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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2024

Lesenswert

Tahara
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Marcel, der Filmkritiker, und Heloise, die geheimnisvolle, schöne Frau - beide Protagonisten wirkten auf mich zunächst sehr fremd, eigen und schwierig, und alles andere als sympathisch. Die große Anziehung ...

Marcel, der Filmkritiker, und Heloise, die geheimnisvolle, schöne Frau - beide Protagonisten wirkten auf mich zunächst sehr fremd, eigen und schwierig, und alles andere als sympathisch. Die große Anziehung zwischen ihnen ist vom ersten Moment an spürbar, und dennoch verhalten sie sich immer wieder abweisend, ja verletztend. Je weiter das Buch voranschreitet, desto tiefer blickt man als Leser in die Seelen der beiden und erfährt von ihren sorgsam gehüteten Geheimnissen und Verletzungen. Auch der Blick hinter die Kulissen der Filmbranche, den der Autor Emanuel Bergmann aus eigener beruflicher Erfahrung gut kennt, ist hochinteressant und voller hintergründigem Humor beschrieben. Ein Roman, der mich umso mehr fesselte, je länger ich las, und je mehr ich hinter den vordergründige Schein der Figuren und ihrer Welt blicken konnte und ihr echtes Wesen zum Vorschein kam.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Ein bemerkenswertes Jugendbuch

Cato und die Dinge, die niemand sieht
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Was für ein wundervolles Buch! Selten hat mich eine Jugendlektüre so berührt wie "Cato und die Dinge, die niemand sieht", und das, obwohl ich Zeitreisebücher eigentlich nicht so mag.

Cato ist 12 Jahre ...

Was für ein wundervolles Buch! Selten hat mich eine Jugendlektüre so berührt wie "Cato und die Dinge, die niemand sieht", und das, obwohl ich Zeitreisebücher eigentlich nicht so mag.

Cato ist 12 Jahre alt und lebt bei ihrem Vater, die Mutter ist bei der Geburt gestorben. Der Vater kümmert sich kaum um Cato, lebt in seiner eigenen Welt. Regelmäßig kommt die Nachbarin Cornelia zum Putzen und Kochen, doch Cato und sie verbindet eine innige gegenseitige Abneigung. Cato ist viel allein, introvertiert, und hat einen Blick für die kleinen, unscheinbaren Details, die von allen anderen übersehen werden. Eines Tages findet sie auf dem Klavier ihres Vaters die Visitenkarte eines Kinos, die mit "Filme, die nirgends laufen, die du aber schon immer sehen wolltest“ wirbt. Cato ist neugierig und sucht das alte Kino auf. Dort trifft sie auf die geheimnisvolle Frau Kano und ihre Zeitmaschine, die es ermöglicht, in die Vergangenheit zu reisen. Für Cato beginnt ein aufregendes und aufwühlendes Abenteuer - kann sie so möglicherweise zum ersten Mal ihre Mutter treffen?

Trotz des eher ernsten Grundthemas - der Tod der Mutter bei der Geburt, Catos damit verbundenen Schuldgefühle, ihre Einsamkeit und Melancholie - wirkt die Geschichte nie schwer oder erdrückend, sondern wird einfühlsam und voller Humor erzählt. Cato war mir vom ersten Moment an sympathisch. Sie ist intelligent, gewitzt, etwas impulsiv und auf eine einnehmende Art besonders. Ihre Art, auf die Welt zu sehen, und die Dinge, die von den meisten übersehen werden, wahrzunehmen, gefällt mir sehr. In einigen Momenten habe ich mich selbst als Jugendliche wiedererkannt. Indem es Cato gelingt, ihre Ängste zu überwinden, lernt sie viel über sich selbst und sieht auch die Menschen in ihrer Umgebung mit anderen Augen.

Der Autor Yorick Goldwijk schreibt wunderbar leicht, sprachgewandt, humorvoll und glaubhaft aus der Sicht von Cato. Trotz einzelner Logikfehler, wie sie Zeitreisebücher oft aufweisen, ist die Handlung geschickt konstruiert, und ich schloss das Buch am Ende mit einem warmen, gleichzeitig melancholischen und heiteren Gefühl. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Geschichte insbesondere von eher introvertierten, nachdenklichen Kindern ab ca. 10-12 Jahren sehr geliebt wird.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Wo stehen wir in Raum und Zeit?

Leuchtfeuer
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Eine Sekunde im Leben kann alles verändern und den Rest des Lebens prägen. Dies müssen die Teenager Theo und Sarah Wilf erfahren, die als Jugendliche einen schweren Autounfall verschulden.

Im Mittelpunkt ...

Eine Sekunde im Leben kann alles verändern und den Rest des Lebens prägen. Dies müssen die Teenager Theo und Sarah Wilf erfahren, die als Jugendliche einen schweren Autounfall verschulden.

Im Mittelpunkt von "Leuchtfeuer" steht die Geschichte der Familie Wilf mit den Kindern Theo und Sarah und ihren Eltern Ben und Mimi, sowie die der Familie Shenkman, die einige Jahre später gegenüber einzieht.

Leuchtfeuer spielt auf verschiedenen Zeitebenen zwischen 1970 und 2020 und springt kapitelweise zwischen diesen hin und her. Innerhalb der Kapitel werden die Erlebnisse in Unterkapiteln aus unterschiedlichen Blickwinkeln geschildert. Da ich diese Art des Erzählens sehr mag, hat mich Leuchtfeuer von Anfang an für sich eingenommen. Allerdings hatte ich anhand des Klappentextes erwartet, dass der Unfall, seine Folgen und etwaige damit verbundene Geheimnisse eine zentrale Rolle spielen würden, möglicherweise neue Ermittlungen in Gang gesetzt werden könnten oder ähnliches. Hier ist der Klappentext meiner Meinung nach etwas irreführend. Der Unfall ist nur insofern präsent, als die schwer auf den Wilfs lastende Schuld sie bis heute beeinflusst.

Die Figuren sind sehr lebendig und glaubhaft gezeichnet, so dass ich mich sehr gut in sie hineinversetzen konnte. Auch der einfühlsame und ruhige Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen.

Im Roman ist das Thema Kommunikation zentral. Was wäre gewesen, wenn es gelungen wäre, den Unfall durch Gespräche im der Familie aufzuarbeiten? Auch bei den Shenkmans finden die Eltern, insbesondere der Vater, keine Ebene, auf der sie mit ihrem Sohn Waldo kommunizieren können. Das zweite große Thema, ist die Frage, welche Spuren wir auf der Erde hinterlassen. Bestehen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig im Kosmos, bleiben Energien Verstorbener im Raum spürbar? Auch wenn ich persönlich nicht an Derartiges glaube, waren diese Gedanken sehr interessant zu lesen. Sehr gut hat mir die Einbindung des Sternenhimmels in die Geschichte gefallen. Während auf der Erde alles im Fluss ist und sich Lebensbahnen auf schicksalhafte Weise kreuzen, stehen die Gestirne als Orientierungspunkte am Himmel, tröstlich und verlässlich.

Insgesamt ein sehr gelungener, nachdenklich stimmender Roman, der mich dazu angeregt hat, auch über mein eigenes Leben zu reflektieren.

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Veröffentlicht am 13.02.2024

Das Abenteuer geht weiter!

KoboldKroniken 3. Klassenfahrt mit Klabauter
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Mit "Klassenfahrt mit Klabauter" folgt nun der dritte Teil der Koboldkroniken. Prinzipiell ist es möglich, diesen unabhängig von den Vorgängern zu lesen, da alles Wichtige erklärt wird, ich würde dennoch ...

Mit "Klassenfahrt mit Klabauter" folgt nun der dritte Teil der Koboldkroniken. Prinzipiell ist es möglich, diesen unabhängig von den Vorgängern zu lesen, da alles Wichtige erklärt wird, ich würde dennoch dazu raten, mit Band 1 zu starten.

Wie gewohnt handelt es auch im dritten Teil wieder um eine sehr kreativ und reichhaltig illustrierte Mischung aus Comic, Tagebuch, Skizzenheft und Roman. Dies sorgt für viel Abwechslung, ist beim Lesen aber auch etwas anstrengend, da sich Fließtext, Sprechblasen, vollgekritzelte "eingeklebte" Notizzettel, Fotos und Zeichnungen munter abwechseln und den Lesefluss hemmen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Dario erzählt und ist auch sprachlich stark an die aktuelle Jugendsprache angelehnt.

Bei der Schilderung des Klassenfahrt werden sofort Erinnerungen wach - der unvermeidliche eklige Hagebuttentee, verstopfte Abflüsse und Ärger bei der Zimmeraufteilung gehören wohl zu jeder Klassenreise. Nicht Teil des üblichen Standardprogramms sind allerdings die lustigen, skurrilen und coolen Wesen, denen Dario und Co. hier begegen. Die Reise entwickelt sich zu einem Fantaay-Abenteuer voller witziger, aufregender, gefährlicher und spannender Momente.

Mit den Koboldkroniken ist Autor Daniel Bleckmann und dem genialen Illustrator Thomas Hussung eine wirklich aussergewöhnliche Reihe gelungen, die auch Lesemuffel zum Buch greifen lässt. Für Freunde von Comicromanen wie Gregs Tagebuch eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Ein wunderbarer Roman über das Leben auf dem Land

Mühlensommer
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Maria wuchs mit ihrem Bruder Thomas auf einem Bauernhof auf. Als Jugendliche hatte sie die Nase voll vom Landleben und konnte nicht schnell genug in die Großstadt kommen - Hauptsache, weit weg vom Land. ...

Maria wuchs mit ihrem Bruder Thomas auf einem Bauernhof auf. Als Jugendliche hatte sie die Nase voll vom Landleben und konnte nicht schnell genug in die Großstadt kommen - Hauptsache, weit weg vom Land. Jahre später hat ihr Vater einen schweren Unfall und die Mutter bittet sie, zurückzukommen und einzuspringen. Maria taucht ein in eine lange verdrängte Vergangenheit und Erinnerungen werden wach....

Dieser Roman war für mich eine echte Überraschung. Aufgrund des etwas nichtssagenden Covers wäre ich beinahe an diesem wunderbaren Buch vorbeigegangen. Ein Blick in die Leseprobe hat mich jedoch sofort gefesselt. Mattina Boghdan schreibt so lebendig, unterhaltsam und mit einer guten Portion Humor, dass ich das Buch gar nicht mehr weglegen konnte. Die Handlung spielt abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit, in der wir Marias Kindheit und Jugend miterleben. Das Leben auf dem alten Mühlenhof wird in allen Facetten beschrieben - Urkomisches ebenso wie Schmerzhaftes, Omas unfreiwilliger Ritt auf dem Schwein ebenso wie das Ertränken von Katzenbabys und die gesellschaftliche Hierarchie im Dorf. Als Stadtmensch habe ich das Landleben nie selbst erfahren, doch die Autorin, die selbst auf einem Einödhof aufgewachsen ist, schreibt so intensiv, dass ich beim Lesen den Duft auf dem Hof riechen und die Freiheit und Enge zugleich spüren konnte.

Ein wundervoller Roman über das Aufwachsen und Leben auf dem Land - authentisch, unverstellt, humorvoll und erfrischend!

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