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Veröffentlicht am 19.07.2022

Interessante Geschichte rund um den BND

Das Tor der Tränen
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Ich lese ganz gern mal einen politischen Roman. Dabei handelt es sich meistens um Biografien oder Krimis. Den Roman von Carl Maria Ehrlicher kann ich nicht wirklich einem Genre zuordnen. Er beinhaltet ...

Ich lese ganz gern mal einen politischen Roman. Dabei handelt es sich meistens um Biografien oder Krimis. Den Roman von Carl Maria Ehrlicher kann ich nicht wirklich einem Genre zuordnen. Er beinhaltet politische Elemente (sehr viele), eine Liebesgeschichte und eine ordentliche Portion bissigen (manchmal zynischen) Humor. Der Schreibstil ist nicht so gediegen wie bei einem Sachbuch, sondern eher leicht zu lesen und fast schon unterhaltsam.

Ich habe wenig Wissen über den BND und seine Arbeit, aber wie eine Behörde funktioniert und wie es im Inneren abläuft, kann ich mir gut vorstellen. Das Gerangel um die besten Plätze, das Klammern an den Posten und das gegenseitige Behindern kommen in öffentlichen Einrichtungen häufig vor und sind wahrscheinlich für viele Menschen nachvollziehbar. Ebenso der Anträgewulst, die Paragrafenreiterei und der Sparzwang sind noch heute aktuell.

Beim Lesen musste ich mich immer wieder daran erinnern, dass die Geschichte Ende der 70iger spielt, wo man noch Telefonzellen hatte, Briefe handschriftlich schrieb und Flüge teuer waren. Das Abtauchen in diese Zeit und das Leben von Karl Häusler war mir gut gelungen und war für mich interessant. Der Aufbau einer Agenten-Informatnten-Beziehung, das Beschaffen der Informationen und das Geheimhalten der eigenen Identität waren durchaus spannend und interessant. Die Liebesgeschichte wurde gut mit eingebunden ohne die eigentliche Geschichte zu verdrängen. Jedoch fehlte mir manchmal die Emotion in den Dialogen. Gerade im ersten Teil der Geschichte waren die (Liebes-)Dialoge/Szenen etwas hölzern.

Die Figuren konnte ich mir aufgrund der detaillierten Beschreibungen gut vorstellen und so mancher böse Kommentar zur Optik und zum Charakter dieser, rundeten das Bild gut ab. Der Autor ließ mich immer wieder schmunzeln, wenn er mit seinen bissigen Kommentaren die verschiedensten Situationen (meist mit unbeliebten Kolleg:innen) beschrieb. Teilweise brach der Zynismus durch, manchmal war es der Frust, der den Sarkasmus hervorlockte.

Dazwischen immer wieder die politische Situation im Iran beschrieben (eher oberflächlich) und welche politischen Verwicklungen entstanden sind. Die Gefahr wird zu spät erkannt, als vieles schon nicht mehr zu stoppen ist. Die Gründe dafür sind erschreckend und doch glaubhaft.

Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen, ob die Fakten alle so stimmen, habe ich nicht geprüft, denn für mich war es ein Roman und kein Sachbuch.

Veröffentlicht am 15.07.2022

Gute Unterhaltung

Die gelben Augen der Krokodile
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Wer französische Filme über Familien und ihre alltäglichen Problemen mag, wird wahrscheinlich mit dieser Mini-Buchserie seine Freude haben. Ich lese gern die Bücher von Katherine Pancol und so bin ich ...

Wer französische Filme über Familien und ihre alltäglichen Problemen mag, wird wahrscheinlich mit dieser Mini-Buchserie seine Freude haben. Ich lese gern die Bücher von Katherine Pancol und so bin ich auch mit großer Erwartung an diese Geschichte herangegangen. Das Buch ist keine Neuerscheinung, sondern es lag nun seit 2012 auf meinem SUB. Nun endlich habe ich geschafft, die Geschichte zu Starten.

Katherine Pancol hat einen wunderbaren Schreibstil, der den Lesenden mitnimmt und durch die Seiten gleiten lässt. Sie beschreibt ihre Charaktere so detailliert und realitätsnah (natürlich auch etwas verschroben), dass man mit ihnen leidet, sich freut und mitfiebert oder auch ab und an von ihnen genervt ist. Obwohl die Autorin den Charakteren Zeit für ihre Entwicklung lässt, muss man sich etwas konzentrieren, da immer wieder neue Charaktere hinzukommen bzw. zwischendurch abtauchen, um überraschenderweise viel später wieder aufzutauchen. Was ich besonders mochte, war der Humor. Typisch französisch, etwas überspitzt und mit viel Ironie.

Bei manchen Handlungssträngen (es laufen mehrere nebeneinander) ahnte man schon recht schnell, wie es ausgehen wird. Bei anderen Handlungssträngen war das Ende offen oder sie entwickelten sich ganz anders als erwartet. Alle beeinflussen sich auf irgendeine Art und Weise, die man erst nach zig Seiten erfährt und somit erlebt man immer wieder Überraschungen beim Lesen.

Ich mochte die Geschichte und fühlte mich durchweg gut unterhalten und konnte wunderbar abschalten und meinen eigenen Kinofilm im Kopf dazu starten. Der zweite Teil liegt auch schon auf meinem SUB und ich hoffe, dass ich bald erlesen kann, wie sich Joséphine weiterentwickeln wird.

Veröffentlicht am 29.06.2022

Lesenswerte Geschichte

Kangal
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"Morgen beginnt der Sprachkurs. Was, wenn dort Türken sind? Von Deutschland aus wählen sie die Parteien, die mein Land zu einem gemacht haben, in dem man nicht mehr bleiben kann." (S.53)

Es ist ...

