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Veröffentlicht am 13.07.2022

Ein Highlight und möglicherweise eine neue Lieblingsautorin?

Loveless (deutsche Ausgabe)
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Vielen lieben Dank an den Loewe-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich ...

Vielen lieben Dank an den Loewe-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich liebe die Cover der Bücher der Autorin sehr! Man erkennt sofort, dass sie alle zusammengehören, gleichzeitig wird durch kleine Details und die unterschiedliche Grundfarbe deutlich, dass es sich jeweils um abgeschlossene Einzelbände handelt. Als kleines Highlight kann man sich mit den Büchern der Autorin eine Mini-Prideflag bauen! ♥
Schön finde ich im Übrigen auch, dass das Cover von „Loveless“ in den Farben der Flagge für Asexualität (Lila, Weiß, Schwarz) gehalten ist. Ein kleines Detail, das aber sehr viel ausmacht!
Der Zusammenhang zwischen dem Titel und dem Thema ist klar, aber er wird im Inhalt auch immer wieder aufgegriffen, sodass einem dessen eigentliche Bedeutung erst beim Lesen deutlich wird.
Insofern finde ich es spitze, dass der deutsche Verlag sowohl Cover als auch Titel übernommen hat!


Meine Meinung:
Hach, ich weiß gar nicht, was ich euch hier jetzt groß erzählen soll.
Bereits nach wenigen Seiten habe ich gemerkt, dass „Loveless“ Highlight-Potenzial hat. Der Schreibstil hat mich von Beginn an mit seiner Echtheit, Jugendlichkeit und dem Humor eingenommen. Unterstützt von Chats zwischen Georgia und ihren Freunden, in denen jeder eine eigene, wiedererkennbare Art zu schreiben hat (z.B. schreibt Georgia alles klein, interpunktiert nicht durchgängig und schreibt oft mehrere kürzere Nachrichten an einem Stück statt einer langen mit Absätzen), Autorin baut die Jugendsprache, Popkulturreferenzen und umgangssprachliche Ausdrücke so natürlich in die Dialoge und Gedanken der Protagonistin ein, dass man es dem Buch ohne Frage abkauft, dass Georgia und ihre Freunde 18 bzw. 19 Jahre alt sind. Das sorgt aber nicht nur für Authentizität, sondern auch dafür, dass man den Figuren viel näher ist.

Aber auch unabhängig davon wachsen einem Georgia, Pip, Jason und Rooney schnell ans Herz. Jede
r von ihnen hat hier eine eigene Geschichte, die zwar praktisch neben Georgias laufen, aber dennoch etwas zum Hauptplot beitragen, ohne dass es ihnen dabei an der nötigen Tiefe fehlt.
Man fiebert mit ihnen allen mit, wobei man manche Handlungen der vier natürlich besser nachvollziehen kann als andere. Trotzdem war ich, auch wenn ich vielleicht in manchen Situationen an der Stelle der Protagonisten anders gehandelt hätte, niemals genervt oder hatte das Gefühl, dass die Autorin manches überspitzt darstellt oder überdramatisiert. Die gesamte Erzählung ist in sich rund und stimmig, man folgt den Figuren gespannt durch alle Hochs und Tiefs und ist ganz einfach mitgerissen.

Georgias Erkenntnis über ihre Sexualität, was Asexualität und Aromantik sind, und wie sie sich selbst kennen- und lieben lernt, stellt die Autorin darüber hinaus auf wunderbar ergreifende, authentische und nachvollziehbare Art und Weise dar. Man kann Georgias Verwirrung, ihre Verzweiflung und Wut sehr gut nachempfinden und sich vorstellen, wie sie sich fühlen muss. Die Sensibilität, mit der Oseman an die Thematik herangeht, ist überaus berührend und begleitet einen nachhaltig.
Bereits nach wenigen Seiten in „Loveless“ wusste ich, dass ich die anderen Bücher der Autorin auch definitiv lesen werde!

„Ich war wütend auf die Welt, weil sie mich dazu brachte zu hassen, wer ich war. Ich war wütend auf mich selbst, weil ich zuließ, dass diese Gefühle meine Freundschaften mit den besten Menschen der Welt ruinierten. Ich war wütend auf jeden Liebesfilm, jede Fanfic-Story, jedes einzelne dumme OTP, das mich dazu gebracht hatte, mich danach zu sehnen, die perfekte romantische Beziehung zu finden. Es war zweifellos genau wegen dieser Vorgeschichte, dass sich meine Identität wie ein Verlust anfühlte, obwohl es in Wirklichkeit eine wunderschöne Entdeckung hätte sein sollen.“ (S. 259/377 im ebook)


Fazit:
„Loveless“ hat alles, was man sich von einem Buch wünscht: liebenswerte Figuren, die richtige Mischung aus ernsten Themen und Humor, Spannung, Emotionalität und ganz viel Liebe (jeglicher Art!!). 💜
Alice Osemans Darstellung von Asexualität und Aromantik sowie davon, sich selbst zu finden und besser kennenzulernen, ist authentisch, herzergreifend und sehr sensibel. Großes Highlight und natürlich 5/5 Lesehasen!!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2022

Tolle Grundidee, aber der Rest bleibt blass

Die Blutkönigin
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Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
„Die ...

