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Veröffentlicht am 26.11.2023

Tragikomische Liebesgeschichte über die Begleiterscheinungen des Lebens und Sterbens

Das Schicksal ist ein mieser Verräter
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Das Schicksal ist ein mieser Verräter wurde mir von mehreren Seiten wärmstens empfohlen. Ich habe einen etwas anderen Roman über das Thema Krebs und den Umgang mit einer unheilbaren Krankheit erwartet ...

Das Schicksal ist ein mieser Verräter wurde mir von mehreren Seiten wärmstens empfohlen. Ich habe einen etwas anderen Roman über das Thema Krebs und den Umgang mit einer unheilbaren Krankheit erwartet und wurde nicht enttäuscht.
Gleich zu Anfang fasziniert einen Hazels Erzählweise: offen, ehrlich, schonungslos, aber nicht ohne einen wunderbaren Galgenhumor, der einen vergessen lässt, wie sehr das Mädchen eigentlich leiden muss. Mit ihrer Sicht der Dinge erreicht sie genau das, was sie erreichen will: Dass man sie nicht bemitleidet, ja, manchmal sogar vergisst, wie krank sie wirklich ist. Viel eher bewundert man sie dafür, wie sie sich trotz allem zu behaupten weiß und unter Gus’ Einfluss regelrecht aufblüht, obwohl sie es anfangs gar nicht zulassen will.
Aber auch die übrigen Figuren, allen voran Gus, dessen bester Freund Isaac, Hazels Mutter oder Hazels Lieblingsschriftsteller Peter Van Houten bestechen durch ihre Tiefe und lebensechte Charakterzeichnung. Nicht jeder von ihnen ist einem auf Anhieb sympathisch, doch keiner von ihnen wirkt aufgesetzt oder unglaubwürdig.

Dasselbe gilt für die Handlung. Skurril, unglaublich komisch, mitreißend und tief berührend zugleich und trotzdem herzzerreißend realitätsnah, dass man sofort von ihr gefangen wird. Hier wird keine Leidens-, sondern eine Lebens- und Liebesgeschichte erzählt, die mehr über jugendliche Ängste und Nöte offenbart als andere in diesem Genre und dabei keinesfalls die vielen kleinen Freuden außer Acht lässt. Man muss nicht todkrank sein, um mit den Protagonisten mitfiebern zu können oder sich vom Autor verstanden zu fühlen.
Zusätzlich schafft der freche, auf Teenager zugeschnittene und dennoch poetische Schreibstil den schweren Spagat zwischen Tragödie und Komödie und verhindert, dass selbst die romantischen oder traurigen Szenen in unerträglichen Kitsch abdriften.


Fazit

John Greens Jugendroman ist absolut kein Krebsbuch, schon gar kein gewöhnliches, in denen die Todkranken über sich hinauswachsen oder heldenhafte Dinge tun. Hazel, Gus und Issac sind von einer oft unheilbaren Krankheit gezeichnet, lassen sich davon allerdings nicht völlig unterkriegen. Ihre Probleme sind denen gesunder Altersgenossen gar nicht so unähnlich und das macht den besonderen Charme des Werks aus. Der Krebs wird natürlich nicht völlig ausgeblendet, aber auch nicht unnatürlich zu einer harten Prüfung für alle Beteiligten verklärt, die in allen Einzelheiten ausgewalzt wird.
Wer also daher nach einem Buch sucht, das einen gleichzeitig lachen und weinen lässt und einem die Ansichten Heranwachsender eindringlich und einfühlsam nahebringt, der wird von Das Schicksal ist ein mieser Verräter genauso begeistert sein wie ich.

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Beklemmende Dystopie, die erst nach und nach ihre bedrückende Wirkung entfaltet

Delirium
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Delirium besticht in erster Linie durch seine Idee, die Bevölkerung unter Kontrolle zu halten, indem man ihnen die Fähigkeit nimmt, allzu große Gefühle zu empfinden. Die Atmosphäre, die die Autorin allein ...

