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Veröffentlicht am 20.08.2023

Sehr poetisch

Bis wir Wald werden
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Sehr berührend und einfühlsam erzählt Birgit Mattausch in "Bis wir Wald werden" über das Leben in einem Hochhaus, das von Aussiedlerinnen aus der ehemaligen Sowjetunion bewohnt wird. Das ist umso bemerkenswerter, ...

Sehr berührend und einfühlsam erzählt Birgit Mattausch in "Bis wir Wald werden" über das Leben in einem Hochhaus, das von Aussiedlerinnen aus der ehemaligen Sowjetunion bewohnt wird. Das ist umso bemerkenswerter, da die Autorin keinen entsprechenden familiären Hintergrund hat. Allerdings war sie als Pastorin jahrelang in einer schwäbischen Gemeinde tätig, der viele Aussiedlerinnen angehörten.

Die Protagonistin Nanush, inzwischen erwachsen, kam mit ihrer Urgroßmutter Babulya als Baby nach Deutschland und lebt noch immer mit ihr im selben Haus, aber in einer eigenen Wohnung. Babulyas Küche ist der Treffpunkt für viele Bewohner aller Generationen des Hochhauses, die wie in einer Großfamilie zusammenleben und Wärme in der Gemeinschaft suchen.

In einer sehr poetischen Sprache beschreibt sie die innere Zerrissenheit der Menschen, die in der Sowjetunion als Deutsche und Fascisti galten und hier in Deutschland als Russen wahrgenommen werden. Immer wieder taucht der Wald mit seinen Tieren als Ort der Sehnsucht für die Entwurzelten auf, die Erinnerung an die endlosen Birkenwälder der Sowjetunion lebt in den Träumen weiter.

Hierbei vermischen sich Realität und Phantasie, Erinnerung und Traum. Einige Abschnitte haben geradezu lyrischen Charakter und sind rechtsbündig formatiert in den Text integriert.

Ich muss gestehen, dass mir der poetische Stil mit teils magischen Elementen nicht liegt, ich bevorzuge eher nüchtern-klare Erzählweisen. Wer diesen jedoch mag, wird hier eine sehr lesenswerte und anrührende Lektüre finden.

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Meisterhaft erzählt

Intimleben
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Kürzlich habe ich eher zufällig "Ich habe keine Angst" von Niccolò Ammaniti gelesen und war begeistert von diesem mir bis dato unbekannten Autor.  Nun war ich sehr gespannt auf sein neuestes Werk "Intimleben". ...

Kürzlich habe ich eher zufällig "Ich habe keine Angst" von Niccolò Ammaniti gelesen und war begeistert von diesem mir bis dato unbekannten Autor.  Nun war ich sehr gespannt auf sein neuestes Werk "Intimleben".

Auch hier zog mich Ammanitis Schreibstil sofort in seinen Bann. Er schreibt lebendig, klar, direkt und in bisweilen drastischer Sprache, mit immer wieder herrlich spitzer Zunge, messerscharf beobachtend und teils ironisch überhöht. Es macht einfach Spaß, seiner virtuosen Erzählweise zu folgen, in der er  zuweilen den Leser direkt anspricht, und mit Nähe und Distanz zu seinen Figuren spielt. An manchen Stellen fragte ich mich, wie diese wohl im italienischen Original lauteten und welchen Anteil an der bemerkenswerten Wortwahl Verena von Koskulls Übersetzung hat. Da ich bereits einige von ihr übersetzte Bücher gelesen habe, meinte ich, gelegentlich ihre besondere Handschrift zu erkennen.

Durch die Protagonistin Maria Cristina, Gattin des italienischen Ministerpräsidenten, zeigt Ammaniti, welchen teils wahnwitzigen Einfluss soziale Medien heutzutage haben, und welche PR-Maschinerie hinter Personen von öffentlichem Interesse steckt. Dieser enorme Druck, unter ständiger Beobachtung zu stehen und die Gefahr, bloßgestellt oder in einem Shitstorm gegrillt zu werden, verändert Maria Cristina. Sie entwickelt einen Hang zur Paranoia, fühlt sich hilf- und haltlos. Hier spielen auch frühe Traumata eine Rolle, die  im Laufe der Geschichte thematisiert werden, und die ihre Unfähigkeit, tiefe Bindungen einzugehen, und ihr Gefühl der Fremdheit in der Welt erklären. Ihre Entwicklung gegen Ende des Romans, die durch eine schicksalhafte Zufallsbegegnung in Gang kommt, macht Mut, und zeigt nicht nur Maria Cristina, sondern auch dem Leser einen Weg zur Selbstbefreiung. Ich hätte gerne noch mehr gelesen und war beinahe traurig, als das Buch zuende war.