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
„Die Blutkönigin“ ist mal wieder ein klassischer Fall von „Ich wollte es eigentlich nur wegen des Covers lesen“. xD
Aber es sieht ja auch unheimlich cool aus! Die weißen Äste, die sich durch den roten Titel ranken, zusammen mit den wenigen blutroten Blüten und dem neblig anmutenden Hintergrund wirken sehr düster und suggerieren eine unbequeme, dunkle High Fantasy. Das Originalcover finde ich vom Motiv her zwar tatsächlich hübscher anzusehen und dort tritt auch der Bezug zum Wald stärker hervor. Das deutsche Cover finde ich stimmungstechnisch allerdings stärker (wenn ich auch im Nachhinein sagen muss, dass es nicht die Stimmung des Inhalts einfängt).
Der Titel ist die deutsche Übersetzung des Originaltitels „The Queen of Blood“ und trifft das Thema des Auftaktes der „Die Königinnen von Renthia“-Reihe entsprechend gut.


Meine Meinung:
Inhaltlich konnte mich „Die Blutkönigin“ leider nicht so sehr von sich überzeugen, wie ich es mir bei dem Cover erhofft hatte.
Das liegt gar nicht mal unbedingt daran, dass es nicht so düster ist, wie das deutsche Cover suggeriert (auch wenn ich grundsätzlich mal wieder Lust auf Dark Fantasy hätte). Zwar ist es durchaus ein wenig irreführend, aber man sollte ja ohnehin nicht allzu viel vom Cover auf den Inhalt schließen, insbesondere bei einer Übersetzung, daher kreide ich das dem Buch mal nicht an.
Es wird nämlich durchaus auch mal blutig und der Erzählton ist generell etwas ernster, von daher ist die Düsternis des Covers gar nicht mal so weit hergeholt.


Dass ich dem Buch eher zwiegespalten gegenüberstehe, liegt vor allen Dingen daran, dass es keine konstante Steigerung in der Spannungskurve gibt.
Die Geschichte geht relativ actionreich los, man wird in das Geschehen hineingeworfen und muss sich erstmal zurechtfinden. Der Einstieg ist also direkt spannend; sobald sich dieser erste Konflikt jedoch beruhigt hat, plätschert „Die Blutkönigin“ erstmal so vor sich hin. Vielleicht liegt das daran, dass die erste Hälfte das behandelt, was sich gut zehn Jahre, bevor der eigentliche Plot beginnt, zugetragen hat. Dabei bedient sich die Autorin einiger größerer Zeitsprünge, bis sie irgendwann an diesem Punkt angekommen ist. Ganz abgesehen davon, dass ich den Zeitsprüngen zunächst nur schwer folgen konnte, da sie nicht durch Überschriften o. Ä. gekennzeichnet sind, sondern sich aus dem Kontext ergeben, hat das hat zur Folge, dass sich vor allem die erste Hälfte von „Die Blutkönigin“ eher wie ein Prequel denn wie ein Reihenauftakt liest. Das ist grundsätzlich nicht schlimm, wäre aber hier meines Erachtens nicht wirklich notwendig gewesen, da viele der Szenen, die die ersten paar Hundert Seiten des Buches ausmachen, keine allzu relevanten Schlüsselszenen sind, die man wirklich in der gegebenen Breite hätte ausführen müssen. Ich glaube, es hätte den Lesefluss um einiges erleichtert, wenn die Autorin das, was der Auslöser für den Weg, den die Protagonistin wählt, als Prolog genommen hätte, und andere wenige relevante Szenen aus dieser ersten Hälfte dann im Laufe der eigentlichen Handlung an den passenden Stellen als Rückblende eingefügt hätte.
So weiß man zwar nicht von Anfang an, wie es zu dem großen Konflikt in der zweiten Hälfte gekommen ist, aber genau diese Unwissenheit des Lesers kann viel zur Spannung beitragen. Die hat nämlich während der Zeitsprünge die meiste Zeit gefehlt, da man einfach nahezu durchweg gemerkt hat, dass man sich noch in der Einführung in die Geschichte befindet. Man wartet die ganze Zeit darauf, dass es endlich richtig losgeht, wird dabei aber fast nur mit wenig relevanten Beschreibungen von Daleinas Lernweg abgespeist, bei denen man schnell das Interesse verliert.

Darüber hinaus hat man dabei dann auch noch viel Zeit, sich über den Rest des Plots Gedanken zu machen und kommt dann auch relativ schnell zu einem Ergebnis. Die Autorin folgt mit ihrer Handlung einem klaren Muster, das man schnell durchschaut hat und das dann dazu führt, dass man im Laufe der Geschichte nicht mehr überrascht werden kann. Es ist vieles vorhersehbar und abgesehen vom Magiesystem mit den Geistern sticht „Die Blutkönigin“ damit durch nichts Besonderes hervor.


