Wie weit bist du breit, für deinen Erfolg zu gehen?
Late NightLouisa ist nicht nur jung und sehr attraktiv, sondern auch hoch intelligent. Als Programmiererin hat sie eine revolutionäre App entwickelt, die Autisten das Leben erleichtern soll. In der Fernsehshow ...
Louisa ist nicht nur jung und sehr attraktiv, sondern auch hoch intelligent. Als Programmiererin hat sie eine revolutionäre App entwickelt, die Autisten das Leben erleichtern soll. In der Fernsehshow „Unter Haien“ sucht sie nun einen Investor für ihr Start-up- Unternehmen. Als Ruben Stephanski, der erfolgreiche Selfmade-Millionär ihr einen Deal anbietet, scheinen sich all ihre Wünsche zu erfüllen. Allerdings hat Louisa nicht mit dem Gefühlschaos gerechnet, dass Ruben in ihr auslöst.
Bei „Late Night“ handelt es sich um den ersten Teil der „Unter Haien“ Dilogie. Sehr positiv hervorzuheben ist, dass es sich um einen abgeschlossenen Roman handelt. Der zweite Teil der Dilogie wird sich dann hauptsächlich um andere Personen handeln, die man aber hier schon teilweise kennenlernen durfte.
Der Roman lässt sich gut und flüssig lesen und hat mir Einblicke in viele interessante Bereiche ermöglicht. Durch Louisas Schwester werden die Alltagsprobleme von Autisten sehr anschaulich aber auch durchaus humorvoll dargestellt. Für mich ist es sehr spannend, einen kleinen Einblick in diese mir doch sehr fremde Welt zu erhalten.
Völlig konträr dazu erlebte ich dann die erfolgsgetrimmte Geschäftswelt in der Ruben sich bewegt. Hier geht es nur um Geld, Erfolg und Macht. Dort ist kein Platz für Menschlichkeit oder Gefühle.
Louisa ist eine faszinierende Person: idealistisch, hochintelligent, ehrlich und absolut liebenswert. Oft muss sie mit Vorurteilen kämpfen und sich doppelt und dreifach beweisen, da sie nicht nur schlau sondern auch noch sehr attraktiv ist. Die Entwicklung Louisas im Laufe der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie wird immer selbstbewusster, stärker und kämpferischer, verrät dabei aber nie ihre Ideale und bleibt sich selbst treu.
Ruben ist der völlige Gegensatz zu Louisa. Bei ihm dreht sich alles um den Erfolg. Er hat keine Zeit für normale Dinge, sondern lebt sein Leben auf der Überholspur. Lange bin ich nicht wirklich warm geworden mit Ruben. Oft wirkt er unnahbar und berechnend. Zwischendurch gab es immer mal wieder sympathische Züge, die aber schnell wieder im Hamsterrad des Erfolges unter gingen. Erst als ich erkannte, dass Ruben für seinen Erfolg einen schrecklichen Preis zahlen muss, wurde er mir immer sympathischer.
Nora Welling beschreibt nicht nur die Hauptfiguren sehr rund und lebensnah, sondern lässt auch ihre Nebenfiguren sehr lebendig werden. Insbesondere Louisas autistische Schwester habe ich ins Herz geschlossen. Aber auch Esther, die Louisa zu einer guten Freundin wird oder Timon, Rubens Freund um den sich der zweite Teil der Dilogie dreht, sind sehr interessante Personen.
Fazit:
„Late Night“ hat mir wirklich gut gefallen. Der Roman lässt sich toll lesen und beschränkt sich nicht nur auf die Liebesgeschichte, sondern packt auch Probleme an. Außerdem finde ich es toll, dass es sich nicht um die klassische Geschichte handelt (bemitleidenswerte Frau muss von starkem Supermann gerettet werden), sondern Louisa eine wirklich starke, tolle Frau ist und Ruben eben auch seine dunklen Seiten und Schwächen hat. Zusammen sind sie ein tolles Team.
Einziger Kritikpunkt aus meiner Sicht ist das etwas schnelle Ende, welches mir zu konstruiert und märchenhaft erscheint. Hier hätten für meinen Geschmack noch ein paar Kapitel mehr den Weg zum Ende erzählen können. Im Epilog wurde es mir dann auch etwas zu rosarot, was grundsätzlich nicht schlecht ist, aber in diesem Fall nicht so ganz für mich passte.