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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2019

Wenn ein junges Leben so schwer ist, ist diese sensible Hilfe ein Segen

Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt
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Die 14-jährige Sofie fühlt ihre Welt dunkel und ohne Freude. Ihre Mutter ist vor einigen Monaten völlig überraschend gestorben, ihr Vater ist mit seiner eigenen Trauer beschäftigt und ihre beste Freundin ...

Die 14-jährige Sofie fühlt ihre Welt dunkel und ohne Freude. Ihre Mutter ist vor einigen Monaten völlig überraschend gestorben, ihr Vater ist mit seiner eigenen Trauer beschäftigt und ihre beste Freundin ist zwar immer für sie da und sehr geduldig im Umgang mit ihr, aber so ganz kann sie sich in Sofies so lange andauernde Verzweiflung und Trauer doch nicht einfühlen. Und dann kommt Hilfe, von einer Seite, die man eigentlich nicht so wirklich ernst genommen hätte, einer Ratgeberseite im Internet mit Namen 'Frag Kate'. Aber Sofie versucht es einfach mal und Kate, denn so heißt die Dame, die sich der Anfragen annimmt, tatsächlich, schreibt zurück. Und sie geht wirklich auf Sofies Fragen und ihre Situation ein und mit ihrer zugewandten klugen, aber glücklicherweise auch sehr objektiven Sichtweise der Dinge, kann sie tatsächlich helfen, helfen beim Trauern, beim Entscheidungen treffen und bei all dem, was ein junges Mädchen trotz allem so bewegt, Jungs inbegriffen. Aber nicht nur in diesem Briefwechsel tut sich mit der Zeit etwas, auch im realen Leben gibt es Veränderungen, die manchmal sogar richtig schön sein können.
Es geht in dieser Geschichte um eine große Trauer, aber auch um Annäherung, Liebe, Freundschaft und die Entdeckung, das es weitergeht und das auch das Gefühl der Freude und des Glücks wieder fühlbar werden, mit der Zeit. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, vom ersten Augenblick direkt mitten hinein in Sofies Leben mit genug Einblicken, um mit dabei zu sein in dieser ihrer eigenen Gefühlswelt. Aneinandergereiht ist dies in den Ablauf eines Jahres, in zwölf Monate mit ganz viel zwischen den Buchseiten, über das, was in Sofies zusammengebrochener Welt so passiert, um dann ganz langsam auf eine ganz neue Art 'wieder heil' zu werden.
Eine wunderbare Geschichte bietet dieser Roman, der sich tief einfühlt in junge Menschen dieses Alters und absolut authentisch und überzeugend 'rüberkommt' und das nicht nur für Sofies Altersgruppe, sondern auch für Erwachsene.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 27.05.2019

Ein aufgebrachtes ruheloses und sehr anstrengendes Leben, bis dahin

Das wilde Leben der Cheri Matzner
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Der Radiologe Solomon Matzner und seine italienische Frau Cici erwarten ihr erstes Kind und freuen sich sehr darauf. Doch dann kommt es zu einer Fehlgeburt, die zudem dazu führt, dass das Paar keine eigenen ...