Delirium besticht in erster Linie durch seine Idee, die Bevölkerung unter Kontrolle zu halten, indem man ihnen die Fähigkeit nimmt, allzu große Gefühle zu empfinden. Die Atmosphäre, die die Autorin allein durch diese Voraussetzung schafft, hat etwas Schleichendes an sich, wie eine Schlinge, die sich langsam enger zieht. Aus der Sicht der Hauptfigur erschließt sich dem Leser nur langsam die wahre Tragweite der Behandlung. Genau wie Lena begreift man erst Stück für Stück, welche Auswirkungen das anfangs so hoch gelobte Heilmittel wirklich hat. Teilweise sorgt dieses Vorgehen für unnötige Längen in der Geschichte, die einen aus einer eben aufgebauten Spannung reißen. Doch gerade zum Ende hin entwickelt die Story plötzlich eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann.

Hauptgrund hierfür ist Lenas Verwandlung von einem dem System sehr positiv gegenüberstehenden Teenager zu einer liebenden Rebellin. Ihre Beweggründe sowohl für das eine wie auch das andere Extrem werden glaubhaft und sehr tiefgründig dargestellt. Und dabei ist es nicht bloß die Liebe zu einem Jungen, die sie verändert, eine Tatsache, die mir besonders gut gefallen hat, weil sie die Persönlichkeit des Mädchens umso realistischer und nachvollziehbarer macht.
Dasselbe gilt für andere Protagonisten wie Alex oder Lenas beste Freundin Hana: Sie sind lebendig gestaltet und wachsen einem schnell ans Herz, vor allem da sie mit die einzigen Sympathieträger sind. Denn im Gegensatz zu ihnen bleiben die Erwachsenen, Geheilten blass und manchmal sogar austauschbar, ein Kunstgriff, der einem die Auswirkungen der Operation noch deutlicher vor Augen führt. Allerdings geschieht dies hin und wieder etwas zu plakativ, ein paar Feinheiten mehr hätten manchen Nebenfiguren schon gut getan.
Ein sehr angenehmer, oft poetischer Schreibstil unterstützt zusätzlich die liebevolle und ausführliche Charakterzeichnung Lenas und lässt einen das Buch flüssig lesen.



Fazit


Der erste Band der Amor-Trilogie hat mich am meisten durch seine einfallsreiche Grundidee begeistert: Liebe als Krankheit, die Menschen in den Wahnsinn und die Verzweiflung treibt, muss geheilt werden, um sich nicht unkontrolliert zu verbreiten. Getragen wird diese Idee von einer interessanten und sehr gut durchdachten Heldin und ihrer Entwicklung. Die Story an sich liest sich flüssig und trotz einiger Längen spannend genug, auch aufgrund der ausdrucksstarken und bildreichen Sprache.
Wer romantische Dystopien mag, die mehr als andere die Liebe in den Vordergrund stellen und weniger die physische Gewalt, der wird von Delirium begeistert sein.
Ich selbst bin sehr gespannt auf die Fortsetzung und was sie für Lena bereithalten wird.

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Esoterisch angehauchte Endzeitvision, die einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt

Der Zorn
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Wie ihr vielleicht bemerkt habt, habe ich eeewig gebraucht, um dieses Buch fertig zu lesen. Fast zweieinhalb Monate lang. Genauso schwer fällt es mir nun, eine ausführliche Rezension zu dem Roman zu schreiben.
Eines ...

Wie ihr vielleicht bemerkt habt, habe ich eeewig gebraucht, um dieses Buch fertig zu lesen. Fast zweieinhalb Monate lang. Genauso schwer fällt es mir nun, eine ausführliche Rezension zu dem Roman zu schreiben.
Eines vorneweg: An sich ist der Plot super und bietet jede Menge Möglichkeiten für die vielfältigsten Szenen, ob nun spannend, dramatisch oder auch romantisch. Die Aufklärung, was genau hinter all dem steckt, fand ich persönlich nicht zu abgedreht, da es nachvollziehbar erklärt wurde. Die Art und Weise, wie alle Beteiligten mit der Situation umgingen, war in meinen Augen ebenso nicht von der Hand zu weisen. Besonders das amerikanische Militär würde in der Realität wahrscheinlich genau dieselben Schlüsse ziehen und ähnliche Maßnahmen ergreifen. In dieser Beziehung sind die einzelnen Punkte gut durchdacht.


