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Veröffentlicht am 03.10.2022

Das Potenzial ist praktisch greifbar, aber der Schreibstil ist nicht meins

Ich bin dein Schicksal
1

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Okay, Kinder, ich ...

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Okay, Kinder, ich sag, wie’s ist: Das Cover war der ausschlaggebende Grund dafür, weshalb ich das Buch überhaupt erst angefangen habe! Es ist kein Geheimnis mehr, dass ich ein absolutes Coveropfer bin, und mit „Ich bin dein Schicksal“ hat sich der one-Verlag mal wieder selbst übertroffen.
Ich liebe das dunkle, kühle Lila mit den helleren Wolken oder Nebelschwaden, die goldenen Glitzerdetails, die roségoldene Folierung und das Lesebändchen im gleichen Farbton. Alles harmoniert wunderbar miteinander, sieht sehr hochwertig aus und ist, kurz gesagt, ein absoluter Blickfang.
Darüber hinaus erinnert die Farbgebung des Covers stark an die Ästhetik der Onyx, die hier im Buch nicht nur wegen Cal eine große Rolle einnehmen. Das dreieckige Symbol ist auch über jedem Kapitel abgedruckt, was es bedeuten soll, konnte sich mir bisher allerdings noch nicht erschließen.
Auch die Bedeutung des Titels ist mir noch nicht so ganz klar – vielleicht kommt das mit dem zweiten Band?
Schön klingt er aber allemal.


Meine Meinung:
Es gibt so viele Gründe, aus denen ich dieses Buch so gerne viel mehr geliebt hätte, als es letztlich der Fall war. Demgegenüber gibt es eigentlich nur zwei, aus denen es mir eben nicht sonderlich gut gefallen hat, die aber für mich so wesentlich sind, dass sie eben so stark ins Gewicht fallen. Beide sind dabei aber (jedenfalls zum Teil!) sehr stark subjektiv, sodass ich vorab einfach sagen würde: Lest die Leseprobe und macht euch selbst ein Bild davon, ob ihr meine Kritik nachvollziehen könnt, oder ob ihr die Dinge anders wahrnehmt. Ich spreche hier von der Protagonistin und dem Schreibstil, wobei ich jetzt einfach mal direkt mit Erin anfange.


Anfangs kam ich noch ziemlich gut mit ihr klar. Sie hat einen trockenen Humor, ein ziemlich cooles Hobby (sie dreht YouTube-Videos über Lost Places!), ist mutig und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Im Laufe der Handlung ist mir dann jedoch immer negativer aufgefallen, wie selbstgerecht und scheinheilig sie eigentlich ist. Sie weiß immer alles besser, und wenn eine Person mal so handelt, wie es ihr nicht passt, wird sie direkt wütend und verhält sich, als wäre sie aufs Übelste verraten worden. Ob sie sich selbst vielleicht gerade nicht unbedingt besser verhält, reflektiert sie nicht, stattdessen sind immer die anderen schuld und sie hat auf jeden Fall recht. Das wird mit der Zeit immer offensichtlicher.

Die anderen Figuren stechen demgegenüber nicht besonders heraus. Einzig Cal hat noch einiges an Persönlichkeit. Die Geheimnisse, die ihn umweben, machen ihn interessant und man freut sich darauf, mehr über ihn zu erfahren. Im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass er mir in diesem Band trotzdem immer noch zu konturenlos ist. Dass er geheimnisvoll wirkt, hat hauptsächlich mit seinem Kartell und seinem Beruf als Kopfgeldjäger zu tun, weniger damit, wie er sich allgemein verhält. Das ist nämlich eher nichtssagend und lässt kaum Schlüsse auf seinen Charakter zu. Vermutlich ist das dann auch der Grund, weshalb eine sehr wesentliche Sache, die mit ihm zu tun hat, dann auf mich etwas zu sehr aus dem Nichts an den Haaren herbeigezogen wirkte, als wie ein Plottwists. Selbst rückblickend kann ich nicht wirklich behaupten, dass die Autorin mit Hinweisen oder Ähnlichem darauf hingearbeitet hätte, was meiner Meinung nach eigentlich entscheidend für einen guten Plot ist: Man darf ihn natürlich nicht vorhersehen, aber rückblickend muss sich alles genau bis zu diesem Punkt zusammenfügen. Dem ist hier nicht so.


Damit wären wir dann auch bei meinem zweiten großen Kritikpunkt an „Ich bin dein Schicksal“: der Schreibstil von Kira Licht. Das Buch ist mein erstes Werk der Autorin, von daher habe ich natürlich keinen Vergleich. Aber auf mich wirkte er vor allem zweierlei: sehr steif und sehr unnatürlich.
Das merkt man vor allem an den Dialogen, die viel gestelzter und gezwungener wirken, als man es bei einem Jugendbuch, in dem die Unterhaltungen hauptsächlich zwischen Teenagern geführt werden, erwarten würde. Das hat dann zwangsläufig die Folge, dass man sich beim Lesen nicht wirklich fallenlassen kann und man stets merkt, dass man gerade liest.
Auch in den Gedanken der Protagonistin setzt sich dieser Eindruck, den ich vom Schreibstil bekommen habe, fort. Während Erins Verhalten viel kindischer ist, als man es von einer Siebzehnjährigen erwarten würde, denkt sie in einer Syntax, den ich eher einer Fünfzigjährigen Professorin zutrauen würde, die noch dazu mit jemandem spricht, der schwer von Begriff ist.

