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Veröffentlicht am 06.10.2024

Dynamische Lovestory mit viel Tiefe

Farbenrauschen (Sweet Lemon Agency, Band 2)
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Kyrah Groh schreibt unheimlich bildgewandt und einfallsreich. Ich musste mehrmals bei ihrer Wortwahl lächeln und habe mich beim Lesen einfach sehr gut unterhalten gefühlt. Definitiv ein Schreibstil, der ...

Kyrah Groh schreibt unheimlich bildgewandt und einfallsreich. Ich musste mehrmals bei ihrer Wortwahl lächeln und habe mich beim Lesen einfach sehr gut unterhalten gefühlt. Definitiv ein Schreibstil, der die Handlung super unterstützt.

Zur Geschichte allgemein:
Die Story wird abwechselnd aus den Perspektiven von Franka und Felix erzählt. Beide arbeiten zusammen in einem Marketingbüro, was natürlich dazu führt, dass sie sich jeden Tag sehen und so gut wie alles mitkriegen, was bei dem jeweils anderen so passiert. Das führte dazu, dass die Handlung sehr dynamisch war. Die beiden stießen immer wieder aufeinander, ob sie nun wollten oder nicht. Das klassische Enemies-to-Lovers passte für mich perfekt zu dieser Situation.

Von Anfang an herrscht aber gleich die Stimmung „was sich liebt, das neckt sich“-Stimmung, die wunderbar die Funken fliegen lässt. Franka mochte ich sofort total gerne, weil sie sehr selbst bestimmt ist und weiß, was sie kann, ohne es raushängen zu lassen. Sie verlässt sich sehr auf ihre Freunde, ist aber gleichzeitig auch immer für sie da. Außerdem fällt sie wohl unter den Typ „harte Schale, weicher Kern“, denn nach außen hin wirkt sie sehr taff, innen drin sieht es in ihr aber oft anders aus. Das liegt unter anderem an ihrer Krankheit, aber auch an ihrer familiären Situation. So ganz voneinander zu trennen ist das nicht und man merkt schnell, wie sie jeden Tag mit dieser Situation zu kämpfen hat. Das gibt ihrer Figur natürlich unheimlich viel Tiefe. Zudem sorgt die Thematik für Spannung, weil man erstmal nicht weiß, was eigentlich Sache bei ihr ist. Was ist ihre Krankheit, was ist mit ihrer Mutter? Fragen, die sich nach und nach detaillierter beantworten. Das Überraschende war für mich, dass die Krankheit gar nicht so sehr hervorgehoben wird. Zwischendurch konnte ich es geradezu vergessen. Ganz im Gegenteil zu Franka. Für sie war es immer präsent und man konnte sehr gut durch sie nachvollziehen, welche Belastung damit einhergeht und wie unsicher man sich in einigen Situationen fühlt, in denen andere keinen Gedanken daran verschwenden.

Felix war etwas weniger präsent für mich, aber auch er war mir sofort sympathisch. Er ist ein Workaholic, aber nicht ohne Grund. Auch bei ihm gibt es einen tiefgreifenden Hintergrund, der fast mit genauso viel Scham einhergeht wie bei Franka. So ist es kein Wunder, dass die beiden sich erst einmal nichts von ihren Problemen erzählen. Tatsächlich kommt die Geschichte fast komplett ohne einen Fokus auf ihre inneren Konflikte aus. Stattdessen geht es um das Tagesgeschäft und den Alltag der beiden, in dem sie sich sehr langsam, aber intensiv immer näher kamen. Das fand ich richtig gut, weil zwar die Chemie von Anfang an da war, aber beide ihre Geheimnisse nicht ohne vollstes Vertrauen aussprechen und dieses entwickelt sich nicht von einem Moment auf den anderen, nur weil man jemanden gut findet.
Die beiden machen einfach eine tolle Entwicklung durch, in der sie sich aufeinander einlassen. Etwas, was anfangs undenkbar schien.