Fazit: Ich liebe Ammanitis Stil, und habe es richtig genossen, diesen meisterhaft und sehr modern erzählten Roman zu lesen. Ich kann ihn nur rundum weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 18.08.2023

Unglückliche Mischung aus Lexikon und Story

Keeper of the Lost Cities – Entschlüsselt (Band 8,5) (Keeper of the Lost Cities)
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Bei "Keeper of the Lost Cities 8,5 - Entschlüsselt" von Shannon Messenger handelt es sich, wie die Nummer 8 5 bereits nahelegt, um einen ganz besonderen Band der Reihe.

Er besteht zu ca. 2/3 aus einem ...

Bei "Keeper of the Lost Cities 8,5 - Entschlüsselt" von Shannon Messenger handelt es sich, wie die Nummer 8 5 bereits nahelegt, um einen ganz besonderen Band der Reihe.

Er besteht zu ca. 2/3 aus einem sehr umfangreichen Nachschlagewerk, das Signaturkarten zu den wichtigsten Charakteren enthält, ferner eine Weltkarte samt ausführlichen Informationen (leider im ebook nicht dabei), Portraits diverser Figuren (leider ebenfalls nicht im ebook), Wissenswertes zum Leben in den Verlorenen Städten, u.a. zu den Mitgliedern des Hohen Rats, der Foxfire-Akademie, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Elfen, Informationen zu den Neverseen, und, und, und.

Gleich zu Beginn des Buches weist die Autorin darauf hin, dass man vor der Lektüre des Lexikons unbedingt die Bände 1-8 gelesen haben sollte, da Spoiler enthalten sind. Tatsächlich kennt man vieles von dem, was hier aufgeführt wird, bereits aus den vorherigen Büchern. Wer diese erst kürzlich gelesen hat, wird sich also möglicherweise langweilen. Mein Sohn, der eigentlich ein großer Fan der Reihe ist, zeigte an diesem Buchteil wenig Interesse, da es für jüngere Leser*innen doch etwas langatmig ist. Er möchte einfach wissen, wie die Geschichte weitergeht. Andererseits empfand ich den Schreibstil und insbesondere die Anmerkungen der Autorin doch als sehr kindlich, so dass ich als ältere Leserin etwas genervt war. Meiner Ansicht nach ist dieser Teil des Buches nur etwas für absolute Hardcore-Fans, die jedes Detail der Keeper-Welt kennen möchten. Würde es sich hierbei um einen lexikonähnlichen Einzelband handeln, den man auch einfach auslassen könnte, wäre das völlig in Ordnung. Doch leider wurde dieser im letzten Drittel mit einer ca. 260 Seiten langen Fortsetzung der eigentlichen Reihe gekoppelt. Diese Geschichte wird aus der Sicht von Keefe erzählt, schließt nahtlos an Band 8 an und bildet wiederum die Voraussetzung für Band 9. Wer die eigentliche Reihe also weiterlesen möchte, kommt um Band 8,5 nicht herum, selbst wenn ihn das Nachschlagewerk nicht interessiert. Das empfinde ich als ziemlich unglücklich, hier wäre eine saubere Trennung wesentlich kundenfreundlicher gewesen.

Insgesamt hat meinen Sohn und mich Band 8,5 nicht überzeugt, und wir sind nun auf Band 9 gespannt.

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Veröffentlicht am 17.08.2023

Interessanter Ansatz, sehr anspruchsvoll

Das Mittelalter
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Da ich gelegentlich gerne historische Sachbücher lese, wenn auch vor allem über die Antike, war ich sehr gespannt auf Chris Wickhams Werk "Das Mittelalter".

Anders als die meisten Autoren erzählt Chris ...

Da ich gelegentlich gerne historische Sachbücher lese, wenn auch vor allem über die Antike, war ich sehr gespannt auf Chris Wickhams Werk "Das Mittelalter".

Anders als die meisten Autoren erzählt Chris Wickham die Geschichte des Mittelalters nicht chronologisch linear, sondern anhand von zentralen "Momenten des Wandels", die wichtige Wendepunkte darstellen. Dieser Ansatz klang äußerst vielversprechend, und tatsächlich lieferte er mir völlig neue Sichtweisen und Einblicke, und ermöglichte mir, Zusammenhänge zu erkennen, die mir bisher so nicht bewusst waren.

Dieser Erkenntnisgewinn ist allerdings stellenweise hart erarbeitet, da das Buch doch recht trocken geschrieben ist, und durchgehend aus Fließtext besteht, der nicht durch Diagramme oder Schaubilder aufgelockert wird. Als Nachschlagewerk eignet sich das Buch nicht. Da die Kapitel häufig gegenseitig auf einander verweisen, muss das Buch zumindest beim ersten Mal komplett von Anfang bis Ende gelesen werden, ein "Herauspicken" eines einzelnen Kapitels, das einen gerade besonders interessiert, ist schwierig. Als etwas gewöhnungsbedürftig empfand ich die ständige Verwendung des Wortes "wir" ("Wenn wir uns diesen Fragen stellen,...", "Wie wir gesehen haben"), die für mich nicht recht zu dem trockenen Schreibstil passte, aber im englischen Eprachraum weit verbreitet ist.

Insgesamt hat Wickham ein wirklich neuartiges und sehr anspruchsvolles Werk über das Mittelalter geschaffen, das sich meiner Meinung nach jedoch vor allem für Leser*innen eignet, die bereits einiges an Vorwissen über die Epoche mitbringen.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Vielversprechender Auftakt

Keeper of the Lost Cities – Der Aufbruch (Keeper of the Lost Cities 1)
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Da ich bis auf ganz wenige Ausnahmen keine Fantasy-Bücher lese und aus dem Jugendalter schon eine Weile raus bin, kannte ich bisher noch keinen Band der Keeper-of-the-Lost-Cities-Reihe.  Mein Sohn ist ...

Da ich bis auf ganz wenige Ausnahmen keine Fantasy-Bücher lese und aus dem Jugendalter schon eine Weile raus bin, kannte ich bisher noch keinen Band der Keeper-of-the-Lost-Cities-Reihe.  Mein Sohn ist jedoch ein riesengroßer Fan davon, und so wollte ich es nun auch wissen und habe mich an Band 1 gewagt.

Sophie ist 12 Jahre alt, hochintelligent und bereits in der 12. Klasse der Highschool. Sie fühlt, dass sie anders ist als Gleichaltrige und gilt als Aussenseiterin. Zudem kann sie die Gedanken der Menschen um sich herum hören. Eines Tages begegnet sie Fitz, der ihr offenbart, dass sie kein Mensch ist, sondern eine Elfe, und der sie davon überzeugt, ihre menschliche Familie zu verlassen und mit ins Elfenreich zu kommen. Dort wird sie auf Probe an der Foxfire-Akademie angenommen und muss sich in der Elfenwelt zurechtfinden, die ganz anderen Regeln folgt als die ihr vertraute Menschenwelt.

An der ein oder anderen Stelle kam mir manches so ode so ähnlich bekannt vor, etwa aus Harry Potter, doch hat Shannon Messenger eine Vielzahl eigener kreativer Ideen mit eingebracht, so dass die ein oder andere Parallele nicht störend ist. Besonders gut gefällt uns, vor allem meinem Sohn, dass hier in der magischen Welt Dinosaurier leben.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, und auch humorvolle Szenen kommen nicht zu kurz. Man spürt an einigen Stellen allerdings stilistisch, dass es sich um eine amerikanische Autorin handelt, was mir persönlich nicht so liegt. Jugendliche Leser*innen werden sich daran eher nicht stören.

Passend zur jugendlichen Zielgruppe klingen auch typische Teenager-Themen an wie erste Verliebtheiten und Schulalltag.

Der erste Band endet zwar nicht mit einem Cliffhanger, lässt jedoch viele Fragen offen, so dass ich nun unbedingt wissen möchte, wie es mit Sophie weitergeht, und mir nun wohl als nächstes Band 2 von meinem Sohn stibitzen werde....

Ein gelungener Auftakt in eine interessante Fantasy-Reihe für Jugendliche ab 10-11 Jahren und fantasybegeisterte Erwachsene, die inzwischen bereits 8,5 Bände umfasst und Ende August mit Band 9 fortgesetzt wird.

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