Profilbild von Petra_Sch

Petra_Sch

Lesejury Star
offline

Petra_Sch ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Petra_Sch über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2024

manchmal unrealistisch, aber total fesselnd

The Killer Profile
0

Midnight Jones arbeitet für die angesehene Necto Corporation in London, wo sie Profile von Bewerbern an Universitäten mittels Datenanalyse von VR-Brillen auswertet.
Bis sie eines Tages ein Profil hat, ...

Midnight Jones arbeitet für die angesehene Necto Corporation in London, wo sie Profile von Bewerbern an Universitäten mittels Datenanalyse von VR-Brillen auswertet.
Bis sie eines Tages ein Profil hat, dass es so nicht geben darf: Profil K. K für Killer. Ein Psychopath höchster Stufe.
Doch niemand glaubt ihr. Als kurz darauf in ihrem Wohnviertel eine Frau bestialisch ermordet wird, gerät Midnight bei ihren Nachforschungen in Gefahr.

Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Gleich zu Beginn liest man über einen Mord, wo jedoch überhaupt nicht dargestellt wird, was der Täter mit dem Opfer macht - das erfährt man erst im Nachhinein von der Polizei, und trotzdem ist es einfach so beklemmend! Denn das Opfer hört am Anrufbeantworter den fröhlichen Anruf ihrer Schwester und Nichte, während sie gerade leiden muss. Einfach nur schrecklich!
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und mitreißend, man hat Kopfkino pur.
Es gibt auch Kapitel aus Tätersicht in anderer Schriftart, wodurch man als Leser immer schon etwas mehr Infos hat als Midnight, aber trotzdem noch gut miträtseln kann. Und man verfolgt die Gedanken und Schritte des Täters, wie er Midnight immer näher und näher kommt.

Zu Midnight habe ich zu Beginn noch keine Beziehung aufbauen können, irgendwie war sie mir noch etwas unnahbar. Doch dies gibt sich im Laufe der Geschichte und man fiebert mit ihr mit, auch wenn man manchmal ihr Verhalten nicht nachvollziehen kann.
Jedenfalls hat sie eine sehr liebevolle Beziehung zu ihrer behinderten Zwillingsschwester Dawn, die sie sich wie ein Elternteil betreut, da die wahren Eltern nur auf sich bedacht sind und sich überhaupt nicht um Dawn kümmern.

Die vielen Nebencharaktere waren mir teilweise nicht gut genug ausgearbeitet bzw. haben sich unglaubwürdig verhalten. Damit meine ich Midnights Kollegen und den Polizisten. Nur Doris ist eine ganz sympathische Dame, die man sofort ins Herz schließt.
Necto ist eine sehr seltsame Firma. Offiziell ein toller Arbeitgeber, aber intern nur auf Profit bedacht und die Mitarbeiter sind nichts wert und austauschbar. Ich hoffe, dass es diese Art der Datenauswertung nie geben wird.

Obwohl ich öfter mal die Augen verdrehen musste, hat mich der außergewöhnliche Plot und die spannende Schreibweise dann doch überzeugen können.
Der Schluss war nur etwas zu viel Happy-End, das war etwas schnulzig und unglaubwürdig.


Fazit:
Ein manchmal etwas unrealistischer, aber mitreißender und fesselnder Thriller über eine taffe Protagonistin und einen psychopathischen Serienkiller. Die Profitgier des Unternehmens regt sehr zum nachdenken an: wie skrupellos sind Firmen wirklich?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.12.2024

ganz anders als erwartet; ein magisches Märchen

Der längste Schlaf
0

Mara Lux ist Schlafwissenschaftlerin geworden, da sie seit Langem Probleme mit dem Ein- und v.a. Durchschlafen hat, und forscht dazu in London.
Eines Tages erhält sie ein Schreiben eines Notars aus Deutschland, ...

Mara Lux ist Schlafwissenschaftlerin geworden, da sie seit Langem Probleme mit dem Ein- und v.a. Durchschlafen hat, und forscht dazu in London.
Eines Tages erhält sie ein Schreiben eines Notars aus Deutschland, dass sie eine Villa geschenkt bekommen hat.
Zuerst denkt sie an einen Scherz bzw. glaubt nicht an die Schenkung eines teuren Anwesens. Doch dann siegt die Neugier, und sie macht sich auf den Weg in ihre alte Heimat.

