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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2024

Mit fast 13 wird es manchmal etwas schwierig und dann ist da noch so was wie erste Liebe

Jungs braucht echt keiner! (Band 2) ... und trotzdem klopft das blöde Herz
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Hannah ist fast 13 und irgendwie ist gerade alles ziemlich stressig. Selbst die allerliebste kleine Schwester nervt und dann sind da die Freundinnen, die sie mit einem Jungen verkuppeln wollen, den sie ...

Hannah ist fast 13 und irgendwie ist gerade alles ziemlich stressig. Selbst die allerliebste kleine Schwester nervt und dann sind da die Freundinnen, die sie mit einem Jungen verkuppeln wollen, den sie wirklich nicht braucht. Denn es gibt ja Elias, den Jungen aus dem magischen Schrank in ihrem Zimmer. Für alle anderen ist er unsichtbar und so nimmt ihr natürlich auch keiner ab, dass sie ja irgendwie schon einen Freund hat, einen, den sie, wenn sie es auch nicht so richtig zugeben will, ziemlich mag. Alles echt schwierig eben, aber Hannah packt das schon, denn sie hat eine prima Familie, die das Gefühlschaos mit Wärme und Geduld auffängt.
Eine tolle Geschichte ist das hier, leicht, dem Alter der Leserschaft angepasst, mit viel Humor, einem sympathischen Mädchen, so richtig wie du und ich und die Menschen drumherum, die passen auch sehr gut. Und irgendwie kommt einem, wenn man an die eigenen Kinder denkt, das meiste doch recht bekannt vor, inklusive dem genau richtigen Maß an 'erster Liebe'.
Es macht einfach sehr viel Spaß, dieses Buch zu lesen.

Veröffentlicht am 17.08.2024

Gehen müssen und ankommen und dann wieder zurück

Und dahinter das Meer
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London, 1940, der zweite Weltkrieg ist auch in England angekommen. Um ihre Tochter Beatrix vor den Bombenangriffen der Deutschen zu schützen, beschließen deren Eltern schweren Herzens, sie aus London heraus, ...

London, 1940, der zweite Weltkrieg ist auch in England angekommen. Um ihre Tochter Beatrix vor den Bombenangriffen der Deutschen zu schützen, beschließen deren Eltern schweren Herzens, sie aus London heraus, zu einer Gastfamilie in den USA zu schicken. Beatrix kommt, schockiert von dieser Entscheidung, verzweifelt und mit einem Gefühl des Alleingelassenseins in Boston an. Aber die Familie mit ihren beiden Söhnen nimmt sie herzlich auf, mit viel Verständnis und Wärme und allmählich, über die Jahre, werden die Gregorys zu ihrer neuen Familie. Nach dem Krieg geht es zurück nach London und nun ist es die Fremdheit, die Entfremdung zu ihren eigentlichen Eltern, die Bea aufarbeiten muss. Die Geschichte geht bis in die 70er Jahre und als Leser erfährt man so auch, wie das Leben dieser zwei doch irgendwie über die Zeit verbundenen Familien weitergeht und wie aus dem 11-jährigen Mädchen eine Frau wird, der es letztendlich doch gelingt, das Erlebte positiv einzubeziehen in ihr eigenes Leben als Erwachsene.
Das Buch bindet die beteiligten Personen sehr emotional in die Geschichte ein. Jeder kommt 'zu Wort' und so wird das Geschehen, besonders intensiv und gelungen in den Kriegstagen und kurz danach, zu einem sehr nachvollziehbaren Ganzen zusammengefügt. Familie ist absolut so viel mehr wie ein Wort und größer, über die definierten Grenzen hinaus. Und diese Familie prägt unser Leben.
Ein bisschen mehr Zeit hätte das alles vielleicht noch berührender gemacht und einem die Personen noch nähergebracht, aber vielleicht wirkt ja auch gerade das 'nicht alles sagen' nach. Ich denke schon.

