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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2024

Für Neulinge und als Ergänzung für Fans empfehlenswert

Stolz und Vorurteil
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

„Stolz und Vorurteil“ ist eine zeitlose, wunderschöne Liebesgeschichte – und eine der ältesten und besten „enemies to lovers“-Geschichten überhaupt. Es geht um die ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

„Stolz und Vorurteil“ ist eine zeitlose, wunderschöne Liebesgeschichte – und eine der ältesten und besten „enemies to lovers“-Geschichten überhaupt. Es geht um die Gesellschaft der damaligen Zeit, um Emanzipation von der Familie, um Liebe und darum, wie sehr der Eindruck täuschen kann…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: keine Einteilung in Kapitel, sondern in Jahreszeiten

Inhaltswarnung: ---
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: ---

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- historische Romane
- enemies to lovers (Trope)
- Slow-Burn-Liebesgeschichten
- Fokus auf Familie, Vorurteile und Gesellschaft

Lieblingszitate

„Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle mit einem schönen Vermögen nichts dringender braucht als eine Frau.“ Seite 6

Meine Rezension

Als ich als Teenie zufällig die Verfilmung von „Stolz und Vorurteil“ (2005) im Fernsehen gesehen hatte, war es um mich geschehen! Meiner Meinung nach hat Jane Austen mit ihrem Roman eine der schönsten und zeitlosesten Liebesgeschichten überhaupt geschrieben. Vielleicht hat damit auch meine Liebe zur Trope „enemies to lovers“ erst so richtig begonnen... Den Film habe ich mittlerweile unzählige Male gesehen (Matthew Macfadyen ist ganz EINDEUTIG der beste Darcy aller Zeiten, don’t @ me, Colin-Firth-Army!), das Buch natürlich auch gelesen (und gemocht, wenn auch nicht ganz so sehr wie den Film, ich weiß – Blasphemie!) und sogar Prüfungen über den Roman abgelegt und an der Uni Seminararbeiten darüber geschrieben. Nun dürft ihr dreimal raten, wie lange ich überlegen musste, ob ich die neu erschienene Graphic Novel zum Buch lesen würde… richtig – 0 Sekunden! ;)

Doch ist diese Interpretation der Geschichte wirklich ein absolutes Must-read, an dem kein Weg vorbeiführt? Zuerst einmal die ernüchternde Antwort: Nein, man muss sie nicht unbedingt gelesen haben, wenn man bereits Buch und Film (oder Serie) kennt. ABER ist es eine schöne Ergänzung für Fans und all jene, die sich für die Liebesgeschichte interessieren, aber sich (noch) nicht an den Klassiker herantrauen? Absolut! Die Zeichnungen wirken sehr ästhetisch (sie sind echt schön anzuschauen!) und atmosphärisch und passen sehr gut zur Story. Ein Prise Humor lockert die Handlung auf (wie im Original). Ich habe das Buch tatsächlich in einer Sitzung durchgelesen, weil mich die Geschichte auch hier wieder gefesselt und einfach verzaubert hat! Dieses Kribbeln, diese Begeisterung, diese Liebe zu den Figuren – das alles kam wieder hoch. Es ist eben einfach sooo eine schöne Liebesgeschichte! Aus feministischer Sicht ist es zudem echt beeindruckend, wie weit Jane Austen und ihre intelligente, starke, sture Protagonistin ihrer Zeit voraus waren!

Für meinen Geschmack hat sich die Graphic Novel allerdings doch etwas zu sehr am Film orientiert UND es war sogar für mich schwer (als Person, die die Handlung und Figuren bereits sehr gut kennt), Lizzy und ihre Schwestern visuell auseinanderzuhalten – wie wird es da erst Einsteiger*innen gehen? Hier hätte ich mir mehr Wiedererkennungswert bei den Gesichtern gewünscht… Zudem stimme ich jenen Rezensionen zu, die kritisieren, dass manche Dialoge/Szenen/Handlungsstränge sehr stark gekürzt wurden, wodurch manchmal ein bisschen der Kontext bzw. wichtige Informationen (z. B. zur Vorgeschichte) fehlen. Diese Leerstellen werden leider nicht gut genug erklärt. Für all das gibt es einen Stern Abzug.

Mein Fazit

Die Graphic Novel zu „Stolz und Vorurteil“ ist für mich zwar kein absolutes Must-read, aber schön anzuschauen und eine gelungene Ergänzung für Fans dieser unvergesslichen und berührenden Liebesgeschichte ist sie allemal! Auch wer die Geschichte schon immer lesen wollte, sich aber aus irgendeinem Grund (noch) nicht an den Klassiker herantraut, wird mit dieser kurzweiligen, leicht verdaulichen Version sicher seine_ihre Freude haben!

Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 5 Lilien ♥
Umsetzung: 4 Lilien
Worldbuilding: 4 Lilien
Einstieg: 4 Lilien
Ende: 3 Lilien
Schreibstil: 3 Lilien
Illustrationen: 5 Lilien ♥
Protagonistin: 5 Lilien ♥
Figuren: 5 Lilien ♥
Spannung: 5 Lilien ♥
Wendungen: 5 Lilien ♥
Atmosphäre: 5 Lilien ♥
Emotionale Involviertheit: 4 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 5 Lilien ♥
Einzigartigkeit: 3 Lilien

Insgesamt:

☆★☆★ Sterne

Dieses Buch bekommt von mir vier Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.07.2024

Ruhige Dystopie mit Anspruch und „schönem“ Schreibstil – hat mir gut gefallen…

Unsre verschwundenen Herzen
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Die nahe Zukunft: Nach einer Wirtschaftskrise und dem Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung wurde das Gesetz „PACT“ verabschiedet, das angeblich die amerikanische ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Die nahe Zukunft: Nach einer Wirtschaftskrise und dem Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung wurde das Gesetz „PACT“ verabschiedet, das angeblich die amerikanische Kultur vor schädlichen asiatischen Einflüssen schützen soll und das die USA zur Diktatur macht. Es herrscht eine Atmosphäre des gegenseitigen Misstrauens, Nachbar*innen verraten sich gegenseitig, asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert, ihre Kinder werden ihnen weggenommen. In dieser Gesellschaft lebt Bird (12 Jahre), dessen Mutter vor zwei Jahren verschwunden ist und als Landesverräterin und Terroristin gilt. Als er einen rätselhaften Brief erhält, beschließt er, sich auf die gefährliche Suche nach ihr zu machen…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, hauptsächlich Präsens, aber auch Präteritum
Perspektive: männliche (überwiegend) und weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel

Inhaltswarnung: (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen, Blut, tote Tiere, Trauer, Verlust, Diskriminierung, Rassismus
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Fo+++, Hu++

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Dystopien
- eher anspruchsvoller Schreibstil
- ruhige Erzählweise
- wenig Spannung
- Fokus auf das Innenleben der Figuren, auf ihre Entwicklung
- Rassismus, Liebe zum Kind, Rebellion und Unterdrückung als zentrale Themen
- viele lange Rückblenden

Lieblingszitate

„Niemand darf davon erfahren, erwidert sie. Wenn das ans Licht kommt, werden andere leiden – sehr leiden.“ Seite 139

„Sein Vater ist seit Jahren kein Professor mehr, aber er kann es sich nicht abgewöhnen, den Lehrer zu spielen. Sein Gehirn ähnelt einem großen, in seinem Schädel eingesperrten Hund, der ruhelos auf und ab geht und sich nach Auslauf sehnt.“ Seite 40

„Die Bibliothek ist eine Geisterstadt, und er, der noch lebt, dringt in das Land der Toten ein. Mit einem Finger fährt er ein leeres Regal entlang und hinterlässt in der dicken Staubschicht eine saubere helle Linie.“ Seite 72

„Ah, sagt die Bibliothekarin mit einem zufriedenen Seufzen, im Tonfall von jemandem, der ein Geheimnis gelüftet, ein Rätsel entschlüsselt und unter dem X den Schatz gefunden hat.“ Seite 78

Meine Rezension

Vor einigen Jahren habe ich „Kleine Feuer überall“ von Celeste Ng gelesen (mittlerweile wurde es sogar verfilmt) und es ist mir recht positiv in Erinnerung geblieben. Deshalb war für mich klar, dass es nicht mein letztes Buch von dieser Autorin bleiben sollte – und „Unsre verschwundenen Herzen“ schien mit seinem dystopischen Setting wie für mich gemacht. Schnell landete es also auf der Wunschliste.

Es folgten: zwei Versuche, das Buch zu lesen. Beide Male habe ich es jedoch nach einigen Seiten wieder abgebrochen, weil ich einfach nicht in die Geschichte gefunden habe. Beim dritten Mal hat es dann aber endlich geklappt und ich habe es (trotz lesetechnischer Höhen und Tiefen) durchgezogen. Doch hat sich das überhaupt gelohnt? Ich würde sagen: ja. Wie auch schon „Kleine Feuer überall“ hat mir „Unsre verschwundenen Herzen“ wieder gut gefallen – Lesehighlight war es allerdings (wieder) keines.

Zuerst möchte ich über die Stärken des Romans sprechen: Auf ganzer Linie überzeugt hat mich hier der ruhige, anspruchsvolle, aber trotzdem sehr angenehm und flüssig lesbare Schreibstil mit seinen kreativen und wunderschönen Vergleichen. Ich habe mir hier einige Stellen markiert! Celeste Ng ist meiner Meinung nach eine unglaublich gute Geschichtenerzählerin! Auch das Setting (USA, Diktatur), die dichte Atmosphäre (man kann sich alles sehr gut vorstellen) und die Wahl und tiefgründige Behandlung der Themen (Liebe zum Kind, Verlust, Unterdrückung, Rebellion, Identitätsfindung, Diskriminierung, Rassismus) haben mir wirklich gut gefallen. Pluspunkte gibt es für die kreativen Protestformen, die im Buch beschrieben werden – sie alle wurden von realen Ereignissen inspiriert. Zudem werden die Figuren sehr liebevoll gezeichnet, bekommen alle ihre Eigenheiten und Kanten (sodass man das Gefühl bekommt, es mit echten Menschen zu tun zu haben) und entwickeln sich auf glaubwürdige Weise weiter.

Aus feministischer Sicht bin ich mit diesem Buch weder ganz zufrieden noch von ihm wirklich enttäuscht: Ja, es gibt sie zwar, die positiven Vorbilder – die mächtigen, intelligenten und starken Frauen und den feinfühligen alleinerziehenden Vater (ein Linguist mit großer Liebe zu Sprache, deshalb meine Lieblingsfigur ♥), aber leider eben auch einige Rollenklischees, einen Fokus auf das erfüllende Leben als Hausfrau und Mutter und eine Frau, die ihre beste Freundin für einen Mann aus ihrem Leben streicht (sehr unsympathisch!).

Folgende Dinge haben mich außerdem gestört und dafür gesorgt, dass es am Ende nur für ganz knappe 4 Sterne gereicht hat: Vor allem im Mittelteil fand ich „Unsre verschwundenen Herzen“ stellenweise zu langatmig und zu langsam, was das Erzähltempo betrifft. Besonders die (sehr) langen Rückblenden hätte man hier kürzen können. Ich konnte es problemlos ein paar Tage – ja, sogar eine Woche – komplett beiseitelegen, um in der Zwischenzeit etwas anderes zu lesen. Das ist meistens kein wirklich gutes Zeichen. Genervt haben mich außerdem die fehlenden Anführungszeichen (dadurch wird ein Buch nicht tiefgründiger, nicht cooler, nicht literarischer, also lasst es bitte einfach, liebe Verlage!), und das Ende war mir eine Spur zu offen, da manche Fragen auf unbefriedigende Weise unbeantwortet bleiben…

Mein Fazit

„Unsre verschwundenen Herzen“ ist ein solider Roman, der mich zwar gut unterhalten hat, aber für mich kein Lesehighlight war. Wer ruhige Dystopien mit Anspruch und Tiefe mag und Wert auf einen „schönen“ Schreibstil legt, wird mit dieser Geschichte sicher seine Freude haben. Und auch ich werde in Zukunft bestimmt wieder einmal zu einem Buch der Autorin greifen…

Bewertung

Cover / Aufmachung: 2 Sterne (gefällt mir nicht, sorry)
Idee: 4 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 4 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 2 Sterne
Ende: 3,5 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonist: 4 Sterne
Figuren: 4 Sterne
Spannung: 3 Sterne
Pacing/Tempo: 2 Sterne
Wendungen: 3 Sterne
Atmosphäre: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3,5 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 3 Sterne
Einzigartigkeit: 4 Sterne

Insgesamt:

☆★☆★ Sterne

Dieses Buch bekommt von mir vier Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2024

Nicht nur enttäuschend, sondern aus feministischer Sicht auch problematisch!

The Queen Will Rise
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Achtung! Die Rezension enthält leichte Spoiler!

Inhalt

Sie hatte geplant, ihn zu töten, doch dann hat sie sich in ihn verliebt… Nun sitzt Florence im Kerker, ist aufgeflogen, gilt als Verräterin und ...

Achtung! Die Rezension enthält leichte Spoiler!

Inhalt

Sie hatte geplant, ihn zu töten, doch dann hat sie sich in ihn verliebt… Nun sitzt Florence im Kerker, ist aufgeflogen, gilt als Verräterin und das einzige Gefühl, das Benedict ihr nun noch entgegenzubringen scheint, ist Hass. Unterdessen gerät er politisch immer mehr unter Druck. Kann Florence helfen und damit ihre Fehler wiedergutmachen?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band 2/2
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präsens
Perspektive: weibliche UND männliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis etwas länger

Inhaltswarnung: Blut, Tod, Gewalt, Gewalt gegen Frauen, sexualisierte Gewalt
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: --- ♥

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Enemies to lovers
- Hassliebe
- Romantasy mit Dark-Romance-Einschlag
- wenig Worldbuilding
- handlungsarme Geschichten mit Fokus auf die Beziehung
- Vampire
- Leben am Königshof

Zitate

„Schon seit mich Benedict zu seiner Blutblut gemacht hat, war ein Happy End unmöglich.“ Seite 49

„Aus der Hitze unserer Auseinandersetzung wird ein Knistern auf meiner Haut, ein Glimmen in meiner Magengrube, ein Glutnest in meinem Scheiterhaufen von einem Herz. Florence und ich sind nur einen Windstoß von einem Wandbrand entfernt […]“ Seite 240

„Sie hat mich vom ersten Tag an herausgefordert, war mir immer ebenbürtig. Und das kam mir richtig vor.“ Seite 128

Meine Rezension

„When the King Falls” war damals – ich gebe es zu – in Wirklichkeit ein Coverkauf, doch vollkommen unerwartet hat es sich dann als echtes Vampir-Romantasy-Highlight entpuppt. Ich habe so mitgefühlt und mit Florence mitgefiebert! An der Fortsetzung führte daher kein Weg vorbei – entsprechend hoch waren auch meine Erwartungen.

Doch konnte mich auch Band 2 wieder so begeistern und emotional mitreißen wie der Auftakt? Nein, leider nicht, denn er hat mich leider ziemlich enttäuscht. Gewünscht habe ich mir mehr von dem, was ich so geliebt habe – bekommen habe ich: etwas anderes. Er fühlte sich nämlich wie ein Crossover von „When the King Falls“ und „50 Shades of Grey“ an – und zwar leider nicht auf eine gute Art. Eigentlich hat sich bei mir schon ein leicht mulmiges Bauchgefühl eingestellt, als ich die Triggerwarnung sah (im Print-Buch leider nicht enthalten!), denn dort stand, Consent wäre trotz härterer Szenen „grundsätzlich“ immer gegeben. Wieso braucht man dieses kleine Wörtchen, wenn man sich absolut sicher ist? „Sehr verdächtig!“, dachte ich mir misstrauisch – und sollte Recht behalten.

Gerade das, was ich nämlich am ersten Band so geliebt habe – den Feminismus, die absolut UNtoxische Beziehung auf Augenhöhe, die süße, kribbelnde Romantik, den liebevollen, empathischen und rücksichtsvollen Love Interest, den Consent, auf den so genau geachtet wurde – das alles war in Band 2 plötzlich verschwunden, fast als hätte eine andere Person dieses Buch geschrieben… oder als wollte hier jemand unbedingt auf den Dark-Romance-Zug aufspringen (ganz schlechte Entscheidung!), auch wenn dieser ÜBERHAUPT nicht zur Geschichte und den Figuren passt, die man ja in Band 1 schon sehr gut kennengelernt hat. Ich fühlte mich in Band 2 plötzlich an „50 Shades of Grey“ erinnert – wenn unsere (vormals) starke Protagonistin darum fleht, von unserer (früheren) Green Flag Benedict „bestraft“ zu werden und ihm verspricht, alles zu tun, was er wolle, SOLANGE er sie danach auch (hart) „f----" – was ER ihr in einer ziemlich unglaubwürdigen und leicht peinlichen Rede auch verspricht.

Wir beide – Marieke Kessler (Bookstagrammerin) und ich, die gemeinsam dieses Buch gelesen haben – waren, gelinde gesagt, sehr irritiert. Nichts läge mir ferner als Kinkshaming (Kinks sind für mich, auch in Büchern, kein Problem, solange zu jedem Zeitpunkt Consent besteht), doch mich hat gestört, dass diese Szenen 1) vollkommen aus dem Nichts kamen, 2) überhaupt nicht zu den Figuren passten, weswegen ich beide in ihren neuen „Rollen“ 0 ernst nehmen konnte, 3) gänzlich unerwartet auf einen einprasseln, weil man so eine 180-Grad-Wendung bei einer Fortsetzung mit den gleichen Figuren logischerweise NICHT erwartet, 4) teilweise auch schlecht/klischeehaft/übertrieben geschrieben waren, sodass sie sehr unangenehm (cringe!) zu lesen waren.

Das größte Problem, das ich aber mit der Richtung, in die sich diese Reihe entwickelt hat, habe, ist, dass es in Band 2 zu einer sehr harten und groben S—szene kommt (Seite 245-251, wer nachlesen möchte), obwohl es KEINERLEI Absprachen und Safewords im Vorhinein gibt und Consent NICHT zu jeder Zeit von Benedict sichergestellt wird. Im Gegenteil, es fallen noch Aussagen wie „letzte Chance, Stopp zu sagen“… Nein, es ist nie zu spät, Stopp zu sagen, verdammt! Außerdem wusste Florence doch nicht einmal, worauf sie sich da genau einlässt. Benedict bemerkt in dieser Szene nicht einmal, dass er sie verletzt – und wird damit von der grünen zur Red Flag, vor der man seine Freundin warnen würde. Auch in solchen Momenten muss ich mich doch soweit im Griff haben, dass ich merke, wie es meiner Partnerin geht – hier kann ich wirklich nur den Kopf schütteln! Er fühlt sich IMMERHIN danach schlecht, entschuldigt sich und scheint zu merken, dass es falsch war, was er mit Florence angestellt hat (zu Recht!). Ein ehrliches und ernsthaftes Gespräch hätte diese Szene – aus der Florence mit blauen Flecken und Verletzungen, wimmernd, wie ein Häufchen Elend [seine Worte] geht! – vielleicht noch irgendwie retten können, aber SIE behauptet danach, dass angeblich alles okay wäre und sie das alles auch gewollt habe. Also sorry, aber das kann ich ihr nicht glauben! Auf mich hat es gewirkt, als wäre Florence so erschlagen und überfordert gewesen von Benedicts rücksichtslosem/empathielosem Verhalten (verständlich!), dass sie in dem Moment nicht einmal selbst gewusst hat, was sie überhaupt noch will und was nicht.

Ein großer Fehler war es hier, diese Szene auch noch aus der Sicht des Mannes zu beschreiben (Male Gaze), sodass wir nicht wissen, was Florence da wirklich durch den Kopf gegangen ist. Über diese Stelle haben wir in der Leserunde viel und lange diskutiert und wir sind uns noch immer nicht ganz einig, wie wir dazu stehen. Vielleicht ist es sogar eine Vergewaltigung, vielleicht noch im Graubereich, auf jeden Fall aber übergriffig, höchst fragwürdig und problematisch – diese Szene passt auch überhaupt nicht zu dem Benedict, den wir in Band 1 kennengelernt haben (eigentlich würde er so etwas niemals machen). Und aus feministischer Sicht war das Ganze natürlich eine herbe Enttäuschung!

Es gab selbstverständlich aber auch wieder Dinge, die mir gefallen haben: Den Schreibstil habe ich wieder geliebt! Die Autorin kann einfach schreiben und ihr flüssiger, anschaulicher Stil ist perfekt fürs Romantasy-Genre (deshalb werde ich auch ihrer Drachenreihe zumindest eine Chance geben). Dagmar Bittner hat wieder wundervoll und sehr mitreißend und lebendig das Hörbuch gelesen, besonders die Dialoge (Sven Macht fand ich hingegen recht gewöhnungsbedürftig und bin auch nur bedingt warm mit seiner Stimme geworden). Selbst wenn man das feministische Auge ganz fest zudrückt, war es für mich am Ende trotzdem nur ein mittelmäßiges Buch: Kaum Handlung, die Geschichte kriecht im Schneckentempo voran und einen durchgehenden Spannungsbogen sucht man (trotz einzelner spannender Momente) vergeblich. Dass ich zwei Monate daran gelesen habe, spricht glaube ich auch für sich… Auch dieses Kribbeln und die gute Chemie zwischen den Hauptfiguren hat mir leider oft gefehlt, ebenso wie das Worldbuilding. Ich hätte so gerne noch mehr über diese interessante Welt und Gesellschaft erfahren!

Mein Fazit

Auf einen großartigen Auftakt folgte für mich leider eine herbe Enttäuschung. Fast alles, was ich an Band 1 so geliebt habe, wurde mir in der Fortsetzung vorenthalten. Statt Feminismus und einer wandelnden Green Flag (Benedict), werden einem hier Dark Romance und problematische Szenen serviert. Wäre das hier ein Restaurant, hätte ich meinen Teller zurückgehen lassen mit den Worten: „Nein, danke, das hab‘ ich aber nicht bestellt!“ Ich kann „The Queen Will Rise“ daher leider nicht weiterempfehlen. Lest lieber Teil 1 (der ist wirklich toll!) und lasst es dann gut sein (trotz des gemeinen Cliffhangers)…

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 3 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 2 Sterne
Umsetzung: 2,5 Sterne
Worldbuilding: 2,5 Sterne
Einstieg: 4 Sterne
Ende: 3 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 4 Sterne
Figuren: 3 Sterne
Spannung: 2 Sterne
Tempo: 1,5 Sterne
Wendungen: 3 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 2,5 Sterne
Einzigartigkeit: 3 Sterne

Insgesamt:

☆★,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir zweieinhalb Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.03.2024

Meh… Hat mich leider emotional nicht erreicht!

Die Kriegerin
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Zwei befreundete (Ex-)Soldatinnen kämpfen mit ihren Traumata.

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Zwei befreundete (Ex-)Soldatinnen kämpfen mit ihren Traumata.

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: keine Kapitel, Unterteilung durch Absätze

Inhaltswarnung: Gewalt, Blut, (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen (bis Vergewaltigung), Tötung eines Tieres (Hund), Feuer, Suizid, psychische Krankheiten, Depression, Trauma, posttraumatische Belastungsstörung, Sexismus, Misogynie, selbstverletzendes Verhalten, Alkohol

Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: --- ♥

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- ruhige und langsame Geschichten
- reduzierter, eher distanzierter Schreibstil
- Leben als Soldatin
- Trauma / posttraumatische Belastungsstörung
- psychische Krankheiten / Suizid / Selbstverletzung
- sexualisierte Gewalt (Vergewaltigung) als zentrales Thema
- Spuren von magischem Realismus (Träume)

Lieblingszitate

"Die Soldatinnen hier im Feldlager warnen sich gegenseitig vor ihm. Anzeigen tut ihn niemand." Seite 128

"Denn natürlich kann in diesen Nächten etwas passieren, kann die Nähe, die beim Tanzen entsteht, ausgenutzt, kannst du gegen deinen Willen in eine Toilette gedrängt, können in dein Getränk K.-o.-Tropfen gemischt, kannst du fotografiert, berührt, gepackt, geküsst werden, ohne dass du selbst dabei ein Mitspracherecht hast." Seite 195

"Die Dunkelheit schlug hohe Wellen, füllte Lisbeths Lungen, zerdrückte ihre Brust, schmeckte nach Asche.“ Seite 13

Meine Rezension

Nachdem mich vor einigen Jahren das düstere, tiefgründige Debüt von Helene Bukowski („Milchzähne“) so begeistert hatte, wurde ich natürlich aufgrund des Titels und Klappentexts (beides klang sehr feministisch) sofort auf ihr neues Buch aufmerksam und wollte es lesen.

Doch konnte mich auch die „Kriegerin“ wieder emotional so abholen und mitreißen? Das muss ich leider verneinen, denn die Lektüre ließ mich seltsam unbefriedigt, ernüchtert und leicht enttäuscht zurück. Müsste ich die Leseerfahrung in einem Wort zusammenfassen, wäre das wohl: Meh!

Natürlich gab es ein paar Dinge, die mir auch dieses Mal wieder gut gefallen haben, z. B. die Grundidee und die Wahl der Themen (das Leben als Soldatin, Sexismus, sexualisierte Gewalt, Trauma). Einzelne Szenen haben mir zugleich das Herz zerrissen und mich unglaublich wütend gemacht! Die Schauplätze fand ich gut gewählt und erfrischend (Kreuzfahrtschiff, Bungalow am Meer, Militäreinsätze in anderen Ländern) und ich mochte die teils kafkaeske Grundstimmung, die Spuren des magischen Realismus (große Bedeutung von Träumen) und manch interessante Wendung oder Nebenfigur.

Aus feministischer Sicht gibt es ebenfalls nicht viel auszusetzen, weil der Roman so frauenzentriert ist und Alltagssexismus in einer männerdominierten Branche und die Folgen von sexualisierter Gewalt in den Fokus rückt. Als positiv habe ich auch empfunden, dass LGBT-Aspekte eingeflochten wurden und dass der Freund der Hauptfigur als alleinerziehender Vater ganz und gar nicht toxisch ist. Ein Pünktchen Abzug gibt es für das eine oder andere Klischee. Wer gerne Bücher und ihre Symbolik analysiert, ist hier übrigens an der richtigen Adresse – die „Kriegerin“ gibt das (mit ihren rosaroten Vögen, ungewöhnlichen Träumen und großen Steinen) auf jeden Fall her!

Das klingt doch alles ganz positiv, oder? Warum dann trotzdem nur 3 Sterne? Nun, leider vermochte es das Buch nicht, mich nachhaltig zu berühren und zu fesseln. Die Thematik, von der ich aufgrund des Klappentexts dachte, sie wäre das Kernthema (sexuelle Gewalt), nimmt tatächlich nur wenig Raum in der Geschichte ein. Der Schreibstil war dafür auch zu reduziert und oberflächlich, lieferte zu wenige Details, blieb in Bezug auf die Figuren zu distanziert. Es ist sehr schwer, mit den Charakteren mitzufühlen, wenn man als Leser:in nicht an sie herangelassen wird (und diesen Eindruck hatte ich). Ich konnte zum Beispiel das egoistische Verhalten der Protagonistin sehr oft nicht nachvollziehen (warum verlässt sie einfach so ihre Familie und Tochter, ohne sich zu melden, warum tötet sie aus Rache einen unschuldigen Hund?) und hatte auch am Ende des Buches das Gefühl, sie eigentlich überhaupt nicht zu kennen. Wer an einem unschuldigen Wesen seine Rachegefühle auslässt, ist zudem bei mir sowieso „unten durch“ – EGAL wie traumatisiert die Person ist, das ist für mich keine Entschuldigung oder Ausrede!

Außerdem fehlten mir Spannung, Tempo und Handlung (man hat teilweise überhaupt keine Ahnung, worauf die Geschichte hinauswill) – ich fand sie besonders im Mittelteil zäh bis langweilig. Mit seinen 250 Seiten war der Roman trotzdem (beim immerhin dritten Versuch) ganz gut zu schaffen – ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich nicht durchgehalten hätte, wenn er 400 Seiten gehabt hätte. Jetzt beim Schreiben der Rezension – nur knappe zwei Wochen nach Beendigung des Buches – fällt mir leider auf, dass ich schon wieder viel vergessen habe. Die Geschichte wird mir wohl nicht lange im Gedächtnis bleiben, sie hat einfach keinen bleibenden Eindruck hinterlassen…

Mein Fazit

„Die Kriegerin“ ist ein Roman, den ich mit hohen Erwartungen begonnen, jedoch leider ernüchtert und etwas enttäuscht beendet habe. Das lag hauptsächlich daran, dass mich das Buch emotional einfach nicht erreichen und auch nicht fesseln konnte. Für große Fans sehr ruhiger, reduzierter Geschichten könnte es vielleicht etwas sein, alle anderen sollten lieber zu Helene Bukowskis Debüt greifen („Milchzähne“), das fand ich nämlich echt großartig!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 3 Sterne
Umsetzung: 3 Sterne
Worldbuilding: 3 Sterne
Einstieg: 2 Sterne
Ende: 4 Sterne
Schreibstil: 3 Sterne
Protagonistin: 2 Sterne
Figuren: 3,5 Sterne
Spannung: 2 Sterne
Pacing/Tempo: 2 Sterne
Wendungen: 4 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 2,5 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 4 Sterne
Einzigartigkeit: 4 Sterne

Insgesamt:

☆★☆ Sterne

Dieses Buch bekommt von mir drei Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2024

Als Einstieg in das Thema perfekt, Fortgeschrittenen bietet das Buch kaum Neues

Es kann nur eine geben
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Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Kapitellänge: kurz bis mittel

Lieblingszitate

„Der weibliche Körper ist immer und überall zum Abschuss freigegeben. Jeder darf ihn immer und überall kommentieren ...

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Kapitellänge: kurz bis mittel

Lieblingszitate

„Der weibliche Körper ist immer und überall zum Abschuss freigegeben. Jeder darf ihn immer und überall kommentieren und Optimierungsvorschläge einreichen.“ E-Book, Position 1168

„Warum ist es denn bitte so vermessen, dass ich alles will vom Leben? […] Ich will Karriere UND Kinder UND zudem ‘ne gerechte Bezahlung UND faire Rente. Ja, eat this.“ E-Book, Position 1516

„[…] weil ich schon mit so vielen Frauen gesprochen habe, die in einer ähnlichen Situation waren. Dass jemand sie kleingehalten hat. Sei es der Chef, der Geschäftspartner oder, nicht selten, der Lebenspartner.“ E-Book, Position 2363

„Aber lasst uns auf jeden Fall dranbleiben. Wir sind auf einem guten Weg. Versprochen.“ E-Book, Position 4067

Meine Rezension

Als Feministin war mir Carolin Kebekus natürlich immer schon sympathisch. Sie ist witzig, traut sich was und nutzt ihre Bühne dafür, Bewusstsein für Ungerechtigkeiten zu schaffen. Deshalb war mir sofort klar, dass ich ihr feministisches Sachbuch lesen würde. Ich erhoffe mir davon neue Erkenntnisse und eine Auffrischung meines Wissens.

Nun wollt ihr sicher wissen, ob ich das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen kann… Meine Antwort darauf ist: Kommt drauf an! Wer frisch ins Thema einsteigt bzw. sich noch nie näher damit beschäftigt hat (und auch auf Social Media keinen feministischen Accounts folgt), der:dem bietet dieses Werk eine schöne, locker-leicht präsentierte, breit gefächerte Einführung. Viele verschiedene Aspekte werden angerissen, sodass für jeden Geschmack und alle Interessen etwas dabei sein sollte, und am Ende hat mensch das Grundproblem (Patriarchat, Ungerechtigkeiten, Notwendigkeit des Feminismus, Rivalität unter Frauen als etwas Schädliches, mögliche Lösungsansätze) sicher verstanden und ist sicher deutlich informierter – und wütender – als vorher.