"Morgen beginnt der Sprachkurs. Was, wenn dort Türken sind? Von Deutschland aus wählen sie die Parteien, die mein Land zu einem gemacht haben, in dem man nicht mehr bleiben kann." (S.53)

Es ist ein schmales Buch, aber eine Geschichte, die nachdenklich macht. Wer die Nachrichten verfolgt hat, weiß, wovon die Autorin schreibt. Nur wirkt es hier sehr viel näher, viel greifbarer und somit auch beunruhigender.

Wie gläsern sind wir? Wer sammelt alles Informationen über uns und wer legt Akten an? Wem können welche Aussagen schaden? Mit dieser ständigen Angst muss Dilek zurecht kommen. Sie hat sich im Netz positioniert und demonstriert. Gegen den Staatsmann. Sie hat Angst, denn immer mehr Menschen werden abgeholt und verhört. Wird man sie auch finden oder wird sie verraten durch Freunde?

Sie flieht nach Frankfurt. Doch ihrer Angst kann sie nicht entkommen. Wird sie Ayla trauen können? Was denkt Ayla über die türkische Politik? Ayla lebt in Deutschland und sieht nur aus der Ferne, was in der Türkei passiert. Kann sie die Umstände richtig einschätzen oder wird sie Dilek vielleicht verraten?

Kurze knappe Kapitel, die die Geschichte sehr schnell erzählen. Es kommen mehrere Charaktere zu Wort, die teilweise zynisch von ihrer Situation erzählen. Nüchtern, schnörkellos und mit hohem Tempo. Man wird in den Gedankenstrudel hineingezogen und nach der Lektüre sieht man manches klarer, aber einfacher wird es dadurch nicht.

Veröffentlicht am 25.06.2022

Schöner Schmöker

Unter dem Schnee
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Bei über 30 Grad ein Winterbuch zu lesen, verschafft leider keine Abkühlung, aber zumindest konnte mich die Geschichte gut unterhalten.

Familie von Schwan lebt und arbeitet für die eigene Baumschule, ...

Bei über 30 Grad ein Winterbuch zu lesen, verschafft leider keine Abkühlung, aber zumindest konnte mich die Geschichte gut unterhalten.

Familie von Schwan lebt und arbeitet für die eigene Baumschule, die sich bereits seit Jahrzehnten in der Hand der Familie befindet. Es gibt (wie in fast jeder Familie) auch hier ein paar Geheimnisse, die nun durch den Tod der Gräfin an die Oberfläche gespült werden.

Die Autorin hat diese Geschichte geschickt in den Katastrophenwinter 1978/1979 gepackt, so dass durch die Schneestürme, das Abgeschiedene und die schwierigen Umstände die Familie zusammenbleiben und sich der Vergangenheit stellen muss.

Aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten erfährt man in kleinen Häppchen Details aus der Vergangenheit von der Baumschule und der Gräfin. Viele traurige und schwierige Erlebnisse werden aufgedeckt. Große und kleine Überraschungen tauchen dabei auf und sorgen für Unruhe unter den Familienmitgliedern. Durch die verschiedenen Perspektiven wiederholt sich leider der Inhalt etwas. Zwar wird es immer etwas abgewandelt erzählt (so wie es der Charakter empfunden hat), aber die Geschehnisse blieben gleich. Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut und schön flüssig zu lesen, was die etwas zähen Strecken im Buch ertragbar gemacht hat.

Das Ende war, nun ja, fast wie immer, aber insgesamt ist es ein schöner Schmöker für zwischendurch.

Veröffentlicht am 12.06.2022

Nette Geschichte mit Längen

Die Dame hinter dem Vorhang
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Die Geschichte der Edith Sitwell war kurzweilig, aber mit einigen Längen. Es wird aus dem Leben einer wohlhabenden Frau erzählt, die versucht ihren eigenen Weg zu gehen. Dieser entspricht nur leider ...


Die Geschichte der Edith Sitwell war kurzweilig, aber mit einigen Längen. Es wird aus dem Leben einer wohlhabenden Frau erzählt, die versucht ihren eigenen Weg zu gehen. Dieser entspricht nur leider nicht den Vorstellungen ihrer Eltern, so dass sie immer wieder auf Probleme stößt. Jane Banister ist ihre Zugehfrau, ihre treue Begleiterin und Dienerin. Aus ihrer Sicht wird diese Geschichte erzählt.

Der Plot (junge wohlhabende Frau bricht aus dem goldenen Käfig aus) wurde schon in mehreren Romanen verarbeitet. Das Besondere an diesem Roman ist die Hauptfigur Edith Sitwell, denn die Künstlerin bzw. Dichterin gab es wirklich. Edith Sitwell lebte von 1887-1964 und ist eine englische Dichterin. Es ist jedoch keine klassische Biografie, aber bestimmte historische und biografische Fakten hat die Autorin mit in die Geschichte eingewebt.

Trotzdem hatte das Buch leider seine Längen, zähen Seiten und ein recht langsames Tempo. Manche Lebensabschnitte wurden sehr detailliert beschrieben, andere wurden nur angerissen. Die Charaktere berührten mich kaum, sie wirkten sehr distanziert und teilweise auch recht kühl. Die Geschichte ist recht oberflächlich. Es gab kaum Tiefgang oder wirklich spannende Phasen. Ich mochte zwar den Schreibstil der Autorin, aber die Geschichte konnte mich leider nicht so recht überzeugen und begeistern.