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Veröffentlicht am 21.03.2023

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Gemeinsam Lesen macht Spaß
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Eine lesebegeisterte Truppe aus vier unterschiedlichen Tieren fragt sich irgendwann, wo Bücher eigentlich herkommen. Jeder hat eine unterschiedliche Vermutung, wo Bücher herkommen. Sie schmieren sich Marmeladenbrote ...

Eine lesebegeisterte Truppe aus vier unterschiedlichen Tieren fragt sich irgendwann, wo Bücher eigentlich herkommen. Jeder hat eine unterschiedliche Vermutung, wo Bücher herkommen. Sie schmieren sich Marmeladenbrote als Reiseproviant und machen sich auf eine Bücherjagd.
Unter einem Busch finden sie ein Buch, und weil sie so gespannt sind, lesen die vier Tiere es auch begeistert sogleich und erklären es zu ihrem neuen Lieblingsbuch. Auf der letzten Seite lesen sie jedoch, „PFOTEN WEG!“, weil das Buch dem dicken Bären gehört. Selbst ja große Geschichtenliebhaber stellen sie sich vor, dass der Bär ein so großartiges Buch sicher vermissen muss und entscheiden sich es ihm zurückzubringen. An der Haustür des Bären angekommen, ist allerdings niemand zu Hause, und das Buch passt auch nicht in den Briefkasten, weshalb sie kurzerhand durch ein offenes Fenster einsteigen und sehen, dass der Bär eine riesige Sammlung von Büchern hat. Voller Neugier vertiefen sich die vier Tiere marmeladenbrotmampfend in die Auswahl neuer Leseabenteuer, bis sie ein lauter werdendes Stapfen vernehmen und sich ängstlich verstecken – schließlich sind sie ja ohne Erlaubnis in des Bären Wohnung eingedrungen. Der Bär, genauso vernarrt in Bücher wie die vier Tiere, setzt sich erstmal in seinen Sessel und nimmt ein Buch, stellt jedoch fest, dass jemand ein ganzes Marmeladenbrot in sein Buch gesteckt hat. Wütend brüllt der Bär und fragt, wer seine Bücher gelesen hat. Die verängstigten Tiere kommen aus ihrem Versteck hervor und gestehen sich dem Bären, dass sie sein Buch im Wald gefunden haben, welches sie ihm zurückbringen wollten und dann so von seinen Büchern zu Hause fasziniert waren, dass sie einfach loslesen mussten. Der Bär ist dankbar, dass das erklärte Lieblingsbuch der vier Tiere wieder da ist, da es auch sein Lieblingsbuch ist. Die Tiere wollen sich gerade auf den Weg nach Hause zu ihrem einzigen Buch machen, als der Bär ihnen vorschlägt, dass sie bei ihm bleiben können und er ihnen vorliest – aber nur, wenn sie sich vorher die Marmeladenpfötchen waschen. Der Bär hat daraufhin die Idee eine Bücherei aufzumachen, um auch andere Tiere an den Geschichten teilhaben zu lassen, denn gemeinsam lesen macht Spaß!

Geschichten um Bücher sind toll, besonders im kindgerechten Format sind sie einfach zauberhaft. Dieses Buch vermittelt zudem noch, dass man mit dem Eigentum anderer vorsichtig umgehen soll und sowas wie Bücher nicht schmutzig machen soll, indem man sich die Hände vorher nicht wäscht. Es ruft zu einer Neugier für die wunderbaren Geschichten dieser Welt auf.
Mir gefallen auch die Illustrationen mit den satten Farben sehr gut, und da ein Fuchs in der Geschichte vorkommt, hat das Buch mich ja ohnehin schon vollends für sich gewonnen!

Veröffentlicht am 19.03.2023

Die erstInnen ihrer Art

Die unerzählte Geschichte
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Vera Weidenbach hat sich einige Frauen ausgeguckt, deren Geschichte sie auf verdiente Weise erzählen wollte. Allen diesen Frauen ist gemein, dass sie im Schatten von Männern untergehen, welche ihre Errungenschaften ...

Vera Weidenbach hat sich einige Frauen ausgeguckt, deren Geschichte sie auf verdiente Weise erzählen wollte. Allen diesen Frauen ist gemein, dass sie im Schatten von Männern untergehen, welche ihre Errungenschaften für sich deklariert haben.

Kennt ihr zum Beispiel Flora Tristan? Nein? Karl Marx und Friedrich Engels sind euch natürlich bekannt. Flora Tristan war eine alleinstehende, erwerbstätige Frau. Ihre Beobachtungen des Proletariats in Industriestädten verarbeitete sie in diversen Schriften - fünf Jahre, bevor Engels und Marx ihre berühmten Abhandlungen veröffentlichten.
Es folgen Namen wie Cecilia Payne, eine Astronomin, deren Erkenntnisse lange Henry Russell zugesprochen wurden; Mary Ann Evans, die sich aus ihrem Pseudonym George Eliot outen muss, als die Urheberschaft ihres Werkes von einem Mann beansprucht wird; oder Lucia Maholny, die ihre innovativen Bauhaus-Fotografien von Walter Gropius zurückklagen musste.

Weidenbach hat die vorgestellten Portraits subjektiv gewählt. Es gibt noch viel mehr Frauen, deren Geschichte es wert wäre erzählt zu werden, um ihnen die Anerkennung zuteil werden zu lassen, für die Männer gefeiert wurden.
Leser:innen, denen Rebekka Endlers "Das Patriarchat der Dinge" gefallen hat, sei Weidenbachs "Die unerzählte Geschichte" ans Herz gelegt!

Veröffentlicht am 19.03.2023

Zwischen Tristesse und Zynismus

Keine gute Geschichte
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Dieses Gefühl, als ich die letzte Seite des Buches umschlage und da einfach eine Leere aus fehlenden Antworten ist. Noch einmal zurückkehren in die Geschichte, vielleicht doch die Antworten bekommen, nach ...

Dieses Gefühl, als ich die letzte Seite des Buches umschlage und da einfach eine Leere aus fehlenden Antworten ist. Noch einmal zurückkehren in die Geschichte, vielleicht doch die Antworten bekommen, nach denen auch Arielle gesucht hat...


Aber zurück auf Anfang: Mit einer mittelschweren Depression kehrt Arielle in ihr Problemviertel zurück. Eigentlich hatte sie es geschafft, lebt in Düsseldorf, verdient als Social-Media-Managerin viel Geld und ist der ärmsten Postleitzahl Deutschlands entkommen. Nachdem der Anruf einer früheren Freundin sie darüber informiert, dass ihre Großmutter Hilfe benötigt, kehrt sie zurück. Zeitgleich verschwinden im Viertel zwei Mädchen. Mit diesem Ereignis kommen die Leichen ihrer Vergangenheit an die Oberfläche - vielmehr diese eine Leiche in Form ihrer Mutter. Was ist mit Rita vor 24 Jahren passiert? Ist sie tot oder hat sie das Undenkbare getan und ihr Kind zurückgelassen, um ein neues Leben zu beginnen, an einem Ort, wo alles besser ist als hier in Katernberg?
In der Tristesse des alten Viertels kommt Arielle nicht umhin, sich die Fragen zu stellen, die sie tief in sich begraben hatte. Überfordernd drängen sich auch die Fragen nach den eigenen Identitäten auf: wer man ist und wer man ohne die Bürde einer abwesenden, womöglich toten Mutter hätte sein können.

„Keine gute Geschichte“ könnte allzu deprimierend sein, hätte Autorin Lisa Roy nicht genug bissig-bitteren Zynismus mit eingestreut. Für mich war dieser Humor wie kleine Inseln, auf ich mich vor dem Ertrinken in Arielles Aussichtslosigkeit gerettet habe. Aber auch sonst ist die Sprache klar und kraftvoll, und es war mir trotz des düsteren Grundtenors eine Wonne dieses Debüt zu lesen. Es lohnt sich, Lisa Roys Schaffen zu verfolgen!

Veröffentlicht am 12.03.2023

Mal wieder spannend und anrührend! (Ich brauche mehr!)

Inspektor Takeda und das doppelte Spiel
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Kenjiro Takeda und Claudia Harms werden zu einem Fall gerufen, den Takeda auf einer persönlichen Ebene berührt; ein japanischer Fußballprofi des HSV wurde in einem Gewerbehof tot aufgefunden. Schnell stellt ...

