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Veröffentlicht am 07.10.2023

Tolle Grundidee, mit Schwächen in der Umsetzung

Die Stadt der kleinen Wunder
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Alfred geht in die dritte Klasse und ist viel allein daheim. Sein Vater ist ständig auf Reisen, und wenn er zuhause ist, nimmt er Alfred kaum wahr. Die Mutter ist seit Jahren verschwunden. Eines Nachts ...

Alfred geht in die dritte Klasse und ist viel allein daheim. Sein Vater ist ständig auf Reisen, und wenn er zuhause ist, nimmt er Alfred kaum wahr. Die Mutter ist seit Jahren verschwunden. Eines Nachts ist er wieder einmal allein, schlaflos und hungrig, als ihm jemand eine Zeitung und Essen durch den Briefschlitz wirft. Es ist Amanda, die die Gabe hat, "vergesse Kinder" zu spüren. Alfred geht mit Amanda mit und darf bei ihr bleiben. Gemeinsam schmieden sie Pläne, wie sie den anderen "vergessenen Kindern" helfen können. Hierzu nutzen sie unter anderem einen uralten Funksender fürs Radio, den sie bei Amanda auf dem Speicher finden. Alfred fühlt sich in dem gemütlichen Haus wohl, doch was passiert, wenn sein Vater nach Hause kommt?

Die Grundidee des Buch gefällt mir richtig gut. Vernachlässigte Kinder sind ein wichtiges Thema, und das Buch hebt sich dadurch inhaltlich von der Masse der üblichen Fantasy-Geschichten ab. Amanda Haus und Garten sind heimelig beschrieben, und auch die verschiedenen Nöte der "vergessenen" Kinder sind gut dargelegt. Alfred ist ein sympathischer Protagonist, und Amanda ist zwar etwas schwer zu greifen und eigenbrötlerisch, aber hat das Herz auf dem rechten Fleck. Dennoch hat mich das Buch nicht 100%ig überzeugt. Das liegt zum einen daran, dass insbesondere Alfreds Vater stark überzeichnet ist und äußerst unlogisch handelt. So meldet er Alfred persönlich in der Schule krank und befestigt gleichzeitig Suchplakate von Alfred direkt vor der Schule. Auch das Handeln von Alfreds Lehrer und seine Rechtfertigungen hierfür sind ziemlich abstrus. Einige Dialoge sind dementsprechend sehr unglaubwürdig. Bei Amanda frage ich mich, woher sie die detaillierten Informationen über die Lebensumstände der Kinder hat, da sie zwar spüren kann, wenn ein Kind Sorgen hat, aber nicht den Grund hierfür. Insgesamt bleiben alle Charaktere recht eindimensional, so dass es mir schwer fiel, mit der Geschichte warm zu werden und komplett abzutauchen. Ich vermisse auch überraschende Wendungen im Plot, irgendwie plätschert die Geschichte so vor sich hin. Auch aus den Radiosendungen hätte man inhaltlich noch mehr machen können.

Fazit: Insgesamt ein interessantes Buch zu einem wichtigen Thema, das die ausgetreten Pfade der Fantasy-Geschichten verlässt, aber leider sein Potenzial nicht vollends ausgeschöpft hat.

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Veröffentlicht am 07.10.2023

Seltsam

Gift zum Frühstück
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Ich kannte Lemony Snicket bisher noch nicht, doch da ich kürzlich eine begeisterte Kritik zu Lemony Snickets Jugendbüchern las, war ich neugierig auf "Gift zum Frühstück".

Der Schreibstil verwunderte ...

Ich kannte Lemony Snicket bisher noch nicht, doch da ich kürzlich eine begeisterte Kritik zu Lemony Snickets Jugendbüchern las, war ich neugierig auf "Gift zum Frühstück".

Der Schreibstil verwunderte mich bereits auf den ersten Seiten, da er anders ist, als alles, was ich bisher kannte. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive des Autorenpseudonyms Lemony Snicket geschrieben, der eines Morgens nach dem Frühstück einen Papierschnipsel mit "Sie hatten Gift zum Frühstück" im Türspalt findet und nun versucht, der Sache auf den Grund zu gehen.

Snicket lässt seine Gedanken scheinbar schweifen, Erinnerungen an kleine Begebenheiten aus der Kindheit, Filme, die er vor Jahren gesehen und Bücher  die er gelesen hatte, werden eingeflochten. Als Leserin fand ich das gelegentlich interessant, meist jedoch nervte es mich, da es mir zu sehr abschweifte, ich die Gedanken eher langweilig fand und in seiner Situation - möglicherweise tödlich vergiftet worden zu sein - auch eher seltsam. Ich würde zielgerichtet, logisch und schnell handeln, und nichts davon erkenne bei der Figur. Generell wurde ich mit dem Protagonisten und seinem Verhalten nicht warm. Je weiter die Geschichte fortschritt, desto merkwürdiger und kauziger fand ich ihn. Stellenweise fiel es mir schwer, überhaupt weiterzulesen, auch, da mir der Erzählstil zunehmend missfiel. Snickets ständige triviale Worterklärungen, etwa "aber jetzt stand ich einfach nur vor der verschlossenen Tür und kam mir deplatziert vor, ein Ausdruck, der hier bedeutet »als wäre ich am falschen Ort« (Kapitel 5)". Da es sich um ein recht dünnes Büchlein handelt, habe ich durchgehalten, doch leider hat mich auch das Ende enttäuscht, da ich es absolut unglaubwürdig fand.

Fazit: Leider konnte ich weder erzählerisch noch inhaltlich etwas mit dem Buch anfangen. Vielleicht liegt mir aber auch einfach der Autor nicht.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Schwedischer Generationenroman

Mein Herz ist eine Krähe
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"Mein Herz ist eine Krähe" von Lina Nordquist besteht aus zwei Handlungssträngen in verschiedenen Zeitebenen, die sich kapitelweise abwechseln.

Im ersten erzählt Unni aus der Ich-Perspektive in Gedanken ...

"Mein Herz ist eine Krähe" von Lina Nordquist besteht aus zwei Handlungssträngen in verschiedenen Zeitebenen, die sich kapitelweise abwechseln.

Im ersten erzählt Unni aus der Ich-Perspektive in Gedanken ihrem Sohn Roar ihre Geschichte. Sie beginnt 1898 mit ihrer Flucht aus Norwegen nach Schweden, zusammen mit dem einjährigen Roar und ihrem Geliebten Armod, enthält Rückblenden auf Unnis Vorgeschichte und beschreibt das Leben, das die kleine Familie sich mühsam und entbehrungsreich in Schweden in einer verlassenen Bauernkate aufgebaut hat.

Der zweite Handlungsstrang spielt kurz nach Roars Tod im Jahr 1973 (was sich aus der beiläufig erwähnten Geiselnahme in  Norrmalmstorg entnehmen lässt). Ich-Erzählerin ist hier Kara, die Schwiegertochter Roars, eine depressive, angstkranke und unglückliche Frau, die zusammen mit Roars Frau Bricken in der alten Bauernkate lebt. Nach und nach erfährt man mehr über Karas Leben und Gedanken, die vergangenen Jahre seit ihrer Hochzeit mit Roars Sohn Dag und über ihre dunklen Geheimnisse.

Die Figur von Roar ist das Bindeglied beider Stränge, und neben Unni und Kara die Hauptfigur des Romans.

Unni und Kara sind grundverschieden, was sich auch in unterschiedlichen Erzählstilen widerspiegelt. Unnis Schilderungen sind kraftvoll, bildhaft, voller Liebe, während Karas Part düster, voller Unzufriedenheit und Bitterkeit ist. Ich muss sagen, dass ich mich immer sehr auf die Unni-Kapitel gefreut habe, die packend und einfühlsam erzählt sind. Unnis Geschichte hat mich sehr berührt, ihr Glück im Kleinen, die Schicksalsschläge, die sie trafen, das harte Leben in Armut und die Grausamkeiten, die sie ertragen musste, und die zeigen, wie wenig ein Frauenleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte.

Karas Passagen empfand ich hingegen als recht langatmig. Hier hätte sich die Autorin für meinen Geschmack deutlich kürzer fassen dürfen. Ich hatte den Eindruck, dass diese Kapitel künstlich in die Länge gezogen wurden, um beiden Erzählungen einen gleichen Anteil zu geben. Hierdurch wiederholt sich in den Kara-Kapiteln vieles, seitenweise werden Dinge angedeutet, die man als Leser*in längst durchschaut hat. Erschwerend kommt hinzu, dass mir Kara von Anfang an sehr unsympathisch war und ich ihr Lamentieren und ihr Selbstmitleid nur schwer ertragen konnte.

Lina Nordquists Sprache ist sehr bildhaft, teilweise poetisch, voller detaillierter Beschreibungen und Vergleiche, und insbesondere in Unnis Kapiteln hoch emotional. Das ist meistens sehr schön zu lesen, wirkt an manchen Stellen aber doch etwas dick aufgetragen. Das ist aber sicherlich Geschmackssache, ich bevorzuge eher eine klar-nüchterne Sprache.

