unbefriedigend
Genug"Ich möchte die Welt spüren, nicht auf Abstand und mit Vernunft; nein, ich möchte mit dem Feuer spielen, bis ich nach Pisse rieche. Das sind natürlich hardcormäßige Vorhaben, schwer anzupacken. ...
"Ich möchte die Welt spüren, nicht auf Abstand und mit Vernunft; nein, ich möchte mit dem Feuer spielen, bis ich nach Pisse rieche. Das sind natürlich hardcormäßige Vorhaben, schwer anzupacken. Also schreibe ich stattdesseneinen diesen kleinen Zettel und hefte ihn an meine Pinnwand. »Ab heute will ich gesund leben, Sport treiben und abnehmen.« Im Laufe von neun Monaten nehme ich vierzig Kilo ab [...] Eine Ärztin weist mich ins Krankenhaus ein, weil sie eine Latenzzeit von mehr als fünfzehn Sekunden zwischen ihrer Frage und meiner Antwort feststellt. Nicht weil ich meine Antwort abwägen müsste, sie fragt mich nur nach meinem Namen, sondern weil mein Gehirn auf Stand-by geschaltet ist." (S. 11f)
Die namenlose Protagonistin rutscht in die Anorexie, ist besessen davon ihren Körper zu kontrollieren.
Manchmal verwirrende, manchmal poetische Gedankenfetzen wechseln sich mit Einträgen aus der Krankenakte ab. Die Familie ist hilflos, kann sich nicht erklären, warum ein junges Mädchen mit guten Noten aus "geordneten Verhältnissen" sich fast zu Tode hungert.
Als LeserIn ist man genauso hiflos. Die Protagonistin bleibt fremd, vieles unklar. Es gibt keine Auflösung und Begründung, man bleibt unzufrieden zurück. Aber vielleicht ist das auch gewollt, denn Anorexie ist keine einfach zu verstehende und heilende Krankheit. Man kann nicht sagen "Aha, das liegt an jenem Blinddarm, den schneidet man raus und alles ist wieder gut.". Insofern verstehe ich die Intention der Autorin kam aber trotzdem der Protagonistin nicht richtig nah und konnte wenig mitfühlen.