Das Magiesystem ist dagegen die eine große Stärke des Buches!
Die Idee mit den Geistern, die die Natur kontrollieren, die aber wiederum von der Königin kontrolliert werden, weil sie ansonsten böswillig Schaden anrichten, konnte mich sofort überzeugen. Die Beschreibungen der einzelnen Geister ist sehr detailliert und vielseitig; man kann sie sich gut bildlich vorstellen und hat trotz der schieren Menge unterschiedlicher Arten schnell einen Überblick darüber, welche es gibt, und was ihre Fähigkeiten sind.
Auch die Art und Weise, wie die Magiebegabten wie auch die Königin die Geister kontrollieren müssen, wie sie aufeinander angewiesen und mit der Natur verbunden sind, ist gut verständlich und sehr interessant beschrieben.
Auch der Weltenbau an sich und das gesellschaftliche System dahinter sind ähnlich komplex gestaltet, aber so beschrieben, dass sie sich gut nachvollziehen lassen und man sich zügig in Renthia zurechtfindet. Etwas schade finde ich hier noch, dass Renthia zwar aus vier Ländern besteht, man aber nur ein wenig über Aratay erfährt. Wie die anderen Länder mit den Geistern verbunden sind und wie sie mit ihnen umgehen, wird hier noch gar nicht erläutert. Da hätte ich mir, obwohl „Die Blutkönigin“ erst der Auftakt ist, doch einige wenige Informationen mehr erwünscht – Elhim, Belene und Chell noch nicht einmal erwähnt. Einzig über das Land Semo und seine Königin wird in der zweiten Hälfte ein bisschen das angeteasert, was in der Fortsetzung geschehen könnte. Ich kann mir also schon vorstellen, dass die Autorin in den Folgebänden auf die Nachbarländer Aratays noch weiter eingeht, hätte mir hier aber trotzdem bereits ein paar Details mehr gewünscht.


Abschließend habe ich noch ein wenig Kritik an der Protagonistin Daleina sowie an den einzelnen Beziehungen in „Die Blutkönigin“.
Daleina ist zwar durchaus eine sympathische Protagonistin, für mein Empfinden bleibt sie allerdings durchweg zu blass und zu distanziert, als dass man sich wirklich gut in sie hineinversetzen könnte. Durch die Zeitsprünge begleitet man sie durch fast zehn Jahre, ich hatte allerdings trotzdem nicht das Gefühl, dass sie sich im Laufe der Handlung groß weiterentwickelt oder erwachsen wird. Geht man von ihrem Verhalten und ihrer Denkweise aus, ist sie vielleicht zwei oder drei Jahre älter geworden, mehr aber nicht. Sie ist nach wie vor zwar stark entschlossen, Königin zu werden und ihre Schwester zu beschützen, aber wird trotzdem von ihren Unsicherheiten und mangelnden Fähigkeiten in der Geisterbeschwörung beherrscht. Ich habe bei ihr vor allem in der Hinsicht keine Entwicklung gesehen; ab einem gewissen Punkt hat es mich sogar fast schon genervt, dass sie immer wieder auf ihre Unzulänglichkeiten hinweist und nicht lernt, sich selbst zu vertrauen und ihre Stärken mehr auszunutzen. Sie ist nämlich sehr gewieft, stellt schnell Zusammenhänge her und findet unkonventionelle Lösungen. Das weiß sie zwar, aber sie spielt es nicht aus, was dazu geführt hat, dass ich sie zunehmend weniger angefeuert habe, bis sie mir letztlich egal wurde.

Egal waren mir im Übrigen auch jegliche Beziehungen der Figuren untereinander, was daran gelegen hat, dass sie nicht etwa langsam aufgebaut werden, sodass man mitfiebert und sie mitfühlt. Stattdessen waren sie plötzlich einfach da, dann wieder weg und manchmal doch wieder da, ähnlich wie die Gefühle der Figuren. Vor allem die Beziehung zwischen Fara und Ven, aber auch alle anderen werden nicht konstant entwickelt und sind daher wenig nachvollziehbar. Die Figuren handeln in Bezug aufeinander oft widersprüchlich und nicht konsequent, sodass mir manchmal sogar nicht einmal klar war, wie sie denn nun zueinanderstehen – hassen sie sich oder lieben sie sich doch?
So kann man sich auch in der Hinsicht nicht wirklich auf das Buch einlassen. Da ich beim Lesen oftmals sehr viel Wert darauf lege, wie die Figuren und die Beziehungen ausgebaut werden, hat das hier natürlich viel dazu beigetragen, dass ich nicht so stark von „Die Blutkönigin“ eingenommen wurde und auch noch nicht weiß, ob ich mich der Fortsetzung widmen werde, trotz der interessanten Grundidee.


Fazit:
„Die Blutkönigin“ ist mal wieder so ein Buch, das mir nicht ganz so gut gefallen hat, wie ich es mir eigentlich erhofft hatte.
Zwischendurch war es durchaus sehr spannend, und die Idee mit den Geistern, die die Natur kontrollieren, die aber wiederum von der Königin kontrolliert werden, weil sie ansonsten böswillig Schaden anrichten, hat mir super gefallen! Allerdings fand ich die Handlung gerade am Anfang, aber auch zwischendurch immer wieder sehr zäh und vorhersehbar, die Protagonistin war für mich nicht wirklich greifbar, und jegliche Beziehungen in dem Buch wirkten in meinen Augen unausgereift und nicht richtig entwickelt.
3/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2022

Cuteste academic rivals to lovers ever

Falling in love was not the plan
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Vielen lieben Dank an den Forever-Verlag und Vorablesen.de für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover war der ...

