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Veröffentlicht am 25.11.2023

Ein Roman wie eine kühle Sommerbrise: Leicht und wohltuend erfrischend

Zaubersommer in Friday Harbor
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Was auf den ersten Blick wie ein typischer Frauenroman klingt, entpuppt sich als sehr einfühlsame Liebesgeschichte. Schon das erste Kapitel, das eine kurze Episode aus Lucys Vergangenheit enthüllt, beweist ...

Was auf den ersten Blick wie ein typischer Frauenroman klingt, entpuppt sich als sehr einfühlsame Liebesgeschichte. Schon das erste Kapitel, das eine kurze Episode aus Lucys Vergangenheit enthüllt, beweist Lisa Kleypas’ Händchen für gut durchdachte Figuren. Und das nicht bloß hier, sondern auch im gesamten Buch. Selbst die Nebenfiguren besitzen einen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann und man würde gerne mehr über sie erfahren, vor allem über Sams Brüder Alex und Mark, deren Schicksal ja in den beiden anderen in sich abgeschlossenen Bänden über Friday Harbor geschildert wird.
Die Annäherung der zwei Hauptcharaktere erfolgt dabei mit sehr viel Sensibilität und nicht Knall auf Fall, wie man es von herkömmlichen Liebesschnulzen kennt. Die Autorin schafft es, die aufkeimenden Gefühle der beiden ohne viel Kitsch oder schwülstige Worte realistisch und doch romantisch darzulegen. Poetisch geschriebene Szenen wechseln sich mit liebevoll gestalteten Alltagsgeschehnissen ab und sorgen für genügend Abwechslung.


Daneben spielt Magie eine nicht unerhebliche Rolle. Nicht allein Lucy bezaubert durch ihre tiefe Verbundenheit mit dem Glas, das sich unter dem Einfluss ihrer Gefühle in etwas Lebendiges verwandelt. Nein, auch Sam besitzt eine besondere Gabe, die es ihm ermöglicht, die Bedürfnisse Pflanzen aller Art zu verstehen.
Leider geht diese Magie in der Story etwas unter. In manchen Szenen wirkt sie sogar lediglich als Mittel zum Zweck, um die Verbundenheit der zwei Protagonisten zueinander aufzuzeigen. Eine kleine Portion mehr davon hätte dem Roman sicher nicht geschadet, ohne sofort das übernatürliche Element zu stark in den Mittelpunkt zu rücken. So erscheint es mir ein bisschen zu zaghaft dosiert.
Ebenso verhält es meiner Meinung nach mit den Beschreibungen zu Lucys Beruf. Sams Beziehung zu seinen Weinstöcken und seinem Gut wird im Gegenzug dazu sehr ausführlich dargestellt, auf eine Art und Weise, die ich mir auch für Lucy und ihre Arbeit gewünscht hätte.



Fazit

Zaubersommer in Friday Harbor ist ein wundervoller Liebesroman für alle, die Vertreter dieses Genres mit mehr Tiefe bevorzugen. Einfühlsam dargestellte Figuren und eine realistische Annäherung der beiden Hauptcharaktere aneinander machen das Werk zu einem wahren Lesegenuss. Obwohl die Magie, die schon im Titel angedeutet wird, und Lucys Profession ein wenig zu kurz kommen, unterhält das Buch von der ersten bis zur letzten Seite.
Wer also etwas sucht, um sich über den verregneten Sommer hinwegzutrösten und sich verzaubern zu lassen, der kann hier bedenkenlos zugreifen!

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Amüsanter Schulkrimi, der sich selbst nicht zu ernst nimmt

Der Altmann ist tot
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Wer Frau Freitags und Frl. Krises Bücher kennt, der weiß bestimmt, was ihn ungefähr erwartet. Ich muss gestehen, ich hab die Werke zwar auf meinem SuB, weil ich sie geschenkt bekommen habe, konnte sie ...

