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Veröffentlicht am 20.02.2021

Eine solide Geschichte, nicht mehr und nicht weniger!

Der Ickabog
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Dass der Ickabog für mich kein Highlight werden würde, war mir von vornherein bewusst, ich wollte die Geschichte dennoch unbedingt lesen bzw. hören.

Ich finde, dass die Altersangabe (FSK ab 8 Jahren) ...

Dass der Ickabog für mich kein Highlight werden würde, war mir von vornherein bewusst, ich wollte die Geschichte dennoch unbedingt lesen bzw. hören.

Ich finde, dass die Altersangabe (FSK ab 8 Jahren) für diese Geschichte schwierig zu bestimmen ist. Für jüngere Kinder finde ich die Geschichte zu langatmig und komplex und für ältere Kinder ist sie etwas zu kindlich.

Ich fand die Geschichte interessant und war gespannt, wohin sie mich führen würde. Sie war kurzweilig und unterhaltsam. Mich persönlich haben die Namen gestört und stellenweise sogar genervt.

An sich ist der Ickabog eine solide Geschichte. Nicht mehr, nicht weniger. Hätte ich das Buch gelesen, wären es wohl nur drei Sterne geworden. Ich gebe vier Sterne, weil Heike Makatsch das Hörbuch grandios eingesprochen hat. Sie hat die Charaktere förmlich zum Leben erweckt. Ich habe es genossen, ihr zuzuhören und dadurch hat mir die Geschichte an sich mehr Freude bereitet.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Sollte man gelesen haben!

Kindheit
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Der autobiografische Roman „Kindheit“ wurde von der Autorin Tove Ditlevsen aus auktorialer Erzählperspektive verfasst.

Dieses Buch empfand ich als sehr bedrückend, einengend und traurig. Es geht um Tove: ...

Der autobiografische Roman „Kindheit“ wurde von der Autorin Tove Ditlevsen aus auktorialer Erzählperspektive verfasst.

Dieses Buch empfand ich als sehr bedrückend, einengend und traurig. Es geht um Tove: Ein Mädchen, das nach Liebe und Zuneigung giert. Sie wird jedoch alleine gelassen, ist einsam, fühlt sich nicht sehr geliebt, wird von ihrer eigenen Familie diskreditiert und ihr wird das Gefühl vermittelt, zu nichts Nutze zu sein. Was ich sehr traurig fand, war die Tatsache, dass sie sich noch vor ihrem Teenager-Alter damit abgefunden hat und auch schon zu Kindheitstagen suizidale Gedanken hat.

Was ich besonders beklemmend finde, ist der Gedanke, dass es auch heutzutage noch Kinder gibt, die unter solchen psychischen Misshandlungen aufwachsen müssen. Der Roman zeugt daher trotz seines Alters von Aktualität.

Tove Ditlevsen ist sicherlich im falschen Zeitalter geboren worden. Trotz aller Widrigkeiten hat sie sich durchgesetzt und ihren Traum, zu schreiben, niemals aufgegeben. Sie blieb der Poesie treu, was der Nachwelt einen inspirierenden Eindruck hinterlässt.

Ich kann dieses Buch sehr empfehlen. Ich habe nur deshalb vier Sterne gegeben, weil der Schreibstil der Autorin teilweise sehr einfach gehalten ist, teils etwas plump und nicht so poetisch, wie ich es erwartet und an vielen anderen Stellen auch festgestellt habe. Ich bin mir aufgrund der Vermischung von Poesie und einfacher Sprache nicht sicher, ob dieser außergewöhnliche Schreibstil bewusst gewählt wurde. Ich werde in Zukunft die gesamte Trilogie lesen und bin sehr gespannt, zu erfahren, ob die Autorin mit der Sprache gespielt und sie im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat.

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Sehr empfehlenswert!

Mädchen, Frau etc.
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Mehr als ein Roman über klassischen Feminismus und Rasse. Das Buch enthält zudem essenzielle Botschaften und glänzt mit Weisheiten, auch zwischen den Zeilen.

