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Veröffentlicht am 09.05.2020

Ein etwas anderer, aber sehr gelungener Krimi

Rauhnacht für Rhauderfehn
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Nach den Ereignissen im letzten Band und dem schweren Verlust, den er dadurch erlitten hat, ist Jan de Fries nicht mehr derselbe. Er trinkt, lässt sich gehen und hat kein Interesse mehr an sozialen Kontakten. ...

Nach den Ereignissen im letzten Band und dem schweren Verlust, den er dadurch erlitten hat, ist Jan de Fries nicht mehr derselbe. Er trinkt, lässt sich gehen und hat kein Interesse mehr an sozialen Kontakten.

An Heiligabend ist er mit seinem Hund Motte auf dem Weg nach Hause, als er wegen schwerer Schneefälle und dadurch umgestürzter Bäume einen Umweg fahren muss. An einem Bahnübergang sind die Schranken geschlossen – und bleiben es auch nach längerem Warten. Jan steigt aus dem Auto, um im Schrankenwärterhäuschen nachzusehen, ob es ein Problem gibt, und findet eine Leiche, der Tote wurde eindeutig ermordet. Beim Warten auf die Polizei stiehlt ihm jemand sein Auto – mit Motte darin.

Da die Polizei andere Prioritäten setzt, sie befindet sich gerade mitten in einem Großeinsatz, macht Jan sich selbst auf die Suche nach Auto und Hund, immer in Angst, jetzt auch noch Motte verloren zu haben. Die Nacht wird lang, aber Jan hat auch die Gelegenheit, wieder zu sich zu kommen.

Das ist wirklich ein außergewöhnlicher Krimi, der nicht nur innerhalb eines Tages/einer Nacht spielt, sondern auch neben den üblichen Pfaden geschieht. Der Leser ist die ganze Zeit bei Jan, der mehrfach in Gefahr gerät und einiges erlebt, unterwegs sogar eine neue Freundschaft schließen kann, aber auch mit Rückschlägen konfrontiert wird. Dazu ist es dunkel, es schneit, es ist gefroren und rutschig – die Atmosphäre dieser Winternacht kommt sehr gut zum Tragen.

Als der, zunächst nicht einzuordnende, Prolog schließlich wieder aufgenommen wird, hatte ich ihn schon wieder vergessen, dennoch wird er für das Geschehen noch einmal wichtig, man hätte ihn aber auch weglassen können, ein späteres Erwähnen der Ereignisse hätte auch gereicht, mich hat er eher irritiert.

Der siebte Band der Reihe ist kein „normaler“ Krimi, aber nach dem letzten Band gerade richtig, ein „normaler“ Krimi hätte nicht annähernd die selbe Wirkung gehabt. Hier ist der Leser sehr nahe beim in Ich-Form erzählenden Protagonisten, auch emotional. Die eigentliche Kriminalarbeit geschieht nur am Rande, aber Jan führt (das kennt man ja schon) seine eigenen Ermittlungen durch. Und am Ende erhält der Leser eine zufriedenstellende Auflösung, aber auch einige geänderte Verhältnisse.

Der siebte Band der Reihe um Jan de Fries ist ein etwas anderer, aber sehr gelungener Krimi, der mir spannende Lesestunden beschert und mich gut unterhalten hat. Ich bin schon auf Band 8 gespannt.

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Veröffentlicht am 04.05.2020

Den Titel kann man beim Wort nehmen

Blutige Welten
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Die Anthologie enthält 13 Kurzgeschichten von ebenso vielen Autoren. Der Titel ist dabei unbedingt beim Wort zu nehmen, blutig sind die Geschichten nämlich alle.

Die meisten der Geschichten mixen verschiedene ...

Die Anthologie enthält 13 Kurzgeschichten von ebenso vielen Autoren. Der Titel ist dabei unbedingt beim Wort zu nehmen, blutig sind die Geschichten nämlich alle.

Die meisten der Geschichten mixen verschiedene Genre, Science Fiction, Fantasy, Horror, Humor, bei manchen Geschichten ist sogar alles vorhanden. Da gibt es zum Beispiel raumfahrende Elfen, wenig engelhafte Engel oder Sherlock Holmes in einer Parallelwelt. Dazu gibt es immer wieder Anspielungen auf (nicht nur) genretypische Filme, Romane usw. Von manchen Geschichten würde ich mir gerne mehr wünschen, auch komplette Romane kann ich mir zum Teil gut vorstellen.

Alle Geschichten sind ziemlich abgefahren und teilweise ganz schön böse, manchmal wusste ich nicht, ob ich lachen, weinen oder mich schütteln sollte – man muss so etwas schon mögen, eine Leseprobe vorab kann also nicht schaden. Wer allerdings die Autoren mag und kennt, kann es auch ohne das wagen.