Darüber hinaus war auch der Handlungsaufbau nicht unbedingt mein Fall. Man verfolgt hier hauptsächlich zwei verschiedene Handlungsstränge, deren Verknüpfung der Autorin in meinen Augen nicht so gut gelungen ist. Zuerst erfährt man von Cal, seine Beziehung zu Erin alles um Obskuris bilden den ersten Handlungsstrang, den man eine Weile verfolgt bis zu einem Punkt, an dem es beginnt, spannend zu werden. Dann jedoch wird man in ein Problem eingeführt, das mit Erins Großmutter und dem Schicksal ihrer Eltern zusammenhängt. Während ich verstehe, weshalb es erzähltechnisch notwendig ist, dass nun der Fokus ein wenig mehr darauf gelegt wird, finde ich die Umsetzung der Autorin eher kontraproduktiv. Der Handlungsstrang rund um Cal und Obskuris wird praktisch erstmal aufs Abstellgleis gelegt, während Erin sich um ihre Familie kümmert und dabei das Rätsel, das sie gerade entdeckt hat und das bis dahin wirklich ein dringendes Problem zu sein schien, erst einmal außer Acht lässt. Als Leser fragt man sich, was denn nun damit ist, ob es Erin hinterher noch heimsuchen wird, dass sie dieses scheinbar dringende Problem noch nicht einmal mit Cal bespricht, oder ob es doch gar nicht so dringend ist, wie es zunächst wirkte.
Sowohl in Bezug auf Erins Charakter als auch inhaltlich passt also irgendwie alles nicht so richtig zusammen, und darüber stolpert man beim Lesen.

Viel nervenaufreibender finde ich daneben jedoch die unzähligen Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler, die einem hier gefühlt fast jede dritte Seite ins Auge springen. Das finde ich bei Büchern aus kleineren Verlagen oder von Selfpublishern in der Menge bereits nervig, wobei ich da auch noch gewillt bin, ein Auge mehr zuzudrücken, da man dort nicht unbedingt immer erwarten kann, dass Bücher so sorgfältig lektoriert werden, wie es in größeren Verlagen in der Regel der Fall ist. Das soll jetzt nicht abwertend klingen, ich lese gerne und auch oft SP-Werke oder Bücher aus kleinen Verlagen. Es ist aber ja nunmal so, dass es sich ein Verlag wie der one-Verlag, der zur Bastei Lübbe gehört, leisten kann, dass ein Buch durch mehr Hände geht wie der Debütroman einer Frau Autorin, die ihr Schätzchen in Eigenleistung veröffentlicht und dafür auch noch erstmal in Vorkasse gehen muss. Dass mir dann in „Ich bin dein Schicksal“ so viele Fehler aufgefallen sind, finde ich da fast schon frech – und ich habe ein Exemplar der ersten Auflage bekommen, keine Rezensions-/ Druckfahne, bei der das nicht unüblich ist, und wo ich das deshalb nicht kritisieren würde!


All das stellt leider die guten Seiten in den Schatten, die „Ich bin ein Schicksal“ zu einem spannenden Auftakt gemacht hätten, allen voran das, alle Kritik zum Schreibstil mal beiseite gestellt, wirklich gelungen ist!
Kira Licht hat mit Obskuris und den Noctua, die in zehn nach (Edel-) Steinen benannten Kartelle mit jeweils vier Kategorien, den Alpha, Beta, Gamma und Delta unterteilt sind.
Dabei hat jedes Kartell und jede Kategorie eigene Eigenschaften, Aufgaben und Fähigkeiten, die sie von den anderen abheben – so sind z. B. die Onyx, zu denen Cal gehört, alle sehr dunkel gekleidet, (passend also zu ihrem namensgebenden Stein, wie es auch bei den anderen Kartellen der Fall ist) und ihre Alpha haben nur wenige äußerliche Eigenschaften, wie spitze Zähne oder reflektierende Augen, die sie von Menschen unterscheiden. Die Alpha sind dabei diejenigen Noctua, die den Menschen noch am ähnlichsten sind und die daher als solche durchgehen. Die Beta haben äußerliche Eigenschaften von Menschen und Tieren, die Gamma und Delta nur von Tieren, wobei letztere die Reittiere der Alpha darstellen.
Bei der Beschreibung des Aussehens und ihrer Fähigkeiten sowie der Aufgaben der einzelnen Kartelle, die ihnen in Obskuris für ein funktionierendes Zusammenleben zugewiesen sind, gibt die Autorin sich sehr viel Mühe. Obwohl sie praktisch eine völlig neue Parallelwelt erschafft, fällt es einem dadurch beim Lesen sehr leicht, sich in ihr zurechtzufinden. Anfangs macht die Informationsflut vielleicht den Eindruck, dass man länger brauchen würde, bis man einen Durchblick hat, aber dem ist gar nicht so. Das hat mir sehr gut gefallen, ebenso das Miträtseln um die oben erwähnte Problematik in Bezug auf Obskuris. Was Erins Familie angeht, hatte ich schon ziemlich früh meine Vermutungen, die zwar in diesem Band noch nicht bestätigt wurden, aber bei denen ich aufgrund der Hinweise, die man gegen Ende bekommt, stark davon ausgehe, dass sie zutreffen werden.
Ob ich die Fortsetzung allerdings überhaupt erst lesen werde, muss ich mir trotz des tollen Worldbuildings erst noch überlegen. Das Ende kommt nämlich für meinen Geschmack selbst für einen Cliffhanger etwas zu abrupt, fast schon konstruiert und, wie oben erwähnt, zu sehr an den Haaren herbeigezogen, was ein wenig so wirkt, als sollte auf den letzten Metern der Leser noch einmal so sehr schockiert werden, dass er unbedingt zur Fortsetzung greifen muss.