Fazit: Ein lesenswerter Generationen-Roman, insbesondere für Liebhaber poetischer Sprache, mit einem fesselnden ersten und einem etwas langatmigen zweiten Erzählstrang.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Spannend und informativ

Operation Doppeltes Spiel
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Doppelagent im Zweiten Weltkrieg - wie war das Agentenleben damals tatsächlich, jenseits aller Fiktion, was trieb diese Menschen an, und was waren das eigentlich für Typen? Diese Fragen haben mich interessiert, ...

Doppelagent im Zweiten Weltkrieg - wie war das Agentenleben damals tatsächlich, jenseits aller Fiktion, was trieb diese Menschen an, und was waren das eigentlich für Typen? Diese Fragen haben mich interessiert, als ich zum Buch "Operation Doppeltes Spiel" griff. Darin beschreibt Arne Molfenter das Leben von Dusko Popov und Johnny Jebsen, die beide als Agenten für die Abwehr des Dritten Reiches und den britischen MI5 spionierten. Das Buch hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht, insbesondere da die Beweggründe für die Agententätigkeit zunächst nicht in politischer Überzeugung oder in moralischen Überlegungen bzw. Gewissensgründen zugunsten der Alliierten lagen. Tatsächlich waren die Hauptgründe für viele  wohl eher persönliche Vorteile wie Geld, ein lockeres Leben, kein Dienst an der Front, Reisefreiheit und ähnliches. Auch wenn mir die beiden Agenten alles andere als sympathisch waren, habe ich deren Geschichte, die eng mit der Landung der Alliierten in der Normandie verknüpft ist, verschlungen und vieles über die damalige Arbeit der Geheimdienste erfahren. Molfenter schreibt sachlich, aber nie trocken, und das Buch liest sich flüssig und lebendig. Am einigen Stellen hätte ich gerne noch mehr erfahren, vor allem über Johnny Jebsen und seine zwielichtigen Devisengeschäfte, aber hier ist die Quellenlage wohl etwas dünn. Generell scheint das Leben von Popov besser bekannt zu sein als das von Jebsen, so dass Popov auch zur Hauptfigur wird, während Jebsen eher im Hintergrund bleibt. Molfenter greift auf zahlreiche, genau zitierte Quellen zurück, unter anderem das britische Nationalarchiv, so dass etwa sämtliche Dialoge im Buch belegt sind.

Ich habe durch den Einblick in die damalige Agentenwelt viel Neues und Überraschendes erfahren, und war so gefesselt,  dass ich das Buch tatsächlich an einem Tag ausgelesen habe. Ich kann es rundum weiterempfehlen!



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Veröffentlicht am 01.10.2023

Perfekt für alle Vogelfreunde

Das NABU-Vogelbuch
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Das NABU-Vogelbuch ist rundum gelungen und äußerst informativ. Für 315 einheimische Vogelarten gibt es wunderschöne Bilder und detaillierte Beschreibungen, die bei der Bestimmung helfen. So sind etwa unterschiedliche ...

Das NABU-Vogelbuch ist rundum gelungen und äußerst informativ. Für 315 einheimische Vogelarten gibt es wunderschöne Bilder und detaillierte Beschreibungen, die bei der Bestimmung helfen. So sind etwa unterschiedliche Federkleider je nach Geschlecht oder Alter beschrieben und abgebildet, auch Unterscheidungsmerkmale zu ähnlichen Arten werden aufgeführt. Natürlich dürfen auch Informationen zu Brut- und Zugverhalten, Größe, Vorkommen, Gefährdung usw. nicht fehlen. Die gesamte Gestaltung ist sehr übersichtlich und strukturiert. Sehr gut gefällt mir auch, dass die Stimmen der einzelnen Vögel via Nummerncode über die kostenlose KOSMOS PLUS-App angehört werden können. Informationen zu vogelfreundlichen Gärten, Fütterung und Vogelbeobachrung runden das Buch ab.

Etwas erstaunt war ich allerdings, dass mir das Buch als Kinder- und Jugendbuch angeboten wurde. Aufgrund der Wortwahl und der  sachlich-nüchternen Aufmachung richtet sich das Buch ganz eindeutig an Erwachsene und ältere Kinder ab ca. 12 Jahren.

FAZIT: Dieses Buch ist ein unverzichtbares Nachschlagewerk für alle Vogelfreunde!

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