In dem Roman geht es nicht um „die eine“ ...

Mehr als ein Roman über klassischen Feminismus und Rasse. Das Buch enthält zudem essenzielle Botschaften und glänzt mit Weisheiten, auch zwischen den Zeilen.

In dem Roman geht es nicht um „die eine“ Geschichte per se. Es handelt sich vielmehr um zwölf Protagonistinnen, die alle in irgendeiner Weise miteinander verbunden sind und jede mit ihrer eigenen wichtigen Geschichte daherkommt. Es geht um die eigene Historie, Identität, Ambivalenz, Rassismus, Gender, Sexismus, Feminismus, Diskriminierung und Diskreditierung aller Art, Diversität, Ansehen, Freundschaft, Familie, Gewalt, Sexualität, wirtschaftliche Stellung etc. (Hier schreibe ich bewusst etc., weil es angemessen ist. Den Buchtitel finde ich falsch gewählt. Dazu unten mehr).

Mädchen, Frau etc. ist, wie man an meiner o.g. Aufzählung erkennen kann, ein komplexer Roman über Intersektionalität, der einerseits beeindruckend andererseits fordernd ist. Ich kann verstehen, warum dieses Buch ausgezeichnet wurde.

Evaristo hat Protagonistinnen erschaffen, deren Identität & Vergangenheit nicht authentischer hätten sein können. Denn alles Gute, aber auch Schlechte, das den Frauen passierte, ist heutzutage leider an der Tagesordnung wie beispielsweise (Gruppen-) Vergewaltigungen oder häusliche Gewalt. Zudem standen sich einige Frauen selbst im Weg. Die Autorin hat es geschafft, ein Spiegelbild der Gesellschaft und ihren Subkulturen abzuzeichnen! (Natürlich wurden nur Extreme dargestellt!!!! Dass Frauen, die keine negativen Erfahrungen gemacht haben auch zu diesem Spiegelbild gehören, ist mir durchaus bewusst. In diesem Roman geht es aber nicht um diese Frauen.)

Evaristo hat häufig mit Ausdruck und Sprache jongliert und gespielt. Je nach Charakter hat sie ihre Ausdrucksweise geändert, fand ich sehr passend und spannend.

Das Hörbuch wurde von Constanze Becker eingesprochen. Sie liest ruhig, aber nicht gelangweilt, eher poetisch. Es wirkt auch nicht artifiziell, was sicherlich eine Kunst ist, da sie schließlich zwölf Protagonistinnen eine „Stimme“ geben musste.

Die Übersetzung des Titels finde ich nicht gut. Durch dieses „etc.“ wird bei mir das Gefühl von Aufzählung hervorgerufen. Der daraus resultierende Verlust von Wichtigkeit & Bedeutung wird leider bestärkt. Es wirkt geringschätzig. Wer wird schon gerne als etc. beschrieben?!

Ich habe bei diesem Buch sehr lange darüber nachgedacht, wie viele Sterne ich geben würde. Einen Stern habe ich schlussendlich abgezogen, was mehrere kleine Gründe hat. Durch die zwölf Protagonistinnen konnte nur ein kleiner Einblick in die jeweiligen Leben gegeben werden, wodurch zwar zum einen mehr Vielfalt entstehen konnte, zum anderen aber vieles oberflächlicher behandelt werden musste. Die vielen Aufzählungen fand ich zwar in Ordnung, hätten aber nicht sein müssen. Außerdem gab es unnötige Wiederholungen. Und ich muss eingestehen, dass ich bei diesem Buch zum Vergleichen neigte: Das Buch wurde zusammen mit Atwoods „Die Zeuginnen“ prämiert, weil sich die Jury nicht entscheiden konnte. „Die Zeuginnen“ fand ich etwas besser.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Trotz Schwachstellen lesenswert

Der Junge im gestreiften Pyjama
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Vorab: Ich gehe hier auch auf den Inhalt des Buches ein! Über den Inhalt wurde ja ein Geheimnis gemacht. Wenn es eines für dich bleiben soll, lies dir meine Rezension nicht durch.