Wer Frau Freitags und Frl. Krises Bücher kennt, der weiß bestimmt, was ihn ungefähr erwartet. Ich muss gestehen, ich hab die Werke zwar auf meinem SuB, weil ich sie geschenkt bekommen habe, konnte sie aber bisher noch nicht lesen. Deswegen musste ich mich erst etwas einfinden, besonders was die wechselnden Perspektiven betrifft, die nicht immer gleich zuzuordnen sind. Anfangs ist das verwirrend, weil man nie genau weiß, welche der beiden Autorinnen gerade erzählt, doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran und erkennt recht schnell, aus welcher Sicht der jeweilige Abschnitt geschrieben ist.
Zumal sich die zwei vom Charakter her schon gut unterscheiden lassen: Frau Freitag ist eher die coole Lehrerin, deren Wortschatz sehr demjenigen ihrer Schüler ähnelt. Frl. Krise ist die Ruhigere, allerdings viel zu Gutmütige. Zusammen bilden sie ein tolles, witzig dargestelltes Team, das sich gegenseitig in die verrücktesten Situationen bringt.


Davon lebt das Buch, vor allem von den lustigen Gesprächen mit den Schülern oder den liebenswerten Nebenfiguren wie zum Beispiel Onkel Ali, der gleich in die Pläne der beiden Hobbydetektivinnen mit eingespannt wird.
Genügend Spannung kommt bei der Suche natürlich ebenso auf, obwohl man keinen waschechten Krimi erwarten sollte. Dafür wirken die meisten Szenen, in denen die Lehrerinnen mehr über ihren Kollegen und dessen Feinde erfahren, viel zu konstruiert. Oft belauschen sie zufällig irgendwelche Gespräche, die sich um Günter Altmann drehen und das auch noch von Personen, von denen sie es zuerst gar nicht vermutet hätten. Das ist manchmal etwas zuviel des Guten, gerade weil einiges davon die zwei Frauen bei ihren Ermittlungen absolut nicht weiterbringen. Wenn man das Ganze aber als Parodie liest, bringt es einen sogar häufig zum Schmunzeln.


Fazit


Der Altmann ist tot ist ein amüsanter Schulkrimi, der hauptsächlich mit seiner Situationskomik begeistert. Sympathische Haupt- und liebevolle Nebencharaktere machen zusätzlich Spaß beim Lesen und ich hoffe wirklich, dass vor allem Onkel Ali in den geplanten Nachfolgebänden ebenfalls wieder mit von der Partie ist.
Manche Ereignisse erscheinen zwar sehr konstruiert, doch wer einen astreinen Krimi lesen will, sollte lieber zu einem anderen Roman greifen.
Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen und mich wirklich toll unterhalten.

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Eine Schatzsuche der besonderen Art

Das Land jenseits der Zeit
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Schon die ersten Seiten haben mich sofort gefesselt. Man liest das, was Amelia Winter erlebt hat, während sie malt, als würden bei ihrer Tätigkeit all die Erinnerungen an Elvancor wieder hochkommen. Das ...

Schon die ersten Seiten haben mich sofort gefesselt. Man liest das, was Amelia Winter erlebt hat, während sie malt, als würden bei ihrer Tätigkeit all die Erinnerungen an Elvancor wieder hochkommen. Das war wunderschön geschrieben und ich wollte schon tiefer in dieses fremde Land und seine Bewohner eintauchen.
Doch dann lernt man erst einmal Lena näher kennen. Sie hat eine interessante, sich langsam entwickelnde Persönlichkeit mit einigen Ecken und Kanten, die weit entfernt ist von typischen Heldinnen: Nicht zu kratzbürstig, aber auch nicht verträumt naiv und unschuldig. Für ihre Freunde geht sie durchs Feuer, sie ist sehr eigensinnig, manchmal etwas oberflächlich, aber durchaus bereit, Neues zuzulassen. Man konnte sich gut hineinversetzen und mit ihr mitfühlen. Mir war sie schnell sympathisch und bis zum Ende des Buches hatte ich sie richtig ins Herz geschlossen.
Ebenso erging es mir mit Ragnar. Gerade wegen seiner Ruppigkeit und seiner Andersartigkeit mochte ich ihn von Anfang an. Er ist charakterlich ein guter Ausgleich zu Lena und gerade das macht einen Teil des Charmes des Romans aus.
Aus den Nebenfiguren stechen vor allem Frau Winter, Frau Meister und Lenas Großmutter heraus, die mir alle drei super gefallen haben und besonders durch ihre liebenswerte Schrulligkeit zu überzeugen wissen.