Vielen lieben Dank an den Forever-Verlag und Vorablesen.de für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover war der ausschlaggebende Grund dafür, aus dem ich mich für „Falling in love was not the plan“ von meinen Bonuspunkten bei vorablesen.de ausgesucht habe. Dass ich das Cover super süß finde, ist damit also schon gesagt! 😍
Ich liebe diese poppigen Farben, den leichten Kontrast des rosa Kreuzes und die Zeichnungen der beiden Protagonisten, die wirklich gut getroffen sind. Das Buch ist ein richtiger Eyecatcher!
Einzig mit dem Titel habe ich wieder ein Problem: Er passt zwar, aber im Original heißt das Buch „Not Here to Be Liked“. Wieso muss der deutsche Verlag wieder einen anderen englischen Titel auswählen? Das werde ich wohl nie verstehen. 😅

Meine Meinung:
Das Buch ist so unverschämt NIEDLICH!!!!! 😍
Ich weiß gar nicht, wie ich anständige Worte hierfür finden soll. Allzu viel werde ich aber wahrscheinlich sowieso nicht zu sagen haben, außer, dass mir das Buch wirklich super gefallen hat.
Angefangen mit der Protagonistin Eliza, die an Ehrgeizigkeit und Selbstbewusstsein kaum zu übertreffen ist. Sie weiß genau, was sie will und was sie von manchen Situationen hält, und scheut auch nicht davor, genau das jedem mitzuteilen. Gerade zum Thema Feminismus hat sie eine sehr starke Meinung, die für viele Konflikte mit ihren Mitschülern sorgt, sie im Laufe der Handlung allerdings auch zwingt, umzudenken und ihre Überzeugungen zu hinterfragen.
Denn Feminismus und Sexismus werden hier sehr groß thematisiert, allerdings ohne den sprichwörtlichen erhobenen Zeigefinger, sondern viel mehr im Rahmen eines Lernprozesses der Protagonistin. Sie muss lernen, was es wirklich heißt, sich gegen das Patriarchat zu wehren, Feministin zu sein und Sexismus bzw. internalisierte Misogynie zu erkennen und zu bekämpfen.
Dabei lernen Eliza wie auch Len und ihre Mitschüler sich selbst besser kennen, wachsen über sich hinaus und knüpfen neue Freundschaften. Character growth schreibt die Autorin in „Falling in love was not the plan“ sehr groß und setzt es super um!

Quasi nebenbei entwickelt sie die Liebesgeschichte zwischen Eliza und Len, die ein Paradebeispiel für academic rivals to lovers ist, und aufgrund deren Niedlichkeit man Gefahr läuft, zu überzuckern. Viel mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen, die beiden sind SO CUTE, lest das Buch am besten selbst.
Der Einstieg ins Buch fiel mir nicht ganz so leicht; habe für die ersten 50-80 Seiten knapp zwei Wochen gebraucht, aber sobald Eliza und Len mehr Zeit miteinander verbringen, war ich im Suchtmodus und ich habe die restlichen 250 Seiten innerhalb von 24 Stunden durchgelesen. Die Chemie zwischen den beiden ist praktisch mit den Händen greifbar, Elizas Zielstrebigkeit und Ernsthaftigkeit bildet einen starken Kontrast zu Lens Verlorenheit und Lockerheit, und zusammen sorgen sie dafür, dass der Leser ein paar sehr unterhaltsame Lesestunden bekommt.
Ich habe mir von „Falling in love was not the plan“ eine süße Lovestory für zwischendurch erhofft, aber bekommen habe ich ein unerwartetes Highlight! 🥰

„Etwas an der Art, wie er das zugibt, während er ein gezacktes Blatt von dem Rosenbusch neben seiner Schulter abreißt, lässt mich wünschen, dass er mich küsst. Ich will spüren, wie sein Kuss wieder alles auflöst wie die anderen Male, und dann möchte ich hören, wie er ihn beschreibt, damit ich auch noch seine Worte behalten kann, die Erinnerung in Poesie eingesponnen, die ich in einer kleinen Ecke meines Herzens verstauen kann.“ (S. 271/352)


Fazit:
„Falling in love was not the plan“ ist eine der cutesten Academic-rivals-to-lovers-Geschichten, die ich bisher gelesen habe.
Es gibt hier mindestens so viele niedliche wie nervenaufreibende Szenen zwischen Eliza und Len, deren Chemie förmlich greifbar ist und aufgrund ihrer Rivalität es ab Seite 1 heftig knistert.
Darüber hinaus wachsen beide Protagonisten wie auch sämtliche Nebenfiguren über sich hinaus und lernen, was es bedeutet, Feministin zu sein, (internalisierten) Sexismus zu bekämpfen und füreinander einzustehen - das Buch punktet also nicht nur mit einer kribbeligen Lovestory, sondern vor allem mit tollem Characterbuilding und einer wichtigen Message.
Ein unerwartetes Highlight! ❤️
5/5 Lesehasen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.07.2022