ABER was mich ganz extrem gestört hat, war die Umsetzung des Ganzen. Zum einen hat man vor allem zu Anfang das Gefühl, dass es keine wirklichen Hauptcharaktere gibt. Unkontrollierte Perspektivenwechsel zeigen einem zwar das Ausmaß der weltweiten Katastrophen, allerdings verliert man schnell den Überblick. Keine der dargestellten Protagonisten erhält dabei genügend Raum, um richtig greifbar zu werden. Man liest über sie wie über Menschen in einem Zeitungsartikel: Es ist tragisch, was mit ihnen passiert, doch hundertprozentig nahe geht es einem nicht. Dazu bleiben sie viel zu eindimensional und kaum greifbar. Im Laufe des Romans ändert sich das zum Glück und es kristallisieren sich bestimmte Figuren heraus, deren Schicksal einen auch berühren kann. Trotzdem rettet das kaum die immer noch oft ziellos von einer Szene zur nächsten springende Story. Diese hat wirklich Potential und hätte auch großartig werden können, hätte sich der Autor gleich von Anfang an auf ein gewisses Personal beschränkt und jenes in gut aufeinander abgestimmten Handlungssträngen besser ausgeführt.



Fazit

In Der Zorn stellt Denis Marquet ein Szenario dar, das angesichts der vielen Tornados, Erdbeben und Überschwemmungen gar nicht so unwahrscheinlich erscheint. In dieser Hinsicht ist der Roman sehr brisant und nicht minder aktuell.
Leider verschenkt er sein Potential zu einem tollen Endzeitthriller durch seine wirre Handlung und die vielen kaum miteinander verbundenen Sichtweisen, von denen sich die meisten nach und nach als unwichtig herausstellen. Etwas weniger in der Hinsicht hätte der Geschichte wesentlich besser getan und ihr eine einheitliche Richtung verliehen, die so nur schwer auszumachen ist. Dann hätte man der eigentlichen Botschaft auch mehr Gewichtung verleihen können, was sie durchaus verdient hat.
Eine im Kern wirklich gute Version der Apokalypse also, deren Umsetzung viel zu viel von der beabsichtigten Wirkung zerstört.

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Veröffentlicht am 25.11.2023

Ein Roman wie eine kühle Sommerbrise: Leicht und wohltuend erfrischend

Zaubersommer in Friday Harbor
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Was auf den ersten Blick wie ein typischer Frauenroman klingt, entpuppt sich als sehr einfühlsame Liebesgeschichte. Schon das erste Kapitel, das eine kurze Episode aus Lucys Vergangenheit enthüllt, beweist ...

Was auf den ersten Blick wie ein typischer Frauenroman klingt, entpuppt sich als sehr einfühlsame Liebesgeschichte. Schon das erste Kapitel, das eine kurze Episode aus Lucys Vergangenheit enthüllt, beweist Lisa Kleypas’ Händchen für gut durchdachte Figuren. Und das nicht bloß hier, sondern auch im gesamten Buch. Selbst die Nebenfiguren besitzen einen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann und man würde gerne mehr über sie erfahren, vor allem über Sams Brüder Alex und Mark, deren Schicksal ja in den beiden anderen in sich abgeschlossenen Bänden über Friday Harbor geschildert wird.
Die Annäherung der zwei Hauptcharaktere erfolgt dabei mit sehr viel Sensibilität und nicht Knall auf Fall, wie man es von herkömmlichen Liebesschnulzen kennt. Die Autorin schafft es, die aufkeimenden Gefühle der beiden ohne viel Kitsch oder schwülstige Worte realistisch und doch romantisch darzulegen. Poetisch geschriebene Szenen wechseln sich mit liebevoll gestalteten Alltagsgeschehnissen ab und sorgen für genügend Abwechslung.


Daneben spielt Magie eine nicht unerhebliche Rolle. Nicht allein Lucy bezaubert durch ihre tiefe Verbundenheit mit dem Glas, das sich unter dem Einfluss ihrer Gefühle in etwas Lebendiges verwandelt. Nein, auch Sam besitzt eine besondere Gabe, die es ihm ermöglicht, die Bedürfnisse Pflanzen aller Art zu verstehen.
Leider geht diese Magie in der Story etwas unter. In manchen Szenen wirkt sie sogar lediglich als Mittel zum Zweck, um die Verbundenheit der zwei Protagonisten zueinander aufzuzeigen. Eine kleine Portion mehr davon hätte dem Roman sicher nicht geschadet, ohne sofort das übernatürliche Element zu stark in den Mittelpunkt zu rücken. So erscheint es mir ein bisschen zu zaghaft dosiert.
Ebenso verhält es meiner Meinung nach mit den Beschreibungen zu Lucys Beruf. Sams Beziehung zu seinen Weinstöcken und seinem Gut wird im Gegenzug dazu sehr ausführlich dargestellt, auf eine Art und Weise, die ich mir auch für Lucy und ihre Arbeit gewünscht hätte.