Der Schreibstil von Melanie Raabe ist zwar ruhig, aber doch lebendig und manchmal richtiggehend poetisch.
Man liest aus Sicht von Mara in ich-Form, wodurch man sich gut in ihre Gedanken und Emotionen einfühlen kann, besonders ihre zwiegespaltenen Gefühle gegenüber dem Schlaf.
Sie selbst hat seit vielen Jahren Schlafprobleme, weshalb sie eben Schlafforscherin geworden ist. Erst später stellt sich heraus, dass sie immer Alpträume bekommt und sich deshalb ihr Körper gegen das Einschlafen wehrt. Auch jetzt noch, wo sie schon länger keine Alpträume mehr gehabt hat.
Die Autorin hat es wunderbar geschafft, eher trockene Infos zum Thema Schlaf und Schlafstörungen lebendig aufzubereiten und verständlich darzustellen.

Es gibt auch Einschübe über ein Geschwisterpaar in Kursivschrift, dessen Bedeutung sich nach und nach wie Puzzleteilchen aufdeckt und mit der aktuellen Erzählung von Mara verwebt. Dieser Teil war so einfühlsam und emotional geschrieben, dass mir gegen Ende die Tränen kamen.

Die Villa ist so beeindruckend wie mysteriös, sie ist anschaulich beschrieben und es passiert viel Unerklärliches und somit ist der Gruselfaktor groß.
Mir wäre lieber gewesen, wenn die magischen Elemente erwähnt worden wären; ich persönlich mag lieber rationale Erklärungen. Die übernatürliche Auflösung hatte sich für mich jedoch schon nach einiger Zeit abgezeichnet.
Leider war der Handlungsstrang um Maras Freundin Roxi unnötig; deren Behinderung wurde nie aufgeklärt und sie hat auch nicht zur Auflösung und zum Geschehen beigetragen.
Ich hatte mir aufgrund des Klappentextes zwar eine andere Geschichte erwartet, trotzdem wurde ich sehr gut unterhalten. Melanie Raabe weiß zu fesseln!!


Fazit:
Eine besondere, magische Geschichte mit übernatürlichen Elementen, dessen Klappentext zwar andere Erwartungen geweckt hatte, das einen jedoch fesselt und berührt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2024

toller Auftakt! historischer Cozy Crime für Jugendliche

Agency for Scandal
0


London, Juni und Juli 1897: Die 18jähirge Izzy (Isobel) Stanhope hat vor 18 Monaten ihren Vater verloren, und ihre Mutter hält sich seitdem nur mehr in ihrem Zimmer auf. Bis auf deren Zofe hat Izzy alle ...


London, Juni und Juli 1897: Die 18jähirge Izzy (Isobel) Stanhope hat vor 18 Monaten ihren Vater verloren, und ihre Mutter hält sich seitdem nur mehr in ihrem Zimmer auf. Bis auf deren Zofe hat Izzy alle Angestellten entlassen und sämtliche Möbel und Wertgegenstände verkaufen müssen, denn ihr Vater hatte viele Schulden angehäuft und kein regelmäßiges Einkommen. Auch ist sie in den 8. Duke of Roxton verliebt, der jedoch nicht mal etwas von ihrer Existenz weiß.
Bis die Damen des Finkennests auf Izzy aufmerksam werden. Diese Agentur hilft Frauen, sich gegen gewalttätige Männer zur Wehr zu setzen bzw. zieht korrupte Männer zur Rechenschaft. Dafür brauchen sie unbedingt Izzys Talent fürs Schlösserknacken, das sie von ihrem Vater erlernt hat.

Izzy erzählt den Lesern in ich-Form ihre Erlebnisse, deshalb ist es noch lebendiger und man kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihr mitfühlen. Sie ist eine sympathische, taffe junge Frau, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt und es dadurch sogar in Kauf nimmt, den guten Ruf ihrer Familie aufs Spiel zu setzen. Sie lässt sich nicht unterkriegen und nutzt ihren vermeintlich körperlichen Nachteil zu ihrem Vorteil aus! Dadurch, dass sie so klein und zart ist, kann sie eben hervorragend in die Rolle eines Straßenjungen schlüpfen, was natürlich sehr oft sehr hilfreich für die Arbeit des Finkennests ist! Ich bin von ihr ganz angetan, eine wirklich außergewöhnliche junge Frau!