Enemies to lovers im Regency-London

Wie man sich einen Lord angelt
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ok, also zuerst einmal muss ich über dieses ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ok, also zuerst einmal muss ich über dieses wahnsinnig tolle Überraschungspaket fangirlen, das der Verlag hier zusammengestellt hat! 😍
Das Buch kam in einem zur Reihe passenden Karton zusammen mit einem Beutel English Breakfast Tee in einem niedlichen, pastellgrünen Teedöschen, Shortbread und einem kleinen Gläschen Lemon Curd, also allem, was man für eine englische Tea Time benötigt. Als wäre das nicht schon genial genug, ist in dem Buch auch noch ein signiertes Bookplate eingeklebt! Zu sagen, ich hätte mich über dieses unerwartete Päckchen gefreut, wäre untertrieben.
Abgesehen von der Verpackung ist aber auch das Buch an sich in gewohnter Knaur-Verlag-Manier wunderschön aufgemacht. Der größte Hingucker ist dabei wohl die hintere Klappe, die um den Schnitt bis nach vorne gefaltet ist. Wollen wir das einfach einen Faux-Farbschnitt nennen?
Die Klappe selbst ist mit Zitaten aus dem Buch geschmückt sowie Bildern der Protagonisten, abgerundet von hübschen Schnörkeleien und süßen Details.


Meine Meinung:
Ich bin nicht nur wegen des tollen Pakets froh darüber, dass der Verlag mir das Buch einfach so zugeschickt hat, denn wäre dem nicht so gewesen, hätte ich mich vermutlich niemals der Regency Romance gewidmet. Und wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich das einfach verpasst hätte?!

Ihr seht also: Ich war ziemlich begeistert vom Buch.
Das lag hauptsächlich an der Protagonistin Kitty, die sicherlich nicht bei jedem gut ankommt, aber mich konnte sie mit ihrer Pläneschmiederei und der Manipulation sämtlicher Junggesellen der Ballsaison inklusive ihrer Mütter von Beginn an für sich gewinnen! Ich fand es sehr spannend zu verfolgen, wie sie potenzielle Heiratskandidaten beobachtet und schnell lernt, wie sie sie am besten um den kleinen Finger wickeln kann, was ihre Schwächen sind und womit sie ihre Mütter bezirzen kann, ohne dass diese merken, dass es Kitty nur darauf ankommt, eine gute Partie zu machen. Sie ist bereit, alles zu tun, um die Zukunft ihrer Schwestern abzusichern, und das fand ich bemerkenswert.

„‚Nur wer reich ist, kann sich den Luxus der Ehre leisten‘, entgegnete sie kalt. ‚Und nur Männer haben das Privileg, ihr eigenes Vermögen zu machen. Ich habe vier Schwestern, die auf mich angewiesen sind, und die Berufe, die Frauen wie mir offenstehen – Gouvernante, Schneiderin vielleicht – würden nicht einmal ausreichen, um die Hälfte von ihnen zu kleiden und zu ernähren. Was soll ich also tun, außer mir einen reichen Ehemann zu suchen?“ (S. 105/ 351)

Dabei macht sie natürlich auch Fehler und verliert auch mal das Potenzial ihrer Schwester Cecily, die sie nach London begleitet, aus den Augen. Das macht Kitty greifbarer und führt einem vor Augen, dass sie trotz ihrer Rücksichtslosigkeit und Tendenz, sprichwörtlich über Leichen zu gehen, selbst noch relativ jung und eben doch keine schlechte Person ist, sondern lediglich besorgt um das Wohl ihrer Familie.
Für den Leser ist der Konflikt mit Cecily absehbar, aber dadurch, dass man nicht weiß, wann und vor allem wie Kitty das am Ende heimsucht, steigt alleine aus diesem Grund die Spannung konstant.

Hauptsächlich knistert es in diesem Buch aber zwischen Kitty und Lord Radcliffe. Während sie zunächst versucht, Archie, den jüngeren Radcliffe, zu verführen, weil er in ihren Augen ein leichteres Ziel zu sein scheint, ist für den Leser von Anfang an klar, dass Kitty und der Lord viel besser zusammenpassen. Einerseits liegt das schlicht daran, dass Archie eher wie ein 14-jähriger, in allen Lebensbereichen völlig unerfahrener Junge denn wie ein junger Heranwachsender etwa in Kittys Alter wirkt, und man ihn daher als Love Interest kaum ernstnehmen kann. Da die Autorin durchweg aber mit Sarkasmus und Überspitzungen spielt, denke ich, dass das durchaus beabsichtigt war.

Zum anderen behaupten sowohl Kitty als auch vor allem Lord Radcliffe ständig, dass sie sich nicht ausstehen können, sind aber so OFFENSICHTLICH obsessed miteinander, dass der enemies-to-lovers-liebende Leser hier schier verrückt wird wegen der süchtig machenden Umsetzung der love-to-hate-, will-they-won´t-they- und slow-burn-tropes.

