Profilbild von Samtpfote

Samtpfote

Lesejury Star
offline

Samtpfote ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Samtpfote über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2022

Leider nicht überzeugend

Eine kurze Geschichte vom Fallen
0

Inhalt:
Die Motoneuron-Krankheit zwingt Joe Hammond, sich mit seinem Sterben und dem Abschied von seiner Familie auseinanderzusetzen. Dazu gehört auch der Verlust der Kontrolle über seinen Körper, der ...

Inhalt:
Die Motoneuron-Krankheit zwingt Joe Hammond, sich mit seinem Sterben und dem Abschied von seiner Familie auseinanderzusetzen. Dazu gehört auch der Verlust der Kontrolle über seinen Körper, der sich vor durch zahleiche Stürze zu zeigen beginnt. Während des Fallens beginnt Hammond, über sein Leben nachzudenken und diese Gedanken bilden die Grundlage für dieses Buch.

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich vor mehr als einer Woche ausgelesen und so lange ist es auch her, dass ich eine Rezension getippt habe. Dies liegt daran, dass ich im Worte gerungen habe. Wie kritisch kann man einem Mann gegenüber sein, der gerade von seinem eigenen Sterben berichtet? Der vom Abschied von seiner Familie, vom Verlust der Würde, von Intensivpflege, Spitalaufenthalt und der schwindenden Kontrolle über den eigenen Körper schreibt?
Gleichzeitig muss ich leider sagen, dass mich dieses Buch wirklich enttäuscht hat und dass ich es abgebrochen hätte, wenn es kein Rezensionsexemplar gewesen wäre. Aber woran liegt das?
Der Anfang dieser Erzählung ist grandios. Joe Hammond erzählt, wie er fällt. Wie sich dieses Fallen anfühlt und wie er am Fallen das Voranschreiten seiner Erkrankung erkennen kann. Dies erzählt er äusserst packend und mit seinen bewegenden Worten hat er mich sofort für sich eingenommen.
Bald aber beginnt er, seine Lebensgeschichte zu erzählen und diese liest sich wie eine äusserst langatmige Abhandlung über ein Leben, das im Angesicht eines baldigen Todes krampfhaft nach Meilensteinen durchsucht wird.
Wenn Hammond von der Liebe zu seiner Frau und seinen Kindern und der Angst vor dem baldigen Abschied erzählt, ist er mir nah, seine Geschichte wird fassbar und zeigt auf, wie kurz und doch intensiv ein Leben sein kann. Die letzten Seiten haben es deshalb wieder in sich und haben mich ein wenig mit dem Buch versöhnt, aber es wird definitiv nicht in meinem Regal bleiben, sondern einen neuen Platz finden.

Fazit:
Leider hat mich dieses Buch nicht abholen können, was vielleicht meinen Erwartungen an die Lektüre, aber vor allem den langatmigen Schilderungen der Vergangenheit des Autors geschuldet ist. Deshalb kann ich für dieses Buch - einzelnen äusserst bewegenden Szenen zum Trotz - keine Empfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 05.01.2022

Gelungener Reihenauftakt mit Luft nach oben

Milchgeld
0

Kluftinger und ich:
Vor bald fünf Jahren habe ich "Erntedank", Kluftingers zweiten Fall, gelesen und sehr, sehr gerne gemocht. So gerne, dass ich mich dazu entschieden habe, die Reihe nach und nach zu ...

Kluftinger und ich:
Vor bald fünf Jahren habe ich "Erntedank", Kluftingers zweiten Fall, gelesen und sehr, sehr gerne gemocht. So gerne, dass ich mich dazu entschieden habe, die Reihe nach und nach zu ergänzen und dann in chronologischer Reihenfolge zu lesen. Seither sammle ich mir die Bücher aus Bücherschränken, Wühltischen und secondhand zusammen. Ganz alle Bücher habe ich noch nicht bei mir, aber genug, um schon einmal ganz vorne mit der Reihe zu beginnen. Ausserdem wollte ich unbedingt mit einem unterhaltsamen Krimi ins Jahr 2022 starten und das hat wunderbar geklappt.

Handlung:
Kluftinger soll den Mord an einem Lebensmitteldesigner aufklären und tappt komplett im Dunkeln. Verschiedene Spuren weisen auf ein Ereignis in der Vergangenheit hin, aber als bald eine zweite Leiche auftaucht, ist nichts mehr, wie es scheint und zwei ursprünglich scheinbar nicht zusammenhängende Verstrickungen müssen parallel zur Aufklärung gebracht werden.

Meine Meinung:
Bereits die ersten paar Seiten waren sehr unterhaltsam und ich habe den kauzigen Kommisar Kluftinger noch einmal ganz neu kennengelernt. Vor allem die - sehr konservative - Rollenverteilung im Hause Kluftinger hat mich einige Male zum Schmunzeln gebracht und mich ein wenig an das Ehepaar Schäffer aus der TV-Krimireihe "Mord mit Aussicht" (aktuell auf Netflix zu finden) erinnert.
Der Anfang und der Schluss des Buches und vor allem die unerwartete Auflösung am Ende konnten mich restlos überzeugen. In der Mitte plätscherte die Geschichte ein wenig vor sich hin, blieb aber trotzdem unterhaltsam. Auch hat mich ein wenig gestört, dass die Seiten äusserst dicht und bis zum Rand bedruckt waren, was mich im Schneckentempo durch das Buch schleichen liess, was aber nichts mit dem Inhalt an sich zu tun hat.

Schreibstil:
Die leichte, mit Dialektwörtern gespickte Sprache, dürfte man in der heutigen Zeit als wohl nicht mehr ganz politisch korrekt betiteln, was Kluftinger gleich selber bemerkt, als ihm mitten in einer Dönerbude ein leidenschaftliches "kruzitürken" entfällt. Auch werden Frauen gerne als "Weiber" tituliert und die Rollenverteilung ist lächerlich konservativ, was aber auch am guten alten Klufti kein gutes Haar lässt, da er komplett unbeholfen ist, was sämtliche Tätigkeiten im Haushalt anbelangt. Dies wird besonders amüsant dargestellt, als seine Frau alleine nach Malle fliegt.
Insgesamt ist die Sprache aber sehr unterhaltsam und schreckt trotzdem nicht vor detaillierten Schilderungen der Leichen und des Tathergangs zurück und ich bin schon sehr gespannt, welche Entwicklung Kluftinger bis zum heutigen Zeitpunkt zurücklegt.

Meine Empfehlung:
Regionalkrimis sind nicht unbedingt mein liebstes Genre, aber mit Kluftinger habe ich einen Ermittler entdeckt, der zwar sein ländliches Leben geniesst, aber nicht sämtliche Stereotypen erfüllen muss und der seiner Arbeit kompetent nachgeht. Ausserdem ist auch dieser erste Band der Reihe sehr unterhaltsam geschrieben, aber trotzdem wird schnell die grosse Ernsthaftigkeit des Falles klar und ausserdem nehmen die Dialektwörter nicht überhand, sondern sind stimmig in den Sprachfluss integriert. Die Handlung hat einige Durchhänger und bezüglich Spannung besteht Luft nach oben, aber das gelingt bereits im zweiten Band viel besser, auf den könnt ihr euch richtig freuen. Von mir gibt es deshalb eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.12.2021

Unterhaltsamer und spannender Regionalkrimi

Hohgant
0

Inhalt:
Ein Drogenring im beschaulichen Emmental? Spuren, welche ins Entlebuch und weiter nach Italien führen? Eine junge Frau, welche den Drogen zum Opfer fällt und deren beste Freundin, welche den verantwortlichen ...

Inhalt:
Ein Drogenring im beschaulichen Emmental? Spuren, welche ins Entlebuch und weiter nach Italien führen? Eine junge Frau, welche den Drogen zum Opfer fällt und deren beste Freundin, welche den verantwortlichen Dealer überführt haben will, lassen Privatdetektiv Alexander Bergmann tief ins Drogenmillieu in Bern eintauchen. Dabei kommt er nicht nur mit berührenden Einzelschicksalen, sondern auch mit knallharten Verbrechern in Kontakt und bringt sich selbst nicht nur einmal in grosse Gefahr...

