Coups, sondern geht weiter, man erfährt noch einiges über das Danach. Trotz mancher ernster Töne schwingt immer auch ein gewisser Humor mit.

„Mayfair House“ ist ein unterhaltsamer Roman, der mir gut gefallen hat und manche Überraschung mitbringt.

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