Fazit:
Das Worldbuilding ist der Autorin wirklich super gelungen – man wird mit allerhand neuen Informationen über Obskuris und die Noctua konfrontiert, bei denen man jedoch keinerlei Schwierigkeiten hat, sie zu verarbeiten. Die Regeln und Eigenheiten von Obskuris werden anschaulich dargebracht und man findet sich dort erstaunlich schnell zurecht.
Das hätte „Ich bin dein Schicksal“ zu einem sehr vielversprechenden Auftakt machen können, aber leider war es das auch schon an Lob meinerseits. Vor allem die selbstgerechte und scheinheilige Protagonistin, die neben den eher konturenlosen Nebenfiguren im Laufe der Handlung immer stärker negativ auffällt, sowie der unbeholfene Schreibstil, der sich in steifen, unnatürlichen Dialogen sowie einer unglücklichen Verknüpfung der beiden Handlungsstränge niederschlägt, haben mich gestört.
Auch die vielen Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler lassen das Buch nicht gerade in einem guten Licht dastehen, das ist aber weniger der Autorin und viel mehr dem Verlag vorzuwerfen.
Ob ich die Fortsetzung der Dilogie lesen (oder hören) werde, muss ich mir noch überlegen – an der Geschichte an sich bin ich grundsätzlich sehr interessiert, aber ich weiß nicht, ob ich mir den Schreibstil und die Protagonistin ein zweites Mal antun möchte.
2/5 Lesehasen.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2022

HIGLIGHT! Jedenfalls bis das Ende kam...

The Secrets we share
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Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist sehr schlicht ...

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist sehr schlicht gestaltet und sieht auf dem ersten Blick exakt so aus wie die Cover der anderen beiden Bücher der Reihe. Sowas finde ich natürlich per se immer super, da man sofort erkennt, dass die Bücher zusammengehören. Hier allerdings kann ich die Bücher, wäre der Titel nicht, fast gar nicht auseinanderhalten, was natürlich etwas schade ist.
Aber abgesehen davon gefällt mir die Covergestaltung der Reihe sehr, vor allem, weil die Buchstaben des zweiten Wortes jeweils so aussehen, als seien sie kleine Türchen, das finde ich ganz niedlich.
Die winzigen goldenen Sprengseln und der goldene Autorinnenname sind sehr hübsche Details.
Den Titel wiederum verstehe ich gar nicht, wie ich das immer so habe bei deutschen englischen Buchtiteln. Hier ist es nicht nur die altbekannte Frage: „Warum nehmen wir als deutschen Titel einen anderen englischen Titel, anstatt einfach den Originaltitel zu übernehmen?“, hier sehe ich auch den Zusammenhang mit dem Inhalt nicht. Na ja.


Meine Meinung:
Das Buch hatte richtiges Highlight-Potenzial!!!! Jedenfalls bis zu einer bestimmten Stelle kurz vor Ende, die für mich alles kaputt gemacht hat. Aber fangen wir mal mit den positiven Dingen an!

Bis zu diesem Punkt hat für mich nämlich (fast) alles gestimmt – natürlich gab es schon vorher hier und da ein paar Ungereimtheiten, die für mich aber nicht ins Gewicht fallen, wenn der Rest stimmt. Und dem war hier so! Beide Figuren gewinnen einen sehr schnell für sich: Lauren ist eine tolle Protagonistin mit einem staubtrockenen Humor, der mich oft laut lachen lassen hat. Alex dagegen ist der Charme in Person; er sagt oft sehr freche Dinge, bei denen man eigentlich die Augen verdrehen muss, ist dabei aber so unfassbar liebenswürdig, dass man gar nicht anders kann, als breit zu grinsen. Er hat das, was man wohl Golden Retriever-Energy nennen würde, aber auf die unverschämte Art, die man ihm trotzdem nicht übelnehmen kann – unfassbar cute und sehr unterhaltsam! ♥

„‚Hey, Lauren‘, rief er. ‚Wir sollten mal zusammen in einen Club gehen. Ich glaube, deine Anwesenheit wäre sehr praktisch. So klein, wie du bist, könnte ich meinen Drink bequem auf deinen Kopf abstellen, ohne dass ein Tisch nötig wäre.‘“ (S. 29/461)


Dabei fand ich die Art, wie seine ADHS und sein Umgang damit und mit den Reaktionen seines Umfelds darauf dargestellt wurde, sehr authentisch und nachvollziehbar, das hat mir also ebenfalls gut gefallen, ebenso wie die Tatsache, dass Lauren nicht konventionell schön ist, Alex aber trotzdem fasziniert von ihr ist und den Blick nicht abwenden kann.

„Dann warf sie den Kopf in den Nacken und lachte.
Das ausgelassene, fröhliche Geräusch schwebte durch den Abendhimmel, satt und warm und genauso strahlend wie das Lächeln, das ihre Züge beinahe schön aussehen ließ, und…
Und er konnte einfach nicht wegsehen.
Fuck, er konnte einfach nicht wegsehen.“ (S. 62/461)


Die größte Stärke des Buches ist aber wohl die Chemie zwischen den beiden Figuren. Wenn Laurens knochentrockener Sarkasmus auf Alex´ Charmoffensiven treffen, ist Bauchmuskelkater praktisch vorprogrammiert. Beide schaffen es, sich selbst gegenseitig auf die Palme zu bringen und dem Leser dabei sehr unterhaltsame Lesestunden zu besorgen. Gleichzeitig merkt man sofort, dass die beiden einfach zusammenpassen. Sie ergänzen sich wunderbar, und auch, wenn sie ihre Probleme – miteinander und auch mit sich selbst – haben, die vielleicht durch etwas mehr Kommunikation leichter gelöst werden könnten, kann man sich super fallenlassen und auf den Weg der Protagonisten einlassen, auch weil „The Secrets We Share“ drei meiner Lieblingstropes vereinnahmt: enemies to lovers, forced proximity und he falls first. Besonders unterhaltsam ist dabei übrigens, wie Alex, der Fanfiction über seine eigene Serie (bei der man merkt, dass sie auf „Game of Thrones“ basiert) schreibt, ironischerweise selbst jedes Mal laut verkündet, wenn eines dieser Tropes auftaucht.


Bis eben zu diesem einen Punkt kann mich „The Secrets We Share“ also wunderbar unterhalten. Ich will natürlich nicht allzu viel spoilern, daher jetzt alles etwas ominös. Aber das, was da eben passiert, ist aaaaaabsolut unnötig und ich hasse es, wenn das in Büchern passiert. Wie erwähnt hatten es die Protagonisten auch vorher bereits nicht unbedingt so mit Kommunikation, aber da sie eben durchaus mal miteinander geredet haben, hätte ich darüber noch hinwegsehen können, wäre es zu diesem Aspekt hier nicht gekommen. Aber hier hätte wirklich ein Satz von beiden Figuren gereicht und das ganze Drama der letzten ca. 80 Seiten hätte nicht passieren müssen! Das nervt mich dann besonders doll, wenn das Buch, wie hier, eigentlich gar nicht noch mehr Dramatik braucht. Auf den knapp 400 Seiten davor passiert bereits genug, dass die Autorin es ruhig dann zu einem Ende hätte kommen können. Dann wäre zwar zugegebenermaßen insgesamt nicht allzu viel passiert, aber angesichts dessen, wie gut mich das Buch bis dahin unterhalten hat, wäre es meiner Meinung nach auch überhaupt nicht notwendig gewesen. Stattdessen wird hier etwas unnötig aufgebauscht, was gar kein Problem hätte sein müssen, nur um dann ziemlich plump in jeweils EINEM Kapitel alle Fehler und Probleme der Figuren aufzulösen und ihnen ein Happy End geben zu können. Das hat mich übelst angenervt, weil das Buch es eben, wie gesagt, gar nicht gebraucht hätte. Stattdessen bin ich ziemlich aufgebracht und enttäuscht aus einem Buch gegangen, was bis zu diesem Punkt mit Leichtigkeit vor allem wegen des genialen, cleveren Humors ein wunderbar unterhaltsames Highlight hätte werden können. Schade.


Fazit:
Es wären easy 5⭐️ geworden, weil ich in den ersten vier Fünfteln Alex’ Charme, Laurens staubtrockenen Humor und die Chemie und die Dialoge zwischen den beiden geliebt habe, wenn da nur nicht diese eine Sache gegen Ende wäre, die mich jedes Mal übelst annervt, weil sie so unnötig ist, und die auch dieses Buch hier überhaupt nicht gebraucht hätte 🥲 Und, OH WUNDER! Beide haben dann anschließend in jeweils EINEM Kapitel ihre Fehler eingesehen und nach einem Gespräch mit Mama/ der besten Freundin erkannt, was sie die ganzen 400 Seiten davor in ihren Unterhaltungen miteinander nicht sehen wollten. 🤨
Toller, cleverer Humor, 3 Lieblingstropes (enemies to lovers, forced proximity und he falls first), aber ganz ehrlich: Es hätte die letzten ~80 Seiten echt nicht geben müssen, dann wäre das Buch um ein Wesentliches besser!
2,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.09.2022

