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Veröffentlicht am 14.06.2020

Wunderbarer LGBT-Roman!

Royal Blue
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Um dieses Werk besonders wertzuschätzen und nicht nur die offensichtliche Storyline hervorzuheben, wollen wir in passender Art und Weise darüber schreiben. Die meisten Dialoge wurden in diesem Roman per ...

Um dieses Werk besonders wertzuschätzen und nicht nur die offensichtliche Storyline hervorzuheben, wollen wir in passender Art und Weise darüber schreiben. Die meisten Dialoge wurden in diesem Roman per Mail oder Textnachrichten verfasst, was die räumliche Distanz der Protagonisten Henry und Alex besonders deutlich machte. In diesem Sinne:

Von: troph@schizothekare.de

An: apos@schizothekare.de

Datum: 04.06.2020, 14:20Uhr

Betreff: Royal Blue

Herzallerliebste Lady Apos,

ich denke, es wird Zeit, dass wir uns mit unserem ersten „LGBT-Roman“ befassen. Ich war mir, wie du weißt, nicht sicher, ob dieser Roman denn etwas für uns ist. Der Hype auf Bookstagram war groß, aber die Aussicht auf eine Schmunzette ließ uns doch ein wenig zurückschrecken. Zum Glück haben wir uns aber dennoch mit diesem zauberhaften Werk befasst. Ich muss sagen, Alex und seine Art haben mich in Gänze überzeugt. Wie sieht es bei dir aus? Team Alex? Oder Team Henry? Muss man sich überhaupt entscheiden? Hmmm, eigentlich nicht, oder? Allerdings war ich von Seite 1 echt in Alex verliebt. Besonders mochte ich echt seine jähzornige, direkte Art, die aber nie irgendwie platt wirkte. Ich hatte extrem viel Spaß an seinem Fluchen und seiner doch herausragenden Intelligenz. Wie oft musste ich bei seinen Ausbrüchen wirklich lachen. Seine Entwicklung vom „Klatschspalten-Präsidentinnen-Sohn“ zu einer schillernden Person des Wahlkampfs und der „LGBT“-Bewegung war genial dargestellt und nie zu offensichtlich geformt. Ein Hoch auf den Schreibstil von Casey McQuiston. Sie hat es wirklich geschafft, ohne „Ich-Perspektive“ eine besondere Nähe zum erzählenden Charakter zu zeichnen. Ich könnte jetzt noch ins weitere Schwärmen geraten, bin aber echt interessiert daran, was du denn sagst?! Auch zur Story…die hab ich während des Schreibens nun gänzlich aus den Augen verloren, aber das kennst du ja nicht anders von mir.

Bin gespannt. XOXO, Troph



Von: apos@schizothekare.de

An: troph@schizothekare.de

Datum: 05.06.2020, 17:09 Uhr

Betreff: Re: Royal Blue

Horido Troph,

ich weiß was du meinst, ich hatte sehr, sehr lange gezögert bis ich zugestimmt habe, dieses Buch zu lesen. Am Ende hatte mich das im Klappentext beschriebene Setting überzeugt. Ich mein sind wir mal ehrlich: der Sohn der Präsidentin hasst den einen britischen Prinzen und um den Schein zu wahren, folgen wir einer diplomatischen Etikette. In meiner Vorstellung ein wahres Pulverfass und daher fiel dann schlussendlich auch die Entscheidung positiv aus. Und ja, ich bereue es in keinster Weise.

Es war klar, dass du Team Alex bist 😉 Vorpreschende, laute und zutiefst emotionsgesteuerte Charaktere liebst du halt. Und er ist auch sehr liebenswert. Aber wie du dir sicher denken kannst, bin ich durch und durch Team Henry – der still leidende, stets distanzierte und nur in ganz speziellen Momenten hoch emotionale Henry. Irgendwie haben diese Momente dann etwas ganz Besonderes. Und nicht zu vergessen – dieser typisch, trockene Humor der Briten. Herrlich pointiert und stilecht.

