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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2023

Das Mikrobiom, wissenschaftlich untermantelt und von immenser Wichtigkeit

Die Kraft unseres inneren Ökosystems
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Das Mikrobiom, schon häufiger ist dieser Begriff in den Medien aufgetaucht, verbunden mit alamierenden Szenarien darüber, dass unser Körper durch unsere Lebensweise aus dem Tritt gerät, mit ernstzunehmenden ...

Das Mikrobiom, schon häufiger ist dieser Begriff in den Medien aufgetaucht, verbunden mit alamierenden Szenarien darüber, dass unser Körper durch unsere Lebensweise aus dem Tritt gerät, mit ernstzunehmenden Folgen. Hier in diesem Buch wird uns das Mikrobiom sozusagen seriös vorgestellt, aus seiner wissenschaftlichen Erforschung heraus, biologisch medizinisch beleuchtet und in gut angepasster Form an den Leser weitergegeben. Man wird tatsächlich auf Augenhöhe abgeholt und erhält, von dem Grad der Darreichung durchaus gefordert, einen geradezu packenden Einblick in unser so faszinierend agierendes inneres Ökosystem. Wir erfahren, wie alles zusammenhängt, dass entsprechende Krankheiten nicht einfach aus dem Nichts heraus entstehen und dass es durchaus Wege gibt, ihnen zu begegnen, sie vielleicht sogar zu heilen, selbstbestimmt, durch das Ändern der eigenen Lebensalltäglichkeiten, hin zu einer gesunden ausgewogenen Balance. Die reich verschachtelten Kreisläufe unseres inneren Ökosystems werden darauf reagieren und es positiv an uns zurückgeben.
Man kann sehr viel lernen aus diesem Buch, fühlt sich zu keinem Zeitpunkt abgehängt oder von Informationen überflutet und am Ende bleibt für einen der stille Aufruf, es, zumindest zu einem Teil, selbst in die Hand zu nehmen. Und das ist eine äußerst motivierende positive Botschaft.

Veröffentlicht am 21.01.2023

Dieses andere schreckliche kämpferische lebendige Leben, mit vielen Tränen und einem Lächeln

Bis ich wieder atmen konnte
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Lorenzo macht uns die Tür auf und tritt in Gedanken beiseite, um uns hineinzulassen, in sein Leben. Das Leben davor, es war prall, überschwenglich, leidenschaftlich und er hat es gelebt, als Musiker, ...

Lorenzo macht uns die Tür auf und tritt in Gedanken beiseite, um uns hineinzulassen, in sein Leben. Das Leben davor, es war prall, überschwenglich, leidenschaftlich und er hat es gelebt, als Musiker, als Inspiration, als Mensch. Grenzen gab es für ihn wenige und sie wurden das ein oder andere Mal auch gerne überschritten. Doch jetzt, in dieser Sekunde, auf der ersten Seite dieses Buches beginnt sein neues Dasein, das andere, auferzwungene, qualvolle, kämpferische Leben, das dann irgendwann, sehr viel später, einem Auferstehen gleichkommt, 'bis ich wieder atmen konnte'. Da ist der Moment nach dem Unfall, den er beim Skifahren erlitt, das Fühlen, die verschwommenen Wahrnehmungen, die abdriftenden Träume. Noch weiß er es nicht, welche Einschränken auf ihn, Lorenzo Amurri, warten. Und es gibt kein Erwachen daraus, aus diesem schrecklichen Traum, kein besser, keine Aussicht darauf, etwas von der einst selbstverständlichen Normalität zurückzugewinnen. Er wird zum Tetraplegiker, alle vier Gliedmaßen sind gelähmt und ein Weg zu etwas Neuem, das man akzeptieren kann, ist unvorstellbar, sehr lange.
Lorenzos Geschichte, die keine Geschichte ist, sondern die pure Realität, sie spart nichts aus, beschönigt nichts, nicht das, was er fühlt, nicht das, was im Alltag eines Tetraplegikers dazugehört und auch nicht das, was er seiner Umwelt zumutet, bis er wieder da ist.
Ein Buch, voller Intensität, Nähe und Ehrlichkeit, ein Buch, das berührt und einem Tränen in die Augen treibt und ab und zu auch ein Lächeln.

Veröffentlicht am 21.01.2023

Krawatten, immer mit dabei und viele Geschichten wert

Das Leben der Krawatten
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Krawatten sind Stoffstücke, die mit einem bestimmten Knoten um den Hals gebunden werden, stimmt. Aber sind sie erst einmal 'am Mann angekommen', wird daraus viel mehr. Ein Statement, einer Situation, einem ...

Krawatten sind Stoffstücke, die mit einem bestimmten Knoten um den Hals gebunden werden, stimmt. Aber sind sie erst einmal 'am Mann angekommen', wird daraus viel mehr. Ein Statement, einer Situation, einem Menschen, einer Stimmung entsprechend und ganz allgemein, Krawatte macht einfach etwas her. 19 Geschichten zur Krawatte, aus dem Leben gegriffen, mal tatsächlich passiert, mal kreativ 'umstaltet', werden uns hier mitsam der entsprechenden Krawatte präsentiert, für allerbeste entspannte und amüsante Leseunterhaltung. Die Bilder dazu, sehr edel dargeboten, vermitteln gehobene Wertigkeit, genauso wie das Buch selbst und beim Durchblättern wird einfach ein gutes Gefühl und eine durchaus angemessene Aufmerksamkeit für dieses geschichtsträchtige Kulturgut erzeugt. Und das Nachwort, man sollte es hier nicht als überlesbares Accessoire behandeln, denn dann würde einem die echte Geschichte der Krawatte entgehen und die gehört doch auf jeden Fall dazu.
Ein tolles Buch, zum Schmökern und Entspannen und ein bisschen klüger ist man danach auch.

Veröffentlicht am 09.01.2023

Depression, ein großes Wort, eine Krankheit und immer noch ein bisschen ein Tabu

Depression - viel mehr als Traurigkeit
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Depression, einst ein Tabu, darf inzwischen auch nach außen hin sichtbar gemacht werden, ohne dafür Verurteilung zu erfahren. Zu einem gewissen Teil erkennt man ihren Status als Krankheit an. Man nimmt ...

Depression, einst ein Tabu, darf inzwischen auch nach außen hin sichtbar gemacht werden, ohne dafür Verurteilung zu erfahren. Zu einem gewissen Teil erkennt man ihren Status als Krankheit an. Man nimmt sie ernst. Nicht nur im persönlichen Umfeld, auch in der Medizin selbst, war es ein langer Weg dahin. Heute gibt es Therapien und in vielen Fällen Heilung, mit medikamentösen und psychologischen Hilfestellungen. Dieses Buch setzt sich genau damit auseinander, mit dem, was Depression ausmacht und den Möglichkeiten, zu heilen.
Es ist ein Buch für die, die davon betroffen sind, für Angehörige und einfach für Menschen, die so die Krankheit für sich selbst greifbarer machen wollen. Und sein Autor wird allen drei Gruppen gerecht. Als Sachbuch hat es eine angemessene wissenschaftliche Ausrichtung, die auch die Ernsthaftigkeit aufzeigt, mit der dieses Thema, dem Bestreben des Autors nach, in der Öffentlichkeit angekommen sein sollte. Das ist alles gut nachvollziehbar und sehr interessant, mit einem hingewandten Grundtenor, der zeigt, dass die Wissenschaft nie die persönliche Individualität des einzelnen Patienten überdeckt. Es fehlt auch nicht das offene Wort über durchaus nicht seltene Vorgehensweisen von Kollegen bzgl. Medikation und therapeutischer Verantwortung.
Ich habe sehr viel gelernt in diesem Buch und es hat Mut gemacht, für die Menschen, die aktuell davon betroffen sind. Dass inzwischen soviel Hintergrund geschaffen wurde, ist geradezu eine Entdeckung für mich. Es macht Hoffnung, denn jeder kann ja irgendwann davon betroffen sein oder Angehörige durch diese Krankeheit begleiten wollen.
Sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 08.01.2023

Aufstieg zur Dichterin und der schrittweise schmerzliche Verlust ihrer Heimat Berlin

Die Suche nach Heimat
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Mascha Kaléko, eine ambitionierte junge Frau, versucht, nach der Heirat mit dem Philologen und Hebräischlehrer Saul Kaléko im Berlin der 1920er-Jahre als Dichterin Fuß zu fassen. Sie knüpft erste Kontakte ...

Mascha Kaléko, eine ambitionierte junge Frau, versucht, nach der Heirat mit dem Philologen und Hebräischlehrer Saul Kaléko im Berlin der 1920er-Jahre als Dichterin Fuß zu fassen. Sie knüpft erste Kontakte mit Zeitungsleuten und Lektoren, mit namhaften Künstlern dieser Zeit und sie arbeitet sich Schritt für Schritt voran, über die Veröffentlichung ihrer Gedichte in Zeitungen bis hin zu eigenen Buchausgaben ihrer Werke. Doch 1933, mit der Machtergreifung Hitlers, wendet sich das Blatt. Als Jüdin erlebt sie erste Repressalien. Sie selbst bleibt relativ lange davon verschont, aber ihre künsterische Heimat im Umfeld des Romanischen Cafés, ihre Freunde, die die Kultur des damaligen Berlins darstellen, die Eingriffe seitens der Nationalsozialisten nehmen zu und die Ersten emigrieren ins Ausland. Sehr lange hält Mascha an 'ihrem Berlin' fest, doch irgendwann werden die Bedrohungen für die jüdische Bevölkerung so massiv, dass auch sie gehen muss, was aufgrund ihrer sehr komplizierten privaten Situation noch schwieriger wird als sowieso schon. 1938 emigriert die Dichterin schließlich mit ihrem zweiten Mann Chemjo Vinaver und ihrem Sohn in die USA.
Diese Geschichte hat einem die sicherlich nicht jedem bekannte Dichterin Mascha Kaléko nähergebracht, ihre Berliner Jahre, deren erster Teil für sie mit so viel Hoffnung und dem Erleben von Fortkommen und Bekanntheit einhergeht und dann der politische Umbruch und ihr persönliches Erleben als Jüdin in diesem zunehmend diktatorischen System. Gerade ihre Gedichte als Eckpfeiler dieses mehr oder weniger fiktiv nachempfundenen Lebensabschnitts zu nutzen, fand ich sehr gut gewählt und hat der Geschichte ein intensives Empfinden von Hoffnung, Angst, Zweifel und letztendlich der eigenen Kapitulation in der damaligen Zeit verliehen. Teilweise war die Gewichtung der Ereignisse sehr stark auf das Persönliche gelegt und gerade der aufkommende Nationalsozialismus kam lange eher wie ein mittellautes Hintergrundrauschen daher, was doch etwas irritierend war. Dagegen der letzte Besuch in ihrer altem Heimat, eine neue hatte Mascha nie wirklich gefunden, das damit verbundenen Résumée ihres Lebens war wirklich stark und zutiefst berührend.
Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, in vielerlei Hinsicht, aber ich bin mir sicher, vergessen wird man den Namen der Dichterin Mascha Kaléko und ihr Schicksal nach diesem Buch wohl niemals mehr.