Skurrile Kleinstadt-Vibes, viel Humor und ein Fall zum Miträtseln

Spellbound - Tod eines aufrechten Vampirs
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Vielen lieben Dank an beThrilled und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an beThrilled und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Cover finde ich toll. Man sieht eine kleine, altertümliche Straße aus Kopfsteinpflaster mit einer Häuserreihe auf der einen Seite und einem Fluss auf der anderen, über den eine Brücke führt.
Der Buchtitel ist auf dem Nachthimmel auf einem weißen Hintergrund, umrandet von einem Besen, einer Eule, einer Hexe und einer Fledermaus. Insgesamt fängt das Cover so die Stimmung des Buches, in dem es um einen übernatürlichen Mordfall in einer von der Welt abgeschnittenen Kleinstadt geht, perfekt ein.
Der Reihentitel „Spellbound“ ist der Name der Stadt und passt sowohl deshalb zum Buch, als auch wegen der deutschen Übersetzung des Wortes „verzaubert“ – immerhin ist die Protagonistin eine Hexe.
Der Buchtitel „Tod eines aufrechten Vampirs“ passt natürlich auf den Inhalt, ich finde die Originaltitel der einzelnen Bände aufgrund ihres Wortwitzes allerdings viel schöner. Natürlich bekommt man das im Deutschen nicht so gut hin, wenn man also nicht gerade die Originaltitel übernehmen möchte, finde ich den deutschen Titel auch gut gewählt. Immerhin trifft auch der deutsche Titel mit der kleinen Antithese des "aufrechten Vampirs" den ironischen Unterton des Buches sehr gut.


Meine Meinung:
Man bekommt hier genau das, was man erwartet: eine humorvolle, paranormale, cozy mystery Geschichte mit einem Mordfall, der zum Miträtseln einlädt.

Von sich überzeugt hat mich das Buch zum einen vor allem die Protagonistin, und zwar nicht nur, weil sie eine Hexe und eine Anwältin ist – also das, was ich gerne wäre, wenn Magie existieren würde, haha. Emma ist nämlich gerade deshalb eine Protagonistin, die man gerne auf ihrem Weg begleitet, weil sie mit ihrer sarkastischen und (selbst-) ironischen Art selbst wesentlich zum Humor des Buches beiträgt, sie ist intelligent, gütig und freundlich, lässt sich dabei aber nicht ausnutzen oder auf sich herumtrampeln.
Über die anderen Figuren erfährt man hier noch nicht allzu viel, was einerseits natürlich etwas schade ist, andererseits angesichts der wenigen Seiten und der Tatsache, dass da noch 9 weitre Bände folgen, auch nicht weiter überraschend. Ich freue mich schon darauf, vor allem mehr über einen gewissen Engel, einen bestimmten Vampir und natürlich über die anderen Hexen zu erfahren.

Der zweite Grund, aus dem „Spellbound“ mir viel Spaß gemacht hat, ist die Skurrilität, die einem hier auf jeder Seite begegnet. Von Feen, über Werwölfen, Zwergen, bis hin zu Hexen, Vampiren, Zentauren und noch darüber hinaus leben alle möglichen paranormalen Wesen auf engstem Raum in Spellbound zusammen und niemand kann die Stadt verlassen. Dass Überraschungen und Konflikte da vorprogrammiert sind, liegt auf der Hand. Umso erstaunlicher ist es da, wie gut das doch alles funktioniert. Jeder hat seine Aufgaben im Dorf, es gibt Vampirbars, der Schneider ist ein Werfrettchen, die Bürgermeisterin eine Hexe und so weiter. Auch wenn es Streitereien, Vorurteile und Abneigungen unter den einzelnen Spezies gibt, haben sich die Bewohner von Spellbound ein eigenes Rechtssystem mit Polizei, Gerichten und Anwälten aufgebaut – Spellbound ist praktisch die charmant-skurrile, übernatürliche Version einer typischen Kleinstadt.

Dabei fällt früh auf, dass sich die Autorin trotz der wenigen Seiten des ersten Bandes sehr viele Gedanken über ihre Figuren, die Politik und Gesellschaftsstrukturen der Stadt und die unterschiedlichen Arten der Magie ihrer Wesen gemacht hat. Anhand von geschickt in die Geschichte integrierten Kleinigkeiten wie Emmas Magieunterricht oder ihre ersten Einkäufe in der Stadt, die völlig anders vonstattengehen als „normales“ Einkaufen, kann man schnell sehr gut nachvollziehen, wie die Magie in Spellbound funktioniert und wo ihre Grenzen sind.
Praktisch nebenbei erfährt man darüber hinaus ein wenig darüber, wie es dazu gekommen ist, dass die Bewohner von Spellbound in ihrer Stadt gefangen sind und wie sie sich damit arrangieren mussten. Darüber sind natürlich nicht einmal ansatzweise alle Fragen in diesem Buch geklärt worden, aber „Tod eines aufrechten Vampirs“ ist ja erst der Auftakt; ich denke, da kommt noch einiges auf uns zu.