„Statt den Tag wie geplant mit seiner Korrespondenz und dem Verfassen von Anweisungen bezüglich seiner baldigen Rückkehr nach Radcliffe Hall zu verbringen, brütete er mehrere unangenehme Stunden lang über Miss Talbots Unverfrorenheit, ihrer Respektlosigkeit – ihrer Dreistigkeit. Fast wünschte er, sie würde noch einmal zurückkehren, damit er sie anständig hinauswerfen konnte.“ (S. 139/ 351)

Das ist eine der größten Stärke des Buches, die die paar kleineren Schwächen (dazu gleich) mit Leichtigkeit überschatten können.

Die andere große Stärke ist der bereits angeschnittene spitze, sarkastische Unterton, der zusammen mit dem etwas altertümlich anmutenden Schreibstil dem Buch einen ganz besonderen Charme gibt. Das sorgt für einen durchgehenden Lesefluss, einige Lacher zwischendurch und unterstreicht dazu Kittys scharfen Verstand.
Auf das Worldbuilding hat die Autorin sich dagegen weniger konzentriert; die Geschichte spielt größtenteils zwar in London, aber sie hätte auch genauso gut in einer anderen englischen Stadt stattfinden können. Gestört hat mich das weniger, da der Fokus hier eindeutig auf den Figuren liegt und das Drumherum daher kaum relevant ist, aber es mit ist ein Grund, weshalb ich letztlich einen halben Punkt abgezogen habe.

Der andere Grund dafür, ist das Ende, das zwar immer noch gut ist, aber im Verhältnis zum Rest des Buches wenig zufriedenstellend und in meinen Augen etwas zu abrupt ist. 50 bis 100 Seiten mehr, in denen Kitty und Lord Radcliffe vielleicht noch etwas mehr Zeit miteinander verbringen können, hätten dem Buch sicherlich gutgetan; so wirkte das Ganze etwas zu übereilt, als wollte die Autorin schnell zu einem Schluss kommen. Man könnte auch sagen, das slow burn vorher war im Gesamten betrachtet vielleicht etwas zu slow und nicht genug burn. Wie gesagt: Es ist eindeutig nicht schlecht, aber man hat nicht das Gefühl, dass Kittys Geschichte abgeschlossen ist. „Wie man sich einen Lord angelt“ ist zwar ein Reihenauftakt, aber ich gehe davon aus, dass es in den Folgebänden um Kittys Schwestern geht, ähnlich wie in „Bridgerton“, und wenn dem tatsächlich so ist, fehlt diesem Buch ein schöner, runder Abschluss.

Zum Thema „Bridgerton“: Als ich das Buch gelesen habe, kannte ich die Reihe bzw. Serie noch nicht, habe mir aber von Sophia sagen lassen, dass „Wie man sich einen Lord angelt“ dem ersten Buch/ der ersten Staffel inhaltlich stark ähnelt. Mittlerweile habe ich die Staffel (und die zweite übrigens auch, ich bin jetzt voll im Regency-Fieber) gesehen und kann dies bestätigen. Das ändert im Nachhinein natürlich nicht meine Bewertung des Buches, da ich beim Lesen ja eindeutig sehr viel Spaß hatte. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass jemand, der Julia Quinns Vorlage bereits kennt, hiervon unter Umständen etwas enttäuscht ist, da (zumindest die Serie! Die Bücher habe ich ja noch nicht gelesen) „Bridgerton“ um einiges runder, die Figuren etwas ausgereifter sind als hier. „Wie man sich einen Lord angelt“ kann ich allerdings als Einstieg in die Regency Romance sehr empfehlen!


Fazit:
Wer hätte gedacht, dass ich mal ein Fan von Regency-Romances werde? Ich definitiv nicht, aber „Wie man sich einen Lord angelt“ hat zweifellos dafür gesorgt! 😍
Man kann hier nicht erwarten, dass die Autorin besonders viel Energie aufs Worldbuilding verwendet; die Geschichte spielt größtenteils zwar in London, aber sie hätte auch genauso gut in einer anderen englischen Stadt stattfinden können. Aber das ist hier auch gar nicht schlimm, denn der Fokus liegt eindeutig auf Kittys Pläneschmiederei und Manipulation, und das unterstützt vom scharfen, subtil sarkastischen Schreibstil auf höchst amüsante Weise!
Wer „Bridgerton“ bereits kennt, könnte hiervon aufgrund der starken Ähnlichkeit unter Umständen ein bisschen enttäuscht werden, wenn man sich einen anderen Blickwinkel erhofft (wenn nicht, werdet ihr es lieben). Wer einen Einstieg in das Genre sucht, wird hiermit jedoch sehr viel Spaß haben!
4,5/ 5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Academic rivals to lovers meets Glee

I Kissed Shara Wheeler
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe es, dass der Verlag das Originalcover ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe es, dass der Verlag das Originalcover (und den Titel auch, btw) übernommen hat! Die poppigen Farben und der Kontrast zwischen dem grünen Hintergrund und dem pinken Brief vor dem blonden Mädchen, das genauso aussieht, wie Shara Wheeler beschrieben wird, gefallen mir super und fangen genau den richtigen High-School-RomCom-Glee-Vibe ein! Die Haptik ist durch das matte Cover mit dem glänzend hervorgehobenen Titel und den Kussmündern sehr toll.
Schön gestaltet finde ich im Übrigen die abgedrucken Schnipsel, Tagebucheinträge, Chatauszüge etc. mit Gerüchten oder Aussagen über Shara, die man vereinzelt am Kapitelende findet und die die Geschichte schön abrunden.
„I Kissed Shara Wheeler“ ist von der Haptik abgesehen allerdings ein ganz normales Taschenbuch; wenn ich auch sonst ein Fan vom Knaur-Verlag bin, finde ich die € 14,99, die man zum Teil nicht mal für broschierte Bücher zahlt, dafür schon viel. Im Laden würde ich das Buch deshalb wieder zurücklegen.


Meine Meinung:
Ich mochte das Buch sehr!! 🥰
Das liegt zum einen vor allem daran, dass es mich vom Vibe her sehr an „Glee“ erinnert hat, meine absolute Lieblingsserie von vor ca. 10 Jahren (liebe sie immer noch). Insofern hatte „I Kissed Shara Wheeler“ natürlich irgendwo einen Vorteil, wobei ich mir vorstellen kann, dass manche diese Parallelen negativ auffassen werden.
Chloe Green hat mich nämlich sehr stark an Rachel Berry erinnert. Beide sind sehr ehrgeizig, würden alles tun, um ihre Ziele zu erreichen. Während Rachel (zumindest in den ersten Staffeln) davon überzeugt ist, die beste Sängerin zu sein und vor allem mit Quinn Fabray rivalisiert, ist Chloe der Meinung, die habe es verdient, Jahrgangsbeste zu sein. Dabei ist Shara Wheeler ihre „Erzfeindin“, die sie um jeden Preis übertrumpfen muss, wovon sie fast schon besessen ist.
Ihr seht: Auf den ersten Blick mutet „I Kissed Shara Wheeler“ ein bisschen wie eine Faberry-Fanfiction an, und obwohl man diese Parallelen nicht übersehen kann, haben sie mich nicht im Geringsten gestört. Denn natürlich geht es in diesem Buch um die Beziehung zwischen Chloe und Shara, und wie beide merken, dass sie, obwohl sie zwar Rivalinnen sind, sich eigentlich eben doch nicht hassen. Gleichzeitig hat „I Kissed Shara Wheeler“ aber auf seinen fast 400 Seiten noch viel mehr Inhalt.

Im Fokus stehen nämlich nicht nur Chloe und Shara, sondern auch Sharas Nachbar Rory und ihr Freund Smith, die sie wie Chloe kurz vor ihrem Verschwinden ebenfalls geküsst hat. Alle drei finden im Laufe der Handlung an sie adressierte Briefe von Shara, in denen sie sie mit Rätseln und Geheimnissen konfrontiert, von denen sie verlangt, dass die drei sie lösen, damit sie Shara finden.
Dabei finde ich zum einen bemerkenswert, dass die Autorin es schafft über gut 300 Seiten der Figur Shara nur über diese Briefe Leben einzuhauchen. Ihr Charakter wird bloß über ein paar Zeilen, die sie Chloe und die Jungs gerichtet hat, greifbar, und von Erzählungen und Kommentaren ihrer Mitschüler im Detail geformt. Es dauert verhältnismäßig lange, bis Shara selbst auf die Bühne kommt und sich persönlich präsentieren kann – bis dahin ist sie bereits eine ausgereifte Figur, über die sich der Leser ein gutes Bild machen konnte. Was viele Autor*innen nicht mit seitenlangen Monologen oder Dialogen schaffen, schafft Casey McQuiston über ein paar Briefe und Erwähnungen. Damit beweist sie, dass sie Characterbuilding einfach kann.

Das zeigt sie darüber hinaus auch bei ihren anderen drei Protagonisten sowie sämtlichen Nebenfiguren.
Denn nicht nur Shara wird über die Briefe gestaltet; die Geheimnisse, die Shara dort offenbart, sagen sowohl dem Leser als auch Chloe, Rory und Smith einiges über die Beteiligten. Sie sorgt mit ihren Briefen dafür, dass Vieles ans Licht kommt, was den Dreien zuvor nicht klar war, und zwingt sie dadurch natürlich dazu, dass sie sich mit dem auseinandersetzen, was sie übereinander erfahren.
Das wiederum zwingt sie gleichzeitig, miteinander zu arbeiten und einander besser kennenzulernen. Sharas Briefe schaffen es, dass Chloe, Rory und Smith beginnen, die sozialen Gruppierungen die an ihrer High School herrschen, zu hinterfragen und schließlich zu duchbrechen; sie erkennen, dass sie trotz unterschiedlicher Interessen doch Vieles gemeinsam haben, und lernen, Vorurteile zu erkennen und zu beseitigen und über sich hinauszuwachsen.
Die Geschichte wird zwar aus Chloes Sicht in der dritten Person erzählt, aber durch diese Verflochtenheit der Figuren kommt man allen dreien, wie auch Shara sehr nahe und lernt sie kennen und lieben.