Kenjiro Takeda und Claudia Harms werden zu einem Fall gerufen, den Takeda auf einer persönlichen Ebene berührt; ein japanischer Fußballprofi des HSV wurde in einem Gewerbehof tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass Matsumoto hingerichtet wurde, allerdings erkennt Takeda anhand der ungewöhnlichen Mordmethode, dass es sich um Täter aus dem japanischen Milleu handeln muss. Claudia und Ken gehen ihren jeweiligen Ermittlungen nach. Sie forschen in Matsumotos Vergangenheit und machen eine deutsch-japanische Verbindung ausfindig. Die Verbindungen zum Zen-Buddhismus lassen auf einen rituellen Mord schließen, und bald ist auch ein Täter gefaunden. Doch irgendwas fügt sich nicht zusammen. Ken und Claudia wollen dem Fall weiter nachgehen, doch der Senat will den brisanten Fall abgeschlossen wissen. Auf eigene Faust ermittelt das Duo weiter, und ihre Spuren führen sie nach Japan. Dort angekommen, zeigen sich die Verstrickungen jedoch größer als angenommen, und es scheint sogar politische Motive für den Mord zu geben, in die Ken und Claudia eintauchen und um ihr eigenes Leben fürchten müssen.

Ein weiteres Buch reiht sich in die gelesenen Bände der Inspektor-Takeda-Reihe in mein Regal. Erneut habe ich meine Zeit mit Harms und Takeda sehr genossen. Beide sind mir ungemein sympathisch, und auch ihre Freundschaft erwärmt sich mehr und mehr, so dass es nicht nur Vergnügen bereitet, die Fälle zu lesen, sondern auch ihre Beziehung zueinander. Der nächste Band, „Die stille Schuld“, liegt schon bereit!

Veröffentlicht am 12.03.2023

Von Neidhardts Figuren habe ich mich nur schwer verabschieden können!

Nur ein paar Nächte
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Ben ist alleinerziehend, Vater seines ganz persönlichen Wunders Mia. Als Orna schwanger wurde, waren sie längst nicht mehr zusammen. Sie wollte keine Kinder, er konnte eigentlich keine bekommen.

Zwölf ...

Ben ist alleinerziehend, Vater seines ganz persönlichen Wunders Mia. Als Orna schwanger wurde, waren sie längst nicht mehr zusammen. Sie wollte keine Kinder, er konnte eigentlich keine bekommen.

Zwölf Jahre und einen Morgen später steht Bens Vater vor der Tür und hofft für ein paar Tage bei ihm unterzukommen, nachdem er Bens Mutter betrogen hat. Einige Momente später liefert die Polizei Mia zu Hause ab, die wollte auf eigene Faust nach Hamburg, um ihre Mutter und Antworten zu finden.
Bens sortiertes Leben wird von jetzt auf gleich völlig durcheinandergeworfen. Seinen Vater gab es immer nur im Doppelpack mit seiner Mutter, und wie er mit ihm allein reden soll, weiß er nicht. Aber nicht nur mit seinem Vater muss Ben eine neue Gesprächskultur aufbauen, auch Mia verlangt nach einer anderen Aufmerksamkeit. Die Ereignisse werfen auch in Ben Fragen auf, die er längst begraben hatte. Für ihn schlägt die Stunde der Wahrheit, als Dinge aus der Vergangenheit ans Licht kommen, die ihn in den Augen aller in ein ganz anderes Licht rücken.

Keine leichten Themen sind in Fabian Neidhardts "Nur ein paar Nächte" vereint, und doch habe ich mich wohlig umhüllt gefühlt von dieser Geschichte. Nach der letzten Seite fühlte ich mich verloren, wollte noch ein wenig Zeit mit den Figuren verbringen. Aber es war der richtige Moment, die Geschichte zu beenden, Ben, Mia und Orna in ihre Zukunft zu entlassen.
Neidhardts Stil und wie er sich den Themen dieses Romans angenommen hat haben mir sehr gefallen, seine Werke möchte ich künftig mehr ins Auge fassen.