Der schnörkellose Schreibstil lässt sich wunderbar lesen und man wird förmlich in die Geschichte hineingezogen. Die Handlungsorte in der Fränkischen Schweiz erscheinen dem Leser durch die sehr schönen Beschreibungen beinahe bildlich vor Augen, besonders wenn man bereits einmal vor Ort war und die Gegend kennt. Auch die kleinen Ausflüge in die Geschichte der Kelten haben mir sehr gut gefallen.
Leider rückt dabei das schon im Buchtitel erwähnte Land Elvancor immer mehr in den Hintergrund. Wer anhand des Klappentextes glaubt, die Story würde überwiegend in der magischen Welt spielen, der wird wahrscheinlich etwas enttäuscht sein. Mich hat dieser Umstand allerdings nicht übermäßig gestört, denn stattdessen wurden die sich zwischen Lena und Ragnar anbahnenden Gefühle realistisch dargestellt: Keine übereilte Liebe, sondern eine langsame Annäherung, die dank spannender Zwischenszenen immer zu unterhalten weiß.


Fazit

Der erste Teil der Dilogie über Elvancor überzeugt vor allem durch seine charmanten, vielschichtigen Helden, liebenswerten Nebencharaktere und eine mitreißende Handlung. Obwohl die Geschichte hauptsächlich in Deutschland anstatt in dem magischen Land spielt, überzeugen und unterhalten einen die lebendigen Ortsbeschreibungen und die sich wirklichkeitsnah anbahnende Liebesbeziehung. Man wird regelrecht von der Story mitgerissen und unerwartete Wendungen lassen den Leser richtig mit den Figuren mitfiebern.
Der zweite Teil landet auf alle Fälle weit oben auf meiner Wunschliste!

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Veröffentlicht am 01.11.2023

Erschreckende Zukunftsvision

Die Scanner
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Die Scanner ist lediglich ein dünner Roman von nicht mal zweihundert Seiten, den man gut innerhalb weniger Stunden durchschmökern kann. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, die Sätze kurz und leicht ...

Die Scanner ist lediglich ein dünner Roman von nicht mal zweihundert Seiten, den man gut innerhalb weniger Stunden durchschmökern kann. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, die Sätze kurz und leicht verständlich, was ein flüssiges Lesen ermöglicht. Zudem wird man sofort in die Geschichte hineingeworfen und muss regelrecht weiterblättern, um diese fremde und doch gar nicht so abwegige Zukunft wirklich zu begreifen.
Und was das für eine Zukunft ist! Google, Facebook, Youtube und Co., verschmolzen zu einem riesigen Konzern, haben ihren Einflussbereich inzwischen weit auf beinahe jeden Bereich des alltäglichen Lebens ausgebreitet. Nichts funktioniert ohne die virtuellen Freunde, die ständige Überwachung des Konsumverhaltens und die Bereitschaft, jede Minute des Tages mit hunderten von Fremden zu teilen. Eine erschreckende Vision, die aber gar nicht so unwahrscheinlich ist. Das Schlimme daran ist, wie selbstverständlich die meisten Menschen in dem Roman dies hinnehmen, was die Hauptcharaktere Rob und Jojo eindrucksvoll beweisen. Erst der Kontakt zu Andersdenkenden reißt zumindest Rob aus seiner Begeisterung für diese Art der Existenz heraus und er lernt das wahre Gesicht seiner Arbeitgeber kennen.


Auf die Weise schafft der Autor eine interessante Geschichte, die einen darüber nachgrübeln lässt, wie weit wir eigentlich von solchen Zuständen entfernt sind. Spannend geschrieben, vor allem zum Ende hin, vermittelt der Roman genau diese Botschaft, ohne zu langweilen oder übertrieben zu moralisieren.
Leider kommt dabei die Figurengestaltung etwas zu kurz. Rob definiert sich hauptsächlich durch sein Handeln, seine Gefühlswelt wird kaum thematisiert. Daher fällt es schwer, sich in ihn hineinzuversetzen, in manchen Szenen, so emotional sie auch für ihn sein müssen, kann man wenig mit ihm mitfühlen. Man ist eher der stille, objektive Beobachter, ein teilnahmsloser Zuschauer, der eher aus Neugier das Geschehen verfolgt als aus Anteilnahme.
Zudem erschließen sich manche technische Details erst nach und nach, was zumindest anfangs bei mir für Verwirrung gesorgt hat. Ein paar weitere Erläuterungen wären wirklich hilfreich gewesen.