Aber auch die Nebenfiguren kommen bei der ganzen Suche nach Shara nicht zu kurz: Seien es Chloes Mütter, ihre beste Freundin Georgia, Sharas Vater oder Klassenkameraden wie bspw. Dixon, Ace oder Summer: Die Autorin schafft es, ihnen allen quasi nebenher, ohne den wichtigen Hauptplot aus dem Fokus zu verlieren, eine eigene Stimme und eigene Geschichten zu geben. Sie sind zwar „nur“ Nebenfiguren, aber allesamt tragen sie auf irgendeine Weise etwas zum Plot bei und bekommen dabei selbst die Gelegenheit, wie die Protagonisten zu wachsen. „I Kissed Shara Wheeler“ besteht aus „nur“ 394 Seiten, aber es ist so angereichert mit Charakterwachstum, dass es sich nach viel mehr anfühlt, ohne dabei überladen zu wirken.


Neben dem herausragenden Characterbuilding hat das Buch eine weitere große Stärke: die fast schon beiläufige Queerness vieler Figuren. Oft sind bei Büchern mit queerer Repräsentation nur die Protagonisten oder nur eine bzw. einige wenige Nebenfiguren queer, oder es wird mit Klischees gespielt, die Queerness wird „aufgebauscht“ etc. Das kann auch gute Repräsentation und unterhaltsam sein, aber es gibt immer noch viel zu wenige Bücher, in denen die Queerness der Figuren alltäglich ist, ohne ihre Probleme herunterzuspielen. Und genau das schafft die Autorin mit „I Kissed Shara Wheeler“: Hier gibt es Figuren wie Chloe und ihre Moms, die stolz auf ihre Sexualität sind und diese auch nach außen tragen, es gibt closeted Figuren und Figuren, die sich im Laufe der Handlung erst noch finden müssen – all das in einer konservativen Kleinstadt im „Bible Belt“ der USA, also der Gegend, die besonders stark christlich geprägt ist. Das in Kombination mit der Engstirnigkeit der Bewohner sorgt dafür, dass die Schülerschaft mit Ausnahme von Chloe, die aus Kalifornien dorthin gezogen ist, erst lernen muss, mit queeren Mitschülern umzugehen; Konflikte sind da vorprogrammiert.
Das alles setzt die Autorin auf sehr schöne, authentische, gleichzeitig sensible Art und Weise um, die es einem leicht macht, sich in Chloe und die anderen Figuren hineinzuversetzen.


Abschließend habe ich einen winzigen Kritikpunkt, der letztlich dafür gesorgt hat, dass „I Kissed Shara Wheeler“ von mir nicht die volle Punktzahl bekommen hat: Ich habe relativ lange gebraucht, bis ich den Einstieg ins Buch gefunden habe und auch zwischendurch stagniert die Spannung ein wenig. Abgesehen davon fliegt man nur so durch die Seiten, aber über diese Stellen muss man natürlich trotzdem hinweg. Woran meine Schwierigkeiten gelegen haben, kann ich allerdings gar nicht so genau festmachen, vielleicht ja am doch eher unpersönlichen Schreibstil. Ich habe normalerweise eigentlich keine Probleme mit der dritten Person, aber vielleicht hätte der Ich-Erzähler hier für mich besser gepasst? Das ist aber, wie gesagt, nur eine winzige Kleinigkeit, die sehr subjektiv ist und letztlich kaum ins Gewicht fällt, weshalb ich da nicht mehr als einen halben Punkt abziehe.
Denn abgesehen von diesem Aspekt hat mir vor allem der trockene, bissige Humor der Protagonistin sehr gefallen. Durch ihn bekommt sie einerseits noch mehr Selbstvertrauen, auf der anderen Seite wird sie dadurch dem Leser trotz ihrer doch eher eigensinnigen, fast schon rücksichtslosen Art zugänglicher gemacht. Wenn ich also auch Problemchen mit der Erzählform hatte, den richtigen Erzählton trifft die Autorin ohne Frage!

Fazit:
Mir haben die Scavenger-hunt-glee-vibes super gefallen und Chloe ist eine tolle Protagonistin, die mich mit ihrem trockenen Humor und Sarkasmus oft zum Lachen gebracht hat. Shara Wheeler lernt man lange Zeit erst nur aus dritter Hand und über ihre Briefe kennen, aber trotzdem schafft die Autorin es, sie genauso greifbar und lebensecht zu gestaltet wie die Figuren, die man „live“ begleitet.
Am besten fand ich jedoch die Freundschaft, die sich unerwarteterweise zwischen Chloe und den Jungs entwickelt, und natürlich die tolle Repräsentation von Queerness!
Einen halben Punkt Abzug gibt es allerdings für den etwas holprigen Einstieg und die kleinere Durststrecke zwischendurch.
4,5/5 Lesehasen.

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