Es geht um zwei Jungen, ...

Vorab: Ich gehe hier auch auf den Inhalt des Buches ein! Über den Inhalt wurde ja ein Geheimnis gemacht. Wenn es eines für dich bleiben soll, lies dir meine Rezension nicht durch.

Es geht um zwei Jungen, die aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen wurden und ungewollt nach Auschwitz ziehen. Der eine Junge wächst privilegiert auf, der andere Junge lebt unter widrigen menschenunwürdigen Umständen. Getrennt werden sie durch einen Zaun des Konzentrationslagers.

Bruno und Schmuel freunden sich an und der Leser darf ihre Leben und ihre Freundschaft oberflächlich über ein Jahr lang verfolgen, wobei wir Schmuel nur am Zaun kennen lernen.

Bruno wohnt mit seinen Eltern und seiner Schwester Gretel in einem großen Haus. Sie verfügen über Angestellte (Dienstmädchen und Zwangsarbeiter/Sklaven aus dem KZ). Die Kinder werden (zeitgemäß) autoritär erzogen, was man in der Reife und Naivität der beiden Geschwister erkennt. Brunos Fragen werden nicht beantwortet, die Kinder werden von den Eltern kindlich gehalten, die grausame Welt bleibt ihnen verschlossen. Selbst nach über einem Jahr versteht Bruno nicht, wer Juden sind und warum diese auf der anderen Seite des Zauns leben.

Kritik:

Ich finde, dass Brunos (fast anerzogene) Naivität von dem Autor gut dargestellt wurde. Da hätte es nicht mehr gebraucht. Der Autor hat es jedoch übertrieben und Bruno dümmlich wirken lassen: Bruno spricht mit seinen neun bzw. zehn Jahren den Ort, an dem er über ein Jahr lebt grundsätzlich falsch aus, obwohl er mehrmals verbessert wird. Zudem ist sein Vater ein Kommandant, der für Auschwitz zuständig war. Soll heißen, der Junge dürfte in der Lage sein über den „Führer“ sprechen zu können. Kann er jedoch nicht, es bleibt bei „Furor“, zwar auch passend, aber nervig für mich als Leserin. Dass er immer „Aus-Wisch“ sagt und es beibehält, finde ich einfältig, denn auf der anderen Seite ist Bruno auch ein emphatisches Kind und relativ gewandt und einfallsreich. Ein zehnjähriges Kind dürfte in der Lage sein, „Auschwitz“ und „Führer“ richtig auszusprechen. Auch, dass er nichts über Juden weiß, kann ich kaum nachvollziehen. Ein Kommandant, der Leiter eines KZ-Lagers ist und regelmäßige Kontakte zum Führer unterhält, dürfte von dem, was er tut, überzeugt sein. Radikale Menschen versuchen jedem ihren Willen aufzuzeigen und sicher war er zudem von der Richtigkeit seiner Taten überzeugt. Der Vater hätte seine Ansichten in seine Erziehung einfließen lassen. Von daher ergibt es keinen Sinn für mich, dass Bruno so blauäugig ist / bleibt. Das alles führt zu einem Verlust der Authentizität. Außerdem weist die Übersetzung des Buches an einigen Ecken Schwachstellen auf, z.B. heißt es an einer Stelle „wegversetzt“.

ACHTUNG SPOILER: Nicht weiterlesen! Überspringe den Absatz, wenn du nichts über das Ende erfahren willst!!! Das Ende finde ich gelungen. Es war zwar relativ vorhersehbar und so schrecklich es auch ist, ich habe es mir in dieser Art vorgestellt. Nicht falsch verstehen, aber die Welt war derartig ekelhaft und grausam, dass ich ein Happy End nicht authentisch gefunden hätte, zumal dieses Buch zum Nachdenken anregen soll.