Veröffentlicht am 10.08.2024

Ein ganz alltägliches gutes Leben, Ehefrau, Mutter und trotzdem ist es oft so schwer

Genau so, wie es immer war
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Julia Ames ist Ende fünfzig, verheiratet, mit einem guten Mann und Mutter von zwei Kindern. Ihr Sohn macht sich gerade auf in ein eigenes selbstständiges Leben, die Teenagertochter ist auf dem Absprung ...

Julia Ames ist Ende fünfzig, verheiratet, mit einem guten Mann und Mutter von zwei Kindern. Ihr Sohn macht sich gerade auf in ein eigenes selbstständiges Leben, die Teenagertochter ist auf dem Absprung zum College. Leer wird es werden im Haus, das wird ihr bewusst und dann begegnet ihr im Supermarkt Helen, die ältere Freundin aus einem irgendwie anderen Leben. Viele Jahre ist es hier, ihr Sohn Ben war gerade 3, als diese Frau zu einem ganz wichtigen Halt in ihrem Leben wurde, für einige Zeit. Dinge, die sie damals getan hat, in ihrem Unglücklichsein, der Unzufriedenheit, einer Depression, sie hat sie bereut und Konsequenzen gezogen. Ob es die richtigen waren, damals und auch zu vielen anderen Zeiten in ihrem Leben, das sind Dinge, die wohl jeder hinterfragt, beim Rückblick in Vergangenes.
Diese Geschichte, die Geschichte eines amerikanisches Lebens, die einer Frau, in guten Verhältnissen, was die Erwachsenenzeit mit Mann und Familie betrifft, die Kindheit war da eher belastet, sie gibt uns Einblicke in all die Facetten der Gefühlswelt eines Menschen, der heftige Kämpfe mit seinen Emotionen austrägt, oft Unzufriedenheit empfindet und unbefriedigt ist, von dem, was seine vorgegebene und doch auch irgendwie selbstgewählte Rolle im inneren Zirkel der Familienbande und auch darüber hinaus, ausmacht und ihm abverlangt. Es gibt keine gravierenden Schicksalsschläge, keinen existentiellen Kampf, es ist einfach das, was aufeinandertrifft, das individuelle Sein eben dieser Julia und die eher unaufgeregten Gegebenheiten des Lebens, wie man sie zu bewältigen hat. Mal funktioniert es besser, mal weniger und auch der Faktor Alter und Zeit trägt natürlich seinen Teil dazu bei. Und man ist ziemlich nah dran, mit wiederholten Zeitsprüngen, die schon ein zusätzliches Maß an Aufmerksamkeit vom Leser fordern, aber auch helfen, dabei zu bleiben, denn manchmal könnten die Befindlichkeiten, die sich, das ist nun einmal so, auch wiederholen, sonst zu auch einem leichten Hauch von Ermüdung führen, vielleicht.
Dies ist ein Buch, das gut unterhält, mit Gefühlen, die einem näher sind und Teilen, da ist das dann einfach so, aber man kann dieser Frau einiges abgewinnen und das Ende schließt den Kreis.

Veröffentlicht am 09.08.2024

Eine Migrationsgeschichte in Deutschland, hart, bitter und mit Wut in den Worten

Als wir Schwäne waren
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Reza ist 10, als er mit seinen Eltern, der Vater Schriftsteller, die Mutter, Soziologin, aus dem Iran nach Deutschland flüchtet. Ihr neues Leben findet in einer Siedlung in Bochum statt und es ist schwer, ...