Ich weiß, du hälst mich jetzt wieder für total paranoid, aber ich will nicht zu viel zur Handlung schreiben. Der Typ von der NSA, der immer unsere Emails mitliest, will vielleicht nicht gespoilert werden. Aber eins darf auf keinen Fall unerwähnt bleiben: es wurde nie langweilig! Oder siehst du das anders? Und die Storyline war auch durchdachter als ich es erwartet hätte. Es hat sich am Ende alles perfekt zusammen gefügt und die unzähligen, offenen Fragen wurde beantwortet. Zumindest aus meiner Sicht. Ich weiß nicht, ob bei dir noch Fragen offen sind…

Mmmmh, immer wenn ich an das Buch denke, komme ich in so eine eigenartige Stimmung. Weißt du was ich meine? Ist irgendwie schwer zu erklären.

Apos



Von: troph@schizothekare.de

An: apos@schizothekare.de

Datum: 05.06.2020, 21:45Uhr

Betreff: Re: Re: Royal Blue

Aposi, meine Liebe,

auf deine Paranoia geh ich jetzt einfach mal nicht weiter ein, außer dass ich dir sage: „Chill doch einfach mal.“ Völlig Wurst, wer diese Mails liest. Ich weiß, du bist noch immer im Prinzen und Präsidententran, ABER unsere Mails sind von so geringer Relevanz, als dass sie jemand lesen würde. 😉

Natürlich hast du recht: ich musste einfach Team Alex sein. Dieser Charakter war aber auch einfach so unglaublich gut gezeichnet. Ich konnte mich unfassbar gut mit ihm identifizieren. Seine Gedanke zum Thema „Outing“ und generell zu seiner sexuellen Gesinnung waren einfach erfrischend anders. Keine abgedroschenen Dilemma, kein abgedroschenes Drama, sondern realistische Probleme und Auffassungen zu sich selbst und seiner Umgebung. Jaaaa, ein bisschen Sex war auch dabei, aber das möchte ich hier wirklich vernachlässigen.

Ich würde tatsächlich noch ein, zwei „Kleinigkeiten“ zum Thema Handlung erwähnen wollen. Irgendwie war doch klar, dass es ein „Happy End“ gibt oder? Aber ich konnte selbst auf den letzten Seiten noch nicht daran glauben und habe einfach die ganze Zeit mitgefiebert, gebangt und gehofft. Die Präsidentschaftswahl war natürlich während des ganzen Werks ein Thema, dass sie jedoch im letzten Viertel das Hauptthema des Buches wurde, damit hatte ich nicht gerechnet. Die Gänsehautmomente wurden selbst im politischen Wirrwarr noch mehr. Auch wenn ich gestehen muss, die ganze „Wahlmann-Sache“ noch nie so ganz durchdrungen zu haben, war ich das erste Mal wirklich gespannt, wie eine Wahl ausgeht.

Diese eigenartige Stimmung beim Gedanken an die Geschichte habe ich auch. Sie ist wirklich durchweg positiv. Warum auch immer gab das Buch Hoffnung und Kraft. Es ist einfach lebensbejahend und man fühlt sich sowohl während des Lesens, als auch danach, wirklich wirklich gut oder?

Ich muss langsam aber auch wirklich mit der Schreiberei hier aufhören. Ganz schön lang schon wieder die Nummer hier. Bitte lass mich doch noch wissen, wann wir wieder Torte verspeisen (selbst dabei denke ich nun an Alex und Henry. Geht dir das auch so?).

Lass von dir hören,

Deine Troph



Von: apos@schizothekare.de

An: troph@schizothekare.de

Datum: 06.06.2020, 00:24 Uhr

Betreff: Re: Re: Re: Royal Blue

Mitternächtliche Grüße,

sieh es mir nach, wenn hier ein bisschen Kauderwelsch steht. Die fortgeschrittene Stunde und zu wenig Koffein lassen mein Gehirn lediglich nur noch auf Sparflamme laufen. Ein Stück Torte wär jetzt toll- mit viel Schokolade und Himbeeren. Ein Träumchen – das mit dem Hineinfallen könnten wir ja vorerst weglassen. Aber sei auf der Hut, ein kleiner Schubser und du wärst eine Riesenpraline. Sehr nette Vorstellung.