Meine Meinung:
Im November sind wir ins schöne Emmental gezogen und deshalb hat mir meine Schwester dieses Buch zum Geburtstag geschenkt. Die Handlung spielt nämlich in Regionen, die ich bestens kenne. Das sind der Bahnhof Langnau - im Buch ein bekannter Drogenumschlagplatz - an dem ich schon oft umsteigen musste, aber auch die Stadt Bern, die zwar nicht im Emmental liegt, aber natürlich trotzdem nicht in der Geschichte fehlen darf. Nur auf dem Hohgant war ich noch nie, aber das könnte sich ja vielleicht bald ändern.
Regionalkrimis sind immer so eine Sache und leider geschieht es oft, dass sie ein wenig zu gewollt witzig oder stereotyp daherkommen. Dies ist bei "Hohgant" aber überhaupt nicht der Fall.
Abgesehen davon, dass das Vorkommen vertrauter Schauplätze für ein grosses Lesevergnügen meinerseits gesorgt hat, schafft es der Autor, eine spannende Handlung und einen sympathischen Protagonisten zu kreieren. Auch wird beim Lesen klar, welch blutige Droge Kokain ist und wie schnell Menschen in eine Abhängigkeit abrutschen können.
Einzig die - mir eigentlich so bekannten - Orte waren meiner Meinung nach ein wenig gar oberflächlich beschrieben.

Sprache:
Regionalkrimis laden immer dazu ein, Dialektwörter einzubinden und wenn dies ein wenig gar affektiert gemacht ist, ärgert mich das immer sehr. Gabriel Anwander schafft es aber, seine Erzählsprache sehr flüssig und packend zu gestalten und dabei lediglich eine kleine Prise Dialekt einzubringen. Dies stört ganz und gar nicht sondern verströmt im Gegenteil viel Charme.

Meine Empfehlung:
Ich bin positiv überrascht von diesem Regionalkrimi aus "meiner" Region und werde mir weitere Bücher des Autors gönnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.12.2021

Kampf für die Freiheit, ausschweifend erzählt

Die Marschallin
0

Inhalt:
Der erste Weltkrieg ist bald vorbei und die Slowenin Zora lernt den Italiener Pietro kennen, den sie später heiratet. Die beiden verbindet ihre kommunistische Haltung und den gemeinsamen Kampf ...

Inhalt:
Der erste Weltkrieg ist bald vorbei und die Slowenin Zora lernt den Italiener Pietro kennen, den sie später heiratet. Die beiden verbindet ihre kommunistische Haltung und den gemeinsamen Kampf gegen Mussolinis Ideologien. Zora verehrt Tito und herrscht mit harter Hand über ihre Familie und die Hausangestellten, sie ist eine gefürchtete Matriarchin, die für ihre Überzeugungen über Leichen geht. Ihr Mann Pietro ist Radiologieprofessor und die gemeinsamen Kinder und Kindeskinder verbinden zahlreiche Familiengeheimnisse sowie tragische Schicksale und den erbitterten Kampf gegen die Unterdrückung und für die Freiheit.

Meine Meinung:
Auf "Die Marschallin" hat mich die liebe Jamie vom Blog Librovore aufmerksam gemacht. Ihre Begeisterung hat mich das Buch sofort kaufen lassen und nun habe ich endlich dazu gegriffen. Leider ist bei mir der Funke nicht übergesprungen und die in meinen Augen ein wenig langweiligen Abhandlungen über zahlreiche mir bereits bekannten politischen Ereignisse und Figuren haben mir ziemlich schnell das anfängliche Lesevergnügen genommen. Für alle, welche sich mit der Geschichte dieser Zeit auskennen, ist das Buch diesbezüglich zu überladen, allen, welche sich nicht mit dieser spannenden Epoche auskennen, fehlen sowohl Personenverzeichnisse als auch ein Zeitrahl, eine Karte oder ähnliches, diese Epoche ist schliesslich ziemlich komplex.
Dass unsere Protagonistin Zora eine äusserst unsympathische und tyrannische Person ist, hat mich aber überhaupt nicht gestört, ganz im Gegenteil. Ihre feministische und kämpferische Haltung, die inneren Monologe und ihre spitzfindigen Beobachtungen der Geschehnisse und Menschen sind das Beste, was dieses Buch zu bieten hat. Auch das Ende, das in kurzen Abrissen noch einmal einzelne Schicksale zusammenfast, hat wieder einen guten Überblick über das Ausmass der Familientragödie verschafft. Dazwischen aber verliert die Handlung arg an Spannung und Erzählfluss, die Sprache plätschert ausschweifend dahin und die Figuren verblassen mehr und mehr, bis am Ende alle noch einmal kurz auftreten dürfen.

