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Pantoffeltier

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2023

Gutes Diskussionsmaterial

Aus ihrer Sicht
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„Kein Mensch ist frei, niemand ist frei. Unsere Freiheit endet wenige Stunden nach unserer Geburt, wenn man uns einen Namen überstülpt und uns in eine Familie zwängt. Dann können wir nicht mehr entkommen, ...

„Kein Mensch ist frei, niemand ist frei. Unsere Freiheit endet wenige Stunden nach unserer Geburt, wenn man uns einen Namen überstülpt und uns in eine Familie zwängt. Dann können wir nicht mehr entkommen, uns nicht mehr losreißen, nicht mehr wirklich frei sein.“

Das Buch wurde zwischen 1945 und 48 geschrieben und wurde nun noch einmal neu aufgelegt. Es geht um die Beziehungen zwischen Männern und Frauen und wie die Institution der Ehe und Machtgefälle vor allem den Frauen schaden.

Hauptperson und Erzählerin ist Alessandra, die nach ihrem vor ihrer Geburt im Kindesalter verstorbenen Bruder benannt ist. Alessandra verehrt ihre Mutter, die unglücklich in ihrer Ehe ist und entwickelt eine Abscheu gegen ihren Vater. Nach dem Tod der Mutter kommt Alessandra zu Verwandten ins Dorf, die wenig Verständnis für Alessandras Wunsch nach Bildung haben.

Es ist kein Buch, das man zur Unterhaltung liest, aber durchaus interessant. Ich mag es immer gern aus der Sichtweise einer Person zu lesen, die wirklich in der Zeit lebte und ihre Gegenwart beschreibt, als von einer Person, die sich eine Vergangenheit nur vorstellt. Gut gefallen mir die detailreichen Beschreibungen der Landschaft und des Alltags.

Gerade im Mittelteil des Buches zieht es sich aber ziemlich und man muss sich durchkämpfen. Die Nachworte fand ich dann wieder sehr spannend. Insofern ein Buch, dass sich gut als Diskussionsmaterial für eine Leserunde eignet und als Einblick in die Zeit.

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Veröffentlicht am 28.02.2023

Weiterleben

Macht
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Liv funktioniert im Alltag, aber seit sie vergewaltigt wurde, kreisen ihre Gedanken um das Ereignis und das Vermeiden ähnlicher Situationen.
Zunächst einmal finde ich es gut, dass man nichts über den Täter ...

Liv funktioniert im Alltag, aber seit sie vergewaltigt wurde, kreisen ihre Gedanken um das Ereignis und das Vermeiden ähnlicher Situationen.
Zunächst einmal finde ich es gut, dass man nichts über den Täter erfährt und der Fokus ganz auf Liv liegt. Sehr eindringlich wird dargestellt, wie Livs Gedanken kreisen und sie es nicht schafft das Ereignis hinter sich zu lassen.
Es passiert viel im Innen, aber kaum etwas im Außen. Der im Klappentext angedeutete Konflikt findet gar nicht statt. Stattdessen ist Liv im Gedankenkarussell gefangen und macht zwar eine Reise, aber keine merkbaren Fortschritte. Da wundert es mich, dass man Anfang gesagt wird, sie käme gut im Alltag klar und ihr Umfeld ahne nichts. Wenn sie so viele von außen unlogisch wirkende Strategien entwickelt und so im Gedankenkarussell festhängt, würde ich annehmen, dass empathische Menschen, die sie gut kennen irgendwann im Verlauf der Jahre etwas merken, auch wenn sie selbst denkt, dass sie funktioniert.
Hier wäre es schön gewesen, Sichtweisen aus dem Umfeld zu erfahren. Es wird nie genau erzählt was wirklich passiert ist. Das ist einerseits gut, weil man so nicht bewerten kann, „wie schlimm es wirklich war“ und ganz auf Livs Einschätzung angewiesen ist, aber man bleibt auch von der Hauptperson distanziert. Man erfährt nicht was für eine Person Liv vorher war und was ihr weiterhilft (außer Vermeidungsstrategien).
Das macht es leider ein bisschen schwächer, als es hätte sein können. Es ist eine eindrucksvolle Zustandsbeschreibung eines traumatisierten Menschen, bietet aber weder eine Außenperspektive noch eine erklärende Handlung oder wenigstens irgendeine Auflösung am Ende.
Insofern tue ich mir trotz des wichtigen Themas und des interessanten Ansatzes schwer mit diesem Buch.

