Leider nicht wirklich spannend
ObsessionInhalt:
Plötzlich sind Ben und Jacob alleine, Sarah fehlt und kommt nicht wieder. Zeit also, ein wenig Ordnung zu schaffen und die gemeinsame Wohnung aufzuräumen. Dabei fallen Ben ein paar Zeitungsartikel ...
Inhalt:
Plötzlich sind Ben und Jacob alleine, Sarah fehlt und kommt nicht wieder. Zeit also, ein wenig Ordnung zu schaffen und die gemeinsame Wohnung aufzuräumen. Dabei fallen Ben ein paar Zeitungsartikel in die Hand, welche eine eindeutige Sprache sprechen: es scheint, als hätte Sarah Jacob damals aus einer Entbindungsstation entführt. Ben macht sich auf die Suche nach den leiblichen Eltern des autistischen Jungen und bespricht sich zudem mit seinem besten Freund Keith, einem Anwalt. Doch was Ben herausfindet, ist gefährlicher als er je gedacht hätte. Und weil der Privatdetektiv, der ihm bei seinen Ermittlungen geholfen hat, zu plaudern beginnt, ist plötzlich niemand mehr sicher. Ben steht nämlich auf einmal Jacobs leiblichem Vater John Cole gegenüber. Ben Murray erkennt nicht nur die Gefahr, die von diesem kaltblütigen Menschen ausgeht, sondern es entwickelt sich auch eine gefährliche Obsession John Coles Frau gegenüber und der Gedanke, Jacob auf jeden Fall wieder zu sich zurückzuholen nimmt Besitz von ihm...
Meine Meinung:
Ich wusste nicht, auf was genau ich mich einlassen würde, weil ich schon einige Male gelesen und gehört hatte, dass die "rote Reihe" von Beckett nicht gerade seine beste Buchreihe wäre. Dem kann ich mich sicher jetzt schon anschliessen, obwohl ich bis jetzt nur "Obsession" gelesen habe. Die ersten ca. 150 Seiten passiert nicht wirklich etwas, das auch nur annähernd zu einem Thriller passen könnte. Vielmehr wirkt der Anfang dieses Buches (respektive das erste Drittel), wie ein "normales" Familiendrama, bei dem die Behörden nach Strich und Faden versagen und der Stiefvater eines autistischen Jungen den Bezug zum Kind zu verlieren droht. Ben sind die Hände gebunden, schliesslich hat er Jacob damals nicht adoptiert und somit keine Rechte an seinem Stiefsohn. Als der leibliche Vater John Cole plötzlich die Szenerie betritt, verändert sich die Grundstimmung. Das Buch ist nicht nur dramatisch, sondern es wird plötzlich bedrohlich. Von John Cole geht nämlich eine grosse Gefahr aus. Dies fand ich spannend dargestellt, aber auch wenn das Buch - bis zum fulminanten Ende - eher langsam und vor allem unblutig (und ohne eigentlichen Ermittler) auskommt, waren mir das ein paar Längen zu viel. Ausserdem hätten alle diese Ereignisse gar nicht eintreten können, wenn das Jugendamt, die Justiz und die Polizei nicht auf ganzer Linie versagt hätten und anstatt mich zu gruseln, habe ich mich vielmehr über diese unrealistische und somit eigentlich komplett haltlose Grundlage aufgeregt.
Schreibstil:
Auch von der Erzählsprache her kann ich mir zwar sehr gut erklären, weshalb Simon Beckett so beliebt ist. Seine Figuren haben Ecken und Kanten und vor allem die Gänsehautmomente, die zwar selten sind, die es aber durchaus gibt, lassen auf die Qualität dieses Autors schliessen. Wenn man "Obsession" als Schreibübung ansieht, als "erste Schritte", so hat das Buch sicher etwas, zumal die Grundidee in meinen Augen grandios ist. Gleichzeitig fehlt da aber auch noch sehr viel und leider sind Becketts Recherchen gar nicht gründlich betrieben worden. Wenn man nämlich schon mit dem Kinder- und Jugendschutz zusammenarbeitet und auch anderweitige Hintergrundrecherchen betreibt, wie dies Beckett seinen Dankesworten nach anscheinend getan haben will, sollte man sich wirklich genau überlegen, ob die geschilderten Situationen auch nur annähernd der Realität entsprechen könnten oder nicht.
Fazit:
Ja, ich denke, dass Beckett sicher wieder einziehen darf in meine Regale, aber ich werde mich der Hunter-Reihe widmen, die mir schon einige Male empfohlen worden ist. "Obsession" war in Ordnung, aber keine Leseempfehlung wert. Wer weiss, vielleicht würde dem Buch eine zeitgemässe und gründlicher recherchierte Überarbeitung gut tun, die Grundidee macht nämlich einiges her. Mehr aber leider auch nicht wirklich. Also ab damit in den offenen Bücherschrank.