Fazit:
Vor ein wenig mehr als einem Jahr habe ich den grandiosen Familienroman "Zaïda" von Anne Cuneo gelesen. Auch in diesem Buch erzählt eine Nachfahrin (in "Die Marschallin" ist es die Enkelin, in "Zaïda" die Urenkelin), die Geschichte ihrer Grossmutter/Urgrossmutter inmitten der Wirren des ersten Weltkriegs und unter der Herrschaft Mussolinis. Auch darin dreht sich alle um eine Ärztefamilie und das Geschick der kommenden Generationen. Nur liest sich "Zaïda" spannend wie ein Krimi, informativ wie ein Sachbuch und berührend wie das tiefgründigste Drama überhaupt. Wenn ihr also zu einem Buch aus dieser Zeit, das auf wahren Begebenheiten beruht, greifen wollt, dann lest "Zaïda"

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.12.2021

Eine Einladung zum Nachdenken, die ein wenig plakativ wirkt

Das Café am Rande der Welt
0

Meine Meinung:
Dieses Buch stand schon länger auf meiner Wunschliste und im Oktober dieses Jahres habe ich es von einer lieben Freundin geschenkt bekommen, was mich riesig gefreut hat. Mitten in einem ...

Meine Meinung:
Dieses Buch stand schon länger auf meiner Wunschliste und im Oktober dieses Jahres habe ich es von einer lieben Freundin geschenkt bekommen, was mich riesig gefreut hat. Mitten in einem sehr vollen Monat Dezember hat es mich durch meinen Alltag begleitet und ich habe diese Lesezeit enorm geniessen können. Ich wusste nicht, worum es im Buch ging. Aber ich wusste sehr wohl, dass es einigen lieben Menschen in meinem Umfeld und einigen Blogger:innen, denen ich blind vertraue, sehr gut gefallen hatte, die beste Ausgangslage also. Ich wurde nicht enttäuscht und habe mich gerne auf das Gedankenexperiment eingelassen, die drei Fragen, die John zu beantworten versucht, auch mir selber zu stellen. Und auch wenn die Überlegungen, welche John sich macht, und die Antworten, auf die er mit der grossen Hilfe der Bedienung Casey, des Kochs und Inhabers des Cafés Mike und Anne, welche das Café regelmässig besucht, kommt, nicht wirklich Neuland für mich waren, habe ich doch einiges für mich mitnehmen können und dieses aussergewöhnliche Setting sehr gemocht. Auch haben mich die passenden Illustrationen von Root Leeb begeistert und natürlich hat es mich sehr gefreut, dass die im Café konsumierten Speisen und Getränke sehr überlegt gewählt und ins Zentrum gerückt worden sind.
Insgesamt greift mir das Buch aber ein wenig zu kurz, respektive lässt es eine ein wenig gar utopische Weltanschauung entstehen, welche für meinen Geschmack sogar fast ein wenig zu gewollt oberlehrerhaft darfgestellt wirkt, was in meinen Augen gar nicht nötig gewesen wäre, weil die Geschichte (und die Schlüsse, die man daraus ziehen kann) auch ohne den Wink mit dem Presslufthammer funktioniert.

Meine Empfehlung:
"Das Café am Rande der Welt" hat mich mir seiner liebenswerten Geschichte bestens unterhalten und zum Nachdenken angeregt. Obwohl die Überlegungen zu den drei grossen Fragen, welche John auf der Speisekarte des seltsamen Cafés entdeckt, keine neuen Weltanschauungen für mich waren, hat es dennoch gut getan, meine eigenen Lebensentscheide wie John zu prüfen und von Johns Überlegungen zu profitieren. Mir ist bewusst, dass sich nicht alle Menschen in Bezug auf diese drei Fragen so sicher sind, weswegen dieses kleine Büchlein eine Einladung sein kann, das eigene Leben zu reflektieren. Es gehört meiner Meinung nach deshalb in jede gut sortierte Bibliothek und eignet sich vor allem auch aufgrund der liebevollen Gestaltung und der wunderschönen Illustrationen hervorragend als sehr aufmerksames Geschenk für einen lieben Menschen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere