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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2024

Definitiv mal was anderes

Long Live Evil
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Rae ist seit langem an Krebs erkrankt und in letzter Zeit geht es ihr immer schlechter. Da kommt ihre Schwester Alice und deren liebste Fantasygeschichte als Ablenkung im Krankenhaus eigentlich genau richtig, ...

Rae ist seit langem an Krebs erkrankt und in letzter Zeit geht es ihr immer schlechter. Da kommt ihre Schwester Alice und deren liebste Fantasygeschichte als Ablenkung im Krankenhaus eigentlich genau richtig, doch in letzter Zeit fällt es Rae immer schwerer, der Geschichte zu folgen. Eines Nachts erscheint eine Frau an Raes Bett, die Rae eine Chance auf Leben gibt. Dafür jedoch muss sie in die Fantasygeschichte ihrer Schwester reisen und dort überleben. Allerdings kann Rae sich nicht aussuchen, wer sie sein möchte und wird zur Bösen der Geschichte. Ob sie das wohl überlebt?!
Was für ein geniales Cover, es ist einfach total auffällig und macht super neugierig auf das Buch und auch der Klappentext verspricht mal etwas anderes, denn hier ist der Held bzw die Heldin mal nicht die strahlende Gute.
Nach einer kurzen Einleitung bei der man einen ersten Blick auf Protagonistin Rae und deren Schwester Alice erhält, wird man umgehend in die Welt geworfen, die zwar der Protagonistin bekannt ist, der Leser sich allerdings völlig fremd vorkommt und Zeit benötigt, um sich zurecht zu finden. Ich muss gestehen, dass mir auch der Schreibstil zu Beginn noch sehr schwer fiel, denn die Autorin erzählt zwar mit vielen Details, aber auch sehr schleppend. So habe ich für die ersten zweihundert Seiten echt lange gekämpft, um irgendwie in die Geschichte zu finden. Auch das Tempo ist zunächst sehr ruhig und auch später gibt es immer wieder langatmige Passagen. Dafür fand ich die Idee dahinter einfach nur genial, mal die Schurken in den Mittelpunkt zu stellen und eine Fantasygeschichte in eine reale Welt zu setzen, hat einfach mal etwas erfrischend Neues.
Protagonistin Rae ist ebenfalls interessant und irgendwie mochte ich sie. Aber auch sonst ist es der Autorin sehr gut gelungen, ihre Charaktere lebendig werden zu lassen.
Mein Fazit: Das Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück, zwischen Spannung und Langatmigkeit. Tolle Grundidee und auch die Charaktere sind toll ausgearbeitet und trotzdem konnte ich nicht vollends abgeholt werden. Das Ende allerdings lässt vermuten, dass es bald eine Fortsetzung geben könnte. Ungewöhnlich, aber auch schwierig.

Veröffentlicht am 14.08.2024

Cronins Ideen sind grenzenlos

Ferryman
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Proctor Bennet arbeitet als Fährmann für die Insel Prospera, auf der alles anders ist, als man es kennt. Hier leben die Schönen und Reichen in ihrem Idyll und werden von der Allgemeinheit bedient. Da die ...

Proctor Bennet arbeitet als Fährmann für die Insel Prospera, auf der alles anders ist, als man es kennt. Hier leben die Schönen und Reichen in ihrem Idyll und werden von der Allgemeinheit bedient. Da die Prosperaner keine eigenen Kinder bekommen können, können sie sich irgendwann dazu entscheiden, einen Jugendlichen bei sich aufzunehmen. Sollten sie sich alt fühlen, können sie sich dazu entscheiden, sich von Proctor oder seinen Kollegen auf eine andere Insel gebracht zu werden. Doch seit einiger Zeit spürt Proctor, dass mit all dem etwas nicht stimmt und er wird von Träumen, die nicht gern auf Prospera gesehen werden, heimgesucht. Proctor gerät immer mehr in Gefahr und beginnt nachzuforschen, was wirklich auf Prospera geschieht.

Ich bin seit dem ersten Band der Passage Trilogie ein großer Fan des Autors Justin Cronin und war völlig aus dem Häuschen, als ich sah, dass etwas Neues von ihm rauskommen wird. Vorab sei gesagt, dass die Trilogie und Ferryman nichts miteinander gemein haben, aber dieses Buch mich wieder einmal mit den grenzenlosen Ideen des Autors beeindruckt hat.

Der Einstieg in dieses Buch ist sehr verwirrend, denn Cronin erschafft mit Prospera eine völlig neue Welt, die aber trotzdem vieles mit der Welt wie wir sie kennen gemeinsam hat, zumindest auf dem ersten Blick. Trotzdem habe ich permanent gespürt, dass hier etwas gewaltig schief läuft, was und wieso ergibt sich allerdings nur langsam bis man immer mehr Aha-Effekte erhält.

Cronins Schreibstil ist unglaublich mitreißend und fesselnd und mich fasziniert immer wieder, wie er es schafft, die vielen losen Fäden glaubhaft miteinander zu verknüpfen. Dabei gelingt es ihm, bildhaft zu erzählen, so dass man als Leser sich mitten im Geschehen befindet. Wer die Passage Trilogie gelesen hat, weiß, was ich meine.

Das Worldbuilding ist richtig gut gelungen, die Insel Prospera ein wahres Paradies und trotzdem spürt man permanent, dass etwas nicht passt und auch der Prolog verwirrt noch über längere Zeit. Allerdings kann ich hier nichts dazu sagen, was mit Prospera nicht stimmt, da es einfach zu sehr spoilern würde.

Auf den ersten 200 Seiten wird nur langsam Spannung aufgebaut. Hier hält Cronin seine Leser eher mit dem Gefühl das etwas nicht stimmt bei der Stange. Nach und nach steigert er aber die Spannung und überzeugt mit Plottwists, die ich nicht erahnen konnte.

Proctor Bennet, der Ferryman und Ich-Erzähler, war mir zunächst sehr sympathisch. Er scheint eine ehrliche und großmütige Persönlichkeit zu sein. Natürlich verbirgt sich aber so unheimlich viel mehr hinter dem Protagonisten und zum Ende lässt er mich nachdenklich zurück.

Neben Proctor erleben wir zahlreiche Nebencharaktere, bei manchen erfährt man mehr, weil man auch direkt aus ihren Perspektiven mehr erfährt. Die vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten bringen Abwechslung, erfordern aber auch jede Menge Aufmerksamkeit, damit man nichts durcheinander bringt, denn hier ist vieles wichtig für die Handlung.

Mein Fazit: Auch wenn dieser Einzelband ruhig beginnt und man sich durchweg beim Lesen konzentrieren muss, um nichts Relevanten zu verpassen, hat mich Cronin wieder einmal schwer beeindruckt mit seiner Fantasie und der Art des Erzählens. War es Scifi? Utopie? Dystopie? Letzten Endes würde ich behaupten, eine Mischung aus allem. Geht nicht? Geht doch! Wer tief durchdachte, nachdenklich stimmende und zwischendurch absolut actionreiche Geschichten mag, muss hier einfach lesen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 12.08.2024

Toller Einstieg in eine neue Romantasyreihe

Clans of Dragons
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Seitdem Tayel seinen geliebten Mann vor einer Weile bei einem aussichtslosen Kampf gegen Dämonen verloren hat, ist für ihn die Welt ein trostloser Ort. Trotzdem hat er seine Schwester Ravina, die Dragos ...

Seitdem Tayel seinen geliebten Mann vor einer Weile bei einem aussichtslosen Kampf gegen Dämonen verloren hat, ist für ihn die Welt ein trostloser Ort. Trotzdem hat er seine Schwester Ravina, die Dragos ihres Clans, zum Treffen der Drachensippen begleitet. Dieses jedoch wird von einem Vorfall überschattet, denn unter ihnen lebt ein Mischling, Meron, halb Dämon, halb Drache. Mischlinge sind per Gesetz verboten und die Dragos der Clans fordern Merons Tod. Diesem bleibt nichts anderes übrig, als zu flüchten, doch ausgerechnet der Mann, von dem er glaubte, dass er sein Freund sei, verrät ihn. Kurzerhand kommt Tayel ihm zur Hilfe und muss feststellen, dass Meron ihn mehr berührt, als er eigentlich bereit ist, zuzulassen.

Wie schön kann ein Buch sein, bitte? Mir hat die gesamte Aufmachung absolut gefallen und da es hier um Drachen geht, war ich natürlich sofort angefixt. Der Schreibstil der Autorin Isabell Bayer machte es leicht in die Welt der Drachen und deren Clans zu finden. Zum einen gelingt es ihr mit leicht verständlichen Worten die Gesetze und die Welt der Drachen lebendig werden zu lassen, zum anderen liest es sich absolut fesselnd und mitreißend und gerade die Emotionen der Protagonisten werden sehr gut dargestellt.

Die Geschichte ist, trotz eines eher High Fantasy Settings, äußerst modern erzählt und auch thematisch sehr gut umgesetzt. Mir hat besonders gut gefallen, dass hier einmal die Frauen es sind, die ohne Fragen zum Oberhaupt erklärt werden und gleich geschlechtliche Liebe so natürlich ist, wie sie es auch sein sollte. Doch auch die Welt der Drachen kommt nicht ohne Vorurteile aus und hier sind es die Mischlinge, die nicht angesehen werden und sogar aufgrund ihres Daseins zum Tode verurteilt werden. Aber wer hat das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden?

Zwischen Emotionen und Spannung bekommt man in diesem Roman einfach alles geliefert. Man begibt sich mit Meron auf die Flucht, kämpft gemeinsam mit ihm und Tayel so manch eine blutige Schlacht und verliebt sich gemeinsam mit ihnen. Durchweg befindet man sich hier auf einer Achterbahn der Gefühle.

Die beiden Protagonisten sind besonders intensiv gezeichnet und in ihren Handlung glaubhaft und authentisch. Meron ist aufgrund seines bisherigen Lebens, das er versteckt führen musste, recht naiv und unbedarft und doch genau dadurch auch einfach sympathisch. Tayel ist aufgrund seines Verlustes noch in Trauer und man begleitet ihn bei seinem Zurück ins Leben finden. Der Zwiespalt in ihm ist extrem gut gezeichnet und nachvollziehbar. Ihre gemeinsame Beziehung entwickelt sich in einem glaubhaften Tempo und ich mochte beide unheimlich gern.

Nebencharaktere gibt es ebenfalls einige, die für Lug und Trug, Kampf und Verrat und für die gewisse Spannung sorgen.

Mein Fazit: Mir hat dieser Band rund um die Clans der Drachen unheimlich gut gefallen. Eine tolle und auch andere Idee, deren Umsetzung gut gelungen ist und mir spannende Lesestunden bereitet hat. Eine Geschichte voller Abenteuer, Gefahren, Lug und Trug, die man kaum zur Seite legen kann und möchte.

Veröffentlicht am 07.08.2024

Kurzweilige Unterhaltung

Das Retreat
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Viele Jahre ist es her, dass auf der Insel Cary Island mehrere Jugendliche brutal getötet wurden. Seitdem gilt die Insel, die ironischerweise die Form eines Sensenmannes hat, als verflucht. Nichtsdestotrotz ...

Viele Jahre ist es her, dass auf der Insel Cary Island mehrere Jugendliche brutal getötet wurden. Seitdem gilt die Insel, die ironischerweise die Form eines Sensenmannes hat, als verflucht. Nichtsdestotrotz wurde hier nun ein Luxusretreat gebaut und Influencerin Jo reist gemeinsam mit ihrer Schwester Hana, ihrem Freund Seth und dem Verlobten ihrer Schwester Bea an. Gemeinsam wollen sie den Luxus der Insel genießen, doch schnell hat das Idyll ein Ende, als am Felsen die Leiche einer Frau gefunden wurde. Gemeinsam mit ihrem Kollegen beginnt DS Elin Warner zu ermitteln. War es ein Unfall, Mord oder ist die Insel wirklich verflucht?

Mit Das Retreat erschien nun der zweite Band der Reihe um DS Elin Warner und ich habe im Vorfeld schon diverse Stimmen zum Buch gehört, die eher durchwachsen waren, doch wie immer gilt auch hier: besser eine eigene Meinung bilden.

Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht, der Schreibstil ist schnörkellos und prägnant. Aus wechselnden Perspektiven zwischen Elin und Hana wird die Geschichte rund um das Geschehen auf Reaper's Rock geschildert. Dadurch erhält man als Leser Einblick in die Ermittlungen, aber auch in die Gefühlswelt der betroffenen Gruppe im Retreat. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und dadurch wird man verlockt, immer ein Kapitel noch lesen zu wollen.

Die Atmosphäre ist recht gruselig, die Insel in Sensenmann Form gut vorstellbar und sorgt dadurch für den nötigen Gänsehautmoment, den man meiner Meinung nach ruhig noch etwas mehr hätte herausarbeiten können. Trotzdem ist der Thriller spannend und kurzweilig und einige Plottwists nicht vorhersehbar. Wobei ich doch ab einem gewissen Punkt eine Ahnung hatte, wohin die Reise gehen wird.

DS Elin Warner ist sehr sympathisch, aber man spürt durchweg, dass sie mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat. Doch sie ist hartnäckig und entschlossen und ich habe sie gerne bei den Ermittlungen begleitet. Auch die Nebencharaktere, vor allem Hana, die ebenfalls mit ihrer Vergangenheit kämpft, wurde gut ausgearbeitet und authentisch gezeichnet. Weitere Charaktere verhalten sich recht vorhersehbar und einen großen Bezug zu ihnen konnte man nicht herstellen.

Mein Fazit: Das Retreat ist ein sehr kurzweiliger Thriller, der etwas vorhersehbar ist, aber trotzdem gute Unterhaltung bietet. Vor allem die Ermittlerin Elin Warner ist sehr sympathisch und lässt mich mit der Erwartung auf weitere spannende Fälle zurück. Wer einen Thriller für zwischendurch sucht, der ist hier genau richtig, für mich war es perfekt für einen entspannten Lesetag in der Sonne.

Veröffentlicht am 04.08.2024

Großartiges Thema

VIEWS
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BKA Kommissarin Yasira Saad sitzt bei einem Tinder Date, als ihre Begleitung auf ein Video aufmerksam wird. In diesem wird ein vor kurzem spurlos verschwundenes Mädchen gleich von drei Männern vergewaltigt, ...

BKA Kommissarin Yasira Saad sitzt bei einem Tinder Date, als ihre Begleitung auf ein Video aufmerksam wird. In diesem wird ein vor kurzem spurlos verschwundenes Mädchen gleich von drei Männern vergewaltigt, deren Aussehen eindeutig fremdländischen Männern zuzuordnen ist. Gemeinsam mit ihrem Kollegen nimmt sie die Ermittlungen auf, während gleichzeitig eine Gruppe Rechtsextremisten sich in Selbstjustiz übt. Die Stimmung schaukelt sich immer mehr hoch und den Ermittlern ist klar, dass sie alles daran setzen müssen, um Lena zu finden. Doch dann kommt Yasira eine schier unglaubliche Idee.
Marc Uwe Kling und Thriller? Funktioniert das? Genau das habe ich mich vorm Lesen des Buches gefragt und ich muss zugeben, dass es für mich nur bedingt funktioniert hat.
Mit einem recht prägnanten Schreibstil, bei dem kurze, knackige Sätze zwar ein schnelles vorankommen beim Lesen garantieren, erzählt Kling von einem extrem brisanten Thema. Bei mir kam allerdings nicht das Gefühl des Mitfieberns auf und ich habe die Geschichte recht unbeteiligt gelesen, was vielleicht aber auch gewollt ist, um zum Nachdenken anzuregen.
Für mich hat der Autor hier allerdings auch viel zu viele Themen mit in die Handlung gepackt, was zwar relativ spannend zu lesen war, aber leider auch dazu führte, dass alles nur an der Oberfläche angekratzt wurde. Wir machen hier Sprünge von sozialen Medien über Sorgen einer Mutter, hin zu Rassismus und Rechtsextremismus bis hin zur Entwicklung von KI, um all dem Tiefe zu verleihen, hätte es gute 200 Seiten mehr gebraucht, allerdings hätte das wiederum das Buch zu überladen wirken lassen. Ich bin da ziemlich hin- und hergerissen, denn was ich Kling zu Gute halte, ist, dass das Erzählte ohne jegliche Wertung bleibt und der Leser sich seine eigene Meinung bilden kann.
Die Handlung hat so einige Plottwists, wobei der eigentliche Fall, nämlich die entführte Lena, immer mehr in den Hintergrund rückt und letzten Endes bleiben für mich zu viele Fragen offen.
Die Ermittlungen erleben wir aus der Sicht der BKA Kommissarin Yasira Saad, die hier auch, was Charaktere angeht, den größten Raum erhält. Sowohl ihre Sorgen als alleinerziehende Mutter als auch als PoC konnte ich gut nachvollziehen und fand sie wirklich gut gezeichnet. Alle anderen Charaktere bleiben dafür blass, was für mich hier aber gut passte.
Mein Fazit: Alles in allem ließ sich das Buch zwar schnell weglesen, hinterlässt bei mir aber keinen bleibenden Eindruck. Hier wären weniger Themen einfach mehr gewesen und so fehlte es mir oft einfach an Tiefgang, der mich bestimmt mehr hätte mitreißen können. Das Ende bleibt mir zu offen und bezogen auf die gesamte Ermittlung fand ich es eher merkwürdig, was da zum Schluss geschah. Kurzweilige Unterhaltung, die mich nicht völlig überzeugen konnte.