Der Radiologe Solomon Matzner und seine italienische Frau Cici erwarten ihr erstes Kind und freuen sich sehr darauf. Doch dann kommt es zu einer Fehlgeburt, die zudem dazu führt, dass das Paar keine eigenen Kinder mehr haben kann. Solomons geliebte Frau stürzt in eine tiefe Depression und er weiß sich nicht anders zu helfen, wie die sich ihm bietende Gelegenheit zu nutzen und die Adoption eines Babys zu bewerkstelligen. Cici ist überglücklich über dieses 'ihr geschenkte' Kind und sie überschüttet die kleine Cheri mit ihrer Liebe. Cheri zeigt schon früh ein ruheloses, sich gegen alles auflehnendes Wesen. Sie hat manchmal das Gefühl, das ihre Familie nicht wirklich ihr Zuhause ist. Als sie dann relativ spät erfährt, das sie adoptiert wurde, trifft sie das sehr und macht ihr Leben als junges Mädchen und später als Erwachsene für sie selbst nicht leichter. Es ist unstet und von Brüchen durchzogen. Und es ist ihr auch nicht möglich in einer eigenen Familie eine innere Heimat zu finden.
Die Geschichte selbst ist unruhig und hektisch und drückt so Cheris pure Rebellion gegen irgendwie die ganze Welt aus. Dem gegenüber steht der tolle, eher ruhige Schreibstil der Autorin, der der Ruhelosigkeit entgegensteht, aber nicht in einem negativen Sinne. Ich finde, die Wahl des Erzählstils hält die Geschichte auf diese Weise richtig gut zusammen und macht den Roman letztendlich zu einem schlüssigen Werk mit einem Ende, mit dem ich sehr zufrieden bin, wenn mir auch beim Nachsinnieren über Cheris Geschichte kurz der Gedanke kam, wie ihr Leben wohl weiter geht. So ganz zu Ende erzählt scheint es mir noch nicht zu sein.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Stadt trifft Land und das macht fast allen Spaß, nach einer Weile

Bell und Harry
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Die Londoner Familie Bateman zieht es aufs Land. Gerade der stressgeplagte Vater, ein vielbeschäftigter Journalist, hofft dort, in einem im schönen Yorkshire angemieteten Bauernhaus, ein bisschen zur ...

Die Londoner Familie Bateman zieht es aufs Land. Gerade der stressgeplagte Vater, ein vielbeschäftigter Journalist, hofft dort, in einem im schönen Yorkshire angemieteten Bauernhaus, ein bisschen zur Ruhe zur kommen. Ihre Vermieter, die Teesdales, mit ihrem Jüngsten Bell, sind eigentlich sehr verträglich, ebenso wie die freundlichen, aber bzgl. Landwirtschaft völlig ahnungslosen Batemans, deren Nachzögling Harry nebst Bruder und Freund ebenfalls mit von der Partie ist. Nach einigen Mähtechnischen Problemen, die fast zur Abreise der Städter geführt hätten, kommen sich die beiden Familien, gerade durch die Freundschaft von Bell und Harry näher. Deren kleine Abenteuer, die den vereinten Einsatz von 'Stadt und Land' und einiger Dorfbewohner dazu erforderlich macht, um dann letztendlich gut auszugehen, macht aus den Menschen, die schon irgendwie aus verschiedenen Welten kommen, richtige Freunde und die Batemans werden jeden Sommer und so manchen Winter herzlich in die Dorfgemeinschaft mit all ihren schrägen Gestalten aufgenommen.
Der Roman ist episodenhaft aufgebaut, in einer fortlaufenden zeitlichen Abfolge bis ins Erwachsenenalter der beiden Jungs Bell und Harry hinein. Hier geht es nicht um Action und großes Drama, einige kleinere sind schon dabei, sondern um fast durchgehend freundlich und relativ entspannt gehaltene Lebenssequenzen, fernab des Stresses und des 'Mehr Schein wie Seins' der Großstadt. Hier verläuft alles noch echt, es geht um glückliche Lebensexistenzen mitten in der Natur, um die Produktion von Essen, direkt und indirekt, und das Leben mit Mensch und Tier. Es ist einfach nur entspannend, sich mit diesem Buch in eine Ecke zu setzen und neben der Lesefreude selbst, auch ein bisschen die Friedlichkeit dieser beruhigenden Landgemeinschaft mitzunehmen. Und ein inneres und vielleicht manchmal auch direktes Lächeln im Gesicht ist garantiert auch mit dabei.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Der Sommer der ersten Liebe, zart und einfühlsam

Siebzehnter Sommer
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Die 17-jährige Angie lebt in einer Kleinstadt in den USA der 1940er Jahren. Gerade hat sie die Highschool abgeschlossen und ein letzter sorgloser Sommer liegt vor ihr. Denn im Herbst wird sie ihr Zuhause ...