Ich will gar nicht mehr viel zu dem Buch sagen. Es ist und bleibt ein sehr gutes Buch und das beste daran ist tatsächlich, dass man mit einem bestimmten Gefühl aus der ganzen Sache heraus geht. Du hast es selbst schon beschrieben, aber ich würde da wirklich noch ein Stück weiter gehen. Ich verließ dieses Lesevergnügen mit der Überzeugung, dass man mit den richtigen Leuten um sich herum und dem dadurch entstehenden Rückhalt, Berge versetzen kann. Seien diese auch noch so gewaltig. Und das hat mich nicht nur in eine sehr gute Stimmung versetzt. Es hat mich auch zuversichtlich gestimmt.

Sei’s drum, vielleicht spricht da gerade die Müdigkeit aus mir. Aber ich glaub eher nicht. Es ist für mich eine Tatsache und das ist ein absoluter Mehrwert den dieses Buch liefert.

Eine Überraschung durch und durch. Bei diesem Cover rechnet man mit so etwas einfach nicht.

So Praline. Hab eine geruhsame Nacht.

Auf bald, Apos.



Vielleicht erkennt ihr, liebe Leser, dass uns das Buch wirklich sehr gefallen hat. Auch Henry und Alex schrieben sich häufig Mails, die das Ganze äußerst dynamisch machten. Jede Seite ist lohnenswert und machte glücklich. Lest, unabhängig von eurem favorisierten Genre, einfach dieses Buch. Es macht glücklich!

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Eine neue Gesellschaft?

Die Gabe
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Diese Rezension wollen wir ausnahmsweise mal ganz klassisch mit der Wiedergabe des Inhalts beginnen. Der Klappentext fasst das Werk nämlich außergewöhnlich gut zusammen

Es sind scheinbar gewöhnliche Alltagsszenen: ...

Diese Rezension wollen wir ausnahmsweise mal ganz klassisch mit der Wiedergabe des Inhalts beginnen. Der Klappentext fasst das Werk nämlich außergewöhnlich gut zusammen

Es sind scheinbar gewöhnliche Alltagsszenen: ein nigerianisches Mädchen am Pool. Die Tochter einer Londoner Gangsterfamilie. Eine US-amerikanische Politikerin. Doch sie alle verbindet ein Geheimnis: Von heute auf morgen haben Frauen weltweit die Gabe – sie können mit ihren Händen starke elektrische Stromstöße aussenden. Ein Ereignis, das die Machtverhältnisse und das Zusammenleben aller Menschen unaufhaltsam, unwiederbringlich und auf schmerzvolle Weise verändern wird.
In diesem Werk steht die Frage „Wäre die Welt besser, wenn alleine Frauen herrschen würden?“

Wobei zu Beginn noch gar nicht klar ist in welche Richtung es den Leser in dieser Geschichte verschlägt. Erzählungen in drei Handlungssträngen, die sich über den ganzen Globus verteilen. Die USA, Großbritannien und Südafrika. Nach und nach verschlägt es die Protagonisten auch in den nahen Osten und in die ehemaligen Ostblockstaaten. Ein schlauer Zug die Handlung über den ganzen Globus zu zerstreuen, wenn es doch um die Frage der Weltverbesserung geht.

Das Ergebnis ist relativ schnell klar: „Nein.“ Dieser Roman kehrt die Machtverhältnisse lediglich um, ohne nennenswerte positive Auswirkungen. Wir lesen hier aus mehreren Perspektiven. Überwiegend weibliche Perspektiven, ein männlicher Protagonist. Wir lesen von einer neuen Religion, die fanatisch die „Göttin“ verehrt, von Politikerinnen, die im Wahn Kriege beginnen und von einer brutalen „Mafiabossin“. Unser männlicher Protagonist wird in dieser Gesellschaft als darstellender „Frauenreporter“ durchaus akzeptiert und kann sich zumindest anfangs in Gänze in die neue Struktur integrieren.

Der Grund seiner Integration könnte jedoch doppeldeutiger nicht sein. Er hilft die Kunde von der „Gabe“ – elektrische Entladungen können von Frauen durch Berührung eingesetzt werden – zu verbreiten und trägt so maßgeblich zur Umkehr der Machtverhältnisse bei.

Die Stimmung in diesem Werk ist typisch für eine Dystopie äußerst düster und beklemmend. Die Szenen absolut brutal und blutig dargestellt. Ohne groß zu Spoilern sei hier gesagt, dass das Verstörendste an diesem Werk die Vergewaltigungsszene an einem unschuldigen Mann war.