Zu diesem sehr authentischen Umgang mit ihren Problemen passte auch das Ende, denn es ist happy, aber nicht zu happy. Die beiden teilen ihre Geheimnisse, aber nur deshalb, sind nicht sofort alle Probleme gelöst und Unsicherheiten vergessen. Das fand ich super, denn nicht selten enden Bücher gefühlt erzwungenermaßen mega happy – und damit auch oft unrealistisch.
Bis zu diesem Ende punktet die Geschichte immer wieder mit tollen Szenen, in denen die beiden ernste Gespräche führen, heiße Szenen, in denen es letztlich auf die Wahrheit ankommt und Szenen, in denen die Nebenprotagonisten sich entfalten konnten. Das mögen bestimmt besonders diejenigen, die den ersten Band schon gelesen haben. Aber auch ohne, dass man Vorwissen hat, hat man alle sofort liebgewonnen und sie wurden allesamt sehr greifbar.

Fazit:
Ich mochte die Geschichte von Franka und Felix total. Die beiden sind super sympathisch, zwischen ihnen fliegen die Fetzen, es gibt jede Menge Emotionen und Tiefe. Dazu ist die Story sehr dynamisch, hat tolle Nebenprotagonisten und kommt ohne klassische Kniffe innerhalb des Handlungsablaufes aus. So war es durchweg spannend und ich habe es mit einem total guten Gefühl beendet.

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Kein Pageturner

We Conquer the Dark
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Ich lese schon lange Bücher von Emma Scott und bin normalerweise sehr begeistert von ihrem Schreibstil, der zwar locker ist, aber auch immer die richtigen Worte findet, um jede Menge Tiefe zu erzeugen. ...

Ich lese schon lange Bücher von Emma Scott und bin normalerweise sehr begeistert von ihrem Schreibstil, der zwar locker ist, aber auch immer die richtigen Worte findet, um jede Menge Tiefe zu erzeugen. Hier allerdings fehlt mir das ein wenig. Es wirkte etwas runtergeschrieben.
Zur Geschichte allgemein:
Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, weil die Fantasyelemente sehr groß angekündigt wurden. So war ich voller Vorfreude und guter Dinge, als es auch sofort losging mit der Fantasy. Lucy trifft auf Casziel und erst danach wurden beide Figuren uns Leser:innen erklärt. Lucy ist introvertiert, verkriecht sich gerne in ihrer kleinen Wohnung, lässt sich bei der Arbeit herumschubsen und ihr fehlt jegliche Orientierung im Leben. Eigentlich ist sie einfach nur da und macht weiter. Als Casziel in ihr Leben tritt, passiert für sie zum ersten Mal etwas Spannenderes. Und Casziel ist spannend, denn er erzählt erstmal nicht wirklich viel. Was aber gleich deulich wurde: Lucy hat vor ihm keine Angst und fühlt sich mit ihm verbunden und irgendwie sind da auch noch so Träume, die sie mit ihm in Verbindung bringt. Eine überirdische Verbindung also anscheinend, die sie sich erstmal nicht erklären kann.

Die Geschichte besteht dann daraus, dass Casziel uns in seinen kurzen POVs mitnimmt in seine Welt oder zumindest seine Welt auf Erden. Was dabei glaube ich klar gemacht werden soll: Casziel ist böse. Oder wird zumindest so dargestellt. Das steht im krassen Kontrast zu dem, was er mit Lucy zusammen erlebt, denn in ihrer Welt macht er geradezu langweilig normale Dinge mit ihr. Eine kleine Fake-Love-Story wird eingeflochten, die ich aber an keiner Stelle als sinnvoll erachtet habe, denn keiner war mit dem Herzen dabei und die Beweggründe waren auch keine richtigen. Stattdessen tingeln sie also durch Lucys langweiligen Alltag und ich musste mich zusammenreißen, keine Seiten zu überspringen.
Von vorneherein hat man außerdem das Gefühl, man liest keine Liebesgeschichte, sondern nur das Ende einer. Durch Einschübe aus der Vergangenheit/Träume wird dies natürlich nochmal extra deutlich und soll ja auch der Sinn der Geschichte sein, aber es kam dadurch keine Spannung auf. Ich habe beim Lesen einfach nur darauf gewartet, dass irgendwas Spannendes passiert. Dass ich ein besseres Gefühl für Casziel und seine „Bösartigkeit“ bekomme und dass die Fantasyromance ihren Fantasyteil auch bekommt. Leider bleibt diese Facette der Geschichte sehr grob erzählt. Die Welt der Dämonen wurde für mich nicht greifbar.

Schwierig fand ich auch die Entwicklung der Protagonisten. Beide hängen sehr in ihren Selbstzweifeln fest, was in geballter Ladung nicht unbedingt zuträglich für die Story ist. So stützen sie sich nur bedingt bzw. gar nicht. Lucy entwickelt sich zwar, aber irgendwie nicht auf natürliche Art und Weise. Stattdessen scheint sie ihren Charakter nur mit einem anderen zu überschreiben und fertig ist. Casziel findet zumindest ein wenig mehr Selbstvertrauen, aber er braucht sehr sehr lange dafür und seine „Wendung“ artet dann auch in ziemlicer Überdramatik aus.

Die Lovestory zwischen den beiden fand ich dadurch alles andere als heiß. Das Buch wird als Romance mit Tendenz zur Dark Romance beworben. Dark war für mich hier aber tatsächlich gar nichts. Casziel zeigt seine böse Seite nie und generell sind alle Dämonen hier ziemliche softies. Man versteht ein wenig, dass so Tiefe erzeugt werden soll, indem eben nicht jeder einfach nur gut der böse ist, aber die Abkehr vom Bösen, der sie angeblich verfallen sind, erfolgte so schnell, dass es einem Wetterumschwung in der Regenzeit glich: von jetzt auf gleich. Die Sexszenen waren ebenfalls eher soft und wenig spektakulär. Wer sich hier also auf Dark Romance freut, den/die muss ich leider enttäuschen. Wer nicht so gut damit klarkommt: dieses Buch sollte kein Problem für euch sein.
Ein letzter Punkt und eigentlich auch mein wichtigster: Die Story ist nicht neu. Klar, dass muss sie letztlich auch nicht sein, aber ich habe solche Geschichten vor einigen Jahren massenhaft gelesen, weil sie da gerade total im Trend waren. Jetzt ist das vielleicht abgeflacht und einige werden sowas vielleicht auch noch nicht gelesen haben, für mich aber hat es der ohnehin schon wenig spannenden Geschichte noch mehr Spannung genommen. Es waren einfach viele Klischees, die da aneinandergehängt wurden.

Fazit:
Leider konnte mich diese Story überhaupt nicht überzeugen. Ich kam schlecht in einen Lesefluss, weil mir die Spannung fehlte. Die Chemie zwischen den Protagonisten ist zwar da, aber durch Klischees, eine eher alte Storyidee und wenig vorwärts in der Handlung, kam sie auf das Jetzt bezogen nicht gut zur Geltung. Es wirkte eher wie das Ende einer Lovestory. Das tatsächliche Ende war mir dann fast zu dramatisch und gleichzeitig der Einzige richtige Fantasyanteil. Das war mir deutlich zu wenig. Schade, ich glaube hier haben meine (durch viele viele Emma Scott-Bücher vorher geschürte) Erwartungen einfach nicht mit der Story übereingestimmt.

2 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Sportsromance mit Schwachstellen

Heart Racing
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Der Schreibstil war schonmal total angenehm. Flüssig und leicht zu lesen, sodass ich gut in die Geschichte hineingekommen bin. Es wird abwechselnd aus den Perspektiven beider Protagonisten erzählt. Wechsel ...

Der Schreibstil war schonmal total angenehm. Flüssig und leicht zu lesen, sodass ich gut in die Geschichte hineingekommen bin. Es wird abwechselnd aus den Perspektiven beider Protagonisten erzählt. Wechsel finden auch innerhalb eines Kapitels statt, sodass man gleich zur entsprechenden Situation die Perspektive des anderen hatte. Das war auch logisch so, denn die Kapitel selbst gliedern sich nach den Rennen der Saison, in der die beiden im Rahmen der Formel 1 ihr Leben einteilen. Es geht von einem Rennen zum nächsten.

Ronja war mir gleich sympathisch. Sie ist unheimlich fleißig und schlau und hat große Träume. Dafür hat sie stets hart gekämpft und tut es auch jetzt noch. Sie stößt aber gleich auf ein Problem: Die (von der Autorin dargestellte) Sportumgebung Formel 1 ist sehr männlich dominiert und als Frau ist es nicht leicht, sich Gehör zu verschaffen. Ronja ist aber anfangs fest davon überzeugt, dies trotzdem zu schaffen. Das fand ich super. Die Geschichte hatte so eine recht aktuelle Thematik auf dieser Ebene (ich denke, es ist authentisch, denn ich kenne beispielsweise keine weiblichen Rennfahrerinnen in der Formel 1 und wüsste nichts von einer Männerklausel), die mir sehr gut gefallen hat. Dies wird noch durch die Figur Julie bekräftigt, die Rennfahrerin ist und sich mit Ronja anfreundet.
Authentisch dazu passend war das Verhalten der Männer in dem Rennstall. Man merkte die direkten und indirekten Seitenhiebe gegen Ronja deutlich und sie musste sich jeden Tag aufs Neue beweisen. Das fand ich super. Es war realistisch und zeigte ihren Kampfeswillen. Etwas schade war nur, dass sie irgendwann geradezu aufgibt. So konnte ich nicht unbedingt eine wesentliche Entwicklung hinsichtlich ihrer Stärke im Handlungsverlauf erkennen. Stattdessen ebnet sich irgendwann einfach nur ihr Weg.

Liam war von Anfang an sehr viel komplexer. Während man bei Ronja gleich wusste, wie sie vom Typ her ist, durchschaute, was ihre Ziele sind und sie in ihren Gedanken recht geradlinig und eindeutig war, war Liam das genaue Gegenteil. Er handelte oft unüberlegt, ließ sich von Gefühlen leiten, die er uns nicht direkt offenlegte und zeigte mehr als einmal eher stures und bockiges Verhalten, gleich eines Kindes, als das eines Erwachsenen. Trotzdem fand ich ihn von Anfang an sehr spannend, denn man merkte in den Passagen aus seiner POV, was für ein guter Kerl er eigentlich ist und dass er einfach nur ein Talent hatte, dies nicht so recht nach außen zu tragen. Seine Außenwirkung dagegen ist eine ganz andere. Das merkte man sofort an Ronja, aber auch an allen anderen Protagonisten. Ich mochte es, dass er so vielschichtig war, aber er ging mir auch des öfteren auf die Nerven. Ich fand es schwierig ihn zu verstehen, weil er super viel mit sich ausmachte, ohne es mit uns zu teilen. Es lag also nicht unbedingt an der Figur an sich, sondern vielmehr an der Art und Weise der Erzählung, dass er nicht richtig die Chance bekam, uns sein Verhalten begreifbar zu machen.

Und da kommen wir auch schon zu einem meiner größten Kritikpunkte: die Kapitelerzählweise. Zuerst fand ich es gar nicht so schlecht. Durch die Unterteilung in die Rennen schreitet die Geschichte anfangs flott vorwärts und wir bekommen natürlich viel von dem Sport mit, worum es einem bei der Wahl dieses Genres ja auch irgendwie geht. Das war also nicht schlecht. Was nicht ganz so gut war, war, dass die Kapitel oft den Handlungsfluss unterbrachen. Sie waren auf ihre wenigen Seiten beschränkt. Da musste dann ein komplettes Rennen reinpassen inkl. der Beschreibung der jeweiligen Jobs der beiden und dann noch dem Privatleben. Und das blieb einfach auf der Strecke. So gut wie nie passierte etwas außerhalb der Rennstrecke. Und wenn doch, dann wurden die Szenen schnell unterbrochen, bevor tiefe Gespräche oder dergleichen entstehen konnten. Zwar wurden diese Unterbrechungen dann erklärt, der Erzählfluss war nahtlos, aber am Ende merkte man doch deutlich, dass die Tiefe der Geschichte irgendwo verloren gegangen war. Die Protagonisten haben einfach keine Zeit bekommen, um etwas mal tiefgreifender auszudiskutieren oder nur zu durchdenken und es fehlten mir auch ein paar schöne Szenen, die die Lovestory irgendwie greifbarer gemacht hätten.

Dazu kam, dass es zwischen den beiden Protagonisten wirklich viel hin und her geht. Das fing gleich zu Anfang an, als die Handlung noch dem Trope Enemies to Lovers folgte. Immer, wenn es spannend wurde, war das Kapitel zu Ende. Das nächste Rennen, die nächste Diskussion, wieder verlief es ins Nichts. So ging es wirklich oft. Auch als die Liebesbeziehung der beiden dann voranschritt, ging es mir zu viel hin und her. Oft lag es nur daran, dass die beiden in der wenigen Zeit, die ihnen blieb, nicht wirklich aussprechen, was nötig gewesen wäre. Sie reden ohne zu reden. Und dadurch entstehen natürlich Unklarheiten, Missverständnisse und Gefühle kochen über. Kein Wunder also, dass der Wendepunkt dann durch ein vernünftiges Gespräch erfolgt, genauso wie der Weg hin zum Ende. Das hätte ich mir wirklich noch etwas fortschrittlicher gewünscht. Ich dachte eigentlich, das Kommunikationsproblem sei in dem Maße schon veraltet.

Sehr gut wurde dagegen der Sport beschrieben. Nicht nur die männliche Dominanz, sondern der Sport an sich. Ich persönlich wusste vorher nicht so ganz, was eine Renningenieurin eigentlich ist. Jetzt kann ich es mir vorstellen. Die Autorin hat die Fachwörter und den Ablauf in der Box meiner bescheidenen und unerfahrenen Meinung nach echt gut beschrieben, sodass man alles gut mitverfolgen und mitfiebern konnte. Wer also nach einer Sportsromance sucht, die ihren Sport auch mal richtig abbildet, der ist hier definitiv richtig!
Dazu kam noch, dass der, mit solch einem elitären Sport immer verbundene, Druck sehr gut rübergebracht wurde. Von allen Seiten her werden die Stimmen nach Punkten laut. Auf die Spitze treibt es Liams Vater, der so einigen Unmut bei den Protagonisten und auch bei mir auslöste. Er ist ein ständiger Unruhestifter, der die Beziehung zwischen Ronja und Liam ziemlich fordert und Liam letztlich dazu bewegt, sich zu entwickeln. Für die Handlung also eine sehr förderliche Person, nur mögen muss man ihn wirklich nicht.

Das Ende war dann recht einfach gehalten, denn das offensichtliche Problem zwischen beiden musste nur kurz behoben werden. Sieht man diesen Part im Verhältnis zu dem Hin und Her, dann ist es verschoben bzw. Einfach unverhältnismäßig. Da wäre mit etwas Tiefe noch mehr drin gewesen, gerade hinsichtlich Ronjas Position in dem Sport und Liams Entwicklung.

Fazit:
Ich würde das Buch so gerne besser bewerten, weil ich das Cover sehr mag und ich fand, dass der Sport hier echt gut beschrieben und dargestellt wurde, gerade hinsichtlich seiner veralteten Strukturen. Leider ließ der Romance-Teil noch einige Wünsche offen. Es war viel hin und her, die Probleme offenliegend und dennoch nicht erkannt. Das muss man über einen langen Zeitraum aushalten und ich denke, das ist nicht für jeden was. Dazu fehlt mir einfach Tiefe und Gefühl zwischen den beiden. Es war zu kurz beschrieben.

3 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 12.09.2024

Super fesselnd!

Scandor
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Ursula Poznanski hat mich bisher wirklich noch nie enttäuscht. Wie immer war es total spannend und flüssig geschrieben. Die Protagonisten waren mir sofort sympathisch und haben sich in ihren Details super ...

Ursula Poznanski hat mich bisher wirklich noch nie enttäuscht. Wie immer war es total spannend und flüssig geschrieben. Die Protagonisten waren mir sofort sympathisch und haben sich in ihren Details super authentisch und greifbar gezeigt. Es hat mir gleich super viel Spaß gemacht, zu lesen und auch gleich mitzurätseln. Das ist etwas, was ich unheimlich an ihrem Schreibstil zu schätzen weiß: ab der ersten Seite ist man total drin.

Zur Geschichte allgemein:
Die Geschichte fackelt nicht lang und beginnt gleich mit dem Beginn des Spiels. „Scandor“ startet und zwei der Mitspieler:innen sind Phillip und Tessa, die abwechselnd aus ihrer POV erzählen. Ich fand beide gleich total sympathisch, weil sie beide so „normal“ sind. Sie haben ihre Familien, ihre Probleme und ihre Abgründe und Scandor ist zur Stelle, um all das gegen sie zu verwenden.
Schnell versteht man, dass etwas faul ist bzw. es nicht ganz so ist, wie es scheint. Aber natürlich ist es nur eine leise Ahnung und man ist auch erst einmal eher mit dem Spiel an sich beschäftigt.

Das Thema der Geschichte fand ich super interessant. Es geht ums Lügen. Und was erstmal vielleicht fies klingt und gleichzeitig aber auch irgendwie gar nicht so schlimm, weil man meint, es ist doch eine freie Entscheidung, zu lügen, entpuppt sich als super schwierige Sache. Ich glaube jeder und jede, die/der dieses Buch beenden, wird hinterher anders übers Lügen denken als zuvor. Jedenfalls war es bei mir so. Denn hier merkt man einmal, wann wir im Alltag überall lügen. Was Notlügen sind, wann wir lügen, um niemanden weh zu tun, wann wir völlig unbeabsichtigt lügen und wann wir gar nicht anders können, wenn wir in unserer Gesellschaft nicht völlig aus dem Raster fallen wollen. Die Autorin schafft hier ein großes Bewusstsein für die Wahrheit und unseren Alltag damit. Einmal natürlich mit der Aufgabe des Spiels an sich, gleichzeitig aber auch mit kleinen Ausschnitten aus den Perspektiven von ausscheidenden Spieler:innen. Einem wird schnell bewusst, dass ein harmloses „Es tut mir leid“ in der Bahn manchmal gar nicht ehrlich gemeint ist und schon lügt man. Und ist draußen. Das hat es bei mir sehr schnell unheimlich ernst werden lassen und die Handlung so verschärft und spannender gemacht.

Ebenso zur Spannung beigetragen haben die vielen Cliffhanger zwischen den Kapiteln. Es geschahen immer wieder Dinge, die man so nicht hat kommen sehen und die nochmal alles umgeschmissen haben. Ich habe das Buch in einer Leserunde in Abschnitten gelesen und dadurch ist es natürlich noch mehr aufgefallen, aber man merkte im Handlungsverlauf, dass der Aufbau einem eher schnell fortschreitenden Muster folgte. Das Ziel, das Ende des Spiels, stand schnell klar und die Handlung hat großes Interesse daran, dort möglichst fix hinzukommen. Das war super, weil man so wirklich in den Strudel aus Mitfiebern gezogen wurde und gar keine längeren Passagen aufkamen.

Weiter lernt man natürlich die beiden Protagonisten immer besser kennen. Das Besondere an ihnen: sie Freunden sich relativ schnell an, sind aber durch das Spiel nicht ganz unbeeinflusst in ihren Entscheidungen und halten so mehr Abstand, als man es vermutlich eigentlich tun würde. Dadurch unterscheiden sich die beiden Perspektiven immer noch viel voneinander. Sie sind einzelne Spieler – mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Während Tessa mutig ist und selbstbewusst ihren Gegnern entgegentritt, hält Phillip sich eher zurück. Er weicht aus. Aber auch dafür hat Scandor eine Lösung und so bekommen beide ihre Aufgaben gestellt, die sie immer wieder dort aus der Reserve locken, wo es ansonsten vielleicht etwas langatmig zu drohen scheint.

Was ich auch gut gemacht an der ganzen Spielidee fand, war, dass die Einsätze einen unheimlichen Antrieb für die Spieler:innen darstellten, es aber nicht gleich so überzogen vonstatten ging. Das heißt, es geht hier um „Strafen“, die nicht realitätsfern sind, sondern geradezu sehr real und super individuell. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, was für einen großen Antrieb diese spezielle Strafe darstellte und auch dadurch wurde der Ernst des Spiels nochmals betont, ohne dass gleich der Tod oder ähnliches drohen musste. Es wirkte dadurch noch realer. Etwas, dass eine große Stärke dieser Idee darstellte.

Man rätselt also mit und kommt dem großen Ganzen tatsächlich immer näher. Allerdings nicht zu nah. Ich fand es super, dass die Auflösung letzten Endes eine Überraschung blieb und ich sie mir nicht schon zuvor zusammenreimen konnte. Gleichzeitig fand ich die Hintergrundstory vielleicht auch einen ganz kleinen Tick zu weit hergeholt, aber ich muss anstandslos zugeben, dass es alles in sich schlüssig war und die Puzzleteile alle zusammenpassten.

Fürs Herz gab es zudem einige Passagen aus Phillips und Tessas Leben, die für das Gefühl in der Story sorgten sowie die Freundschaft der beiden an sich, die sich nach und nach in mehr verwandelte. Das geschah super zart und dennoch eindeutig, allerdings im Rahmen des Spiels. Ich fand es super gemacht und hätte es mir nicht anders gewünscht. Vor allem nicht am Ende:)

Fazit:
Mit „Scandor“ hat Ursula Poznanski mir mal wieder gezeigt, dass sie keine Probleme damit hat, die über Jahre aufgebauten Erwartungen zu erfüllen. Die Story ist hochinteressant, regt zum Nachdenken an, hat super sympathische Charaktere, ist vielseitig und liefert einen beeindruckenden Hintergrund, der alles nochmal auf eine andere Ebene hebt. Ich fand das Buch großartig und kann es nur empfehlen!

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Besondere GEschichte!

Strangers Forever (Strangers - Reihe 2)
1

Schreibstil:
Die Autorin schreibt sehr schön flüssig und einfühlsam. Ich mochte vor allem, wie ruhig alles passierte. Ohne großes Drama oder überschlagende Gefühle hat die Autorin Tiefe geschaffen, die ...

Schreibstil:
Die Autorin schreibt sehr schön flüssig und einfühlsam. Ich mochte vor allem, wie ruhig alles passierte. Ohne großes Drama oder überschlagende Gefühle hat die Autorin Tiefe geschaffen, die man als Leser:in mitfühlen kann.

Zur Geschichte allgemein:
Der Anfang der Geschichte gefiel mir unheimlich gut, denn man wird direkt hineingeworfen und lässt sich einfach mitziehen. Zunächst erlebt man den Tag des Unfalls, dann erfolgt ein Zeitsprung und Sarah steht völlig planlos vor ihrem neuen Leben. Ich fand es gut nachvollziehbar, dass sie zunächst nach Orientierung sucht. Ihre Freund:innen haben ihr Leben weitergelebt, ihre Eltern haben verständlicherweise ziemlich viel Angst um sie und Sarah selbst weiß überhaupt nicht, was nun von ihr erwartet wird und vor allem, was sie von sich selbst erwartet.
Statt sich jetzt aber allzu lange in dieser ungewissen Situation zu suhlen, passiert der Geschichte eine ungeahnte Wendung, die Sarahs Welt ganz schön aufrüttelt und der Story einen Abenteuercharakter gibt. Ab jetzt ist Sarah quasi auf einer Mission und wir und sie arbeiten auf ein Ziel hin.

Mit dabei Adam. Ich war anfangs total skeptisch ihm gegenüber, weil es ein paar Zufälle zu viel waren. Das ist natürlich auch Sarah aufgefallen. Aber es war so im Rahmen gehalten, dass man nicht richtig misstrauisch wurde und da er ihr geholfen hat und immer wieder Szenen kamen, in denen man einfach nur mitträumen wollte, hat man auch gerne vergessen, dass Adam irgendwie ein wenig zu nett wirkt.

Das Besondere an den beiden zusammen ist es, dass Adam Sarah ziemlich herausfordert. Er ermutigt sie zu mehr, nimmt sie für voll und behandelt sie nicht wie ein rohes Ei — also genau das, was Sarah in diesem Moment braucht. Ich mochte die Dynamik zwischen den beiden total. Die Gespräche waren tiefgreifend und ruhig und die Gefühle zwischen ihnen entwickelten sich schön langsam und zart. Adam ist aufregend und fordernd, wenn Sarah es braucht und genauso an anderen Stellen still und einfühlsam. So vertraut sie ihm mehr und mehr und auch wir Leser:innen sind immer mehr bereit, ihn einfach zu akzeptieren und nicht zu hinterfragen.

Dadurch, dass die Bucketlist abgehakt wird, geht die Handlung stetig voran und bei mir kam keine Langeweile auf. Tatsächlich war ich total gefesselt und als dann auch noch die Lovestory-Spannung hinzukam, war es komplett um mich geschehen.
Das Grundproblem ist natürlich, dass hier keiner so wirklich die Wahrheit sagt. Stattdessen haben sie alle ihre Gründe, weshalb sie nicht ganz ehrlich sind. Diese konnte ich aber gut nachvollziehen, weshalb es mich nicht genervt hat, wie es bei anderen Geschichten schon vorgekommen ist.

Das Ende ist dann eine super natürliche und authentische Auflösung. Ich denke, die besondere Stärke dieser Geschichte liegt genau in diesen Punkten. Es ist eine intensive Reise der beiden Protagonisten — auf mehreren Ebenen. Und damit eine recht unübliche Liebesgeschichte. Statt klassisch gleich dem Love Interest gegenüberzustehen, zu flirten und sexueller Anziehung geht hier vieles über die Persönlichkeiten der beiden und die erzwungene Nähe. Dazu kommt, dass die beiden sich nicht ineinander verlieben wollen. Vor allem Adam nicht.
Letztlich löste es sich aber so auf, dass ich es ihnen abgenommen habe. Dass ich Adam verstehen konnte und dass ich die Gefühle zwischen den beiden als tief und echt wahrnehmen konnte.

Für mich fehlte dieser Geschichte wohl letztlich nur das kleine Mü, dass sie super besonders gemacht hätte.

Fazit:
Eine super schöne Geschichte. Sehr authentisch und auch einfach mal was anderes. Als Roadtrip-Story mit einer intensiven Backgroundidee und tollen Protagonisten, die sich heimlich, still und leise ineinander verlieben, ist es ein absolut zu empfehlendes Buch. Für alle, die eine etwas andere Liebesgeschichte mit viel Tiefe lesen möchten, die ungewöhnlichere Wege geht.

4 von 5 Sterne von mir.

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