Die Thematik der damaligen Zeit, dass Frauen keinerlei Rechte hatten und den Männern, v.a. ihren Ehemännern, ausgeliefert waren, wird eindrücklich dargestellt. Auch das historische Setting und die Darstellung der Standesunterschiede zwischen dem Adel, der in Pomp Feste feiert, und waisen Straßenjungen ist sehr gut gelungen.
Und Mrs Finch und ihre Finken sind es, die gegen diese Ungerechtigkeiten ankämpfen und den Frauen zu Gerechtigkeit verhelfen. Und dies war wundervoll dargestellt. Alle Mitarbeiterinnen in der Agency of Scandal haben unterschiedliche Charaktere und Eigenschaften, die für den Kampf für Gerechtigkeit für Frauen eingesetzt werden.
Der Fall, den die Agentur lösen müssen, entpuppt sich als komplexer als gedacht. Und Izzy gerät bei ihrer gefährlichen Arbeit natürlich auch selbst in Gefahr!
Die Romantik kommt natürlich auch nicht zu kurz, es ist soo witzig zu verfolgen, wie Izzy für Max schwärmt und jedesmal, wenn sie ihn trifft glaubt, dass er sie nicht wiedererkennt. So entwickelt sich die Bekanntschaft der beiden mit tollpatschigen Hoppalas, ohne kitschig zu sein.


Fazit:
Ein toller Auftakt einer historischen Cozy Crime-Reihe für Jugendliche mit einer taffen Protagonisten, einer großartigen Spannung, britisch-historischem Feeling, Humor und einem komplexen Fall. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.11.2024

komplexer Polit-Krimi

Tode, die wir sterben
0


In Malmö wird ein 13jähriger mit ausländischen Wurzeln erschossen.
Jon Nordh und Svea Karhuu arbeiten zum ersten Mal zusammen und sind auf den Fall angesetzt - bis ein weiterer Mord geschieht.

Jon Nordh ...


In Malmö wird ein 13jähriger mit ausländischen Wurzeln erschossen.
Jon Nordh und Svea Karhuu arbeiten zum ersten Mal zusammen und sind auf den Fall angesetzt - bis ein weiterer Mord geschieht.

Jon Nordh ist psychisch sehr angeschlagen, er hat erst vor kurzem seine Frau verloren und muss sich nun um seine beiden Kinder kümmern. Seinen Partner und Freund hat er gleichzeitig verloren - denn die beiden, die vorgeblich ein Verhältnis hatten, saßen bei dem Unfall gemeinsam im Auto.
Nordh will den Fall des toten Jungen auf jeden Fall lösen, denn er hat mit seiner Chefin ausverhandelt, dass er dann die Ermittlungsunterlagen zum Tod seiner Frau und seines Partners erhält, denn es gibt Ungereimtheiten bei diesem Unfall.
Nordh ist so ein typischer skandinavischer, abgehalfteter Ermittler mit düsteren Gedanken und Alkoholproblemen. Also ein klassisches Klischee, doch man fühlt mit Nordh mit.

Svea Karhuu wurde aus Stockholm nach Malmö versetzt, um sie aus der Schusslinie zu nehmen. Bei ihrer Arbeit als verdeckte Ermittlerin ist etwas geschehen, das nicht hätte passieren sollen.
Svea mochte ich von Anfang an. Sie ist taff, mutig, voller Energie und vor allem hat sie eine gute Auffassungs- und Kombinationsgabe.

Leider ist die Atmosphäre im Buch sehr deprimierend: Gang-Milieu, Waffen, Ausländerfeindlichkeit - Menschen am sozialen Rand. Und ein unschuldiger Bursch ist zur falschen Zeit am falschen Ort.
Die Ermittler gehen anfangs natürlich von Bandenrivalität aus, da sich in der Pizzeria hinter dem erschossenen Jugendlichen zwei Mitglieder einer Malmöer Gang befanden, die offenkundlich das Ziel waren und von einem weiteren Gast gerettet wurden.