Fazit


Robert M. Sonntags Roman ist eine nachdenklich stimmende Zukunftsvision, die einige unangenehme Wahrheiten bereithält. Die Gefahren und Risiken einer ständig wachsenden Digitalisierung des täglichen Lebens werden eindrucksvoll und spannend geschildert, ohne den Leser zu langweilen. Manche Hintergründe hätte der Autor noch etwas ausführlicher schildern können, dann wäre die eine oder andere Erfindung wahrscheinlich besser vorstellbar gewesen. Dennoch sorgen die knapp zweihundert Seiten für abwechslungsreiche und besonders aufschlussreiche Unterhaltung.
Für Dystopienfans und solche Leser, die Bücher mit gesellschaftskritischem Inhalt bevorzugen, eine ganz klare Kaufempfehlung!

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Veröffentlicht am 01.11.2023

Wie ein Schiff auf hoher See…

Dark Destiny
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Ein Ende voller Schrecken, so haben die letzten Kapitel von Dark Canopy den Leser zurückgelassen. Neél und Joy als Gefangene der Rebellen, die eine verletzt, der andere furchtbarer Folter ausgesetzt. ...

Ein Ende voller Schrecken, so haben die letzten Kapitel von Dark Canopy den Leser zurückgelassen. Neél und Joy als Gefangene der Rebellen, die eine verletzt, der andere furchtbarer Folter ausgesetzt. Man hofft inständig, dass irgendetwas passiert, das die beiden rettet, ihnen doch noch das Happy End verschafft, welches sie verdient hätten.
Und Hoffnung ist es auch, was einen zusammen mit den Figuren das gesamte Buch hindurch antreibt, all die Strapazen zu überstehen, die die Autorin für ihr ungewöhnliches Paar bereithält. Und es sind bei Weitem nicht wenige.
Denn erneut haben die zwei Hauptcharaktere den übrigen die Erkenntnis voraus, dass keine Seite, weder Percents noch Menschen, komplett gut oder völlig böse ist. Die Auflösung der Grenzen zwischen Schwarz und Weiß des ersten Teils werden hier weiter auf die Spitze getrieben und man wird immer wieder gezwungen, die Entscheidungen einzelner Protagonisten zu hinterfragen und neu zu beleuchten. Dienen sie wirklich dem allgemeinen Wohl oder verfolgen sie im Stillen lediglich ihre eigenen Interessen? Besonders Matthial sticht in dieser Hinsicht besonders hervor.


So steht diesmal eher das Getriebensein im Vordergrund. Unterstützt wird das von etwas, das mir im Vergleich zu Dark Canopy negativ aufgefallen ist: Es fehlt ein roter Faden. Die Handlung hangelt sich von einem Ereignis zum nächsten, es gibt keine Fixpunkt wie das Chivvy im Vorgänger. Joy und Neél, aus deren Sicht der Roman geschrieben ist, reagieren bloß, fällen ihre Entscheidungen spontan in der jeweiligen Situation und wagen kaum, an die Zukunft zu denken.
Einerseits passt das sehr gut zu der Zerstörung, die die Rebellen hinterlassen haben, sowohl in Joys als auch Neéls Psyche. Andererseits stellt man sich immer öfter die unsichere und bange Frage, wo und wie alles enden soll. Über langatmige Passagen, vor allen zu Anfang, hilft zwar Jennifer Benkaus genialer Schreibstil hinweg, doch als wirklicher Spannungsträger fungiert hauptsächlich die Hoffnung. Die Hoffnung auf einen Neuanfang!

Fazit

Nach dem offenen Ende und dem grausamen Cliffhanger von Dark Canopy brannte ich regelrecht darauf zu erfahren, wie es weitergeht. Und gleichzeitig hatte ich Angst, dass ich es gar nicht wirklich wissen wollte. Beim Lesen von Dark Destiny haben sich diese widersprüchlichen Gefühle noch verstärkt, so unbarmherzig war der Realismus hinter der fantastischen Dystopie. Eine Tatsache, die mich schon am Vorgänger begeistert hat und die mich auch diesmal mitreißen konnte. Dennoch konnte sie nicht völlig darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung lediglich von einem Ereignis zum nächsten springt.
Normalerweise hätte der Roman fünf Sterne verdient, Jennifer Benkaus Sprache und ihre Welt mitsamt den eindringlichen und lebensnah gezeichneten Figuren wissen auch in Dark Destiny zu begeistern. Aber an den überragenden ersten Band kommt es leider nicht ganz heran. Trotzdem ist es ein würdiger Abschluss dieser wundervollen Dilogie.

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