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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2024

Berührend und meisterhaft erzählt

Der Schatten einer offenen Tür
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Bevor ich dieses Buch las, kannte ich Sasha Filipenko nicht und ich erwartete anhand der Kurzbeschreibung eine Art Kriminalroman. Ein klassischer Krimi ist „Der Schatten einer offenen Tür“ jedoch nicht. ...

Bevor ich dieses Buch las, kannte ich Sasha Filipenko nicht und ich erwartete anhand der Kurzbeschreibung eine Art Kriminalroman. Ein klassischer Krimi ist „Der Schatten einer offenen Tür“ jedoch nicht. Dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - hat der Roman für mich einen Sog entwickelt, der dafür sorgte, dass ich das Buch nicht mehr weglegen wollte und es auf einen Rutsch gelesen habe.

Filipenko erzählt nicht stringent, sondern fügt die einzelnen Fäden, die er in 24 Gesängen, Prolog, Epilog und Postskriptum spinnt, nach und nach zu einem virtuos komponierten Ganzen. Spannend sind seine Protagonisten: Da ist der Moskauer Ermittler Alexander Koslow, eigentlich erfahren, intelligent und pflichtbewusst, jedoch aufgrund privater Probleme nicht auf der Höhe und depressiv. Er ist auf gewisse Weise ein klassischer tragischer Held. Der Revierinspektor Michail, einst ein Gefängniswärter in Ostrog, ist provinziell, einfach gestrickt, grob. Er hat noch eine alte Rechnung mit Koslow offen und will Koslow keinesfalls die Lösung des Falles überlassen. Die außergewöhnlichste Figur ist Petja, ein ehemaliger Waisenjunge aus dem Ostroger Kinderheim. Er ist ein Außenseiter und komischer Kauz, empfindsam, gutmütig und naiv, und glaubt fest an Recht und Gesetz. Besonders faszinierend fand ich die siamesischen Zwillinge Vera und Ljubow, deren Nebenstrang eine eigene kleine Parabel mit interessanten Interpretationsmöglichkeiten angesichts der gegenwärtigen politischen Lage bietet.

Die Grundstimmung des Romans ist düster und melancholisch, der Humor tiefschwarz, und der Trostlosigkeit und Gleichgültigkeit steht einzig Petjas sanftes, selbstloses und gutgläubiges Wesen entgegen.

Ein Roman, der sehr nachdenklich stimmt und den man noch lange mit sich trägt.

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Veröffentlicht am 31.10.2024

alltagstauglich, familienfreundlich und wahnsinnig lecker!

Sepp, was machst du?:
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„Sepp, was machst Du?“ ist ein Kochbuch, das sich sehr wohltuend von den Hochglanz-Standard-Kochbüchern am Markt abhebt. Sepp Schellhorn verleiht den Gerichten durch persönliche Anmerkungen und kurze Anekdoten ...

„Sepp, was machst Du?“ ist ein Kochbuch, das sich sehr wohltuend von den Hochglanz-Standard-Kochbüchern am Markt abhebt. Sepp Schellhorn verleiht den Gerichten durch persönliche Anmerkungen und kurze Anekdoten eine individuelle Note, die Fotos der Gerichte wirken authentisch und werden ergänzt durch Bilder von Sepp „in Aktion“.

Das Kochbuch enthält 90 Rezepte, die sich auf die Kapitel „Suppen & Kleinigkeiten“, „Knödel, Pasta & Co“, „Gemüse satt“, „Klassiker“, „Süßspeisen“ und „Meine Basic ReSEPPte“ verteilen. Die Gerichte sind zumeist typisch für die österreichische Küche und - für mich besonders wichtig! - alltags- und familientauglich. Hierdurch weiß ich schon jetzt, dass Sepp Schellhorns Buch bei mir eine festen Platz in der Küche bekommen und oft zur Hand genommen werden wird. Die Gerichte sind leicht nachzukochen, die Zutaten überall zu bekommen. Durch hilfreiche Tipps und qualitativ hochwertige Produkte gelingen so leckere und abwechslungsreiche Gerichte. Als erstes habe ich als großer Knödel-Fan die Kaspressknödel ausprobiert, und die ganze Familie war begeistert. Wir werden diese vielseitig verwendbaren Knödel ab jetzt sicherlich öfter kochen. Auch die Karotten-Ingwer-Suppe kam mit ihrer dezenten Schärfe sehr gut an. Demnächst stehen die Arancini und die Rote-Beete-Knödel auf dem Speiseplan, und die Schwarzbeernocken sehen einfach herrlich aus!

