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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2022

Eine zarte (Liebes)-Geschichte vor dem Hintergrund des K-Pop Geschehens

Snow in July
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Der junge Yu Na ist ein K-Pop Sänger, der noch am Anfang seiner Karriere steht.Von seinem Management und einer Menge geradezu erschwungener Verträge an ein Leben gekettet, in dem 20 Stunden Sing- und Tanztraining ...

Der junge Yu Na ist ein K-Pop Sänger, der noch am Anfang seiner Karriere steht.Von seinem Management und einer Menge geradezu erschwungener Verträge an ein Leben gekettet, in dem 20 Stunden Sing- und Tanztraining am Tag, systematisches Hungern und gewalttätige, qualvolle und demütigende Repressalien bei jeder Art von Schwäche oder gar Aufbegehren, Gang und Gäbe ist, ist er in seinem Inneren voller Angst und regelrecht traumatisiert. Zudem muss er öfters 'Termine wahrnehmen', die nichts anderes als Liebesdienste sind und bei denen er seinen Einladern völlig ausgeliefert ist. Nach einem besonders schlimmen dieser Termine wird er, wie üblich von einem Fahrer abgeholt. Dies ist seit zwei Wochen Tae, der auch als sein Bodyguard fungiert. Tae merkt sofort, dass etwas nicht stimmt und Yu Na bricht regelrecht vor ihm zusammen. Der kräftige Mann kümmrt sich rührend um den total verängstigten Jüngeren, den er von Anfang an sehr gemocht hat. Er ahnt schon seit längerem, wie schlimm die Firma mit ihren 'Klienten' umgeht, aber bis jetzt hat er die Augen davor verschlossen. Doch jetzt ist ihm ein Wegschauen micht mehr möglich, nicht nachdem er diesen zitternden Jungen ins Auto hat tragen müssen, so schlimm ist sein Zustand. Und von diesem Augenblick an verändert sich etwas, für sie beide.
Dies ist eine sehr zarte, berührende Geschichte, mit ganz viel Sanftheit und 'Geduld' erzählt, auf der einen Seite sehr fokussiert auf ihre beiden Protagonisten, aber trotzdem erlebt man den Hintergrund und die ganze Tragweite dessen, was diese in Abhängigkeit gebrachten 'Stars' zu erleiden haben, mit. Und das geschieht auf eine so koreanisch zurückhaltende Weise, die uns das Meiste dieses Grauens mehr erahnen lässt wie dass es konkret erzählt vor den Lesern ausgebreitet wird. Und das macht es eigentlich noch viel echter, gerade wenn es darum geht, es nachzufühlen.
Ich fand dieses Buch, das seine Geschichte nach der deutschen Übersetzung auch noch in Englisch erzählt, besonders, verbunden mit einer ganz eigenen Art des Erlebens, Erlesens, wenn man so will.
Nicht für jedermann, aber wer eine Verbindung dazu findet, toll.

Veröffentlicht am 12.09.2022

Familie, weiblich und sich durchschlagen ist das Lebensmotto

Fliegen oder fallen
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Kanada in den 1970er Jahren, in einer Kleinstadt direkt am Sankt-Lorenz-Strom kämpfen sich Trudy und ihre Mutter Claire zusammen mit der 4-jährigen Mercy, Tochter ihrer Schwester Tammy, gemeinsam durchs ...

Kanada in den 1970er Jahren, in einer Kleinstadt direkt am Sankt-Lorenz-Strom kämpfen sich Trudy und ihre Mutter Claire zusammen mit der 4-jährigen Mercy, Tochter ihrer Schwester Tammy, gemeinsam durchs Leben. Trudy, die genau wie ihre Mutter und ihre Schwester früh schwanger wurde, hat sich im Gegensatz zu diesen für eine Abtreibung entschieden und beschlossen, fortan ohne die Komplikation Mann zu leben. Die Drei sind genug damit beschäftigt, den Kopf oben zu halten, aber für Mercy, ein wahrer Sonnenschein, da zu sein, macht es leichter. Doch dann erscheint Jules auf der Bildfläche und Trudy knickt ein. Und natürlich verursacht dieser Mann, ein Stuntman, 'Komplikationen', denn er plant, mit einem selbstkonstruierten Rakentenauto über den an dieser Stelle zwei Kilometer breiten Fluss zu springen, mit Fernsehteam im Rücken und dem Traum von Berühmtheit und Geld. Wie das ausgeht? Wenn es nach Trudys bisherigem Leben geht, dann tendenziell eher nicht gut. Aber man wird sehen.
Dies ist eine Geschichte, in der man die Menschen, die da so vor sich hinwursteln, recht weit unten im System, durchaus lieb gewinnt. Und obwohl sie eigentlich nichts zu lachen haben, nimmt man als Leser das Ganze als sympathisch und auch humorvoll wahr und fühlt sich einfach gut unterhalten. Hat definitiv Spaß gemacht.

Veröffentlicht am 11.09.2022

American Crime im düsteren Philip Marlowe Stil, mit anderer Perspektive

Ein einsamer Ort
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Dorothy Hughes hat dem Kriminalroman zu ihrer Zeit, in der 40er Jahren des letzten Jahrhunderts, ganz neue Perspektiven mit auf den Weg gegeben. Das düstere Philip Marlowe Flair entspricht dem damals gern ...