Alles in allem ist der Roman trotzdem lesenswert. Er vermittelt kein Wissen, zeigt uns aber auf, wie hilfreich eine vorurteilsfreie Freundschaft sein kann und dass sie auch Verrat verzeiht.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Unspektakulär, aber realitätsnah geschrieben

Big Sky Country
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Wir begleiten den auf einer Farm großgewordenen August als Jugendlichen und Heranwachsenden. Es ist ein Blick auf sein Leben. Es ist kein sonderlich aufregendes Leben, aber ein realitätsnaher Ausschnitt ...

Wir begleiten den auf einer Farm großgewordenen August als Jugendlichen und Heranwachsenden. Es ist ein Blick auf sein Leben. Es ist kein sonderlich aufregendes Leben, aber ein realitätsnaher Ausschnitt seines Alltags.

Das Cover ist wirklich sehr schön und passt sehr gut zur Geschichte. Der Buchumschlag ist sehr stabil und hochwertig.

Den Protagonisten August kann man schlecht einschätzen. Ist er introvertiert, wortkarg und zufrieden mit dem, was er hat? Oder ist er eher der depressiv verstimmte Junge bzw. später Mann, dem ziemlich viel egal ist? Ich habe mich für Ersteres entschieden. Man merkt, dass sich Augusts Charakter entwickelt und festigt. Ich mochte August, er ist im Grunde ruhig, fleißig und nimmt die Menschen wie sie sind.

Der Autor hat einen sehr detaillierten und bildgewaltigen Schreibstil, was ich sehr gut finde. Allerdings hätte ich mir anhand des Klappentextes und der Empfehlung der Publishers Weekly mehr Beschreibungen der Landschaft erhofft und auch erwartet. Hier heißt es z. B. „Ein Roman, der danach fragt, welchen Abdruck Landschaften hinterlassen, [...]“ und „In einer überwältigenden Landschaft wird diese Identitätssuche eines Einzelnen zum unwiderstehlichen Schauspiel“. Und genau das war es für mich nur teilweise. Sehr schade. Bildgewaltig sind übrigens auch Situation, die ich als ekelhaft und abartig empfand. Gut geschrieben, aber ich hätte mir weniger davon und mehr Landschaftsbeschreibungen gewünscht!

Was mir zudem nicht gefallen hat, ist, dass Wink in Gesprächen zwischen den Charakteren oftmals etliche Fragen und Meinungen aneinandergereiht hat und dadurch eine Art Monolog entstand, dessen Fragen nicht allesamt beantwortet wurden. Anfangs dachte ich mir, dass es zu der Art der jeweiligen Person gehörte. Aber diesen Stil hat er bei mehreren Charakteren umgesetzt, so dass ich mir die Frage stellte, ob der Autor vielleicht zu faul war, richtige Konversationen zwischen den Charakteren entstehen zu lassen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Autor sehr oft Zeitsprünge eingearbeitet hat. Natürlich braucht der Roman Zeitsprünge, schließlich ist die Zeitspanne der Geschichte auch relativ lang. Aber insbesondere nach heftigen Erlebnissen/Ereignissen oder an Passagen, die mich als Leserin interessierten, sprang er abrupt in der Zeit, obwohl er hier hätte in die Tiefe gehen können und somit auch besser hätte darstellen können, was dieses Ereignis in August anrichtete/auslöste und wie es somit seinen Charakter nachhaltig beeinflusste. Den Übergang zwischen dem verträumten und freudigen Prolog und dem kalten in der Realität angekommenen ersten Kapitel fand ich genial. Hier hat es gepasst und ich war so gespannt zu erfahren, wie es zu dieser Wendung gekommen ist.

Trotz meiner Kritik ist das Buch nicht schlecht. Ich wurde trotzdem unterhalten und habe es gerne gelesen, natürlich auch, um zu erfahren, wohin mich die Reise mit August noch führen würde.

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