Während Vegetarier/innen im Kochbuch eine große Auswahl fleischloser Gerichte vorfinden, sind Veganer/innen eher nicht die Zielgruppe, da in nahezu jedem Rezept Milchprodukte oder Ei zum Einsatz kommen.

Mein einziger Kritikpunkt: Das Cover des Buches ist extrem empfindlich und feuchte Hände führen sofort zu hellen Flecken. Aufgrund von Saucenspritzern musste ich es außen feucht abwischen, wodurch sich teilweise die Farbe abgelöst hat und das Material auffaserte. Ein Kochbuch sollte für mich unbedingt eine Folierung besitzen, was hier leider nicht der Fall ist. Es bleibt nur, das Buch selbst in Folie einzuschlagen (VOR dem ersten Kochversuch )

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Veröffentlicht am 31.10.2024

Ein leises Buch mit philosophischen Zügen

Res will nach Hause
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Resilience, kurz „Res“, ist ein Mars-Rover, der von der NASA auf seine Expedition vorbereitet wird. Als Roboter ist er darauf ausgelegt, rational und effizient zu handeln - eine Maschine kennt keine Gefühle. ...

Resilience, kurz „Res“, ist ein Mars-Rover, der von der NASA auf seine Expedition vorbereitet wird. Als Roboter ist er darauf ausgelegt, rational und effizient zu handeln - eine Maschine kennt keine Gefühle. Doch Res ist anders. Er entwickelt mit der Zeit eine Art Gespür für menschliche Regungen und stellt sich im Labor und später auf seiner Mission zusammen mit der Drohne „Fliege“ den großen Fragen: Was ist Liebe und Freundschaft, Hoffnung und Angst, und was ist ein Zuhause? Worin besteht der Sinn eines (Maschinen-)Lebens, und bleibt wirklich nur eine große Leere zurück?
Jasmine Warga hat ein außergewöhnliches, leises und streckenweise philosophisch angehauchtes Kinderbuch geschrieben, das zum Nachdenken anregt und sehr berührt. Ganz besonders gelungen finde ich die Gegenüberstellung von Res‘ Erlebnissen und Gedanken mit den Briefen, die Sofie, die Tochter einer NASA-Wissenschaftlerin, über Jahre an Res schreibt (nur für sich, sie werden nicht abgesandt). Junge Leser/innen, die ein spannungsgeladenes Actionabenteuer mit umfangreicher äußerer Handlung suchen, werden bei diesem Buch nicht fündig werden, und an manchen Stellen hat die Geschichte auch die ein oder andere Länge. Doch es lädt ganz wunderbar dazu ein zu träumen, sich von Res bezaubern zu lassen und darüber nachzudenken, was das Leben und das Menschsein ausmacht.

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Veröffentlicht am 31.10.2024

sehr umfangreiches Sachbuch für wissbegierige Kids

Was ist ein Mensch?
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„Was ist ein Mensch?“ fragt sich der kleine Goldhamster Poldi, der bei Maya lebt. Den Menschen, seinen Körper und seine Eigenheiten aus Sicht eines Tieres zu betrachten, fand ich eine sehr erfrischende ...

„Was ist ein Mensch?“ fragt sich der kleine Goldhamster Poldi, der bei Maya lebt. Den Menschen, seinen Körper und seine Eigenheiten aus Sicht eines Tieres zu betrachten, fand ich eine sehr erfrischende Perspektive, aus der umfangreiches Wissen unterhaltsam und auch mit einer Prise Humor vermitteln werden kann.

Das recht großformatige Buch ist grafisch sehr ansprechend gestaltet, die Farben sind kräftig, ohne knallig zu sein, und die einfallsreichen Illustrationen ergänzen den Text wunderbar. Allerdings wirken manche Seiten aufgrund der Fülle an Informationen und Bildern etwas unruhig und überladen.

Das Buch vermittelt für die angestrebte Zielgruppe ab 6 Jahren erstaunlich viel Wissen und verwendet Fachbegriffe wie Spiegelneuronen, Hippocampus, Liquor und Amygdala, die auch in einem Glossar am Ende des Buches erklärt werden. Die Erläuterungen gehen deutlich tiefer als vergleichbare Bücher von Ravensburger und Co, und für sehr wissbegierige Kinder mit Durchhaltevermögen ist dies ein ganz hervorragendes Buch, mit dem man sich lange und ausführlich beschäftigen kann. Dennoch würde ich die Altersempfehlung eher auf ca. 8-12 Jahre ansetzen. Ich habe das Buch zusammen mit meinem 10-jährigen Sohn gelesen und auch als Erwachsene noch das ein oder andere gelernt. Für jüngere Kinder würde ich auf alle Fälle dazu raten, das Buch gemeinsam mit dem Kind zu entdecken, da es zum Selbstlesen doch recht ambitioniert ist.

Insgesamt bin ich wirklich begeistert, wie viel Mühe sich die Autorin Susanne Göhlich gegeben hat, komplexe Sachverhalte kindgerecht aufzubereiten und die Neugier auf Biologie und Medizin zu wecken. Sie traut den jungen Leser/innen viel zu, und das finde ich lobenswert, denn gerade im Grundschulalter sind der Wissensdurst und das Interesse an spannenden Begriffen bei vielen Kindern sehr hoch.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

spannender Krimi im Stil von Christie und Sayers

Das Geheimnis der Weihnachtstage
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Der junge Londoner Börsenmakler Malcom Warren ist über die Weihnachtsfeiertage in Beresford Lodge im Hampstead bei Mr Quisberg, einem betuchten Kunden, eingeladen. Neben dessen Frau und deren Kindern aus ...

Der junge Londoner Börsenmakler Malcom Warren ist über die Weihnachtsfeiertage in Beresford Lodge im Hampstead bei Mr Quisberg, einem betuchten Kunden, eingeladen. Neben dessen Frau und deren Kindern aus ihren beiden vorangegangenen Ehen finden sich noch drei weitere Gäste ein. Als Warren nach einem geselligen Abend am ersten Weihnachtstag erwacht, findet er eine Leiche auf seinem Balkon, und die weihnachtliche Stimmung der Gesellschaft ist passé…

Ich habe ein Faible für Krimis, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Großbritannien spielen und liebe Agatha Christie und Dorothy L. Sayers. „Das Geheimnis der Weihnachtstage“ hat mich gleich von Beginn an in die Atmosphäre der gehobenen englischen Gesellschaft entführt. Malcom Warren ist ein feinfühliger, aufmerksamer Beobachter, eher zurückhaltend und für einen Mann dieser Zeit recht zartbesaitet und emotional. Der Kriminalfall entwickelt sich spannend und ist geschickt konstruiert. Auch wenn ich in manchen Punkten früh die richtige Ahnung hatte, tappte ich lange Zeit bezüglich des Gesamtbildes im Dunkeln und hatte großen Spaß daran, bis zum Schluss mitzurätseln. Besonders gut gefiel mir, dass in diesem Roman auch die Polizei bzw. Scotland Yard nicht auf den Kopf gefallen ist.

Kitchin hat mit Malcom Warren als Protagonisten insgesamt vier Kriminalromane geschrieben, und „Das Geheimnis der Weihnachtstage“ (in der Reihe ist das Band 2) macht Lust auf mehr. Ich hoffe, dass auch die anderen drei bald auf Deutsch erscheinen werden.

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