Wer Kebekus‘ Humor bei ihren Bühnenshows mochte, wird ihren einfachen, oft ironischen, sarkastischen, etwas flapsigen, mit Anglizismen gespickten Schreibststil auch hier zu schätzen wissen. Besonders gut gefallen hat mir übrigens das Gaming-Kapitel. Mir war ja vorher schon klar, dass Carolin eine echt coole Frau ist – aber nicht, dass sie SO cool ist. Ich fand es erfrischend und toll, wie unapologetisch sie von ihren Lieblingsgames schwärmt (wir haben die gleichen, nämlich „The Last of Us – Part 2“ und „Horizon Zero Dawn“ ♥) und dass sie ebenso als Kunst ansieht wie ich! Als begeisterte GamerIN, die sich immer wieder für ihr Hobby rechtfertigen muss, habe ich mich da echt gesehen und verstanden gefühlt.

Wer sich allerdings schon relativ tief in die Materie eingelesen und dazu noch feministischen Accounts auf Instagram und anderen sozialen Medien folgt, dem:der bietet das Buch kaum Neues (außer vielleicht beim Thema „Religion/Bibel/Kirche“, das ich jetzt NOCH negativer wahrnehme). Es wird zwar eine Fülle an verschiedenen Problemen angesprochen (von der Frau in der Bibel/im TV/in der Kirche/im Märchen über Rivalität unter Frauen und Bodyshaming bis hin zum Gender Gap und zu Abtreibung), dabei bleibt das Werk aber extrem oberflächlich und legt den Fokus eher auf Biographisches und Anekdoten, statt auf Informationsdichte. Dazu enthält „Es kann nur eine geben“ (großartiger Titel übrigens!) nur wenige Studien und seriöse Quellen (fast nur zusammenfassende Zeitungsartikel und Wikipedia, statt wissenschaftlicher Bücher/Papers) – auch hier erwarte ich von einem Sachbuch mehr. Vielleicht bin ich auch einfach mit falschen Erwartungen an diese Veröffentlichung herangegangen. Kebekus‘ Humor, ihre sprachlichen Wiederholungen, ihr Abschweifen, das bei ihren Bühnenshows und im mündlichen Bereich sehr gut funktioniert, empfand ich im Schriftlichen hingegen stellenweise als anstrengend, unnötig und etwas nervig.

Ich habe beim Lesen übrigens immer wieder an „Unsichtbare Frauen“ von Caroline Criado-Perez denken müssen (große Leseempfehlung an dieser Stelle! ♥) – aber nur, weil mir „Es kann nur eine geben“ wie das komplette Gegenteil davon vorkam (unwissenschaftlicher, weniger sachlich, weniger Informationsdichte, dafür flüssiger/angenehmer lesbar). Ich glaube, beide Bücher haben ihre Berechtigung, beide werden ihr Publikum finden und für beide bin ich dankbar, weil sie aufklären, sensibilisieren, Bewusstsein schaffen – es kommt eben darauf an, wonach man sucht. Gestolpert bin ich übrigens (das noch am Rande) hin und wieder über Bodyshaming/Fatshaming/generell Shaming DURCH Kebekus (z. B. wird Paris Hilton als dumm dargestellt, dicke Menschen indirekt als hässlich). Hier merkt man, dass sie sich selbst an manchen Stellen noch mehr reflektieren muss – und genau das würde ich mir auch von ihr wünschen. Perfekt sind wir allerdings alle nicht, wir lernen alle (im Optimalfall) jeden Tag dazu – also werfe ich hier sicher nicht den ersten Stein.

„Sie ist überhaupt nicht fett, sondern wunderschön. Okay, sie hatte zu dem Zeitpunkt damals
‘ne Glatze. Das hatte mich direkt etwas erleichtert.“ E-Book, Position 966

Mein Fazit

„Es kann nur eine gaben“ ist das perfekte Feminismus-Sachbuch für Einsteiger:innen und Fans von Carolin Kebekus, die sich einen ersten Überblick verschaffen möchten. Wer sich sich mit dem Thema allerdings schon etwas besser auskennt, dem bietet das Werk kaum Neues und nur wenig Tiefe – hier werden andere Lektüren sicher lohnenswerter sein. Von mir gibt es also nur eine bedingte Leseempfehlung!

Bewertung

Einstieg: 5 Sterne ♥
Inhalt: 4 Sterne
Feminismus: 5 Sterne ♥
Verständlichkeit: 5 Sterne
Schreibstil: 3 Sterne

Insgesamt:

☆★☆★ Sterne

Dieses Buch bekommt von mir vier Sterne!

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