Eine wundervolle Geschichte, aber die Sprache…
back to blueKlappentext
„Eine glückliche Familie – so etwas hat Kid nie gekannt. Sie hat gelernt zu verstecken, wer sie ist, was sie sich wünscht, wofür sie sich begeistert. Denn da, wo ihre Eltern sind, ist kein ...
Klappentext
„Eine glückliche Familie – so etwas hat Kid nie gekannt. Sie hat gelernt zu verstecken, wer sie ist, was sie sich wünscht, wofür sie sich begeistert. Denn da, wo ihre Eltern sind, ist kein Raum für sie. Als sie Maxim kennenlernt, wendet sich ihr Leben: Zum ersten Mal weiß sie, was es heißt, glücklich zu sein. Doch ihre Eltern gönnen ihr dieses Glück nicht. Erst nach und nach begreift Kid, dass Träume nur wahr werden, wenn man um sie kämpft.“
Gestaltung
Das Cover sieht aus wie eine zusammengefaltete oder liegende Bluse im Jeansfarbton mit kleinen dezenten Blümchen drauf. Der Titel sowie der Autorenname sind dabei sehr unscheinbar und diskret versteckt worden: im Etikett bzw. Schildchen, das in der Bluse eingenäht ist. Auf dem Buchrücken ist dieses Schildchen zentral und mit Relieflack erhoben. Unter diesem Schutzumschlag behält das Buch das blau geblümte Jeansmuster bei. Ich mag die Gestaltung sehr, da das Blau den Titel aufgreift und diese Farbe in der Geschichte eine bedeutsame Rolle spielt.
Meine Meinung
Besonders ist nicht nur das Cover von „Back to blue“, sondern auch der Inhalt ist sehr außergewöhnlich. Geschrieben ist der Roman wie ein Tagebucheintrag aus der Sicht der Protagonistin Kid. Deswegen gibt es nie direkte wörtliche Rede, sondern die gesamte Handlung wird rückblickend aus ihrer Sicht erzählt. Sie gibt aber von anderen zu ihr gesagtes wieder, was für den Leser dann ersichtlich in kursiv gedruckt ist.
Kid ist eine Jugendliche. Verständlicherweise spiegelt sich dies in ihrer Art ein Tagebuch zu schreiben wieder. Die Sprache ist sehr schön an Kids Alter angepasst. Allerdings taten sich für mich hier einige Schwierigkeiten auf.
Zum einen hat es mich ab und an immer wieder gestört, dass sehr oft Artikel fehlten. Sätze wie „Ich hüte es wie Augapfel.“ haben mich immer wieder zum Stolpern gebracht und meinen Lesefluss behindert. Auch die Steigerung vieler Wörter (z.B. „genialst“) wurde irgendwann störend. Natürlich ist mir bewusst, dass dies die Sprache der Jugendlichen ist und es normal ist, dass sie Wörter oft in der letzten Steigerungsform nutzen, aber so häufig wie dies hier in „Back to blue“ angewandt wurde, verwenden die Jugendlichen es gar nicht.
So wirkte die Nutzung der Umgangssprache auf mich irgendwann zu hoch dosiert und ein wenig erzwungen. Vor allem weil Kid Autorin werden möchte, hat es mich doch auch verwundert, dass sie in der geschriebenen Sprache ebenso umgangssprachlich in ihr Tagebuch schreibt, wie viele sprechen.
Schön fand ich allerdings, dass in den Tagebucheinträgen auch kleine Gedichte zu finden waren. Sie haben sich nicht gereimt oder irgendeiner besonderen Versform entsprochen, aber gerade das hat sie besonders gemacht. Hat man sie gelesen, so hatte man tatsächlich den Eindruck, dass sie von einer Jugendlichen stammen könnten.
Auch Kids „Titelthemenpoesie“, Ausschnitte von Überschriften aus einer Tageszeitung, welche Kid in ihr Tagebuch klebt, gefiel mir sehr. Die Überschriften passten sehr gut zu dem jeweiligen Kapitel und spiegelten die Stimmung von diesem wieder. Ich mochte zudem, dass die Kapitel nie zu lang waren, sondern immer eine sehr angenehme Länge hatten.
Auch bei den Figuren hat Autorin Rusalka Reh eine große Variation gezeigt: Kid, ihr Freund Maxim, die alte Silvia und sogar Rachel, die eine kleinere Rolle hat, waren mir sympathisch. Es gab aber auch Figuren, für die der Leser Antisympathien entwickelt: Kids „beste Freundin“ Pirka und ihre Eltern, kurz „das Duo“ genannt. Gestört hat mich allerdings am „Duo“, dass nicht erklärt und auch nicht ersichtlich wurde, warum die beiden ihre Tochter Kid nicht lieben und sie stattdessen schlecht behandeln.
Zudem gab es zwei inhaltliche Dinge, die mir beim Lesen aufgefallen sind. Zum einen fiel Kid einmal eine Treppe herunter und dabei ging einfach so ihr Handy an. Dass es einfach so beim Fallen angehen sollte, fand ich sehr fraglich (den Grund warum es angehen musste, kann man sich aus der Handlung erdenken, aber gerade in diesem Zusammenhang, frage ich mich, ob es der Autorin nicht möglich gewesen wäre, das Problem anders zu lösen). Das zweite, das mich verwundert hat, war, dass Kid ihr Tagebuch erst sehr spät vor ihrer Mutter versteckt. Erst im letzten Drittel kam sie auf die Idee, dass ja jemand ihre Gedanken lesen könnte.
Das Ende kam auch sehr plötzlich. Es ist ein sehr offenes Ende und beim Lesen merkte ich überhaupt nicht, dass auf einmal Schluss war. Ich las, blätterte um und das war’s (verwundertes zurückblättern und nach weiteren Seiten suchen inklusive)! Einerseits ist es schön, dass es so offen ist, da man sich so nun selber überlegen kann, wie man Kids Geschichte enden lassen möchte. Andererseits war es mir aber auch zu abrupt.
Fazit
Mir hat „Back to blue“ von der Geschichte her sehr sehr gut gefallen. Ich habe es innerhalb von einem Tag verschlungen, weil die Kapitel eine angenehme Länge hatten, es schnell zu lesen war und so viel Spannung aufgebaut wurde, dass der Leser einfach nur wissen möchte, wie es mit Kid weiter geht. Allerdings wurde für meinen Geschmack zu viel Umgangssprache genutzt und das Ende hat mich total überrumpelt, weil es so plötzlich kam.
Daher gute 3 von 5 Sternen!
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