Sehr gut gefallen hat mir die Einleitung des Herausgebers und die Einführungen zu jedem Autor/jeder Autorin (und zum Coverzeichner) inkl. eines kleinen Interviews von jedem einzelnen. Im Grunde sind das schon kleine Einstimmungen auf die jeweiligen Geschichten.

In einer Anthologie gefallen einem selten alle Geschichten, auch hier gab es eine oder zwei, die ich weniger mochte, insgesamt wurde ich aber wirklich gut unterhalten. Wer es gerne abgefahren, skurril und böse, sowie schwarzen Humor mag, sollte hier unbedingt zugreifen.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Zu wenig historisch, zu viel Liebesgeschichte

Der Minnesänger
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Tim Piepers Debütroman ist bereits 2010 erschienen und erzählt die Geschichte des – historisch belegten – Hartmann von Aue.

Der Roman startet 1160 mit Hartmanns Geburt und endet 1203, noch vor seinem ...

Tim Piepers Debütroman ist bereits 2010 erschienen und erzählt die Geschichte des – historisch belegten – Hartmann von Aue.

Der Roman startet 1160 mit Hartmanns Geburt und endet 1203, noch vor seinem Tod. Hartmanns Leben und das seiner Familie dürfte größtenteils fiktiv sein, lediglich seine genannten Werke gibt es wirklich. An historischem Hintergrund fließt manches ein, jedoch hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht, und dafür weniger „Triviales“, vor allem die oft sehr klischeehaften Charaktere und die Sex-Szenen hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht.

Auch gestört haben mich die mystischen Einflüsse, sicher hat man damals an so manches geglaubt, aber hier wird es mir als zu real dargestellt , auch hier wären ein paar mehr Hintergrundinformationen gut gewesen. Zu sehr steht mir vor allem die Liebesgeschichte im Mittelpunkt, zu wenig Hartmanns Leben, manches, wie etwa den im Klappentext erwähnte Kreuzzug, erlebt man gar nicht mit, hier gibt es dann nur einen Zeitsprung Immer wieder war ich in Versuchung, den Roman abzubrechen.

Wie schon erwähnt, sind viele Charaktere Klischees, ganz übel z. B. August, dessen Familie mit Hartmanns in Feindschaft liegt. Augusts Werdegang konnte ich auch kaum nachvollziehen, hier erschien mir manches nicht realistisch. Hartmann selbst ist recht gut gezeichnet, und sein Lebensweg hielt mich letztlich doch am Lesen. Wir erleben allerdings die Geschichte, in diesem Fall leider, nicht nur aus seiner Perspektive, da gibt es noch oben bereits erwähnten August und Judith, Hartmanns Jugendfreundin.

Den Roman schließen Quellenangaben und ein Glossar ab, leider fehlt ein Nachwort des Autors, für mich immer ein wünschenswerter Bestandteil eines historischen Romans.

Leider konnte mich der Roman nicht überzeugen. Einige Teile fand ich okay, andere hätten mich beinahe dazu gebracht, den Roman abzubrechen. Ich denke, wer z. B. die Romane von Iny Lorenz mag, könnte sich hier wohlfühlen. Ich kann leider nur 2 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Gut recherchiert mit interessanten Charakteren

Akkretion
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Die Menschheit hat ihren Planet zugrundegerichtet und muss sich neuen Lebensraum suchen. Fünf Archen starten ins All, einen neuen, vorab gefundenen, passenden Planeten zu besiedeln. Als allerdings die ...

Die Menschheit hat ihren Planet zugrundegerichtet und muss sich neuen Lebensraum suchen. Fünf Archen starten ins All, einen neuen, vorab gefundenen, passenden Planeten zu besiedeln. Als allerdings die ersten Menschen auf der Longevity aus dem Kälteschlaf erwachen, stellen sie entsetzt fest, dass sie nicht dort sind, wo sie sein sollen. Wie konnte das passieren? Und können die Menschen an Bord auch da überleben, wo sie gelandet sind? Zunächst sieht es so aus, als wäre ein Überleben möglich, doch dann kommt es zu einer unangenehmen Entdeckung.

Bereits das wunderschöne Cover von Marie Graßhoff lädt dazu ein, den Roman in die Hand zu nehmen – ein Eyecatcher, der zudem wunderbar, auch farblich, zum Inhalt des Romans passt, da haben Autorin und Grafikerin ein gutes Händchen gehabt.

Auch sonst ist der Roman wirklich gut gelungen, vor allem, wenn man bedenkt, dass es das Debüt der Autorin ist. Er lässt sich wunderbar lesen und bietet Kopfkino par excellence, so dass man schnell glaubt, sich mit den Protagonisten auf der Arche oder dem Planeten Sirona zu befinden. Die wissenschaftlichen Hintergründe hat die Autorin gut recherchiert und so in den Roman eingebracht, dass der Leser nicht davon überfordert wird. Spannung ist von Anfang an da und lässt im Laufe der Geschichte kaum nach. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, mit denen man so nicht gerechnet hätte, und man kann sich auch nicht darauf verlassen, dass alle Charaktere überleben.

Apropos Charaktere: Auch diese sind gut gelungen. Protagonisten sind drei Angehörige der Familie Brewster, Jaron, Astrophysiker, der als einer der ersten geweckt wird, als die Arche im falschen Sonnensystem ankommt, Noah, sein Sohn, der als Baby die Erde verlässt und sich auf dem Planeten Sirona ansiedelt, Juna, Noahs Tochter, die auf Sirona geboren wird, aber später auch auf der Arche lebt. Die Geschichte anhand dieser drei Charaktere zu erzählen, ist eine gelungene Strategie der Autorin, so erlebt man das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und verschiedenen Erfahrungen. Neben diesen Drei gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Charaktere, die den Roman bereichern, aber nicht so viele, dass man den Überblick verlieren könnte.

Sehr gut hat mir auch die über die Geschichte hinausgehende Aufmachung des Romans gefallen. So werden einzelne Szenen grafisch abgetrennt, die Grafiken sind hübsch und vermitteln dem Leser direkt, wo er sich gerade befindet. Interessant ist der Anhang, neben einem Lexikon, das die wissenschaftlichen Hintergründe ebenso wie die Notwendigkeiten, die sich durch das Leben auf Sirona und der Arche ergeben, vertiefend darstellt, habe ich auch das Nachwort gerne gelesen.

Alles in allem hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Die Autorin legt, neben der interessanten und gut recherchierten SF-Geschichte, viel Wert auf ihre Charaktere, so dass der Roman auch für jene interessant sein kann, die einmal ins SF-Genre schnuppern wollen, aber auch SF-Fans nicht langweilen wird. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.04.2020

Hat nicht ganz die eindringliche Wucht des Vorgängers, ist aber ebenso lesenswert

Die Zeuginnen
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Mehr als 30 Jahre nach „Der Report der Magd“ ist 2019 eine Fortsetzung erschienen, in der, das soll bereits verraten sein, auch Desfreds Geschichte noch einmal erwähnt wird. In der Erzählung selbst sind ...

Mehr als 30 Jahre nach „Der Report der Magd“ ist 2019 eine Fortsetzung erschienen, in der, das soll bereits verraten sein, auch Desfreds Geschichte noch einmal erwähnt wird. In der Erzählung selbst sind 15 Jahre vergangen, und auch hier gibt es wieder Ich-Erzählerinnen, dieses Mal sind es drei, neben Tante Lydia, die man schon aus dem Vorgänger kennt, zwei junge Frauen, eine davon in Gilead, die andere in Kanada aufgewachsen.

Auch hier ist die Geschichte wieder sehr eindringlich, aber die Wucht des Reports der Magd erreicht diese Erzählung bei weitem nicht, was möglicherweise auch darin liegt, dass die Perspektive immer wieder gewechselt wird. Bei Desfreds Bericht wurde die ganze Dramatik wesentlich deutlicher, weil man so eng bei ihr war – und natürlich kennt man die Zustände in Gilead bereits aus dem Vorgängerband. Dennoch sind auch diese Zeuginnenaussagen sehr eindringlich und machen das Dilemma deutlich, das Frausein in Gilead bedeutet. Besonders Tante Lydias Bericht hat eine ganz eigene Aussagekraft – hier wird sie einem sogar fast sympathisch, erstaunlich, war sie doch im ersten Band noch jemand, der regelrecht Hass hervorrufen konnte.

Unbedingt sollte man Desfreds Geschichte bereits kennen, um die Fortsetzung überhaupt komplett zu verstehen und sie würdigen zu können. Ich selbst habe beide Romane hintereinander gelesen und war erst ein wenig enttäuscht, dass Desfred selbst keine Stimme mehr bekommen hat, aber am Ende hat es schon gepasst und ich habe einen Eindruck bekommen, was nach den letzten Sätzen ihres Reports geschehen ist.

Auch hier gibt es übrigens wieder im Anhang eine wissenschaftliche Tagung, die ca. 200 Jahre später stattfindet und die (ähnlich wie im ersten Band Desfreds Report) die Zeuginnenaussagen analysiert – und hier erfährt man ganz am Schluss noch einmal etwas über Desfreds Schicksal, das für mich ein gelungener Abschluss der Geschichte ist. Also unbedingt diesen „historischen Anmerkungen“ genannten Abschnitt lesen!

„Die Zeuginnen“ ist eine gelungene Fortsetzung von „Der Report der Magd“, die offene Fragen des Vorgängers beantwortet, aber nicht dessen eindringliche Wucht erreicht. Wer jedoch den ersten Band gut fand, sollte hier unbedingt zugreifen, ansonsten gilt: Erst Band 1, dann Band 2 lesen, was ich ausdrücklich empfehle.

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