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Zusammenleben im All

Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten
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Eine zusammengewürfelte Crew fliegt durch das Weltall und bohrt Schnellreisetunnel.

Joa, das ist es schon so ungefähr mit der Handlung. Es passiert nicht sonderlich viel „Großes“, erst am Ende kommt mehr ...

Eine zusammengewürfelte Crew fliegt durch das Weltall und bohrt Schnellreisetunnel.

Joa, das ist es schon so ungefähr mit der Handlung. Es passiert nicht sonderlich viel „Großes“, erst am Ende kommt mehr Spannung auf. Der Fokus liegt nicht auf einer actionreichen Handlung, sondern auf einer Beschreibung eines Alltags, in dem viele verschiedene Spezies zusammenleben.

Mit den Augen der Verwaltungsassistentin Rosemary Harper, die ein Neuling auf dem Schiff ist, lernen wir verschiedene Spezies/Umgangsformen/Konventionen kennen. Da gibt es die Aandrisk, bei denen nicht die leiblichen Eltern die Kinder aufziehen, sondern nicht unbedingt verwandte Gemeinschaften, Grum, die ihr Geschlecht im Laufe ihres Lebens anpassen, Sianat, die sich nicht als Einzelperson, sondern als Paar sehen… Man merkt also schon, Diversität wird hier auf die Spitze getriebn. Die Autorin stellt gekonnt in Frage, dass die Normalität von Beziehungen und Zusammenleben, die Menschen sich so ausgedacht haben, richtig oder auch nur sinnvoll sind. Dabei wird ab und an etwas viel erklärt und wenig gezeigt, das macht es etwas zäh. Gut gefallen hat mir der Humor und die liebevolle Ausarbeitung der verschiedenen Spleens und Denkweisen der Crewmitglieder.

Das macht dieses Werk im Vergleich zu anderen Science Fiction-Werken, in denen oftmals das Augenmerk auf einer Beschreibung von Technik liegt, besonders. Der Grundton ist sehr positiv. Es gibt zwar auch Probleme und Aggressionen zwischen verschiedenen Gruppen und schmerzhafte Ereignisse, aber gerade die Crew der Wayfarer hält zusammen, unterstützt sich gegenseitig und lernt mit der Zeit dazu.

Man sollte sich vor dem Lesen auf jeden Fall dessen bewusst sein, dass es eher um gesellschaftliche Gedankenspiele und eine ausführliche Ausarbeitung der Personen geht, als um Action. Ich persönlich habe sehr gern Zeit mit der Crew der Wayfarer verbracht und freue mich schon auf die weiteren Bände.

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Autobiographische Erzählungen über Beziehungen

Die Kranichfrau
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Die Autorin schreibt ausdrücklich autobiographisch über Beziehungen, Frausein, Freundinnenschaften, Lebensentscheidungen...
Wie es immer so ist bei Kurzgeschichten/Erzählungen mag man einige mehr und andere ...

Die Autorin schreibt ausdrücklich autobiographisch über Beziehungen, Frausein, Freundinnenschaften, Lebensentscheidungen...
Wie es immer so ist bei Kurzgeschichten/Erzählungen mag man einige mehr und andere weniger, kann mit manchen Gedankengängen etwas anfangen und mit anderen eher weniger. Manche Erzählungen fand ich berührend und nachdenklich machend, manche eher etwas ermüdend.

Die Autorin analysiert ihr eigenes Erleben/Verhalten besonders im Hinblick auf vor allem romantische Beziehungen und geht teilweise auch auf Filme/Literatur ein.

Mir gefällt, dass sie keine Lösungen präsentiert, sondern sich als Suchende begreift, deren Entscheidungen nicht immer Sinn ergeben und deren Lebensereignisse sich manchmal nicht schlüssig erzählen lassen. Auch so mancher bildhafter Vergleich wird mich wohl noch ein bisschen beschäftigen. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass sich die Autorin etwas von dem selbst Erinnerten löst und sich durch Fiktionalisierung mehr Freiheiten im Erzählen herausnimmt. Gerade das Nachdenken über das Scheitern der immer gleichen Beziehungen wurde doch etwas sehr ausgewalzt. Und ich hätte gern über mehr Themen gelesen, als vor allem romantische Beziehungen. Das mag für die Autorin interessant und auch heilsam sein, für mich als unbeteiligte Leserin war es nicht ganz so spannend wie erhofft. Gerade die Erzählungen, in denen etwas mehr experimentiert wird (beispielsweise das gleichzeitige Erzählen der Familiengeschichte in Gegenwart und Vergangenheit oder das eine Befragung von Bekannten -vor allem Kindern- darüber, wie sie sich das Haus vorstellen, das sie einmal haben werden) haben mir am besten gefallen.

Insgesamt eine angenehme Lektüre mit kleinen feministischen Denkanstößen, die man nicht verschlingt, aber häppchenweise gut weglesen kann.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Schein und sein

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Evelyn Hugo ist eine berühmte Hollywooddiva, die ihre Memoiren schreiben lassen möchte. Sie verlangt danach, dass Monique sie interviewt, die eine eher unbekannte Journalistin ist und sich selbst fragt, ...

Evelyn Hugo ist eine berühmte Hollywooddiva, die ihre Memoiren schreiben lassen möchte. Sie verlangt danach, dass Monique sie interviewt, die eine eher unbekannte Journalistin ist und sich selbst fragt, warum gerade sie auserwählt wurde. Im Laufe der Zeit wird sie es erfahren.
Evelyn Hugo ist eine fiktive Figur, bei der verschiedene Merkmale bekannter Holywooddiven zusammenkommen. Sie ist als Sexbombe bekannt, möchte aber auch mit ernsthaften Filmen von sich reden machen. Sie verbirgt ihre Wurzeln und kreiert eine Kunstfigur. Sie spielt geschickt der Presse Informationen zu und die Männer, die sie heiratet sucht sie vor allem danach aus, ob sie ihr Vorteile für Ihre Karriere und ihr Image bringen können.
Ich hatte eher erwartet, dass es mehr Zwiegespräch zwischen Monique und Evelyn gibt, aber die beiden Teile sind meist getrennt. Beides wird in der Ich-Form erzählt und Evelyns Geschichte wird chronologisch aufgerollt. Das fand ich ein wenig schade, denn ich konnte den Mehrwert der Geschichte in der Gegenwart nicht so recht sehen. Es liest sich dennoch gut. Evelyn ist erfrischend bodenständig und sich ihrer schlechten Seiten bewusst. Gerade der Anfang hat mir gut gefallen.
Trotz eigentlich sehr tragischer Ereignisse bleibt man als Leser*in eher distanziert. Klar, Evelyn berichtet aus der Position einer lebenserfahrenen Frau deswegen ist ihre Abgeklärtheit logisch, ich hätte mir jedoch kritische Nachfragen von Monique gewünscht, um noch mehr Facetten ihrer Persönlichkeit verstehen zu können. Moniques Geschichte und Persönlichkeit blieb mir allgemein zu blass. Da fand ich Connor, Harry und sogar Don interessantere Figuren, über die ich gern mehr erfahren hätte.
Schade fand ich es, wie problemlos Evelyns Täuschungsmanöver und PLäne immer ausgehen. Sie stößt selten auf Widerstand, die meisten Menschen sind immer sofort bereit ihr zu Willen zu sein. Und manchmal hat sie unvernünftig viel Glück. Da blieb irgendwann das Mitfieben auf der Stecke. Und auch die finale Auflösung hat sich nicht so überraschend und welterschütternd angefühlt, wie vielleicht von der Autorin erhofft.
Doch da das Buch einfach gut zu lesen ist und nebenher sehr schön damit spielt, was Schein und Sein im Filmbusiness ausmacht, empfehle ich es trotz einiger Schönheitsfehler gern weiter.

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