Der Fall – oder eher die beiden Fälle, die Emma im Laufe der Handlung lösen muss, leiten den Leser zusammen mit Emma durch die Eigenheiten der Stadt. Während man also Hinweisen in Bezug auf den Tod des Vampirs nachgeht, lernt man nach und nach immer mehr über Spellbound und seine Bewohner kennen. Die Art und Weise, wie die Autorin beide Handlungsstränge miteinander verbunden hat, ohne den Faden zu verlieren oder dass der Leser überhaupt erst bemerkt, dass hier mehrere Handlungen parallel laufen, hat mir sehr gut gefallen. Ihr gelingt es augenscheinlich mit Links, den Leser auf natürliche Weise durch ihr Buch zu führen. Dadurch fällt einem beim Lesen gar nicht auf, wie überraschend viele Informationen man auf den nur 260 Seiten erhält.
Quasi als i-Tüpfelchen wird die Falllösung hier sehr juristisch angegangen – die Protagonistin ist Anwältin und das merkt man auch! Das hat mir hier (aus offensichtlichen Gründen) sehr gut gefallen. Aber ich kann mir vorstellen, dass auch Leser ohne juristischen Hintergrund hieran ihren Spaß haben werden, da die Autorin sich nicht im Fachjargon verliert oder allzu „trocken“ wird; aber die Herangehensweise der Protagonistin an jegliche Probleme lässt ihren Beruf erkennen.

Einzig die Auflösung am Ende hat mich dann doch etwas enttäuscht. Natürlich erwartet man angesichts der Dünne des Buches und auch der ansonsten eher nicht vorhandenen Tiefgründigkeit, Emotionalität und Dramatik keinen großen „Knall“, der einen völlig aus den Socken haut. Einen kleinen Twist gab es jedoch auch nicht; stattdessen werden beide Fälle auf die denkbar einfachste Weise schlicht gelöst, sodass man doch eher ernüchtert aus dem Buch herausgeht. Das fand ich dann etwas schade; gut 50 Seiten mehr und etwas mehr Kreativität gegen Ende, von der die Autorin bis dahin zuverlässig beweist, dass sie sie durchaus hat, hätten „Spellbound“ sicherlich gutgetan.
Nichtsdestotrotz werde ich die Reihe mit Freuden weiterverfolgen!


Fazit:
Eine Anwältin, die herausfindet, dass sie eine Hexe ist? Wurde das Buch etwa für mich geschrieben? Bei diesem Aufhänger kein Wunder, dass „Spellbound“ auf meiner Liste gelandet ist!
Dabei trifft es die Beschreibung „humorous paranormal cozy mystery novel“ perfekt, denn genau das ist dieses Buch. Es ist nicht besonders tiefgründig, emotional oder dramatisch. Vielmehr besticht es mit Skurrilitäten, Kleinstadt-Vibes und viel Humor. Die Besonderheiten und Fähigkeiten der einzelnen Spezies sind für ein Buch dieser Kürze überraschend detailliert beschrieben und der Fall lädt zum Miträtseln ein. Leider fand ich das Ende trotz der Einfachheit des gesamten Buches noch zu wenig überzeugend und eher enttäuschend, sodass ich letztlich einen Punkt abziehe.
Nichtsdestotrotz eine große Empfehlung an Mystery-Fans, die auf der Suche nach etwas Humorvollem sind!
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
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Veröffentlicht am 27.09.2022

Nicht so viel Plot, aber sehr charmanter und unterhaltsamer Zeitvertreib!

Die Ladys von London - Lady Prudence und der verwegene Lord
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Vielen lieben Dank an beHeartbeat und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ahh, das Cover (und der ...

Vielen lieben Dank an beHeartbeat und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ahh, das Cover (und der Titel) ist das, was mir an dem Buch am wenigsten gefällt. :‘D
Das liegt noch nicht mal unbedingt daran, dass dort überhaupt eine Person abgebildet ist, das ist in dem Genre ja gar nicht mal so unüblich. Vielmehr stört es mich, dass die junge Frau auf dem Cover überhaupt nicht aussieht, wie Penelope beschrieben wird, alleine schon wegen der Haarfarbe. Da hätte man auch ein braunhaariges Model nehmen können. Aber na ja, es ist ja „nur“ ein ebook, da muss man sich das Cover ja gar nicht so lange angucken haha.
An dem Titel stört mich das „Lady“ Prudence: Die Lady ist ihre Mutter, sie selbst, als die jüngere Schwester, ist „nur“ Miss Prudence. Da hat es der Verlag mit der historischen Akkuratheit nicht ganz so genau genommen. Das Wortspiel mit dem „verwegenen“ Lord finde ich allerdings ganz lustig.


Meine Meinung:
Viel werde ich zu „Lady Prudence und der verwegene Lord“ nicht sagen können, da auch das Buch nicht allzu viel hergibt. Aber was man auf den ersten paar Seiten bereits merkt: Es ist unheimlich charmant!