Die 17-jährige Angie lebt in einer Kleinstadt in den USA der 1940er Jahren. Gerade hat sie die Highschool abgeschlossen und ein letzter sorgloser Sommer liegt vor ihr. Denn im Herbst wird sie ihr Zuhause verlassen und zum Studieren an ein weiter entferntes College gehen. Sie freut sich sehr darauf, auf dieses neue freie Leben mit all seinen Chancen auf eine wundervolle Zukunft.
Bisher hat sie wenig mit Jungens zu tun gehabt und eigentlich hat sie auch nicht vor, dies so kurz vor ihrem Aufbruch 'raus in die Welt' zu ändern. Doch dann bittet sie Jack, der heißumschwärmte Basketballstar ihrer ehemaligen Schule um ein Date. Und daraus wird mehr. Sehr langsam und zart nähern sich die beiden einander an. So ungeheuer sanft und berührend wird sie beschrieben, diese 'erste große Liebe', so ohne Arg und voller Zutrauen in sein jeweiliges Gegenüber. Es ist einfach schön, dies mitzuerleben. Hier will man nicht kritisieren, keine Schwachstellen finden, sondern einfach dabei sein, wenn Angie mit einem Liebeserleben beschenkt wird, das sie gut rüstet für ihre Zukunft, wenn sie als junge Frau aus diesem Sommer zurückkehrt, in das Leben, das sie für sich geplant hat.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Ein Postbote dreht ein bisschen am Schicksal, auf gute Art

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
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Girifalco ist ein kleines Dorf in Kalabrien, in Italiens Süden. Hier verläuft das Leben ruhig und weitgehend harmonisch. Aber natürlich haben auch die Menschen, die hier leben, ihr Päckchen zu tragen und ...

Girifalco ist ein kleines Dorf in Kalabrien, in Italiens Süden. Hier verläuft das Leben ruhig und weitgehend harmonisch. Aber natürlich haben auch die Menschen, die hier leben, ihr Päckchen zu tragen und gerade die schicksalhaften Dinge, die ihre Seele zuweilen tief niederdrückt, machen diese meist eher im Stillen mit sich selbst aus, auch oder vielleicht auch gerade, weil hier jeder jeden kennt.
Und mitten unter ihnen der Postbote dieser kleinen Gemeinde. Leise und ruhig stellt er Tag für Tag die an sie adressierten Briefe zu, immer zuverlässig und stets freundlich. Doch dieser nette Mann weiß mehr über sie, als sie sich denken können, denn er kennt den Inhalt der Briefe, die sie erhalten. Und das deshalb, weil er viele der Briefe vorher öffnet, den Inhalt auf eine bestimmte Weise archiviert, und sie erst dann, in einigen Fällen manchmal auch ein bisschen umgeschrieben, milder und schonender, weiter gibt. Dabei ist es stets das Wohl der Dorfbewohner, das ihn zu seinem Tun anhält. Und darüber hinaus vielleicht auch einfach das Bedürfnis, auf diese Weise am Leben teilzunehmen, denn von einem eigenen wirklich lebendigen Leben hat er sich weitgehend zurückgezogen, seitdem ihm seine große Liebe versagt geblieben ist.
Die Langsamkeit, mit der wir Leser diesen mit einer oftmals philosophischen Betrachtungsweise durch sein Dorf wandelten Postboten begleiten dürfen, getragen von der sanften Fluss der Sprache des Autors, das ist einfach schön und lässt, trotz kleiner durchaus vorhandener Turbulenzen, einen selbst, zufrieden und mit einem Lächeln auf den Lippen mit spazieren. Der einzige Wermutstropfen liegt im eigenen Bewusstsein, das dieser eigenartige Mensch dabei wohl an einem eigenen Leben vorbeilebt, ein bisschen so als ob ihm der Mut dafür fehlen würde. Und das ist natürlich ein bisschen traurig.