Reza ist 10, als er mit seinen Eltern, der Vater Schriftsteller, die Mutter, Soziologin, aus dem Iran nach Deutschland flüchtet. Ihr neues Leben findet in einer Siedlung in Bochum statt und es ist schwer, schwer zu ertragen für die Eltern, deren Abschlüsse nicht anerkannt werden und dazu führen, dass der Vater als Taxifahrer arbeiten muss. Demütigung, das ist das Gefühl, mit dem gelebt werden muss, in so vielen Situationen, jeden Tag, ein Wort, für das es in der arabischen Sprache viele unterschiedliche Worte gibt. Und Reza, der Junge aus dem gebildeten Elternhaus, auch er erfährt, was es heißt, aufzuwachsen, hineingezwungen in eine Blase, die keine Auswege bietet und letztendlich genau zu dem führt, was die Gesellschaft 'erwartet'.
Ein packendes von bitterer Realität, Verzweiflung, Aufbegehren, dem sich hineinschicken und tiefer Wut geprägtes Stück Literatur, getragen zu einem großes Teil von den Erfahrungen des Autors selbst, das bekommen wir hier angeboten. Und es fordert uns auf, es genauso, pur und ungeschönt, in dieser ganz besonderen Sprache von lyrischem Ausdruck und kantigen präzise gewählten alles ausdrückenden Worten, zuzulassen, hinzusehen, wie es wirklich ist.
Dieses zweite Werk des Schriftstellers Behzad Karum Khani, es wiegt schwer und man sollte es lesen. Los wird man es danach wahrscheinlich nie mehr und dafür wurde es geschrieben.

Veröffentlicht am 08.08.2024

Die Welt von Yorkshire gegen Ende der 1970er Jahre und zwei Freundinnen auf Ripper Jagd

Unser Buch der seltsamen Dinge
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Yorkshire Ende der 1970er Jahre, die Lage der kleinen Leute wird nicht besser zu dieser Zeit, Margaret Thatcher hat das Ruder übernommen, weniger Staatsausgaben und freier Markt und vor Ort treibt ein ...

Yorkshire Ende der 1970er Jahre, die Lage der kleinen Leute wird nicht besser zu dieser Zeit, Margaret Thatcher hat das Ruder übernommen, weniger Staatsausgaben und freier Markt und vor Ort treibt ein Frauenmörder sein Unwesen, Yorkshire-Ripper genannt. Die 12-jährige Miv lebt hier und es ist ganz und gar ihr zuhause. Innerhalb der Familie ist es nicht leicht. Alles ist anders geworden, seitdem ihre Mutter, ihre warmherzige sie einst umsorgende Mutter augehört hat zu sprechen und sich auch sonst weitgehend zurückgezogen hat vom Leben. Daher ist ihre Tante bei ihnen eingezogen und hält nun 'den Laden' auf ihre bestmögliche Art am Laufen. Doch da ist Bedrückung und eines Abends reden Vater und Tante darüber, hier wegziehen zu wollen. Das erschreckt Miv sehr. Sie will bleiben, bei ihrer Freundin Sharon, mit der alles leichter ist, was geschieht. Und sie beschließt, dies abzuwenden, indem sie den Ripper fängt. Denn dann ist es doch wieder sicher und für alle gut. Und so macht sie sich mit Sharon an ihrer Seite ans Beobachten und schreibt alles, was ihnen beiden merkwürdig erscheint, akribisch auf.
Was dabei herauskommt, ist eine sehr eigene vom Flair Yorkshires getragene Geschichte, vordergründig ein jugendlich geprägter Kriminalroman, aber in Wirklichkeit so ganz viel mehr. Es ist ein Blick hinter die Fassaden der kleinen grauen Häuser, in denen die Menschen leben, mit all ihren großen und kleinen Problemen, den Macken und Angewohnheiten, harmlos oder auch nicht, marottig, liebenswert, manchmal jedoch auch gravierend ernst bis hin zu häuslicher Gewalt und mehr. Und wir als Leser nehmen das sehr ruhig und vielleicht manchmal etwas zu beschaulich vorwiegend aus diesen Kinderaugen wahr, wobei aus Miv und Sharon im Laufe der Zeit und der Ereignisse ganz langsam eben auch Menschen werden, die sich hin zum jugendlich erwachsensein entwickeln. Und die zwischendurch eingetreute Sicht der wirklich Erwachsenen rückt ein paar Dinge dann auch wieder passend zurecht. Das Ende dazu, es passt zu diesem Buch, das so schön anders daherkommt und zudem eine Antwort gibt, auf eine Frage, die man eigentlich so ziemlich von Anfang an im Hinterkopf trägt.
Berührend und seltsam, auf positive Art und in mehr wie einer Hinsicht, diese Geschichte erfreut einen, trotz der auch schweren Themen, sehr.