Fazit

Zaubersommer in Friday Harbor ist ein wundervoller Liebesroman für alle, die Vertreter dieses Genres mit mehr Tiefe bevorzugen. Einfühlsam dargestellte Figuren und eine realistische Annäherung der beiden Hauptcharaktere aneinander machen das Werk zu einem wahren Lesegenuss. Obwohl die Magie, die schon im Titel angedeutet wird, und Lucys Profession ein wenig zu kurz kommen, unterhält das Buch von der ersten bis zur letzten Seite.
Wer also etwas sucht, um sich über den verregneten Sommer hinwegzutrösten und sich verzaubern zu lassen, der kann hier bedenkenlos zugreifen!

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Veröffentlicht am 25.11.2023

Packende Handlung in einem an ein Computerspiel erinnernden Setting

Die Enklave
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Die Idee des Buches, eine komplette Welt unter der Erde darzustellen, hat mich sofort fasziniert. Inhaltlich hat mich der Plot mit den unheimlichen Freaks sofort an Metro 2033 erinnert, das ich zwar noch ...

Die Idee des Buches, eine komplette Welt unter der Erde darzustellen, hat mich sofort fasziniert. Inhaltlich hat mich der Plot mit den unheimlichen Freaks sofort an Metro 2033 erinnert, das ich zwar noch nicht gelesen habe, aber zumindest das Computerspiel dazu kenne.
Atmosphärisch bringt die Autorin genau das rüber, was ich von diesem Schauplatz erwartet habe, und schafft sogar noch mehr: Die an eine frühe Kultur erinnernde Enklave mit ihren Lebensweisen und vor allem Richtlinien zum Überleben wird realitätsnah beschrieben. Bedrückend, düster, gefährlich, schnörkellos, so präsentiert sich dem Leser der Alltag in den alten U-Bahntunneln. Anfangs erkennt man kaum, dass man eigentlich eine Zukunftsversion der eigenen Gegenwart und keine Höhlen einer vergangenen Epoche vor sich hat. Erst nach und nach erschließt sich die wahre Tragweite einer Existenz in jener unwirklichen Umgebung. Dabei hat mich Ann Aguirre immer wieder überrascht, wie gut es ihr gelingt, diesen unbedarften Blick auf für uns so alltägliche Orte und vor allem Gegenstände darzustellen. Man wird regelrecht in die Perspektive Zweis hineingeworfen und kann sich daher auch sehr gut mit ihr identifizieren.


Der flüssige und fesselnde Schreibstil und die spannende, abwechslungsreiche Handlung tragen ihr Übriges dazu bei, dass man von der Geschichte gefangen genommen wird und unbedingt weiterlesen will. Die richtig dosierten Actionszenen und eine Liebesgeschichte, die sich entgegen anderer Dystopien nicht zu sehr in den Vordergrund drängt, haben mir besonders gut gefallen. Man ist wirklich mittendrin und fühlt sich nicht nur wie ein Beobachter.
Gerade deswegen ist es manchmal etwas ärgerlich, dass gewisse Ereignisse zu schnell abgehandelt werden. An einigen Stellen springt die Handlung von einem Schauplatz zum anderen, was einen schon mal aus dem kurzweiligen Lesefluss reißen kann. Obwohl die knappe Art der Berichterstattung sehr zu Zweis pragmatisch veranlagtem Charakter passt, wirkt sie hin und wieder doch zu knapp.



Fazit


Die Enklave bietet eine mitreißende Story und mit den zombieähnlichen Freaks Gegner, die auch männlichen Lesern zusagen könnten. Anlehnungen an gewisse Computerspiele sind auf alle Fälle gegeben, selbst wenn Zweis Schicksal wesentlich tiefgründiger gestaltet ist als die meisten Horrorshooter. Die Hauptfiguren wissen zu überzeugen, ihre Lebensweise und Lebenseinstellung sind perfekt auf die Umgebung abgestimmt, in der sie aufgewachsen sind. Ab und zu ist die Handlung nicht so detailreich geschildert, wie ich es gerne gehabt hätte, aber das hält sich in Grenzen.
Für all diejenigen, die eine andersartige Dystopie suchen, bei der weniger irgendwelche romantischen, sondern eher actionreiche Szenen im Vordergrund stehen, ist der Roman bestens geeignet.

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