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Veröffentlicht am 07.12.2020

Weihnachtsgeschichten

Weihnachten im Norden
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Die erste von acht Erzählungen spielt in der Nachkriegszeit. Es beginnt mit einer bösen Überraschung für einen unerwarteten Besucher und einer erstaunlichen Wendung. Beschrieben werden aber auch gemütliche ...

Die erste von acht Erzählungen spielt in der Nachkriegszeit. Es beginnt mit einer bösen Überraschung für einen unerwarteten Besucher und einer erstaunlichen Wendung. Beschrieben werden aber auch gemütliche Weihnachten unter kargen Bedingungen. Mundartliche, vermutlich fast vergessene Gedichte sind eingestreut. Das alles und mehr beinhalten die gefühlvollen Geschichten über ganz verschiedene Weihnachtsfeste. Da hört man gern zu.
Die späteren Jahre sind anders geschildert, manchmal zu lesen wie ein Brief aus dem Ferienlager. Trotzdem nicht uninteressant, wie beispielsweise ein kurzer Verwandtenbesuch zu einem tagelangen Ausharren in Abgeschiedenheit mutiert. Bräuche und Gerichte aus dem Norden Deutschlands werden eingeflochten, immer schimmert eine große Portion Optimismus durch. Sogar in der vorausgeahnten Coronasituation dieser Tage.
Ein wenig Sentimentalität und viel Persönliches verarbeitet Ute Oswald in ihren Erzählungen. Das passt gut in die Weihnachtszeit und liest sich beschaulich weg.
Herausgegeben vom Kadera Verlag.

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Giftige Globuli

Rote Belladonna
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Majas Freund ist gerade beruflich unabkömmlich, deshalb platzt der gemeinsame Urlaub. So kann sie als ausgebildete Pharmazeutin einer älteren Apothekerin helfen, ihre Unschuld bei einer tödlichen Vergiftung ...

Majas Freund ist gerade beruflich unabkömmlich, deshalb platzt der gemeinsame Urlaub. So kann sie als ausgebildete Pharmazeutin einer älteren Apothekerin helfen, ihre Unschuld bei einer tödlichen Vergiftung durch von ihr ausgegebene Globuli zu beweisen.
Jürgen Seibold hat gründlich recherchiert. Wie geht es zu in einer Apotheke, welche Aufgaben erfüllt eine PTA ( die Abkürzung hätte er gern erklären können), wie werden Sicherheitsvorschriften eingehalten - all das fand ich interessant. Die Herstellung von Globuli dagegen war ein wenig zu langatmig für meinen Lesefluss.
Aber zum Buch: Maja ist clever, engagiert, sehr direkt, mischt sich überall ein und möchte wirklich gern helfen. Wer hätte denn ein Interesse daran, die alte Dame zu vergiften? Die Konkurrenz der Apothekerin? Ein Kollege? Homöopathiehasser? Schatten aus der Vergangenheit? Verschiedene Charaktere werden näher gebracht, sind gut vorstellbar.
Die Handlung nimmt Fahrt auf, Verdachtsmomente häufen sich. Das Finale ist rasant, kurz abgehandelt.
Ein schnell und gut zu lesender Krimi, Unterhaltsames ohne Gruselfaktor.
Verlegt von Piper, erschienen am 30.11.2020

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Veröffentlicht am 25.11.2020

Teambildung auf Helgoland

O du fröhliche Weibernacht
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Vier sehr unterschiedliche Frauen, die sich kaum kennen oder sich nicht besonders mögen. Da ist die stets korrekte Chefsekretärin, die schicke Werbefachfrau, die Unscheinbare aus der Buchhaltung und dazu ...

Vier sehr unterschiedliche Frauen, die sich kaum kennen oder sich nicht besonders mögen. Da ist die stets korrekte Chefsekretärin, die schicke Werbefachfrau, die Unscheinbare aus der Buchhaltung und dazu die resolute Botin. Als teambildende Maßnahme wird eine Veranstaltung auf Helgoland angeordnet, ausgerechnet kurz vor Weihnachten und ausgerechnet in einem 4-Bettzimmer in einer Jugendherberge. Nicht alle Damen sind amused. Unfreiwillig bilden sie das Team „Zimtsterne“ und werden doch vom Ehrgeiz gepackt.
Ulrike, Jana, Miriam und Cordula schlagen sich gar nicht so schlecht, bis ein Schneesturm alle Pläne durchkreuzt. Die Rückreise muss verschoben werden, zumal eine der Damen erkrankt und nicht reisefähig ist. Kann ein leibhaftiger Nikolaus die Situation retten? Welche Rolle spielt der Inselarzt?
Heike Wanner hat einen Wohlfühlroman verfasst, nette und schwierige Charaktere vorgestellt und eine leichte Vorweihnachtsgeschichte geschrieben, die gut unterhält und sich flott wegliest.
Verlegt von Edel Elements.