Und auf Grund dieser Szenen liest sich das Buch nach und nach eher wie eine antifeministische Doktrin und beschreibt Szenen, die man sich auch im schlimmsten Patriachat nicht auszumalen vermag.

Nimmt man übrigens den gesellschaftlichen und dystopischen Charakter des Werks weg und bleibt auf hoher Flugebene, reden wir von einem kurzweiligen, actionreichen Roman, der auf jeder Seite unterhält.

Und der es schafft, dass man sich wie in einem Tatsachenbericht gefangen fühlt.

Was jedoch am Ende auf jeden Fall bleibt, ist ein Gedankenspiel über die Entwicklung der Welt. Egal welcher religiöse Fanatismus, egal welche Herrschaftsform – alle sind sie inakzeptabel, sobald es sich in ein Ungleichgewicht und Extrem entwickelt.

Auch stellt das Buch unterschwellig die Frage, ob es eine reale, eine echte Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern überhaupt geben kann oder ob das Machtgefüge sich immer zu der Seite neigt, welche an körperlicher Überlegenheit mehr zu bieten hat.

Fazit: Wer ein dystopisches Werk mit Nachhall lesen will, der ist hier genau richtig und sollte zugreifen. Will man sich mit einem „Matriarchat“ beschäftigen, welches nicht zu literarisch ausschweifend ist, wie zB. Margaret Atwoods „Der Report der Magd“, sollte man es zwingend lesen und sich fragen: benötigen wir nicht eine neue Gesellschaftsform, die unabhängig von Geschlecht oder Religion vorherrscht?!

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Ein wahrlich episches Finale!

Nevernight - Die Rache
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Wenn man zu einem dritten Teil einer Trilogie greift, bedeutet das: es ist der letzte Teil, es wartet das große Finale, in dem sich alles zusammenfügt und den Leser dann glücklich oder gänzlich unzufrieden ...

Wenn man zu einem dritten Teil einer Trilogie greift, bedeutet das: es ist der letzte Teil, es wartet das große Finale, in dem sich alles zusammenfügt und den Leser dann glücklich oder gänzlich unzufrieden zurücklässt. Genau dies ist unser Problem. Wir beenden ungerne Reihen und diese machte da keine Ausnahme. Vielleicht erinnert ihr euch daran, dass wir vom ersten Teil mehr als begeistert waren und der zweite Teil uns einfach nur enttäuschte.

Vollkommen zwiegespalten, wie wir nun mal sind, standen wir vor diesem Werk. Natürlich landete es aus vollkommen rationalen und logischen Gründen in unserem Korb – gelesen haben wir es jedoch nicht direkt. Da brauchten wir dann noch eine Woche, um uns zu überwinden.

Der Klappentext gab jetzt nicht so viel her. Erwähnung fand, dass die Großen Spiele mit dem vermeintlichen Mord am Konsul endeten und Mia sich nun auf den Weg macht, sich und die Republik zu retten. Das war echt ganz gut als kurzer Reminder und versprach nicht zu viel.

Was dieses Buch, nein diese Reihe, zu etwas Besonderem macht sind ohne Zweifel die Charaktere. Begonnen bei der Protagonistin Mia Corvere – eine kaltblütiges, mordendes Kottermaul, tief in ihr versteckt sich jedoch die Sehnsucht im Kreis ihrer Lieben ein normales Leben zu führen. Ihr Innenleben ist eindringlich dargestellt und wie schon in den Teilen zuvor, wird einem schnell klar, dass es nicht nur schwarz oder weiß gibt. Mia ist Gejagte. Mia ist Jägerin. Mia ist Mörderin. Mia ist Geliebte. Kurz – Mia ist Mensch.

Dieses Konzept wird auf die meisten Charaktere angewandt und das ist es auch, was ein Verständnis beim Leser hervorruft. Was einen mitfühlen lässt – im gleichen Maße flucht und jubelt man. Das fluchen ist nur nicht so eindrucksvoll wie Kristoff es kann.

An dieser Stelle wollen wir nicht zu viel verraten, ABER: es tauchen Personen wieder auf, mit denen man nicht gerechnet hat

Nicht nur die Charaktere machten dieses Werk einzigartig, auch die erschaffene Welt war der Hammer. Jetzt sollte man meinen, dass in einem Finale jetzt nicht auch noch viele Sachen dazukommen dürfen, da man sie nicht mehr abschließend behandeln kann, aber Jay Kristoff kriegt es einfach hin. Wir reisen also durch viele Fleckchen der Welt und keine lässt Fragen offen. Detailreich und durchweg phantasievoll kann man hier abtauchen – immerhin hat man dazu 800 Seiten Zeit. Klingt aber eindeutig mehr als es letztendlich in der gefühlten Wahrnehmung war. Es gab keine einzige langweilige Seite. Das letzte Abenteuer von Mia ist einfach rasant, kurzweilig und durchweg spannungsgeladen.

Ab und an sind Kristoffs Settings sehr düster und die Stimmung sehr bedrückend. Das ist nichts, was negativ ins Gewicht fallen sollte, denn die Passagen sind sehr schlau gewählt. Sie untermauern den Kampf, die Notwendigkeit des Kampfes und die Ausweglosigkeit bei einer möglichen Niederlage nur und verweben so Handlung und Atmosphäre zu einem stimmigen Gesamtbild. Auch wenn diese überwiegen, gibt es dennoch viele Lichtblicke.

Da stimme ich vollständig zu. Die düsteren Szenen überwiegen, jedoch fällt man als Leser in kein Loch, da Jay es alleine in den altbewährten Fußnoten schafft, Sarkasmus, Witz und Charme in die Geschichte zu bringen ohne in die Handlung weiter einzugreifen.

Die vorherigen Worte dürften schon den Eindruck geweckt haben, dass Begeisterung ein zu geringes Wort für das Finale dieser Reihe ist. Selten hat sich in einem Finale alles so lückenlos zusammengefügt und alle losen Ende wurden von Kristoff zu einem robusten Faden gesponnen.

Jay Kristoff hat durch die Nevernight-Reihe einen hohen Stellenwert bei uns erhalten. Auch wenn der zweite Teil doch etwas enttäuschend war, so hat er als einer unserer Lieblingsautoren eine zweite Chance verdient und diese hat er mit dem Finale in vollem Umfang und zu absoluter Befriedigung genutzt.

Wir hoffen also definitiv auf ein SpinOff, so dass wir nicht ganz auf diese Welt verzichten müssen. Weitere, ganz andere Werke von ihm nehmen wir aber auch sehr sehr gerne.

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Zwei "Welten", zwei Perspektiven - wunderbarer Auftakt!

Zorngeboren - Die Empirium-Trilogie
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Bei diesem Werk wird es definitiv mal wieder Zeit für eine Ode an die Autorin und ihre Geschichte.[X1] Auch dieses Werk lag schon etwas länger bei uns auf dem SuB. Letztendlich haben wir uns eigentlich ...

Bei diesem Werk wird es definitiv mal wieder Zeit für eine Ode an die Autorin und ihre Geschichte.[X1] Auch dieses Werk lag schon etwas länger bei uns auf dem SuB. Letztendlich haben wir uns eigentlich nur zum Zugreifen entschieden, weil uns das Hardcover-Format gerade so zusagte.

Es sollte aber zumindest einen von Zweien nicht enttäuschen, sondern sogar übertrieben begeistern – in diesem Fall mich (Troph): Was kann es bitte besseres geben als eine heldenhafte Protagonistin? Ja genau: Zwei. In diesem Werk wird die Entwicklung und Geschichte zweier Königinnen erzählt, die ein ganzes Reich retten oder zerstören können, allein durch ihre abgefahrenen Fähigkeiten. So lernen wir also Rielle und Eliana kennen. Die beiden befinden sich in unterschiedlichen Zeiten und haben erstmal nichts miteinander zu schaffen. Die Eine ist eher angepasst, die Andere ein bisschen rotzig und erfrischend ehrlich.

Rielle fristet ein bisschen ihr Dasein bei Hofe und findet erst zu sich als sich ihre Kräfte bei der Rettung ihres Liebsten zeigen. Sie ist anfangs ein bisschen überfordert, fügt sich aber schnell ihrem Schicksal, dass sie die Retterin der Welt sein soll. Sie muss sich nun beweisen und dazu diverse Prüfungen bestehen. Um nicht zu Spoilern, lassen wir das einfach mal so stehen. Für mich war sie jedoch die vermeintlich „schwächere“ Protagonistin.[X2]

Meine Lobpreisung gilt der wundervollen Eliana. Hach, was hab ich sie liebgewonnen.[X3] Ihre größte Stärke anfangs ist vor allem das Sprücheklopfen. Sie ernährt ihre Familie damit, dass sie für das Imperium Verräter aufspürt und diese im Zweifel auch tötet. Niemand ist sicher vor ihr, wenn man sie oder ihre Familie angreift. Anstatt lange zu schnattern, wünscht sie einfach all diesen vermeintlichen Gegnern den Tod. Wirklich herrlich.[X4] Auch bei ihr stellt sich nach und nach heraus, dass sie besondere Fähigkeiten besitzt und das Potenzial hat, ihre Welt zu retten oder zu zerstören. Bei ihren Prüfungen handelt es sich jedoch um gänzlich andere als bei Rielle. Sie muss die harten Prüfungen des Lebens bestreiten uns meistert sie auf ihre ganz besondere Art auch.

Das Speziellste und wirklich Tollste an der ganzen Geschichte war jedoch, wie durchdacht die Erzählung war. Entwickelte sich etwas bei der einen Protagonisten, so wurde exakt dieser Handlungsstrang auch bei der anderen Protagonistin nachgezogen – angepasst natürlich auf die jeweilige Welt. Es war wirklich erstaunlich und unfassbar spannend, was auf diesen 600 Seiten so passiert ist. [X5]

Ich würde tatsächlich sofort weiterlesen und kann jedem den Auftakt dieser Trilogie nur ans Herz legen.

X1 Der Vollständigkeit halber muss hier erwähnt werden, dass nur 50% der Autoren diese Aussage unterstützen. Die anderen 50% enthalten sich aus reiner Höflichkeit.

X2 Die Geschichte von Rielle plätschert dahin, eine richtige Meinung bildet man sich zu ihr nicht. Man liest jedoch weiter, denn irgendwas will einen wissen lassen wie es weiter geht. Es ist jedoch in keinster Weise auszumachen woran das liegt. Eine durchaus befremdliche Leseerfahrung.

X3 Hach, was habe ich sie gehasst!

X4 Ihre größten Schwächen als glaubwürdiger Charakter: Düstere Charaktere haben ihren Reiz. Sie polarisieren, sie schockieren, sie sind moralisch fragwürdig. Doch das sollte konsequent sein. Stellt sich also ein Charakter selbst als hart und unüberwindbar dar und wird beim ersten Anzeichen von nun bevorstehenden Opfern eine 180 Grad Wende eingelegt und eine leuchtend helle Seite kommt zum Vorschein, so kann man ihn nicht mehr ernst nehmen. So auch bei Eliana. Sie wechselt mit einer unvergleichlichen Unstimmigkeit zwischen kaltherziger Brutalität, Angst vor Verlusten und Scham über über ihr eigenes Tun. Man kommt an einen Punkt, an dem man sie am liebsten schütteln und eine Brandrede über Authenzität halten möchte.

X5 Es hat mich wirklich sehr viel Kraft, Konzentration und Durchhaltewille gekostet, dieses Buch zu Ende zu lesen. Mit nicht nur ein bisschen Stolz kann ich hier verkünden, dass ich es geschafft habe. Wut und Verzweifelung über einen nicht durchdachten Storyaufbau, exemplarisch hier der Prolog, der beim aufmerksamen Lesen viel zu viel vorweg genommen hat, die Schaffung einer neuen Welt, die an sich unrund wirkte, weil das Augenmerk zu sehr auf die Handlung gelegt wurde und nicht darauf diese harmonisch in dieser einzubetten und zwei Protagonistinnen, die sich falsch anfühlten.

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Lesehighlight Frühjahr 2020

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
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Was uns erstmal fesselte: Ein Protagonist, der Figuren oder Dinge aus Büchern „herauslesen“ kann. In dem beschriebenen Abenteuer liest er Uriah Heep aus Charles Dickens‘ „David Copperfield“.. Ok wir müssen ...

Was uns erstmal fesselte: Ein Protagonist, der Figuren oder Dinge aus Büchern „herauslesen“ kann. In dem beschriebenen Abenteuer liest er Uriah Heep aus Charles Dickens‘ „David Copperfield“.. Ok wir müssen gestehen, dass wir nicht so sehr in der klassischen Literatur unterwegs sind und Uriah Heep erstmal googlen mussten, ABER: herauslesen? Herauslesen und Abenteuer mit Romanfiguren klingt doch super!

Ein Glück bewahrheitete sich hier unser erster Eindruck und zwar die kompletten 600 Seiten lang.

Und hier sollte zum ersten Mal der Autorin Respekt gezollt werden, auch wenn es bei weitem nicht meine Art ist großes Lob auszusprechen ohne nicht doch das ein oder andere Haar in der Suppe finden zu sollen. An dieser Stelle jedoch: Ehre wem Ehre gebührt!

600 Seiten Erzählfluss ohne Durststrecke, ohne Handlungsloch, ohne unnötig Nebenschauplätzen. Die Doktrin von Dickens – „jedes Wort in einem Buch hat seinen Sinn“ – wurde im Aufbau, dem Plot und sämtlichen Handlungsfäden bibliophil gelebt. Eine Geschichte, durchdacht bis zum Ende.

Die Geschichte selbst überraschte übrigens auch sehr. Im Gegensatz zum Klappentext vermochte sie mit einem Abenteuer vieler Romanfiguren zu überzeugen. Uns liefen Dorian Grey, Sherlock Holmes und Lady MacBeth über den Weg. Ein besonderes Highlight war auch die Erwähnung der wütenden, explodierenden Anna Karenina oder den dauerhaft grummeligen Heathcliff aus Sturmhöhe. Jede Figur war detailreich gezeichnet und trug ihren Teil zur Geschichte bei. Im Großen und Ganzen geht es darum, dass in der realen Welt einige Romanfiguren leben, die herausgelesen wurden. Sie leben an einem eigenen Ort, welcher in Gefahr ist und von Charley, Rob und Konsorten beschützt werden will.

„Ein Ort, welcher […] beschützt werden will“ ? Eigenartige Formulierung – so denkt ihr? Mitnichten!

Nach der Lektüre dieses Buches sind wir uns einer Sache bewusst: Es vermag viel literarisches Können Figuren zu erschreiben, die andere Autoren geschaffen haben und sie so authentisch erscheinen zu lassen. Aber es bedarf noch einiges mehr eine Straße aus einer Zeit zu erschaffen, die uns selbst auch nur aus Erzählungen geläufig ist und diese so lebendig und voller Charakter zu schreiben, dass man sich selbst fast in dieser Straße verliert. Dafür brauch es nicht nur literarisches Geschick, sondern auch Stil.

Apropos Stil.

Vom Erzählstil waren wir zunächst sehr überrascht. Anstatt uns in der Haut des „Herauslesers“ Charley Sutherland zu befinden, wurde die Geschichte von seinem Bruder Rob (ohne besonderen Fähigkeiten) erzählt. Direkt auf den ersten Seiten macht er als erzählender großer Bruder deutlich, wie genervt er eigentlich von der Gabe von Charley ist. Und ja, wir konnten jeden Satz mitfühlen. Charley war und ist das Wunderkind der Familie. Studium in Oxford und Doktortitel mit 26 Jahren. Klingt nach einem Überstreber, stellt sich jedoch im weiteren Verlauf als ein Riesenchaot heraus. Wirklich sehr schön gemacht. Wir konnten uns sowohl in den einen als auch in den anderen Charakter komplett hineinversetzen.

Die Perspektive, aus der meist erzählt wird, ist die des Bruders Rob. Doch ab und an kommen wir in den Genuss in den Kopf des Literaturgenies zu schauen – Tagebucheinträge eines 12 jährigen Genies haben ihren Reiz. Gerade wenn hoch intellektuelle Sichtweisen auf kindliche Naivität treffen, kommt man aus dem Staunen nur schwer heraus und ist umso mehr gefesselt von diesem Buch.

Auch toll war das Setting der Geschichte. Anstatt die üblichen, ausgelutschten Orte Europas spielt dieses Werk in einem Ort in Neuseeland. Landestypische Aspekte, die auch überraschen, finden hier genauso Einzug in die Geschichte, wie die Romanfiguren aus England. Absolut gelungene Verknüpfung von „Welten“.

Man kann die maximale Begeisterung einfach nicht in Worte fassen. An diesem Werk war einfach alles gelungen.

Dem ist nichts hinzuzufügen!

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