Mir gefiel es sooo gut, die Ermittlungsarbeit von Jon und Svea zu verfolgen, es war total authentisch und sie haben kleinweise ein Puzzlestück nach dem anderen aufgedeckt. Und das Bild, das dadurch entstanden ist, hat nicht nur die Ermittler überrascht. Manchmal war es mir jedoch etwas zu verwirrend und ich brauchte dann einige Zeit, um wieder alles richtig zu sortieren.
Leider wurden einige Dinge öfters wiederholt, und auch gingen mir manche Ermittlungserfolge zu einfach bzw. war etwas viel Zufall im Spiel.

Die Auflösung war zwar etwas klischeehaft, doch glaubwürdig. Obwohl der Fall aufgelöst wurde, gab es keinen so richtigen Abschluss. Da hätte ich mir noch weitere Infos gewünscht.
Ebenso wie der mysteriöse Autounfall von Nordhs Frau und dessen ehemaligem Partner. Auf diese Aufklärung bin ich schon sehr gespannt!


Fazit:
Ein komplexer politischer Krimi mit zwei problembehafteten Ermittlern. Düster-deprimierende Atmosphäre; manchmal etwas verwirrend; es gab einige Wiederholungen und trotz Auflösung keinen richtigen Abschluss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2024

Dystopie mit Thrill

Lieferdienst
0

"Lieferdienst" spielt in einer nicht näher definierten Zukunft in Neu-Berlin, in der Menschen fast nicht mehr real einkaufen, sondern nur mehr virtuell. Und dabei wird alles, sogar Zahnpasta, per 3D-Drucker ...

"Lieferdienst" spielt in einer nicht näher definierten Zukunft in Neu-Berlin, in der Menschen fast nicht mehr real einkaufen, sondern nur mehr virtuell. Und dabei wird alles, sogar Zahnpasta, per 3D-Drucker hergestellt. Verschiedene Lieferdienste fighten gnadenlos darum, wer das jeweils hergestellte Produkt als erstes beim Kunden ausliefert.
Eines Tages wird Arkadi von einem höherrangigen Kollegen - sein Idol "Airbox" - gebeten, dessen Lieferung zu übernehmen. Kurz darauf stirbt dieser. Was war in der Lieferung drin und warum musste Airbox sterben? Nachdem Arkadi seltsame Aufträge erhält und selbst in Gefahr gerät, will er dieses Rätsel um jeden Preis lösen.

Arkadi arbeitet für den Lieferdienst Rio (knallblau) und ist ein sogenannter Bringer. Es gibt 4 große Lieferdienste, alle farblich gekennzeichnet, und ein paar kleinere.
Man kann sich gut in Arkadi hineinfühlen, besonders auch, da die Geschichte aus seiner Sicht in ich-Form geschrieben ist; dieser ständige Stress, der schnellste zu sein, um in der Hierarchie der Kuriere aufzusteigen und sich vor allem gegen die anderen Lieferdienst als Schnellster durchzusetzen. Bei diesen Wettrennen geht es sehr oft nicht fair zu.

Die Darstellung dieser Zukunft ist sehr düster und beklemmend; das ursprüngliche Berlin gibt es nicht mehr, es wurde auch nie neu wieder aufgebaut.
Die Straßen sind übereinander aufgebaut; es ist auch genau festgelegt, wer wo fahren darf; manche Leute leben sogar in ihren Fahrzeugen aufgrund der Wohnungsnot und den unbezahlbaren Preisen. Dann noch die fliegenden Hoverboards der Bringer, das hört sich alles soo gruselig für mich an. Echt keine schöne Vorstellung der Zukunft.
Und dann ist da der Umweltschutzgedanke, ein bestelltes Produkt fünf-mal oder noch öfter herzustellen, um dann nur eines dann "an den Mann zu bringen" - das ist einfach unvorstellbar!!
Nicht nur die Zukunftszeichnung, auch die verwendeten Begriffe und die Sprache sind sehr futuristisch.
Am Ende des Buches ist noch die (während des Lesens zuerst nur schwer verständliche) Hierarchie der Bringer aufgelistet.


Fazit:
Eine sehr realistisch anmutende Dystopie mit Thriller-Elementen. Das Verhalten der Menschheit in der Zukunft bzgl. Bestellungen und Umweltschutz ist sehr beklemmend und regt zum Nachdenken an.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere