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Veröffentlicht am 30.04.2023

Leider sehr seicht

Träume aus Eis
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"Träume aus Eis" von Franziska Winkler wurde von JOPA-Eis inspiriert, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts in München von Josef Pankofer gegründet wurde und mit Eis am Stil damals neue Wege ging. Die Familiengeschichte ...

"Träume aus Eis" von Franziska Winkler wurde von JOPA-Eis inspiriert, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts in München von Josef Pankofer gegründet wurde und mit Eis am Stil damals neue Wege ging. Die Familiengeschichte im Roman ist jedoch rein fiktiv, da über Pankofer weiter nichts bekannt ist.

Ich hatte mich auf einen stimmungsvollen Roman aus den 20er/30er Jahren gefreut, wurde jedoch enttäuscht. Die Geschichte ist eher seicht und die Charaktere bleiben eindimensional. Oft handeln sie unglaubwürdig, Meinungsumschwünge kommen plötzlich und unmotiviert, und alles scheint schablonenhaft. Die Handlung plätschert so vor sich hin, es liest sich ganz nett, ist aber doch recht ereignisarm.

Wirklich störend ist jedoch die Vielzahl an Fehlern im Buch: Margot wird auch mal zu Marion, Gerhard zu Georg, Erwin Moosgruber zu Simon, Anton und Petronella Bachmann heißen plötzlich Hedwig und Max. Erna hat zunächst 3, dann 2 Geschwister, um die sie sich gekümmert hat, da der Vater Alkoholiker war. Ihre einzige Schwester Inge hieß plötzlich Annegret. Gegen Ende des Buches war Erna plötzlich Einzelkind, im Waisenhaus aufgewachsen und der Vater unbekannt. Zwischen dem 9.11.1923 und dem 9.11.1929 liegen im Buch immer wieder genau 5 Jahre, und auch der Altersabstand der Geschwister Frieda und Lotte variiert. Lottes kaputtes rechtes Bein ist zwischendurch auch mal links. Hilde war angeblich über 1 Jahr in Max Gruber unglücklich verliebt und sieht seither keinen Mann mehr an, war aber an andere Stelle im Buch im selben Zeitraum zuerst hinter Karl und dann hinter Wilhelm her. Ein derart fehlerhaftes Buch ist mir noch nie untergekommen, und das Leseerlebnis wurde dadurch stark getrübt.

Fazit: Leider konnte mich die recht triviale und oberflächliche  Story nicht fesseln, und die große Zahl an Fehlern machte es mir zusätzlich schwer, ins Buch einzutauchen.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Thema, schöpft sein Potenzial jedoch nicht ganz aus

Und wenn wir einfach die Sonne verdunkeln?
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"Und wenn wir einfach die Sonne verdunkeln?" von Gernot Wagner befasst sich mit dem Thema des solaren Geoengineerings, bei dem man versucht, der globalen Erwärmung entgegenzuwirken, indem man einen Teil ...

"Und wenn wir einfach die Sonne verdunkeln?" von Gernot Wagner befasst sich mit dem Thema des solaren Geoengineerings, bei dem man versucht, der globalen Erwärmung entgegenzuwirken, indem man einen Teil des Sonnenlichts ins Weltall zurückwirft.

Da mich die Klimathematik sehr interessiert und ich bereits mit großer Skepsis von dieser Technik gehört hatte, war ich sehr gespannt auf dieses Buch.

Wagner beschreibt die unkalkulierbaren Umweltrisiken sowie die politischen, moralischen und gesellschaftlichen Fragen, die Geoengineering aufwirft.

Inhaltlich ist das Buch durchaus interessant und beleuchtet wichtige Aspekte, dennoch konnte es meine Erwartungen nicht ganz erfüllen. Es fehlt zunächst eine detaillierte und fundierte fachliche Erläuterung der Technik des Geoengineerings. Aus wissenschaftlicher Sicht bleibt das Buch sehr vage und oberflächlich, auch die Diagramme sind ohne Angabe wissenschaftlicher Einheiten wenig aussagekräftig. Generell vermisse ich bei diesem Buch eine gewisse Stringenz und Struktur, vieles ist redundant. Der Schreibstil ist zudem sehr locker und eher einfach gehalten. In einem eigenen Buchteil ergeht sich der Autor in Zukunftsszenarien und Spekulationen um politische Konstellationen und den Einsatz von solarem Geoengineering in den nächsten Jahrzehnten, die recht willkürlich erscheinen.

Insgesamt habe ich eine gehalt- und anspruchsvollere (populär-)wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik erwartet.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Dein innerer Wolf

Wolf
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Kemi wird von seiner Mutter zum Ferienlager im Wald angemeldet, da sie in den Ferien keinen Urlaub bekommen hat. Kemi ist alles andere als begeistert - mit Natur kann er nichts anfangen, Ferienlager im ...

Kemi wird von seiner Mutter zum Ferienlager im Wald angemeldet, da sie in den Ferien keinen Urlaub bekommen hat. Kemi ist alles andere als begeistert - mit Natur kann er nichts anfangen, Ferienlager im Wald klingt nach fiesen Insekten und Brennnesseln und nach Gruppenprogramm mit nervigen Kids aus seiner Jahrgangsstufe. Im Ferienlager ist Jörg sein Zimmergenosse. Jörg ist auch ein Außenseiter, gilt als uncool und wird von seinen Mitschülern gehänselt, insbesondere Mark und seine Kumpels  haben es auf ihn abgesehen und machen ihm das Leben schwer.

Beim Lesen des Buches kam mir einiges aus meiner eigenen Schulzeit bekannt vor, die teils verhängnisvolle Gruppendynamik, kleine Boshaftigkeiten und spöttische Bemerkungen, denen man ausgesetzt ist, wenn man irgendwie aus dem Mainstream ausschert. Wer anders ist, ist schnell aussen vor.

Die Geschehnisse im Camp, die Verhaltensweisen der verschiedenen Jugendlichen und der erwachsenen Betreuer sind glaubhaft dargestellt. Ganz besonders gelungen finde ich die Sprache. Sie ist klar und erfrischend, jugendlich, ohne anbiedernd zu wirken, mal witzig, mal nachdenklich, und fängt Kemis Gefühle und Gedanken wunderbar ein.

Richtig toll finde ich die schwarz-gelb-weissen  Illustrationen im Buch, die wie flotte Skizzen wirken und hervorragend zum Stil des Buches passen.

Ein wirklich lesenswertes Buch über Freundschaft und Mobbing, über Andersartigkeit und Toleranz, über den "inneren Wolf" und den Mut, seine Ängste zu überwinden, zu sich selbst zu stehen und seinen eigenen Weg zu finden.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Nette Geschichte

Der Tag, an dem ich in ein Märchen fiel
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"Der Tag an dem ich in ein Märchen fiel" von Ben Müller ist eine nette Geschichte um die Geschwister Lana und Harrison, die mitten in ein  phantasievolles Abenteuer geraten, bei dem  mehrere Märchen der ...

"Der Tag an dem ich in ein Märchen fiel" von Ben Müller ist eine nette Geschichte um die Geschwister Lana und Harrison, die mitten in ein  phantasievolles Abenteuer geraten, bei dem  mehrere Märchen der Gebrüder Grimm eine Rolle spielen.

Das Buch ist sehr gut geeignet für erfahrene Erstleser ab ca. 9 Jahren. Das Buch ist in mehrere kürzere Kapitel unterteilt und etwas größer geschrieben. Die Märchenpassagen sind durch eine etwas kunstvollere, aber dennoch leicht lesbare Schriftart abgesetzt.

Die Geschichte ist sehr unterhaltsam und auch spannend geschrieben, konnte mich aber dennoch nicht ganz überzeugen. Sie wirkt doch etwas künstlich und hat für mich zu viele innere logische Ungereimtheiten, selbst für ein Märchen, und gerade der Schluss ist in sich widersprüchlich (vom Autor beabsichtigt, aber ich empfinde es als störend).

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Spannend und erschreckend realistisch

Going Zero
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Was passiert, wenn sich staatliche Geheimdienste und private Medienriesen zusammenschließen und ihre gesammelten Datenmengen und ihr technisches Know-How bündeln? Ist es überhaupt noch möglich, sich als ...

Was passiert, wenn sich staatliche Geheimdienste und private Medienriesen zusammenschließen und ihre gesammelten Datenmengen und ihr technisches Know-How bündeln? Ist es überhaupt noch möglich, sich als Bürger deren kompletter Überwachung zu entziehen? Dieser Frage widmet sich "Going Zero".

Der Medienguru Cy Baxter, Chef des SocialMedia- und Cyberüberwachungs-Konzerns WorldShare, arbeitet zusammen mit NSA, FBI und CIA am Fusion-Projekt, das im Regierungsauftrag das Wissen und die Informationen aller Institutionen bündeln soll. Der Beta-Test "Going Zero", an dem 10 vorausgewählte Amerikaner*innen teilnehmen, soll nun die Schlagkraft von Fusion unter Beweis stellen: Wem es gelingt, 30 Tage lang unentdeckt zu bleiben, erhält 3 Millionen Dollar. Mit dabei ist auch die Bibliothekarin Kaitlyn Day, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgt...

"Going Zero" ist ein atemloser, hochspannender Thriller, ein Buch wie ein Hollywood-Blockbuster. Er entwirft ein erschreckend realistisches Szenario über die Überwachungsmöglichkeiten, die sich anhand der Vielzahl an Daten ergeben, die wir in unserer hochdigitalisierten Welt ständig und überall, mal sorglos freiwillig, mal unausweichlich, hinterlassen. Daten sind die neue Währung, und Macht besitzt, wer über die Datenmassen verfügt.

Der Schreibstil ist direkt, eindrücklich und lebendig, und ich hatte die Protagonisten Kaitlyn Day, Cy Baxter und alle anderen Figuren, sowie die Schauplätze lebhaft vor Augen. Die Geschichte ist voller spannender Wendungen und interessanter Einfälle.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass der Roman dann deutliche Schwächen zeigt, wenn es um technische Dinge geht. Er bleibt dann entweder sehr vage, vereinfacht stark oder offenbart Mängel an technischem Wissen, etwa wenn eine der weltweit größten Datenbanken innerhalb weniger Minuten von einem Hacker kopiert und auf ein paar Festplatten in einem Lagerraum gespeichert wird. Auch bezeichnen FLOPS kein Datenvolumen, sondern die Anzahl der Gleitkommaoperationen pro Sekunde und sind ein Maß für die Leistung eines Computers.

Wenn man über diese technischen Unzulänglichkeiten hinwegsieht, ist "Going Zero" ein  hochinteressanter, angesichts realer Entwicklungen beunruhigend aktueller Thriller, der sehr zum Nachdenken anregt über die digitalen Spuren, die wir täglich hinterlassen und das, was uns in Zukunft noch bevorstehen könnte. Eine klare Leseempfehlung!

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