Das liegt hauptsächlich an der Protagonistin Prudence, die trotz der Zeit, in der sie aufgewachsen ist, sehr moderne Standpunkte hat und auch nicht scheut, diese zu vertreten. Sie ist aufgeschlossen, freundlich und höflich, aber keineswegs zurückhaltend. Ihre hinter ihrer Cleverness geschickt versteckten, manchmal etwas frechen Kommentare sorgen für einen Großteil der Unterhaltung, die dieses Buch auszeichnet! Sie ist auf der Suche nach Romantik und Liebe, als Inspiration für den Roman, an dem sie arbeitet.
Dabei trifft sie auf Lord Knave, der, geht es nach ihrer Mutter, mit ihrer Schwester Sophia praktisch so gut wie verlobt ist, und den sie mit ihrer forschen, sympathischen Art schnell überredet hat, ihr zu helfen.

Wie sich die Geschichte entwickelt, liegt auf der Hand: Sie kommen sich näher und verlieben sich ineinander, obwohl das angesichts seines Werbens um Sophia natürlich eigentlich nicht sein darf.
Lord Knave stellt sich dabei als ebenso frecher Schuft heraus, wie Prudence es ist, und man verfolgt einen unterhaltsamen Schlagabtausch nach dem anderen, liest die kribbeligen Briefe, die die beiden miteinander austauschen und fiebert aufs Äußerste mit den beiden mit.

„Er wollte nicht an diesen Ort zurückkehren, einen Brief in einem Baumstamm deponieren und sich wieder davonschleichen, ohne sie zu Gesicht zu bekommen. Viel lieber wollte er sie wiedertreffen, mit ihr reden, sie küssen, ihr Lächeln und Lachen und ihre Neckereien genießen und in diese schönen dunklen Augen blicken.“ (55 %, Pos. 1989/3621)

Mehr Inhalt als die paar Spaziergänge im Wald und die paar Briefe zwischen Knave und Prudence hat das Buch eigentlich nicht, aber aufgrund der erfrischenden, amüsanten Dialoge fliegt man trotzdem mit Leichtigkeit durch die knapp 300 Seiten. Dabei bleiben sowohl das World- als auch das Characterbuilding (gerade der Nebenfiguren) etwas auf der Strecke, aber das stört hier gar nicht. Der Charme des Buches machen die Gespräche zwischen Pen und Knave sowie vor allem die leichte Überspitztheit der Figuren und in der Sprache des Buches aus, die sich auf einem sehr schmalen Grat zwischen historischer Genauigkeit und Komödie bewegen.

Einen etwas stärkeren Punktabzug bekommt „Lady Prudence und der verwegene Lord“ von mir allerdings für das Ende, das für meinen Geschmack – auch angesichts der sonstigen Einfachheit des Buches – etwas zu leicht über die Bühne ging. Verglichen mit dem Drama davor hätte die Autorin in meinen Augen durchaus ein paar Seiten und ein wenig Anstrengung mehr in die Konfliktlösung investieren können, dann würde Prudence‘ und Knaves Geschichte im Ganzen vielleicht etwas runder wirken und zum Ende nicht ganz so gehetzt.
Abgesehen davon konnte mich der Auftakt der „Serendipity“-Reihe mit den lebhaften, frischen Schlagabtauschen zwischen den beiden äußerst charmanten Protagonisten aber wunderbar unterhalten!


Fazit:
Wer eine historisch akkurate Regency-Romance mit viel Tiefgang und Plot sucht, wird hier eher nicht fündig. „Lady Prudence und der verwegene Lord“ glänzt dagegen mit zwei liebenswerten, aber nicht weniger frechen Protagonisten, die mit ihren Neckereien den Leser schnell für sich gewinnen und dafür sorgen, dass man sich nur schwer vom Buch lösen. Besonderen Charme erhält der erste Band der „Ladys von London“ durch seine etwas überspitzte Darstellung der Figuren und ihrer Sprache, die vielleicht nicht viel mit der Zeit, zu der es spielt, zu tun haben, die das Buch aber nur umso unterhaltsamer machen.
Das etwas überstürzte Ende sorgt letztlich dafür, dass ich „Lady Prudence und der verwegene Lord“ statt soliden viereinhalb Punkten doch nur 4/5 Lesehasen gebe. Trotzdem spreche ich an dieser Stelle eine große Leseempfehlung an alle aus, die seichte Unterhaltung und eine mitreißende Romanze suchen!

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Ruhige Sommergeschichte, der aber das gewisse Etwas fehlt

A Place to Grow
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Dass ich die Cover von Knaur liebe, dürfte ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Dass ich die Cover von Knaur liebe, dürfte mittlerweile jedem bekannt sein, und die „Cherry Hill“-Reihe ist da keine Ausnahme! Mir gefällt hier besonders gut, dass sie auf den ersten Blick relativ identisch aussehen, sich bei näherem Hinsehen dann aber durch winzige Details unterscheiden.
Wie beim Auftakt ist auch hier die vordere Innenklappe mit einer Aquarellzeichnung und der Definition von „Lilac“ verziert, die eine tolle Ergänzung zur Buchgestaltung sind. Auch die einzelnen Kapitelüberschriften sind wieder mit den Blumen des Covers geschmückt.
Zusammen sehen „A Place to Love“ und „A Place to Grow“ super aus.


Meine Meinung:
Was den Inhalt angeht, kann ich das Buch leider nicht ganz so sehr in den höchsten Tönen loben.
Dabei kann ich das größtenteils noch nicht einmal an irgendetwas Bestimmtem festmachen, es hat für mich einfach nicht gefunkt.

Hauptsächlich liegt das wohl daran, dass „A Place to Grow“ noch mehr ein Wohlfühlbuch ist als der Auftakt. Das mag jetzt etwas widersprüchlich finden, aber ich glaube, genau da liegt hier das Problem. Es war mir im Großen und Ganzen zu wohlig. Zwar streiten sich Lilac und Bo gerade anfangs viel bzw. Lilac ist eher angenervt von Bo, während er nicht wirklich viel macht, aber das lässt relativ schnell nach, und ab dann begleitet man die beiden Protagonisten „nur“ noch dabei, wie sie versuchen, das Peach Festival zu retten.
Während ich bei manchen Büchern kritisiere, dass es mir zu viel unnötiges Drama war, hat mir hier dagegen also ein wenig Drama – oder Spannung generell – gefehlt. Es geht einfach alles zu glatt und zu unspektakulär über die Bühne, als dass ich emotional wirklich mitgerissen werden konnte.

Vor allem an der ersten Hälfte des Romans hatte ich noch viel Freude, während Lilac Bo am liebsten aus dem Weg gehen möchte, was in einer Kleinstadt wie Cherry Hill natürlich nicht funktioniert. Da bekommt man dann auch die enemies to lovers-Vibes, die der Klappentext verspricht und man erhofft sich von dem zweiten Band der Reihe viel banter und noch mehr Kribbelgefühle.
Leider lässt das irgendwann allerdings nach und hier kommen wir dann zu dem Punkt, ab dem mir alles fast schon etwas zu harmonisch war.
Lilac und Bo beginnen nämlich irgendwann, miteinander zu arbeiten. Zwar kommt es dazwischen dann immer mal wieder zu winzigen Meinungsverschiedenheiten, aber Schlagabtausche oder Zankereien sucht man hier vergebens, es ist zwischen ihnen einfach nett. Ich glaube, das Wort beschreibt es ganz gut.
Rückblickend kann ich mich an keinen größeren Konflikt erinnern, den zu lösen die Protagonisten Schwierigkeiten hatten. Es werden ihnen hier so gut wie keine Steine in den Weg gelegt, was letztlich natürlich nicht nur der Grund dafür ist, dass die Spannungskurve hier eher flach bleibt, sondern auch dafür sorgt, dass weder bei Lilac noch bei Bo groß eine charakterliche Entwicklung zu sehen ist.

Viel spannender fand ich dagegen die Rückblicke, in denen man erfährt, was zwischen den beiden vor 8 Jahren vorgefallen ist, was also der Grund für Lilacs anfängliche Ablehnung Bo gegenüber ist. Dabei ist zwar durchaus relativ schnell ersichtlich, was genau dahintersteckt, weshalb sich hier hinsichtlich Überraschung und Spannung nicht viel im Vergleich mit der Handlung in der Gegenwart verändert. Allerdings sind die Gefühle und Konflikte der jugendlichen Lilac und Bo für mich viel mehr greifbar, sodass ich, obwohl man natürlich schon weiß, wie ihre Geschichte damals endete, mit ihnen mitgefiebert und mitgefühlt habe.
Dieses Erlebnis fehlt einem in der Gegenwart, wie gesagt.

Aber versteht mich trotz der ganzen Kritik hier bitte nicht falsch! Ich habe dem Buch aus gutem Grund 4 ganze Punkte gegeben, denn obwohl das Gesagte bisher sehr negativ klingt, macht „A Place to Grow“ dennoch sehr viel Spaß zu lesen, gerade wenn man auf der Suche nach einer ruhigen Feel-Good-Romance zum Abschalten ist.
Die sommerliche, familiäre Atmosphäre der Cherry Hill Farm sorgen dafür, dass man der Realität mit Leichtigkeit entfliehen und sich in der idyllischen Kleinstadt-Romantik verlieren kann.
Ich bin vielleicht auch einfach mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen.


Fazit:
Mit „A Place to Grow“ ist es ein bisschen schwierig. Es hat mir eigentlich ganz gut gefallen, vor allem konnte es mich super unterhalten, wie extrem genervt Lilac anfangs von Bo war. Insgesamt hat mir an „A Place to Grow“ letztlich aber doch das gewisse Etwas gefehlt, das dafür sorgt, dass einem ein Buch im Gedächtnis bleibt.
Versteht mich nicht falsch: Die Fortsetzung der „Cherry Hill“-Reihe ist super schön zu lesen und schenkt einem spaßige, entspannende Lesestunden, weshalb ich dem Buch trotz aller Kritik gerne eine gute Bewertung gebe. Allerdings ist es mir im Großen und Ganzen etwas zu glatt und zu einfach - wie gesagt: das gewisse Etwas, vor allem die Zankereien, die enemies to lovers normalerweise mit sich bringt, fehlen hier.
Eine ruhige Sommergeschichte zum Abschalten ist das hier aber allemal, daher spreche ich eine große Leseempfehlung für dieses Buch aus, wenn ihr auf der Suche danach seid.
4/5 Lesehasen.

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