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Veröffentlicht am 14.11.2020

Pflegeheim Horizont

Die Wahrheit über Metting
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Es war so. Es war schrecklich. Nicht das Aufwachsen in einem Pflegeheim, von ausschließlich alten oder kranken Menschen plus Personal umgeben, sondern die Eltern, verständnislos oder schwach. Eine Kindheit, ...

Es war so. Es war schrecklich. Nicht das Aufwachsen in einem Pflegeheim, von ausschließlich alten oder kranken Menschen plus Personal umgeben, sondern die Eltern, verständnislos oder schwach. Eine Kindheit, die Tomás dazu bringt, dieses Metting zu verlassen.
Metting, Ende der 1970er Jahre, geprägt von einem Dichter, dessen Werke zwar originell, aber irgendwie auch merkwürdig sind. Nun, er wird verehrt, das Gymnasium nach ihm benannt, touristische Führungen angeboten. Tomás ist pfiffig, gut in Mathe, hat aber beim Lesen und Schreiben Probleme. Seine Mutter hält ihn für lernbehindert, seine Lehrer sind gemein und voller Vorurteile.
Ein Porträt einer Kleinstadt, die einem als Ort erscheint, in dem man auf keinen Fall leben möchte. Spießige Bürger, schlechten Sitten verhaftet, kinderfeindlich, egoistisch, ungerecht.
Tom Liehr beschreibt Kindheit und Jugend so vorstellbar, so nah, dass man einen direkten Einblick in das Pflegeheim „Horizont“ und die dortige Schule nimmt. Sehr beeindruckend, Geschichte erlebbar.
Feinfühlig werden in einem Anhang die Lebensträume der Heimbewohner aufgeschrieben, kommentarlos und damit umso authentischer. Regt zum Nachdenken über eigene Wünsche an.
Berührender Roman aus dem Rowohlt Verlag.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Eiskalt und skrupellos

Nur Heringe haben eine Seele
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Rudolf Pleil brüstet sich gern damit, Frauen getötet zu haben, nennt sich „bester Totmacher Deutschlands“. Wegen eines anderen Mordes verhaftet, prahlt er damit, Morde, die bisher nicht aufgeklärt wurden, ...

Rudolf Pleil brüstet sich gern damit, Frauen getötet zu haben, nennt sich „bester Totmacher Deutschlands“. Wegen eines anderen Mordes verhaftet, prahlt er damit, Morde, die bisher nicht aufgeklärt wurden, begangen zu haben. Die angeberischen Geständnisse dieses Serienmörders erschüttern den Leser. Was für ein eiskaltes Monster spricht da, ohne Unrechtsbewusstsein, brutal, eitel.
Historische Gegebenheiten der 40-er und 50-er Jahre beleuchten die Verhältnisse dieser Zeit in Deutschland, die Gegebenheiten des mit Grenzen durchzogenen Landes und die wirtschaftliche Situation.
Pleil wuchs unter schwierigen Verhältnissen auf, gewiss, hat nur einen Fünfklassenabschluss, ist Epileptiker, Säufer, das alles erfährt man ungeschönt. Verständnis weckt das aber nicht, das Urteil „Lebenslänglich“ ist mehr als gerechtfertigt.
Pleil berichtet also ausführlich, hat ein sehr genaues Detailgedächtnis, beschreibt seine Taten in aller Abscheulichkeit und hält sich für einen schlauen Ehrenmann. Frauen sind für ihn überflüssige Biester, nur dazu da, seine Bedürfnisse und abartigen sexuellen Gelüste zu befriedigen. Psychiater und Kommissare, die ihn oft befragen, stellen fest, dass Pleil moralische Werte zwar kennt, sie allerdings für ihn nicht gelten. Er ist sehr eitel und für Lob empfänglich, stolz, schlagfertig, vielfach verschlagen und hat eine ausgesprochen lebendige Fantasie.
Dieser Historische True Crime Bericht von Fred Sellin schildert Rudolf Pleils spektakuläre Mordserie der Nachkriegszeit, ein Tatsachenbericht, ein Psychogramm eines gestörten Serienmörders. Unglaubliches und erschütterndes Material.
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur

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