Dorothy Hughes hat dem Kriminalroman zu ihrer Zeit, in der 40er Jahren des letzten Jahrhunderts, ganz neue Perspektiven mit auf den Weg gegeben. Das düstere Philip Marlowe Flair entspricht dem damals gern genutzten Stil des kämpferischen Einzelgängers, der sich durch die dunklen Ecken der Stadt arbeitet, sowohl geographisch wie auch gesellschaftlich und seine Ermittlungen irgendwann zu einem alles in allem gerechten Ende führt. Aber hier wird nicht diese 'gute Seite' ausgeleuchtet, sondern schwerpunktmäßig sein Gegenpart, das Treiben des Serienmörders, Täters, des kranken paranoiden Individuums. Wir lernen diesen Mann kennen, erfahren seine Vorgeschichte als erfolgreicher Jagdflieger im Krieg und von seinen Absturz danach. Die Demütigungen, angefangen mit den Finanzspritzen seines Onkels und die Frauen, die Frustration und der Hass, nicht mehr machtvoll und bestimmend zu sein, sondern ein Nichts, die Dinge nehmen ihren Lauf. Immer mehr verhakt er sich in seiner eigenen Welt und schafft sich, ein Ventil. Dem, der ihn versucht zu stoppen, einem Detective und Freund aus alten Tagen, ist er immer irgenwie einen Schritt voraus. Aber wir, die Leser, wir sind auf Augenhöhe mit dabei.
Diese Kriminalgeschichte, sie packt einen gerade ob ihrer ganz eigenen atypischen Art. Sie hebelt das Regelwerk der Ermittler -Täter Gewichtung auf und man verbringt viel Zeit mit der Sicht auf die tiefe Düsternis einer menschlichen Seele.
Ein echter Krimiklassiker!

Veröffentlicht am 06.09.2022

Ein gewaltiges Werk, harter Tobak und ein Krimi mit viel Louisiana-Flair

Die Tote im Eisblock
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Der 19. Dave Robicheaux Fall ist nun auch bei uns eingetroffen und erneut kämpft sich unser Protagonist mit seinem Kumpel Clete durch ein Dickicht von Gewalt und brutal gezeichneter Kriminalität, diesmal ...

Der 19. Dave Robicheaux Fall ist nun auch bei uns eingetroffen und erneut kämpft sich unser Protagonist mit seinem Kumpel Clete durch ein Dickicht von Gewalt und brutal gezeichneter Kriminalität, diesmal bis hinauf in die High Society Lousianas, zu den mächtigsten Strippenziehern und Intriganten des Landes. Es gibt jede Menge Leichen und nicht nur das Buchwerk an sich ist gewaltig. Gewalt zieht sich durch die gesamte Story, aus Gewalt und Rohheit mischt sich das Flair, das alles umgibt. Das ist ein Stück vom echten Amerika, wie man sich das so vorstellt und das einem hier mehr wie authentisch vorgesetzt wird. Und die Themen, die diesen Kriminalroman als solchen fast schon überspülen, umfassen fast alles, was die Gesellschaft so umtreibt, immer und immer wieder. Hier geht es um eine Öl-Katastrophe, um das organisierte Verbrechen, um Vergewaltigung, Folter, Massenmord, das Trauma Vietnam und noch einiges mehr und natürlich um Alkoholismus, der ja auch die beiden Hauptcharaktere auf die ein oder andere Weise ständig begleitet.
Fast 800 Seiten, schon ein sehr dicker Wälzer, aber ich habe mich gerne mitnehmen lassen, hinein in diese brutal harte Welt, mit diesem rauhen Lokalkolorit, diesen Menschen, deren Zuordnung zu gut und böse seine Eindeutigkeit oft eingebüßt hat und diesen zwei Typen, deren Freundschaft schon so viele Jahre und Fälle überdauert hat, auch auf die ein oder andere Weise.
Ein Hoch auf Burkes 19. und von mir aus kann es weiter gehen.

Veröffentlicht am 05.09.2022

Vier Ninja-Kinder auf detektivischen Pfaden und was ist schon normal

Die letzten Ninjas und der Juwelenraub
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Darf ich vorstellen, die letzten Ninjas geben sich in dieser Geschichte das erste Mal die Ehre und ermittlen in einem Juwelenraub, der gerade bei ihnen um die Ecke passiert ist. Da ist Josh, immer allein ...

Darf ich vorstellen, die letzten Ninjas geben sich in dieser Geschichte das erste Mal die Ehre und ermittlen in einem Juwelenraub, der gerade bei ihnen um die Ecke passiert ist. Da ist Josh, immer allein unterwegs und für seinen größten Wunsch, ein richtig echter Ninja zu sein, trainiert er viel. Eines Tages trifft er auf die quirlige Toni, die ihm gegen ein paar ältere Jugendliche zur Seite steht und dann tauchen auch noch Luis und Emil auf, zwei Freunde, der eine blind, der andere mit autistischen Zügen. Dass sie alle vier anders sind, das ist ihnen schon klar. 'Aber was ist schon normal?', eine Frage die sich Josh auch manchmal stellt. Auf jeden Fall kommen sie gut miteinander aus, Freunde, Ninjas, was auch immer und dann gibt es etwas zu tun. Der Dieb des Schmucks aus dem Juweliergeschäft, er muss gefasst werden und dank Tonis Beobachtung beim Hundesitten haben die vier Neudetektive auch schon einen Verdacht.
Dies ist ein spannendes sehr unterhaltsames Buch mit einer ordentlichen Portion Krimigeschichte drin. Es macht Spaß, den Vieren bei ihren Ermittlungen zu folgen. Jeder kann hier seine ganz speziellen Fähigkeiten einbringen. Ohne den jeweils anderen funktioniert es nicht und sich das klarzumachen, dass gibt dem ganzen Ninjatrupp ein gutes Gefühl. Und dieses anders sein, daran denken sie jetzt viel weniger, warum auch, denn, ihr wisst doch, 'was ist schon normal?'
Gibt es darauf überhaupt eine Antwort und wenn, ist das so erstrebenswert.
Viel Spaß beim Lesen!