Profilbild von SimoneF

SimoneF

Lesejury Star
offline

SimoneF ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SimoneF über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2023

Quantenphysik anschaulich erklärt

Warum wir nicht durch Wände gehen*
0

In "Warum wir nicht durch Wände gehen*" macht sich der österreichische Physiker und Wissenschaftsjournslist Florian Aigner daran, Quantenphysik für Laien verständlich zu erklären.

Da ich selbst Naturwissenschaftlerin ...

In "Warum wir nicht durch Wände gehen*" macht sich der österreichische Physiker und Wissenschaftsjournslist Florian Aigner daran, Quantenphysik für Laien verständlich zu erklären.

Da ich selbst Naturwissenschaftlerin bin und mich noch gut an meine Vorlesungen in theoretischer Physik erinnere, war ich sehr gespannt darauf, ob es gelingen kann, diese hochkomplexe Thematik so zu vermitteln, dass das Buch ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.

Aigners Schreibstil ist locker und unterhaltsam, und er nähert sich der Quantenphysik mit vielen anschaulichen Vergleichen und einer guten Prise Humor. Hierdurch liest sich das Buch sehr flüssig. Immer wieder ergänzen kleine eingestreute Skizzen den Text. Angefangen beim Welle-Teilchen-Dualismus und den berühmten Doppelspalt-Experimenten, über die Hesienbergsche Unschärferelation, Spin, Polarisation und das berühmte Stern-Gerlach-Experiment, bis zum Pauli-Prinzip und Schrödingers Katze spannt Aigner den Bogen. Auch die Bedeutung der Quantenphysik für unser alltägliches Leben wird in einem Kapitel thematisiert. Um allgemeinverständlich zu bleiben, vereinfacht Aigner hier natürlich stark, auf Formeln und mathematische Konstrukte verzichtet er selbstverständlich ganz. Es gelingt ihm jedoch sehr gut, ein Grundverständnis für die Welt der Quantenphysik zu vermitteln.

Das größte Verdienst des Buches ist es aus meiner Sicht, dass Aigner mit seinem Buch der Mystifizierung der Quantenphysik entgegentritt und klar mit pseudowissenschaftlichen, spirituellen und esoterischen Deutungen aufräumt.

Fazit: Eine sehr gelungene populärwissenschafliche Auseinandersetzung mit der Quantenphysik, die auch für naturwissenschaftlich interessierte Jugendliche ab ca. 14-15 Jahren hervorragend als Einstieg geeignet ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.05.2023

Sehr schöne Geschichte

Die Schule der mittelguten Zauberer – Wirbel um den Neuen
0

Niko, 11 Jahre alt, ist bei allem eher mittel. Der mittlere von 3 Geschwistern, mittelbraunes Haar, Mittelfeldspieler im Fußball und mittelgut in der Schule - ein ganz normaler Junge eben, bis er eines ...

Niko, 11 Jahre alt, ist bei allem eher mittel. Der mittlere von 3 Geschwistern, mittelbraunes Haar, Mittelfeldspieler im Fußball und mittelgut in der Schule - ein ganz normaler Junge eben, bis er eines Tages plötzlich ständig rosa Nebel vor sich sieht. Wie sich herausstellt, ist er ein Seher, und soll fortan auf eine Zaubererschule gehen. Allerdings nicht auf das Merlineum, die edle Schule für die "klassischen" Zauberer, die sogenannten Alphas, sondern auf die ziemlich heruntergekommene Schule daneben. Diese ist für die Omegas und wird von den Alphas geringschätzig als Schule der mittelguten Zauberer verspottet.

Niko findet sich in einer völlig neuen Welt wieder, mit seltsamen Mitschülern, Lehrern und skurrilen Unterrichtsmethoden, und auch das Internatsleben ist gewöhnungsbedürftig, vom merkwürdigen Essen ganz zu schweigen. Ständig geht bei den Omegas irgendetwas schief, und Niko ist hin- und hergerissen. Er wäre gerne ein echter Alpha, doch er lernt, dass auch die Omegas ihre Vorzüge haben, und dass sie, wenn sie fest zusammenhalten und gemeinsam an einem Strang ziehen, richtig stark sind.
Das Buch ist sehr unterhaltsam geschrieben, mit vielen lustigen Einfällen, und die Idee der Omegas gefällt mir richtig gut. Ich möchte hier nicht näher auf die Omegas eingehen, da ich nicht spoilern möchte, aber dass sie keine "herkömmlichen" Zauberer sind, sondern sich mit den ein oder anderen Tücken ihrer Gabe herumschlagen müssen, macht den besonderen Witz dieses Buches aus. Ganz nebenbei zeigt die Geschichte dadurch auch, wie wichtig Zusammenhalt, Freundschaft, Teamfähigkeit und gegenseitiges Vertrauen sind.

Das Buch ist sehr abwechslungsreich und unterhaltsam geschrieben und für Kids ab ca. 9 Jahren geeignet. Das Buch besteht aus 14 Kapiteln plus zwei kleinen Glossaren über die Zauberei bzw. die Spezialzauberkräfte. Mehrere  schwarz-weiße Illustrationen lockern das Buch zusätzlich auf.

Einen Wermutstropfen hat das Buch leider, der für mich zu einem Stern Abzug führt: Als es so richtig spannend wird, endet das Buch mit einem echten Cliffhanger, und das finde ich in diesem Lesealter nicht optimal, da es zwangsläufig zu Enttäuschungen führt, sofern der nächste Band noch nicht erschienen ist. Auch meinem Sohn (9) war das Ende daher zu abrupt und er möchte natürlich sofort wissen, wie es jetzt weitergeht.

Hier wäre es meiner Ansicht nach besser gewesen, das letzte Kapitel wegzulassen.

Insgesamt aber eine sehr schöne Geschichte mit Potential, und wir sind gespannt auf den zweiten Teil!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.05.2023

Hervorragendes Debüt

So weit der Fluss uns trägt
0

Die anfangs 17jährige Victoria lebt Ende der 1940er Jahre zusammen mit ihrem Vater, ihrem Bruder und ihrem Onkel auf einer Farm am Rande der Kleinstadt Iola in Colorado und muss seit dem frühen Unfalltod ...

Die anfangs 17jährige Victoria lebt Ende der 1940er Jahre zusammen mit ihrem Vater, ihrem Bruder und ihrem Onkel auf einer Farm am Rande der Kleinstadt Iola in Colorado und muss seit dem frühen Unfalltod ihrer Mutter auf der Farm viel mitarbeiten und auch den kompletten Haushalt führen. Eines Tages begegnet sie in Iola einem fremden dunkelhäutigeren Jungen, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt, der aber von allen anderen im Ort vehement abgelehnt wird. Victoria lässt sich in ihren Gefühlen nicht beirren. Sie ahnt nicht, welches Unglück bald hereinbrechen und sie zwingen wird, schmerzhafte Entscheidungen zu treffen, die ihr Leben für immer verändert werden.

Die Geschichte wird aus Victorias Perspektive in der Ich-Form erzählt und umfasst den Zeitraum zwischen 1948 und 1971. Victorias Schicksal hat mich sehr berührt, und ich habe beim Lesen oft innegehalten und überlegt, wie ich in dieser Situation, in dieser Zeit und unter diesen familiären und gesellschaftlichen Umständen gehandelt hätte. Stellenweise ist das Buch so tieftraurig, dass ich gelegentlich eine Pause eingelegt und das Buch entgegen meiner Gewohnheit über mehrere Tage gelesen habe.

Der Schreibstil des Buches hat mir besonders gut gefallen. Victorias Situation, ihre Gedanken und Gefühle und ihre Entwicklung sind sehr detailliert, lebendig und gut nachvollziehbar geschildert, Victoria war mir sofort sehr nahe und ich konnte mit ihr mitfühlen. Sehr ausführlich und stimmungsvoll beschreibt Read Shelley auch die raue und karge Landschaft Colorados und der Big Blue Wilderness.

Die Geschichte macht trotz vieler trauriger Momente Mut, auf die eigene Stärke zu vertrauen, die Hoffnung nicht aufzugeben und zu seinen Entscheidungen zu stehen. Er zeigt auch, wie wichtig es ist, genau hinzusehen, nicht vorschnell zu urteilen und hinter die Fassaden der anderen zu blicken.

Ich wurde auf das Buch eher zufällig aufmerksam und wurde absolut positiv überrascht - "Soweit der Fluss uns trägt" ist für mich ein wirklich bemerkenswerter Debütroman, den ich nur weiterempfehlen kann!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.05.2023

Grandios!

Elternabend
0

Furios, aberwitzig, skurril, urkomisch, nachdenklich, kurzweilig, abwechslungsreich und höchst unterhaltsam - das alles ist für mich "Elternabend" von Sebastian Fitzek, der hier einmal nicht als Thrillerautor ...

Furios, aberwitzig, skurril, urkomisch, nachdenklich, kurzweilig, abwechslungsreich und höchst unterhaltsam - das alles ist für mich "Elternabend" von Sebastian Fitzek, der hier einmal nicht als Thrillerautor unterwegs ist, sondern auf neuen Wegen den Horror eines Elternabends aufs Korn nimmt, mit einem wendungsreichen und grandios abstrusen Plot verquickt und mit viel Wortwitz garniert.

Die einzelnen Charaktere sind wunderbar pointiert getroffen und herrlich überzeichnet, und vermutlich erkennt jeder Hörer und jede Hörerin die ein oder andere Person aus dem eigenen Erfahrungsschatz wieder. Auch ernste Themen wie Suizid, Mobbing und Depressionen werden aufgegriffen, wobei Fitzek auf Mark Twain verweist, demzufolge die verborgene Quelle des Humors nicht Freude, sondern Kummer sei.

Das ungekürzte Hörbuch mit einer Laufzeit von knapp 5 Stunden wurde von dem großartigen Simon Jäger wunderbar flott eingesprochen. Simon Jäger verleiht jeder Figur eine unverwechselbare Note und spricht sie so lebendig und mit so viel Spielfreude, dass ich voll in die Geschichte eintauchen konnte und alles lebhaft vor mir sah. Auch den humorvollen Unterton trifft er wirklich großartig, und ich habe dieses Hörbuch sehr genossen.

Ich kann das Hörbuch rundum weiterempfehlen und hoffe, dass Sebastian Fitzek noch viele weitere Nicht-Thriller folgen lässt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.05.2023

Hervorragend!

Wolf
0

Kemi wird von seiner Mutter zum Ferienlager im Wald angemeldet, da sie in den Ferien keinen Urlaub bekommen hat. Kemi ist alles andere als begeistert - mit Natur kann er nichts anfangen, Ferienlager im ...

Kemi wird von seiner Mutter zum Ferienlager im Wald angemeldet, da sie in den Ferien keinen Urlaub bekommen hat. Kemi ist alles andere als begeistert - mit Natur kann er nichts anfangen, Ferienlager im Wald klingt nach fiesen Insekten und Brennnesseln und nach Gruppenprogramm mit nervigen Kids aus seiner Jahrgangsstufe. Im Ferienlager ist Jörg sein Zimmergenosse. Jörg ist auch ein Außenseiter, gilt als uncool und wird von seinen Mitschülern gehänselt, insbesondere Marko und seine Kumpels  haben es auf ihn abgesehen und machen ihm das Leben schwer.

Nachdem ich bereits das Buch begeistert gelesen habe, war ich nun sehr gespannt auf das Hörbuch, das der Autor selbst eingelesen hat.

Zunächst brauchte ich einen Moment, um mich auf Sasa Stanisic einzuhören, aber nach ein paar Minuten war ich richtig in der Geschichte drin. Es gelingt Sasa Stanisic wunderbar, Kemis Erlebnisse im Zeltlager, seine Gedanken, Zweifel und Ängste auszudrücken und lebendig werden zu lassen. Sehr einfühlsam trifft er genau den richtigen Ton und die richtigen Worte, um Kemis Gefühlswelt spürbar werden zu lassen.

Einiges kam mir aus meiner eigenen Schulzeit bekannt vor, die teils verhängnisvolle Gruppendynamik, kleine Boshaftigkeiten und spöttische Bemerkungen, denen man ausgesetzt ist, wenn man irgendwie aus dem Mainstream ausschert. Wer anders ist, ist schnell aussen vor. Die Betreuer stehen hilf- und ideenlos dabei, sehen vor allem weg.

Zwischen Jörg und Kemi entwickelt sich eine leise Freundschaft, und Kemi lernt, sich seinen Ängsten zu stellen und sie zu überwinden.

Ein leises, sehr gelungen eingesprochenes Hörbuch über das Anderssein, über den Umgang mit Mobbing, über Freundschaft und Toleranz, und über den Mut, zu sich selbst zu stehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere